Klingelhosen um Kind nachts trocken zu kriegen?

Hi,

ich wüsste gern, was Ihr von sogenannten Klingelhosen haltet, um Kinder trocken zu kriegen (Hose klingelt, wenn das Kind in die Hose macht – Kind wacht auf und gewöhnt sich daran, zukünftig rechtzeitig aufzuwachen).

Hintergrund ist der, dass unsere Tochter schon 4 ½ ist und nachts noch Windeln braucht, die morgens auch proppevoll sind. Sie leidet selbst drunter und würd sie gern weglassen. Haben auch schon mal versucht, sie im Schlaf auf die Toilette zu setzen (ohne, dass sie irgendwas davon merkte). Aber da sie nachts noch 3-4 mal macht, haben wir es bald aufgegeben, da die Hälfte doch im Bett landete, wenn wir 5 min. zu spät kamen.

Oder gibt es andere Tipps?

Schon mal danke, Brigitte

Hallo Brigitte -
in dem Alter ist es noch völlig normal, wenn Kinder noch eine Windel brauchen.
Der Sohn unserer Nachbarn braucht auch mit 5 Jahren nachts noch eine Windel - auch das ist - „fachlich gesehen“ - noch normal! Ich persönlich halte diese Hosen für eine Quälerei - auf jeden Fall sind sie aber in dem Alter nicht angebracht.
Lass ihr doch einfach noch Zeit, lieber ab Spätnachmittag nur noch wenig trinken, wenn das geht. Und wenn sie nachts aus anderen Gründen mal aufwacht (nicht deshalb wecken!) mit ihr aufs Klo gehen.
Durchhalten… :wink:
Viele Grüße,

Andrea

Andrea, ich selber hab da auch keine Probleme mit, dass sie noch eine Windel braucht. Nur sie selber möchte keine mehr tragen und ist immer unsagbar traurig, wenn´s dann doch nicht klappt - und fängt auch langsam an sich zu schämen dafür, obwohl wir nie ein Thema draus machen. Aber sie sieht ja selbst die anderen Kinder (Urlaub etc.). Aber da sie nachts so extrem tief schläft, wacht sie halt nicht auf.

Hallo Brigitte!

Unsere Erfahrungen mit Klingelhosen bei unserem - damals etwa 6jährigem Sohn - :
Wir - die Eltern - wurden nachts durch das Gejaule geweckt, während Sohn im Tiefschlaf verblieb. Das Problem hat sich dann „irgendwann“ von selbst erledigt. Große Hilfe war das nicht.
Jürgen

… und nimm einen bei fluessigkeitsaustritt aetzenden stoff, wie loeschkalk etc, oder schliess die windel an ne autobatterie an, die bei fluessigkeit kurzschliesst.

denn wenn du bereit bist, deinem kind mit psychoterror das pinkeln auszutreiben, dann kannst du ihm auch schmerzen zufuegen - da gibt es fuer mich absolut keinen unterschied.

versuch es doch mal mit alten hausmitteln: abends zum einschlafen nochmal auf den topf, trinkmenge gegen abend runtersetzen - hat doch ( wohl ) bei dir auch geholfen?

gruss
khs

„Danke“ für den tollen Tipp. Schon ausprobiert. Wie gesagt, mich stört es nicht, dass sie nachts Windeln trägt. Die einzige, die es stört, ist sie selber. Da ich ihr gerne helfen möchte, frage ich halt nach Erfahrungen mit diesen Hosen, weil mir mal jm. sagte, es helfe und ich da auch skeptisch bin.
Brigitte

habe meinen artikel spontan geschrieben, ohne deine weitergehenden erklaerungen gelesen zu haben.
trotzdem: ich lehne „klingelwindeln“ ab, da si imho psychoterror fuer alle beteiligten sind.
gruss
khs

Zum Thema „Klingelhosen“ möchte ich allen Interessierten einen m.E. grundlegenden Artikel anbieten. Ich halte die Erkenntnisse für so grundlegend, daß eine Verbreitung über diesen Weg angebracht erscheint:

Die Ängste eines Neugeborenen
Wenn das Baby zum Tyrannen wird
Wichtig ist, dem kleinen Kind die Furcht zu nehmen / Von Vitus Dröscher

