Körpersprache - Augenbrauen hochziehen?

Hallo,

ich interessiere mich seit einiger Zeit für Körpersprache - und schaue dementsprechend des öfteren genauer hin, wenn ich Menschen sehe oder treffe.

Folgendes Verhalten ist mir bei einigen Menschen aufgefallen, zu dem ich in der einschlägigen Literatur und im Internet nichts passendes gefunden habe:

Es gibt bei uns im Büro ein paar Kollegen/innen, die mich morgens eigentlich normal begrüßen, d. h., im Vorbeigehen mir ein „Guten Morgen“ wünschen und dabei freundlich anlächeln (eher zurückhaltend, nicht übertrieben). Interessanterweise ziehen beim Grüßen diese Personen Ihre Augenbrauen (beide gleichzeitig) hoch und ihre Augen weiten sich. In der Regel schauen Sie dann auch kurz zur Seite. Das Verhältnis zu diesen (gleichrangigen) Kollegen/innen ist neutral bis gut.

Ich kann mir auf dieses Verhalten einfach kein Reim machen. Wie ist dieses Verhalten Eurer Meinung nach zu deuten?

Gruß

Bernd

Hallo Bernd,

das ist gut beobachtet, denn vielen Menschen fällt dieses Verhalten nicht auf. Dennoch ist es oft beobachtbar.

Das Hochziehen der Augenbrauen lässt sich durch seine Häufigkeit vor allem als erlerntes Verhalten von Modellpersonen zurückführen, abgesehen natürlich von einer Verstärkung des Verhaltens im Alltag durch freundliche Gegenreaktionen bei Anwendung (dazu siehe unten den letzten Absatz).

Als generelle Ursache wird von ethologischer Seite die hohe Attraktivität möglichst großer Augen hervorgehoben. Das zugehörige Stichwort ist das „Kindchanschema“, das besagt, ein arteigenes Kind löst mit einer höheren Wahrscheinlichkeit bei männlichen und weiblichen geschlechtsreifen Artgenossen vermutlich aus genetischen Gründen Brutpflegeverhalten aus. Zum Kindchenschema gehören vor allem ein zum Körper überproportional großer Kopf und große Augen.

Das von dir beobachtete Phänomen vergrößert die Augen künstlich und verursacht damit beim Empfänger der „Botschaft“ mit einer größeren Wahrscheinlichkeit zumindest neutrale bis freundliche Gegenreaktionen. Wenn keine feindlichen Reaktionen als Strafreize erfolgen oder ausschließlich neutrale Reaktionen (die dann zu einer „Löschung“ des Verhaltens, d.h. der Reduktion der Anwendungsfrequenz führt), wird das Augenbrauenhochziehen beibehalten. Dieses Beibehalten ist sehr wahrscheinlich, denn die meisen Menschen (die dieses Verhalten zeigen) demonstrieren es gegenüber vielen anderen Personen, die ihnen zumindest freundschaftlich zugetan sind - so dass sie mit großer Wahrscheinlichkeit eine Verstärkung erhalten und damit das Verhalten „Erfolg“ hat.

Viele Grüße,
Der Captain

Hallo,

ich interessiere mich seit einiger Zeit für Körpersprache -
und schaue dementsprechend des öfteren genauer hin, wenn ich
Menschen sehe oder treffe.

Folgendes Verhalten ist mir bei einigen Menschen aufgefallen,
zu dem ich in der einschlägigen Literatur und im Internet
nichts passendes gefunden habe:

lies mal Sammy Molcho. Es gibt von ihm einige Bücher zum Thema Körpersprache. Er beschreibt dieses Grußverhalten zwischen Menschen detailliert und mit Fotos. Wenn er recht hat, dann ist das von Dir angesprochene Augenbrauenhochziehen allen Menschen angeboren. Babies beginnen mit ungefähr 6 Monaten damit - so bald sie ihre „Familie“ erkennen können.

