Klient-Therapeut: echte Beziehung, oder doch nur „fiktives Konstrukt“?
Mich würde interessieren, wie ihr darüber denkt. Kann man die therapeutische Beziehung als „echt“ bezeichnen, oder nicht?
Investiert der Therapeut „echte“ Gefühle in die Therapie, oder nur „kontrollierte, an der Oberfläche daseiende Gefühle“?
Beispiel: Therapeut sagt zu Klient: ich stehe Ihnen sehr wohlwollend gegenüber, Sie sind mir wichtig… usw.
Inwiefern sind diese Aussagen „ernst“ zu nehmen? Spricht die Therapeutin in diesem Fall von „echten“ Gefühlen, die in ihr sind, oder doch nur von Gefühlen, wo sie glaubt, dem Klienten damit „einen Gefallen“ zu tun, weil dieser solche Aussagen braucht, um sich „sicher“ zu fühlen?
Meiner Meinung nach herrscht zwischen Klient und Therapeut an ziemliches Ungleichgewicht in der Beziehungsgestaltung:
Klient investiert „echtes“ Gefühl, Therapeut gibt dies zurück, ist in sich aber distanziert, und nicht wirklicht „IN“ in der Beziehung, sondern eher ausserhalb. Also irgendwie wird vorgegeben eine Beziehung eingegangen zu sein, aber wohl eher nur von „Klienten-Seite“ aus…
Der Klient erzählt alles über sich, der Therapeut nichts von sich.
Wenn ich mich in den Therapeuten hineinversetze, also in den Beruf des Therapeuten, kann ich derartige Regeln und Prinzipien verstehen. Wenn sich Therapeuten „wirklich“ auf ihre Klienten einlassen würden, dann wären sie wohl irgendwann komplett ausgebrannt. Wenn Therapeuten über ihre persönlichen Schwächen und Vorlieben reden würden, würden sie mehr Angriffsfläche für manipulativ agierende Patienten bieten usw.
Wenn ich mich allerdings versuche in die Situation des Klienten hineinzuversetzen - was ganz gut klappt, da ich selbst in Therapie bin *g* - macht mich das eher traurig. Zu wissen, dass man echte Dinge in eine Beziehung investiert (wohlwissend, dass es „nur“ Therapie ist), doch vom Gegenüber nicht mal die Hälfte zurückkommt.
Für mich hat das immer so den Eindruck von einer sterilen, klinischen Situation… also von Therapeuten Seite aus… mich persönlich verletzt das irgendwie und es macht mir Angst. Lediglich ein Arbeitsauftrag zu sein…
…letzte Frage: wenn eine Therapeutin zu einem Klienten sichtlich traurig sagt: ich habe manchmal das Gefühl, Sie wollten mich fertigmachen… wie empfindet ihr das? Ist das noch professionell?
Meine Therapeutin sagte mir das in der letzten Stunde, weil ich ihr eine sms geschrieben habe (auf ihr Arbeitshandy, sie hat kein Praxistelefon), wo ich genau das thematisiert habe…
Ich hoffe, meinen Beitrag gibts jetzt nicht zweimal, wenn ja, kann man den ersten, kürzeren löschen? ich bin neu hier und kenne mich leider noch überhaupt nicht aus… habe gestern schon einen Artikel dazu geschrieben, ihn heute aber nicht mehr gefunden? Bin entschuldigt meine „Doofheit“ *g*
Liebe Grüsse,
les