„Babys muß man schreien lassen. Das stärkt die Lungen.“ Dieses oberste Gebot herrscht heute noch in vielen Kinderstuben. Das Schreizimmer in den Entbindungskliniken, in denen zwanzig und mehr Babys stundenlang um die Wette brüllen, ist bereits der Anfang dazu. Und in einem Mütterbuch steht noch zu lesen: „Das Baby, das immer gleich aufgenommen und beruhigt oder gar gefüttert wird, sobald es schreit, wird schnell zu einem wahrhaften Tyrannen werden, welcher seiner Mutter keinen Frieden geben wird.“ Und Autoritätsanbeter sehen schon im Baygebrüll den Keim zu späterem Ungehorsam.
Bewiesen ist von diesen plausibel klingenden Überzeugungen nichts. Wie sehen die Tatsachen aus, die Wissenschaftler merkwürdigerweise erst jetzt exakt zu erforschen beginnen? In Baltimore hat Professor Mary Ainsworth mit ihren Mitarbeitern viele Mütter und deren Kinder ein volles Jahr lang beobachtet, und zwar in Abständen von drei Wochen jeweils für vier Stunden.
Die Ergebnisse sind verblüffend: Alle Kinder, die während der ersten drei Lebensmonate von der Mutter häufig liebevoll getröstet wurden, wenn sie weinten, schrien später im Alter zwischen neun und zwölf Monaten nicht, wie erwartet, mehr, sondern erheblich weniger als jene, denen die Mutter durch Nichtbeachten des Schreiens das Gebrüll abgewöhnen wollte. Also nicht diejenigen Babys wurden zu Tyrannen, auf deren Weinen hin die Mutter immer gleich gelaufen kam, sondern gerade die anderen, die man brüllen ließ.
Bislang waren sich zahlreiche „Experten“ darüber einig, daß belohnende, tröstende Behandlung der weinenden Kinder das Weinen verstärke. „Nichts haben sie verstanden“, kommentiert der Bielefelder Professor Klaus Grossmann die neuen Forschungen. „Sie haben nur ein paar triviale Erkenntnisse aus Tierdressuren unbesehen auf einen Verhaltensbereich angewendet, der so gar nicht zu begreifen ist.“
Das Schreien ist bei Säuglingen etwas ganz anderes als bei ungezogenen Lausejungen: kein Akt der Aggression, sondern ein Signal der Angst.
Wir Zivilisationsmenschen müssen uns klarmachen, daß unsere Babys von Natur aus „Mutterhocker“ sind - ähnlich wie neugeborene Affen, die sich ständig an ihre Mutter klammern. Wenn der enge Körperkontakt, den ein Baby braucht, die wohlige Wärme, der Nuckel, der beruhigende Schlag des mütterlichen Herzens, plötzlich nicht mehr da ist, überfällt das Kind die Furcht vor dem Verlassensein, das den Tod bedeuten könnte.
Je länger das Baby schreien muß, desto tiefer brennt sich diese Angst in die Seele ein. Als Folge übersteigert sich die Angst in der Charakteranlage und kann sich nicht im dynamischen Gleichgewicht mit dem Gefühl der Geborgenheit und der Sicherheit zum normalen Maß entwickeln. Das Heranreifen des Urvertrauens ist gefährdet, jener wichtigsten psychischen Leistung im ersten Lebensjahr eines Menschen. Damit bekommt das Fundament Risse, auf dem sich gefühlsmäßige Bindungen erst zur Mutter und später auch zu anderen Menschen aufbauen können.
Vielen Eltern scheint aber gar nicht an einer optimalen Form der Angstbewältigung ihres Kindes gelegen zu sein und auch nicht am angstfreien Aufbau einer harmonischen zwischenmenschlichen Beziehung als vielmehr an der Erziehung zum Gehorsam. Können diese Eltern ihr Ziel tatsächlich erreichen, indem sie ihr schreiendes Baby unbeachtet allein lassen und es nur zu „geregelten“ Zeiten füttern und wickeln?
Auch diese Frage hat Professor Ainswoth untersucht. Sie beobachtete den Gehorsam von neun bis zwölf Monate alten Kindern gegenüber der Anweisungen ihrer Mütter. Welche Mütter hatten die gehorsameren Kinder, die ständig besorgten und bemühten Frauen oder jene, die Gehorsam erzwingen wollten?
Das Ergebnis stellt alle bisherigen Anschauungen und Erziehungstheorien auf den Kopf: Die nachgiebig umsorgten Kleinkinder gehorchten in 86 Prozent aller registrierten Fälle, die der in puncto Schreienlassen unnachgiebigen Mütter nur zu 49 Prozent.
Im zarten Kindesalter ist Gehorsam lediglich eine besondere Form des Mitmachenwollens, des Miteinander in ihrer ersten sozialen Gemeinschaft, nämlich der von Mutter und Kind. Das Baby kommt mit der instinktiven Bereitschaft zur Welt, Kontakt zur Mutter zu suchen, auf ihre Signale einzugehen, zu tun, was wiederum freundliche Signale von der Mutter zur Folge hat, etwa das Lächeln, zu unterlassen, was die Bindung schä-digende Wirkungen hat - eben dieser persönlichen Bindung zuliebe.
Wichtig ist daher in erster Linie, daß diese Bindung, ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu-stande kommt, daß, statt Gehorsam zu trainieren, die Qualität des Miteinander verbessert wird. Dressurmethoden sind demgegenüber nicht nur primitiv und brutal. Sie bewirken vor allem das Gegenteil von dem, was man erhofft.
Und es ist auch der Grund, weshalb so viele autoritäre Eltern oppositionelle Kinder ohne Zusammen-gehörigkeitsgefühl haben. Bislang wurde das Pro-blem nur durch die falsche Brille gesehen: Nicht das autoritäre Verhalten der Eltern ist der Angel-punkt. Antiautoritäre Eltern, die ihr Baby „sich selbst entwickeln“, also auch schreien lassen, erlei-den den gleichen Schiffbruch.
(Quelle: DIE ZEIT vom 19.3.1976)

