Klingt es besonders abartig,

wenn das PartizipII direkt nach dem Hilfsverb gestellt wird?

Hallo zusammen!
Die Frage richte ich in erster Linie an die Muttersprachler, ich kann es leider selbst nicht wirklich gut einschätzen…
Als Beispiel:
Sie hat versteckt das Buch unter dem Kissen.

Wäre dies aber in dichterischen Werken OK? Oder genauso abartig?
Danke

Hallo inaz,

ja. Der Satz ist vollkommen ungrammatisch.

Das infinite Verb (in diesem Fall Partizip) steht immer hinten (rechte Satzklammer). Dahinter können noch ein paar Sachen stehen, aber definitiv nicht die Objekte des Verbs (bei dir „das Buch“).

Allerhöchstens kann ich mir sowas, in gesprochener Sprache, beim Beginn einer Aufzählung vorstellen:

"Sie hat versteckt:

  • das Buch unter dem Kissen
  • die Beute unter dem Sofa
  • die Leiche im Schrank"

Gruß,
Kronf

ja. Der Satz ist vollkommen ungrammatisch.

Nein, ungrammatisch ist er nicht. Er ist markiert, das auf jeden fall, aber nicht falsch.

http://de.wikipedia.org/wiki/Markiertheit

Aber die Ausklammerung der Satzglieder aus dem Mittelfeld ins Nachfeld macht ihn nicht ungrammatisch.

Dahinter können noch ein paar Sachen
stehen, aber definitiv nicht die Objekte des Verbs

Der Duden schreibt, Objekte werden „so gut wie nicht“ ausgeklammert, was wegen der Markiertheit auch zutrifft. Aber ungrammatisch ist es nicht.

Allerhöchstens kann ich mir sowas, in gesprochener Sprache, beim Beginn einer Aufzählung vorstellen:

Ich kenne so etwas eher aus gehobener, literarischer Sprache: „Und er hat gesehen den Engel des Herrn, und der Engel kam hernieder, und er hat gesungen das Lob des Allmäächtigen“ (Sas jetzt mal nur auf die Schnelle selbst fabuliert).

Gruß,
Max

Sie hat versteckt das Buch unter dem Kissen.

Falsch ist es nicht, aber sejhr ungewöhnlich.

Wäre dies aber in dichterischen Werken OK?

Ja. Es gibt sogar Stil- und Schreibratgeber, die empfehlen, auf solche Konstruktionen auszuweichen, wenn die Satzklammer zu lang wird. Bei Schneider findet man es auf jeden Fall, bei Reiners bin ich mir nicht sicher.

Wie gesagt: Es ist nicht die im Standardeutschen übliche Konstruktion. Es kommt in einigen ostmitteldeutschen Dialekten häufig vor und auch in gehobener, literarischer Sprache. Es muss an der Stelle, an der es verwendet wird, auch passen.

Gruß,
Max

Moin,

Ich kenne so etwas eher aus gehobener, literarischer Sprache:
„Und er hat gesehen den Engel des Herrn, und der Engel kam
hernieder, und er hat gesungen das Lob des Allmäächtigen“ (Sas
jetzt mal nur auf die Schnelle selbst fabuliert).

Hört sich für mich wie ein Bibelzitat an. Und da hatte ich das immer so interpretiert, dass der Satzbau des Originals nachempfunden werden sollte, es somit also gerade kein originär deutscher Satzbau ist.

Gruß

Anwar

Hört sich für mich wie ein Bibelzitat an.

Ich habe es zwar gerade frei erfunden, aber ja: So war es gemeint.

es somit also gerade kein
originär deutscher Satzbau ist.

Nein, eher umgekehrt: Das ist eher der „ältere“ deutsche Satzbau, weshalb er sich auch in Sprachen wie dem Jiddischen erhalten hat, die sich frühzeitig abgespaltet haben. Der heutige Satzbau wurde durch Übersetzungen aus dem Lateinischen beeinflusst.

Gruß,
Max

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Im formellen Bereich - Schule oder Beruf - würde ich so einen Satz auf keinen Fall verwenden, vor allem nicht in geschriebener Form.
Jeder Lehrende würde ihn als grammatikalisch nicht korrekt bezeichnen und entsprechend korrigieren.
Im privaten / literarischen Bereich können alle „Konstruktionen“ verwendet werden, auch wenn sie - wie im angegebenen Beispiel - nicht wirklich gut verständlich sind.

Dichterische Texte
Hallo inaz,

ich bin mir sicher, dass man in älteren Gedichten und Liedern solche Konstruktionen findet, etwa so:

_ Ode an die Pfalz
Wir haben gesessen im Gasthof Zum Pfau
Wir haben getrunken vom Rheine den Wein
Wir haben gegessen den Magen der Sau
Mein Gott, das war fein!_

Oder mit Deinem Beispiel:

_ Ehekonflikt
Sie hatte versteckt das Buch unterm Kissen
Und es ihm Peng! an den Kopf geschmissen_

Gute Nacht!
Pit

Huh! das war sehr informativ, so ewtas liebe ich!
Einen herzlichen Dank an euch alle!!!
Riesengruß
inaz