„Wir“ tun es nur Menschen gegenüber, die wir kennen (und mögen). Frauen tun es auffälliger, als Männer. Darum fällt es Dir an Deinen Kolleginnen besonders auf.

viele Grüße
Angelika

Hallo Bernd,

mit fällt zu dem Thema auch noch etwas ein.
Nicht jeder ist morgens wach, auch wenn er die Augen auf hat. :wink:
Ein Gegrüßter demonstriert so „ich nehme dich wahr, auch wenn ich gerade in Gedanken war“, und dreht dann den Kopf weg, wenn der Gedanke zu Ende gedacht werden soll, so dass die Ablenkung (Kopf hinlenken zum Grüßer) kurz gehalten wird.

viele Grüße
grilla

gespielte Aufmerksamkeit
Hi Bernd

ziehen beim Grüßen diese Personen Ihre Augenbrauen (beide
gleichzeitig) hoch und ihre Augen weiten sich.

Die Augen weiten sich beim Augenbrauenhochziehen automatisch. Es ist eine zu kurz gefaßte Deutung dieser Mimik, wenn sie im Kontext des „Kindchenschemas“ gelesen wird. Sowohl Mimiken als auch Gestiken und Körperhaltungen haben immer zwei Funktionen: Eine subjektive (nämlich als Körpergefühl) und eine objektive (nämlich als Signal an den Interaktionspartner). Ferner können beide Funktionen absichtvoll oder unwillkürlich eine Rolle spielen - der Bedeutungshintergrund also bewußt oder unbewußt sein. Erkennbar wird das jeweils daran, wieweit die Mimik, Gestik in der aktuellen Situation ein kontextbezogenes eindeutiges Signal gibt oder ob es kontextfremd ist.

Augenbrauenhochziehen spielt eine Rolle bei

  1. Aggression

  2. Angst
    wobei noch andere Gesichtszüge mit hinzukommen. Beide Mimiken sind übrigens erstaunlich ähnlich

  3. Überraschung

  4. gespannte Aufmerksamkeit
    auch diese beiden sind ähnlich.

Der physiologische Hintergrund ist die (vorhandene oder gezeigte) Weitung des Gesichtsfeldes - naja, es ist ein weites Feld und ohne Bildmaterial bzw. Vorführen zu kompliziert für die Textversion. (Das ist ja auch bei Sammy Molchos Büchern das Problem: Das Bildmaterial ist relativ gut, der Text ist wenigsagend …)

Deine Kolleginnen signalisieren dir schlicht Aufmerksamkeit und freundliches Entgegenkommen (wie es schon gesagt wurde), unterstützt durch das Lächeln. Da aber bei einer Begrüßung dieser Art (täglich dasselbe) sowohl das Bedeutungsmoment „ich bin überrascht“ als auch „ich werde aufmerksam auf dich“ völlig überflüssig ist und der Situation nicht angemessen, haben wir es hier mit einer Mimik zweiter Stufe zu tun (d.h. mit einer verborgenen zusätzlichen Bedeutungsebene): „Ich signalisiere dir Aufmerksamkeit und freundliches Entgegenkommen - ich bin aber mit meinen Gedanken eigentich ganz woanders, aber das will ich dir nicht zeigen, weil du es als Desinteresse mißverstehen könntest“.

In der Regel schauen Sie dann auch kurz zur Seite.

Das ist zu ungenau beschrieben. Wenn sie nur den Blick zur Seite - also von dir weg - wenden, den Kopf aber nicht, dann ist das eine Bestätigung für das oben gesagte.

Wenn sie aber den Blick zur Seite, aber vor dich hin wenden, dann steckt noch etwas anderes darin, ebenso, wenn zusätzlich der Kopf dabei so oder so gewendet wird …

Gruß

Metapher

nicht so schlimm!
Hi Manfred!

Mir sind ein paar Sätze aufgefallen, in denen Dir ein kleiner Fehler unterlaufen ist. Keine Angst, ist nicht so schlimm - aber da ich ja weiss, dass Du Dich gerne über Psychologie informierst, schreibe ich das einfach mal auf.
Am besten wir gehen Schritt für Schritt von:

Die Augen weiten sich beim Augenbrauenhochziehen automatisch.

