gestern war ich im städel-museum in frankfurt. obwohl mich die abteilung mit den ganz alten schinken nicht sooo interessiert, habe ich sie mir trotzdem angeschaut und dabei ist mir etwas merkwürdiges aufgefallen. auf keinem der bilder sah man - außer kopfhaare und evt. bärte - körperbehaarung. auf vielen bilder sind halbnackte männer oder frauen zu sehen aber nie, auch nicht auf einem einzigen, sah man haare an den beinen, an den armen, unter den armen. warum? jedes detail ist fein säuberlich gemalt, falten, stoff, schmuck, hautunebenheiten sogar. aber keine haare? kann mir das mal jemand erklären?
gestern war ich im städel-museum in frankfurt. obwohl mich die
abteilung mit den ganz alten schinken nicht sooo interessiert,
habe ich sie mir trotzdem angeschaut und dabei ist mir etwas
merkwürdiges aufgefallen. auf keinem der bilder sah man -
außer kopfhaare und evt. bärte - körperbehaarung. auf vielen
bilder sind halbnackte männer oder frauen zu sehen aber nie,
auch nicht auf einem einzigen, sah man haare an den beinen, an
den armen, unter den armen. warum? jedes detail ist fein
säuberlich gemalt, falten, stoff, schmuck, hautunebenheiten
sogar. aber keine haare? kann mir das mal jemand erklären?
Du siehst auf den Bildern zwischen Mittelalter und Neuzeit auch keine Pocken- oder sonstigen Narben.
Von Lieselotte von der Pfalz ist z.B. aus Briefen bekannt, dass sie im Gesicht starke Pockennarben hatte. Findest Du auf keinem einzigen Bild von ihr.
Wer sich ein Portrait leisten konnte, wollte in der Regel in dieser Beziehung geschönt werden.
Gleichzeitig kannst Du aber davon ausgehen, dass es auch im Mitteleuropa der vergangenheit üblich und verbreitet war, unerwünschte Körperbehaarung zu rasieren und reichlich Parfüm zu benützen - nicht unbedingt, sich dann auch zu waschen.
ich stimme dir bei portraits zu - wenn man damals, und da war die kluft zwischen arm und reich ja sowas wie himmel und hölle, geld hatte, um sich malen zu lassen, dann hatte man auch das „recht“ angemessen auszusehen.
aber: es gab unsäglich viele bilder, so zwischen 15. und 17. jh, auf denen einfach tagtägliche szenen festgehalten wurden oder auch bilder mit christlichen motiven … hat sich jesus tatsächlich die haare unter de armen rasiert? oder die badende venus die beine??? das muss andere gründe haben :o)
oder die badende
venus die beine [rasiert]??? das muss andere gründe haben :o)
ja, genau.
damals mußten sich die frauen die beine noch nicht rasieren, weil da keine stoppeligen haare wuchsen. die züchtet man sich erst durchs… rasieren.
Hallo, Ann,
ein Irrtum, der auch durch häufige Wiederholung nicht richtiger wird.
Rasieren führt keinesfalls zu vermehrtem oder stärkerem Haarwuchs.
Um aber auch meinen Senf zur Ausgangsfrage dazuzutun: Das hat wohl auzch mit dem jeweils herrschenden Schönheitsideal zu tun. Und solch „niedere Dinge“ wie Achselhaare bei einem Christusbild? Das Thema wurde auch hier diskutiert: http://www.lifu.de/forum/divusjulius/forum_de.php?id…
Im Mittelalter war eine Zeit lang eine hohe Stirn in Mode. Also zupften sich die Damen die Stirnhaare über den Haaransatz hinaus aus. Das sa recht merkwürdig aus: z.B. http://www.mauritia.de/de/mittelalter/petruschristus…
Im Mittelalter war eine Zeit lang eine hohe Stirn in Mode.
Also zupften sich die Damen die Stirnhaare über den Haaransatz
hinaus aus. Das sa recht merkwürdig aus: z.B. http://www.mauritia.de/de/mittelalter/petruschristus…
---- genau das ist mir auch aufgefallen - man sah auf einigen bildern frauen, die nur eine art kleine haube auf hatten, die fing ungefähr in der mitte des kopfes an, haare waren niergens zu sehen. sehr merkwürdig … und gott sei dank völlig aus der mode gekommen :o)
in asien war es ja auch eine zeit lang mode, sich mit tee die zähne schwarz, oder wenigstens sehr dunkel, zu färben …
Ich denke, das es nicht nur der große Zeitaufwendig war (…und immer noch ist). Sondern auch die anzuwendene Technik. Mit einem Pinsel hat man viele Probleme, Körperbehaarung zu malen. Da sieht das fertige Ergebnis schnell sehr fremdartig aus.
Als kleinen Selbstversuch schlage ich vor, das du dir einen Bleistift nimmst und aus dem Gedächtnis ein paar natürlichen Augenbrauen malst (keine Linien, sondern Härchen). Danach kannst du dein Bild mit einer echten vergleichen. Dir wird dann auffallen, das die Härchen in bestimmten Bereichen der Braue, in verschiedene Richtungen ausgerichtet sind. Komplizierter wird es mit Arm - oder Körperbehaarung.
Es gibt aber Künstler, die selbst das hinbekommen und auch so malen.
zu den hier angestellten Vermutungen füge ich noch hinzu:
Es könnte sein, daß die Körperbehaarung aus ästhetischen oder hygienischen Gründen entfernt wurde - oder daß sie aus ästhetischen oder moralischen Gründen nicht dargestellt wurde.
Mag sein, daß man mit der Entfernung der Körperbehaarung versuchte, Angriffe von Läusen und anderen Parasiten zu minimieren.
das hat natürlich mit dem Schönheits- aber auch dem Kunstideal zu tun. Bilder bilden niemals die Wirklichkeit ab. in der Auftragskunst wäre die darstellung von Körperbehaarung erstens technisch schwer, zweitens wenig schmeichelhaft. es ging ja auch nicht darum, einen Menschen in seiner natürlichen erscheinung möglichst genau abzubilden, sondern in dem Bild vor allem seine gesellschaftliche Rolle zu unterstreichen und zu preisen. Auch wenn es technisch machbar und bezahlbar gewesen wäre, hätte der Künstler auf die Darstellung von Körperbehaarung verzichtet, weil ihre Darstellung nicht den Inhalt des Gemäldes unterstützt.
niemanden interessieren Jesu Achselhaare, wir wissen icht einmal, ob Jesus ein weißer war; es gibt immerhin kein Foto von ihm. So ist jede künstlerische Darstellung nur eine Interpretation der abgebildeten Figur. Viel Spass weiterhin bei der Betrachtung von Kunst wünscht dir
Thorino
Du siehst auf den Bildern zwischen Mittelalter und Neuzeit auch keine Pocken- oder sonstigen Narben.
kleine Ergänzung: An der Schwelle zur Neuzeit werden die Portraits dann zunehmend realistischer - zumindest bei Darstellung der Alltagswelt. Sehr schön zu sehen z.B. bei diesem Portrait eines alten Mannes von Domenico Ghirlandaio: http://www.wga.hu/art/g/ghirland/domenico/7panel/08o…