Klimaktisch, antiklimaktisch

Hallo!
Ich hoffe, es wendet sich wegen Obigem noch keiner mit Grausen :slight_smile:
Ich möchte nur wissen, ob diese Vokabeln, die der Duden (noch) nicht aufgenommen hat, im Deutschen inzwischen so gebräuchlich sind, dass man sie verwenden kann, ohne als Sprachbanause zu gelten.
Natürlich habe ich bereits gegoogelt und mein Eindruck ist, es sind noch Exoten, aber vielleicht ist hier jemand kundiger.
Gruß,
Eva

Holy crap !

:blush:

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Hallo,

„klimatisch“ halte ich für durchaus geläufig und der Online-Duden kennt es. Bedeutung: das Klima betreffend. Beispiel: „die klimatischen Bedingungen in der Wüste stellen hohe Anforderungen an die Autos.“ Oder: „die klimatischen Veränderungen der Sibirischen Arktis sind dieses Jahr besonders stark zu beobachten.“

Allerdings wüsste ich nicht, was „antiklimatisch“ ausdrücken sollte.

Grüße
Pierre

klimaktisch :slight_smile:

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Oh. Mit Brille wäre das nicht passiert. :nerd_face:

Das Substantiv Klimax hört man selten, ist mir aber schon untergekommen. Die abgeleiteten Adjektive habe ich noch nie gehört oder gelesen.

Ich fürchte, man gilt eher als Nerd.

Hi Eva,

klimaktisch, antiklimaktisch haben beide nichts mit „Klima“ zu tun, sondern vielmehr mit „Klimax“ = Höhepunkt, und zwar auf den Spannungsverlauf in einem literarischen Werk bezogen.

Beide sind in diesem Kontext geläufig.

Gruß
Metapher

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Hallo Metapher!
Das weiß ich, dass sie nichts mit Klima zu tun haben :laughing:
Ich war im Zweifel, ob ich in einer Übersetzung jemandem von seinem Gegenüber vorwerfen lassen kann, er wäre der ungekrönte König der antiklimaktischen Gesprächspause, weil er nach bedeutungsschwangerem Schweigen in einer Unterhaltung stets eine unfassbare Belanglosigkeit absondert.
Ist erst nur eine Gedanke, ich bin noch in der sprachlichen Findungsphase :innocent:
Wie immer lieben Gruß,
Eva

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Yep, da passt es jedenfalls bestens.

Lieben Gruß zurück.

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Ich habe beide Wörter noch nie gehört aber vermute, dass sie vom „Klimax“ (Höhepunkt) abstammen könnten.
Geht es in Richtung Medizin oder Literatur?

Hallo!
Eher in Richtung Literatur, denn es sind tatsächlich ein Verlagschef und ein Literaturagent, die sich da nicht ganz grün sind😄
Gruß
Eva

Hi,

Es ist tatsächlich ein Fachbegriff aus der Literaturanalyse. Ich wüsste nicht, wie man den Begriff anders ausdrücken sollte. Das englische Original scheint nicht gerade umgangssprachlich zu sein, auf jeden Fall nicht an dieser Stelle, also würde ich antiklimaktisch verwenden. Erst recht, wenn es sich um Leute vom Fach handelt.

Die Franzi

In deiner Textpassage hat es auch nichts mit Literatur zu tun. Es ist nur ein trefflicher Ausdruck für ein bestimmtes dialogisches Verhalten.

Der Ausdruck findet sich öfter natürlich im Kontext der Kritik an einer Storyline, wenn ein auf eine Klimax, einen Showdown zulaufendes dramatisches Geschehen perfekt frustrierend-öde in den Sand gesetzt wird. Oder, noch allgemeiner, wenn eine Pointe verpatzt wird.

Deshalb finde ich auch die (wie ich jetzt sehe) häufige lexikalische Übersetzung des engl. „anticlimactic“ als „enttäuschend“ für absolut nicht zutreffend, es verpatzt die Pointe dieses Ausdrucks: „frustrierend“ trifft da fast immer besser. Aber „antiklimaktisch“ ist in Bezug auf die externe Beschreibung von Dialogen, insbesondere Konflikt-Dialogen, durchaus geläufig.

Hi,

I beg to differ. Es ist auch im Englischen ein Fachbegriff, das „normale“ Englisch, auch in der Hochsprache, bietet genug Ausdrücke für „frustrierend“. Letzteres trifft übrigens nicht den Punkt. Antiklimaktisch ist das Adjektiv zu Antiklimax, einem Stilmittel.

Die Franzi

Hi,

Mein Ersatz von „frustriend“ für „enttäuschend“ bezog sich ausschließlich auf die umgangssprachliche, nicht die fachspezifische Verwendung. Ich hatte dabei → diese Beispiele im Sinn. Und natürlich die Angabe in div. Lexika,

Das weiß ich und hab es ja auch bereits angedeutet. Es ist aber ebenso ein gängiger Ausdruck in der Psychologie von (Streit-)Dialog-Dynamiken. Insofern also in dem Beispiel von Eva absolut zutreffend.

Hi,

Sowohl frustrierend als auchenttäuschend sind beschreibungen der reaktion auf das Verhalten. Das engl anticlimactic beschreibt das Verhalten. Das ist eine interpretierende Übersetzung, was durchaus erlaubt ist. Aufgrund des auszuges aus dem Original vermutlich, dass der Sprecher nicht seine reaktion beschreibt (er ist nicht enttäuscht), sondern das Verhalten dessen, über den er spricht: eine gesprächspause, die den dramatischen Verlauf der Diskussion zerstört. Nachdem der Sprecher entweder der verlagschef oder der literaturagent ist, liegt es näher, dass er den Fachbegriff verwendet, um die Taktiken des anderen zu kritisieren, und nicht ein „normales“ Wort, um seiner Enttäuschung Ausdruck zu verleihen.

Letzteres wäre entweder eine unterwürfige Geste gegenüber dem Gesprächspartner und damit der Anfang vom Ende vom Streit und vielleicht auch Text, oder eine machtdemonstration: ich sehe deine Waffen u habe ebenso mächtige.

Die Entscheidung muss natürlich @newcallas treffen, sie hat den ganzen Text.

Die Franzi

Es ist der Literaturagent, der das denkt, weil der Verlagschef ihm ein Ohr abkaut, während er dringend wen anderes sprechen muss. Die Szene ist sarkastisch angelegt, mit ein bissl Komödie on top.
Es ist auch im Englischen ein Fachbegriff, - nein, ich habe im Forum von dict.cc nachgefragt. Kann man durchaus in der Alltagssprache benutzen.
Danke und Gruß
Eva

So isses. Es ist kein Fachbegriff, sondern eine durchaus gebräuchliche → rhetorische Figur.

In gesprächspsychologie bzw. Argumentationstechnik insbesondewre auch im Sinne - wie oben beschrieben - von „verpatzte Pointe“ oder (wie ja gerade in deinem Beispiel gezeigt) „frustrierendes dialogisches Verhalten (wenn nämlich statt einer dringend erwarteten sachlichen Reaktion eine alberne offtopic Belanglosigkeit folgt)“. Es hat dann insbesondere einen ironisch-zynischen Unterton - wie ja ebenfalls in deinem Beispiel.

Gruß
Metapher

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Hi,

Das eine schließt das andere ja nicht aus, nur muss man nicht was anderes suchen, … aber ich glaube, darum geht es gar nicht mehr.

Die Franzi