Leider inkorrekt, denn es handelt sich hier um verschiedene Muskeln, die unabhängig voneinander erregt werden können - das ist bereits beim Selbstversuch ersichtlich.

Es ist eine zu kurz gefaßte Deutung dieser Mimik, wenn sie im
Kontext des „Kindchenschemas“ gelesen wird.

Hm…

Sowohl Mimiken als
auch Gestiken und Körperhaltungen haben immer zwei
Funktionen: Eine subjektive (nämlich als Körpergefühl) und

Hm… Eine Mimik (Gestik etc.) hat Deiner Meinung nach immer eine Funktion als Körpergefühl?
Wenn Du meinst, sensorische Empfindungen beruhen auf der physikalischen Stellung des Körpers, also der Anordnung seiner Organe im Raum, dann stimme ich Dir zu.
Wenn Du hier als „Körpergefühl“ eine Art innerpsychischer Regung (im Sinne von Subjektivem Gefühl, wie bei Emotionen) verstehst, dann müssten Mimiken (ich meine auch Gestiken etc. ich Kürze in der Folge einfach mal ab) in jedem Fall die psychologische „Verfassung“ einer Person widerspiegeln. Das hieße ja, dass dann jedem Menschen aufgrund der Beobachtung seiner aktuelle Mimik (etc.) genau sein innerpsychisches Erleben völlig korrekt diagnostiziert werden könnte. Wenn Du dies meinen solltest, kann ich Dir sogar teilweise zustimmen. Sicherlich kennst Du die kulturübergreifenden Untersuchungen z.B. von Ekman, die zeigten, dass es kulturübergreifende klar unterscheidbare Signale in der Mimik gibt, die den verschiedenen Emotionstypen entsprechen. Leider wurden diese Studien teilweise falsifiziert, so z.B. 1989 durch die Forschergruppe um Ricci-Bitti. Sie zeigte, dass sich z.B. der Gesichtsausdruck für Verachtung in verschiedenen westlichen Zivilisationen unterscheidet. Andere Untersuchungen (z.B. von Wagner im Jahre 1986) zeigten, dass die Unterscheidungsmöglichkeit vor allem von Ausdrücken sog. negativer Emotionen allenfalls schwach ausgeprägt sind. Schade ist auch, dass diese Untersuchungen als Testmaterial immer Schauspieler genommen haben, die eine besonders „reine“ und stereotype Form der jeweiligen zu erkennenden Emotion darstellten. Damit wird eine kulturelle Komponente nicht zu verleugnen sein. Dies schreibst Du ja auch indirekt, indem Du zugibst, dass es eine objektive (Kommunikations-)komponente im jeweiligen Ausdruck gibt. Leider - oder besser: gücklicherweise - ist es nun so, dass die innerpsychischen Regungen (damit meine ich die oben bezeichneten Gefühlskomponetnen wie z.B. bei Emotionen, die Du vielleicht als Körperempfindungen verstehst) nicht ständig, sondern eher nur ausnahmsweise im Alltag eine völlige Entsprechung im Körperausdruck finden, denn soziale Regeln limitieren hier die Ausdrucksmöglichkeiten. Z.B. wird niemand in der Chefbesprechung laut loslachen, weil er sich gerade an einen Witz erinnert etc. etc. Auch gäbe es bei einer solchen Entsprechung (wie Du sie möglichwerweise meintest) keine Schauspieler, denn die müssten sich ja ständig in eine entsprechende „emotionale“ Situation bringen, die vollständig dem Skript entspräche, damit sie ihre Rolle überzeugend spielen könnten.
Nur, dass Du mich nicht falsch verstehst: Es ist sicherlich so, dass sich in Gestik und Körperhaltung, Mimik etc. auch Spuren innerpsychischer Regungen zeigen - allerdings aufgrund sozialer und kultureller Eigenheiten und Limitationen niemals so prototypisch und stereotyp, dass man bei einer bestimmten Gestik zweifelsfrei auf eine grundlegende z.B. emotionale Verfassung absolut rückschließen könnte.

eine objektive (nämlich als Signal an den
Interaktionspartner). Ferner können beide Funktionen
absichtvoll oder unwillkürlich eine Rolle spielen - der
Bedeutungshintergrund also bewußt oder unbewußt sein.

