Könnte man eine Einkommensformel entwickeln?

Hallo!
Ich bin dabei, als Nicht-Kaufmann und Nicht-Ökonom, mein wirtschaftspolitisches Weltbild zu komplettieren. Im Moment gibt es mal wieder Streiks im Nahverkehr. Überlegung: Könnte man nicht, analog etwa zur „Rentenformel“, eine Einkommensformel entwickeln, die auf bestimmten Parametern aufbaut (Unternehmensgewinne allgemein / speziell, Inflationsrate, usw.) und die Einkommen auf diese Weise jährlich automatisch anpasst. Diese Formel würde dann, solange sie nicht (per Gesetz?) außer Kraft gesetzt wird,gelten, und Streiks wären überflüssig.
Ich kann mir als Gegengrund eigentlich nur denken: Da würde dann das kribbelnde Verhandlungs-Hin-und-Her mit all den menschlichen Faktoren wegfallen. Aber kann das wirklich ein Grund sein?
Dank schon hier an alle, die von der Sache was verstehen und sich äußern!

Grüße! Delabarquera

Hallo,

Überlegung: Könnte man nicht, analog etwa zur „Rentenformel“, eine
Einkommensformel entwickeln, die auf bestimmten Parametern aufbaut (Unternehmensgewinne allgemein / speziell, Inflationsrate, usw.) und die Einkommen auf diese Weise jährlich automatisch anpasst. Diese Formel würde dann, solange sie nicht (per Gesetz?) außer Kraft gesetzt wird,gelten, und Streiks wären überflüssig.
…das kribbelnde Verhandlungs-Hin-und-Her mit all den
menschlichen Faktoren… Aber kann das wirklich ein
Grund sein?

Na jedenfalls nicht ausschließlich. Aber ein gewisses Geltungsbedürfnis ist bei Funktionären nun mal nicht auszuschließen. Zumindest von Gewerkschaftsseite sprächen noch weitere Faktoren dagegen. Unternehmensgewinne allgemein sind keine Einbahnstraße und auch die Inflationsrate nicht. Und Forderungen von 6% + x wären auch nicht mehr möglich. Nagut, solche Forderungen fallen wohl ohnehin unter Geltungsbedürfnis.
Ökonomisch würde ich meinen, dass der Arbeitslohn der Preis für Arbeit ist. Eine fixe Ankopplung an einen Index würde irgendwann zu völlig marktfremden Preisen führen. Schließlich wäre nicht gewährleistet, dass Qualifikation und Produktivität in gleichem Maß wachsen würden.
Schließlich bestünde die Gefahr einer Preisspirale, wenn höhere Löhne zu höherer Inflation führen, die wiederum Grundlage für höhere Löhne wären, die dann wieder…

Grüße

Hallo,
in Italien waren die Löhne und Gehälter lange Zeit an die Inflationsrate gekoppelt, stiegen also automatisch. Streiks gab es trotzdem viel mehr als bei uns (was auch mit einem ganz anderen Streikrecht zu tun hat) und die Inflationsrate war auch (aus deutscher Sicht) extrem hoch.
Außerdem geht es ja bei Tarifverhandlungen nicht immer nur um Geld sondern auch um andere Dinge (z.B. im Manteltarifvertrag http://de.wikipedia.org/wiki/Manteltarifvertrag), die oft viel schwieriger auszuhandeln sind, da die Arbeitgeber natürlich nur das, in der Regel gesetzlich vorgeschriebene, Minimum anbieten möchten, Arbeitnehmer aber nichts gegen ein paar Urlaubstage mehr oder im weiteren Sinne auch Betriebsvereinbarungen wie einen Anspruch auf einen Kindergarten-/Hortplatz mit ausreichend langen Betreuungszeiten in Betriebsnähe um den sich der Arbeitgeber kümmern muß.

Cu Rene

Hallo,
in dieser Einkommensformel muesste Platz fuer stetig fallende Loehne ganzer Branchen sein. Nicht dass die Moeglichkeit da sein muss, gegen hoechste Vorstandsgehaelter das Volk verarmen zu lassen. Nein, es muessen aussterbende Berufe auch schlecht bezahlt werden, sonst gaebe es noch Heizer im ICE, und wer weiss was noch alles, handarbeitende Gerber und Schriftsetzer vielleicht.
Gruss Helmut

Vorsicht, man weiß nicht wie der nächste Winter wird. Vielleicht fallen die Heizungen aus. Und im Sommer könnten die einem ja Luft zufächeln. ;o)

Ebenso müsste widerrum in einem sozialen Staate beachtung finden, wer wem wieviel aufgebürdet werden kann.
D.h. wenn Kleinunternehmen Sparfuchs VS Großunternehmer Megastark in Konkurrenz tretten um Arbeitskräfte, wird der Preis, also der Lohnt oftmals mit entscheidend sein. Ist jetzt Kleinunternehmer Sparfuchs genötigt immer den Lohnanstieg zu bezahlen, kann der Großunternehmer Megastark der einfach mehr Ressourcen (geld,etc) inne hat, abwarten bis sein kleiner Unternehmer hopps geht. (vergleich hierzug PIN VS Deutsche Post, Mindestlohndebatte)

Darüberhinaus kann es zu mehr Inflexibilität in Krisenzeiten führen, wenn indiv. Verhandlungen nicht mehr möglich sind…:smile:

Ob die Rentenformel daher „gerecht“ ist oder nicht, ist ein anderer Punkt

Gruß