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Brigitte
Auch mein Sohn Kevin ist mit 6 Jahren noch nicht trocken gewesen in der Nacht. Dabei handelt sich es um eine Entwicklungsstörung.Das "Zusammenspiel"von Blase und Gehirn funktioniert nicht.Um das Gehirn auf die volle Blase aufmerksam zu machen dafür bekommen die Kinder eine Klingelhose vom Kinderarzt verschrieben. Bei Kevin hat es nach ca. 2 Wochen und einigen nassen Betten(ich hatte mir Einlagen im Sanitätshaus besorgt)auch ganz schnell geklappt. Die Hose musste er allerdings noch 3 Monate anbehalten. Alle gut gemeinten Ratschläge wie Abends nichts mehr trinken oder das Kind Nachts noch mal auf die Toilette setzen bringen nichts. Im Gegenteil damit kann man sich einen Bettnässer erziehen. Das ist meine Erfahrung mit der Klingelhose, ich hoffe ich konnte Dir helfen.PS Der mit der Batterie hat ja wohl ein Rad ab.

ich wüsste gern, was Ihr von sogenannten
Klingelhosen haltet, um Kinder trocken zu
kriegen (Hose klingelt, wenn das Kind in
die Hose macht – Kind wacht auf und
gewöhnt sich daran, zukünftig rechtzeitig
aufzuwachen).

Hintergrund ist der, dass unsere Tochter
schon 4 ½ ist und nachts noch Windeln
braucht, die morgens auch proppevoll
sind. Sie leidet selbst drunter und würd
sie gern weglassen. Haben auch schon mal
versucht, sie im Schlaf auf die Toilette
zu setzen (ohne, dass sie irgendwas davon
merkte). Aber da sie nachts noch 3-4 mal
macht, haben wir es bald aufgegeben, da
die Hälfte doch im Bett landete, wenn wir
5 min. zu spät kamen.

Oder gibt es andere Tipps?

Schon mal danke, Brigitte

das kind ist doch kein hund!
eine derartige konditionierung halte ich für eine gewalttat gegen das kind.
geben sie ihm zeit, machen sie nicht zu viel theater darum.
versuchen sie lieber, dass es in einer atmosphäre ohne angst und druck lebt, dann wird das kind zu seiner zeit trocken werden
(bisher haben es noch alle geschafft, die einen brauchen halt länger als die anderen)

cordula