Statt unbewusst besser: verbal bestimmbar.

Erkennbar wird das jeweils daran, wieweit die Mimik, Gestik in
der aktuellen Situation ein kontextbezogenes eindeutiges
Signal gibt oder ob es kontextfremd ist.

Beachte: Es kommt nicht nur auf die Enkodierung an, sondern auch auf die Decodierungsfähigkeiten des vermuteten Empfängers. Möglicherweise ist auch das Signal an eine andere Person gerichtet, daher ist diese Erklärung ein bisschen zu kurz gegriffen. Denn: Ein als „kontextfremd“ identifiziertes Signal kann auch einfach falsch interpretiert sein, bzw. für einen anderen Empfänger encodiert worden sein, der das Signal als kontextkonform identifiziert. Das hat dann nichts mit der Bewusstheit (im Sinne von Geplantheit oder Absichtlichkeit) eines mimischen oder gestischen Ausdrucks des Signalgebers zu tun.

Augenbrauenhochziehen spielt eine Rolle bei

  1. Aggression

  2. Angst
    wobei noch andere Gesichtszüge mit hinzukommen. Beide Mimiken
    sind übrigens erstaunlich ähnlich

  3. Überraschung

  4. gespannte Aufmerksamkeit
    auch diese beiden sind ähnlich.

Naja, das ist jedoch (wie oben dargestellt) auch kulturell unterschiedlich. Übrigens, wenn Du schon Augenbrauenhochziehen in verschiedene „Emotionaldisplayschubladen“ steckst, dann darfst Du nicht Freude vergessen, denn bei diesem Display zeigt sich bereits bei Kindern im Alter von wenigen Monaten ein entsprechendes Verhalten. Bei Aggression hingegen ist das Hochziehen der Auganbrauen nicht zu beobachten - eher ein herabziehen der Augenbrauen und eine Anspannung der Muskeln zwischen ihnen.

Der physiologische Hintergrund ist die (vorhandene oder
gezeigte) Weitung des Gesichtsfeldes - naja, es ist ein weites
Feld und ohne Bildmaterial bzw. Vorführen zu kompliziert für
die Textversion. (Das ist ja auch bei Sammy Molchos Büchern
das Problem: Das Bildmaterial ist relativ gut, der Text ist
wenigsagend …)

Hm, ich glaube, Du bist Dir nicht ganz im Klaren über den Begriff der Physiologie… eine Weitung des Gesichtsfeldes hat nichts mit den physikalischen Funktionen des Organismus zu tun - abgesehen davon, dass das Gesichtsfeld durch das Hochziehen der Augenbrauen nicht geweitet wird.

Deine Kolleginnen signalisieren dir schlicht
Aufmerksamkeit und freundliches Entgegenkommen (wie es schon
gesagt wurde), unterstützt durch das Lächeln. Da aber bei
einer Begrüßung dieser Art (täglich dasselbe) sowohl das
Bedeutungsmoment „ich bin überrascht“ als auch „ich werde
aufmerksam auf dich“ völlig überflüssig ist und der Situation
nicht angemessen, haben wir es hier mit einer Mimik zweiter
Stufe zu tun (d.h. mit einer verborgenen zusätzlichen
Bedeutungsebene): „Ich signalisiere dir Aufmerksamkeit und
freundliches Entgegenkommen - ich bin aber mit meinen Gedanken
eigentich ganz woanders, aber das will ich dir nicht
zeigen, weil du es als Desinteresse mißverstehen könntest“.

Wie kommst Du denn darauf?

In der Regel schauen Sie dann auch kurz zur Seite.

Das ist zu ungenau beschrieben. Wenn sie nur den Blick zur
Seite - also von dir weg - wenden, den Kopf aber nicht,
dann ist das eine Bestätigung für das oben gesagte.

Wie denn das? Und warum sind die Beobachtungen von Bernd falsch? Warst Du denn dabei?

Nach Deiner Hypothese müssten also die Kollegen von Bernd ständig etwas anderes denken, wenn sie ihm begegnen und dürften niemals überrascht sein, wenn er ihnen über den Weg läuft?
Interessant, denn dann sollte eine absolute Verhaltensinvarianz vorliegen. Allerdings hast Du übersehen, dass eine solche Verhaltensinvarianz nicht vorliegt, wie es ja auch Bernd selbst schon beschreibt (es gäbe nur einige Kollegen). Eigentlich sollte ja jeder Mensch - nach Deiner Hypothese - sofort die Augenbrauen hochziehen, wenn er jemand anderen begegnet, sofern er an etwas anderes zum Zeitpunkt der Begegnung denkt. Die Wahrscheinlichkeit, an jemanden zu denken ist allerdings umso höher, je zeitlich näher eine erwartete Begegnung mit genau dieser Person heranrückt (in der Art: „ich werde gleich xy treffen“ oder „gleich gehe ich durch das Büro von xy zum Chef, vermutlich treffe ich xy an“). Damit sollte doch eigentlich die Wahrscheinlichkeit eines Augenbrauenhochziehens deutlich abnehmen, wenn man sich im Büro begegnet, da dies ja nunmal nicht unvermutet passiert. Die alltäglichen Beobachtungen Bernds sind aber genau anders, als wie in Deiner Hypothese dargelegt, denn Du selbst schliesst ja eine Überraschung als Grund für die Mimik durch die Alltäglichkeit des Zusammentreffens aus.
Damit ist Deine Hypothese falsifiziert.
Schade.
Und es hätte doch so eine schöne philosophische Erklärung sein können für ein teilweise erlerntes und teilweise angeborenes Verhalten, das bereits gut erklärt worden ist durch entwicklungs- und lernpsychologische Forschung von jahrzehntelanger Dauer. Wenns Dich näher interessiert, kannst Du mich gerne anschreiben undich erkläre Dir alles noch einmal Schritt für Schritt.

VieleGrüße und Schade, dass es nicht geklappt hat sagt
Der Captain

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-> Zwischen-Resümee
Hallo,

vielen Dank für Eure aufschlussreichen Antworten. Durch diese ist mir das beschriebene Verhalten schon verständlicher geworden. Ich denke, dass wir der (Auf-)Lösung sehr nahe sind, aber ich werde den Eindruck nicht los, dass ein wichtiges Detail oder Aspekt noch fehlt.

In Kurzform habe ich hier die bisherigen Interpretationen zusammengestellt:

· Verhalten ist angelernt.
· Kindschema: „Sein lieb zu mir.“
· Drückt allgemein Freundlichkeit aus.
· Soll eine freundliche Gegenreaktion auslösen.
· Ist bei Frauen häufiger zu beobachten.
· Soll den Eindruck beim Gegenüber verstärken, dass er wahrgenommen wurde.
· Dem Gegenüber wird angedeutet, dass er zwar wahrgenommen wurde, aber ein vorheriger Gedanke weitergeführt werden muss.

Dazu sind mir noch weitere mögliche Interpretationen eingefallen:

· „Ich möchte mit Dir sprechen, habe aber im Moment keine Zeit.“
· „Du bist mir sehr, sehr sympathisch.“ Soll hier ein Micro-Flirt angedeutet werden?
· „Ich habe Dich gesehen, weiß aber nicht, wie ich mit Dir ins Gespräch kommen soll.“
· Die Aufmerksamkeit ist nur „Show“, um von wahren Gedanken abzulenken.
· Die Aufmerksamkeit ist nur geheuchelt. In Wahrheit besteht kein Interesse am Gegenüber.

Hat jemand noch weitere Interpretationen?

Gruß

Bernd

buchtip
hallo!

ein forscher der sich seit über 40 jahren nur mit gesichtsausdrücken
beschäftigt: Paul Ekman „Emotions Revealed“.
( http://www.paulekman.com/ )

wenn danach noch fragen offen sind hat man verloren. :wink:)

tschüss

matthias

MOD: Verweis anklickbar gemacht!

Mimik und Gestik in der Praxis
Hi captain

Zunächst: Mein Posting war an Bernd gerichtet, um ihm seine Frage zu beantworten, und nicht an dich in deiner Rolle als Prof. f. Klin. Psych. u. Psychotherapie (lt. ehemaligem ViKa-Eintrag von dir). Daher ist es vielleicht verzeihlich, daß dort einige Punkte zu ungenau waren, um auch dich im Kontext deiner diesbezüglichen Literaturkenntnisse zufriedenzustellen.

Keine Angst, ist nicht so schlimm - aber da ich ja weiss, dass Du Dich gerne über Psychologie informierst …

*lächel* (freu mich sehr, daß du mal Humor zeigst)

Einige Bemerkungen zu deinen Bemerkungen:

Sowohl Mimiken als auch Gestiken und Körperhaltungen haben immer
zwei Funktionen: Eine subjektive (nämlich als Körpergefühl) …

… und eine objektive (nämlich als Signal an den Interaktionspartner bzw. als Auslöser für eine Wirkung auf ihn)

Hm… Eine Mimik (Gestik etc.) hat Deiner Meinung nach immer eine
Funktion als Körpergefühl?

So ist es. Immer auch!

Wenn Du meinst, sensorische Empfindungen beruhen auf der
physikalischen Stellung des Körpers, also der Anordnung seiner
Organe im Raum, dann stimme ich Dir zu.

Der Zustimmung kann ich nicht zustimmen. Denn Körpergefühle - sensorische Empfindungen - haben nichts mit der Anordnung der Glieder im Raum zu tun, bestenfalls am Körper. Wenn ich im Gespräch den Ellenbogen auf den Tisch stütze und das Kinn mit dem Handrücken unterstütze, oder die Mundwinkel zu einem Lächeln verziehe, dann ist es gleichgültig, ob ich an der kurzen oder an der langen Kante des Tisches sitze oder an seiner Fenster- oder Türseite. Wenn ich den Beinüberschlag wechsle während der Vorhang zum zweiten Akt der Traviata sich öffnet, dann ist es egal, ob ich im Parkett oder auf dem erten Rang sitze. In diesen Beispielen verändert sich mein Körpergefühl. Auch mit der Geometrie des Körpers hat es nichts zu tun.

Die Raumanordnung kann aber sehr wohl bei der objektiven Funktion (Signal oder Auslöser) eine Rolle spielen: Wenn ich z.B. neben einer Person sitze und den Beinüberschlag wechsle von „vom andern weg → zum anderen hin“ (Das „klassische“ Beispiel bei jedem Mimik-Gestik-Körpersprache-Workshop - auch bei denen, die ich veranstalte). Auch die Ellenbogen-Kinn-Geste benötigt für die Signalwirkung auf den Gesprächspartner (so denn eine beabsichtigt ist) sehr wohl die Kostellation im Raum. Übrigens: Welches Signal damit gegeben wird, ist daraus allein nicht erkennbar. Das hängt zusätzlich von Mimik und Kopfhaltung ab.

Wenn Du hier als „Körpergefühl“ eine Art innerpsychischer Regung … verstehst

Nein, ich meinte Körpergefühl, nicht psychische Regung.

… dann müssten Mimiken …in jedem Fall die
psychologische „Verfassung“ einer Person widerspiegeln. Das
hieße ja, dass dann jedem Menschen aufgrund der Beobachtung
seiner aktuelle Mimik (etc.) genau sein innerpsychisches
Erleben völlig korrekt diagnostiziert werden könnte. Wenn Du
dies meinen solltest, kann ich Dir sogar teilweise zustimmen.

Wiederum kann ich deiner Zustimmung nicht zustimmen. Zuerst, weil eben das durch die Mimik erzeugte Körpergefühl nicht mit der psychischen Befindlichkeit zu tun hat (kann sich aber daraf auswirken und - natürlich - umgekehrt): Ich „fühle“, daß ich die Stirn runzle. Aber die Befindlichkeit, die psychische Verfassung, die zu dem Stirnrunzeln führt (und das können sehr viele sehr unterschiedliche sein), sei es unwillkürlich (ich bemerke es zunächst gar nicht, bis ich es im Spiegel sehe) oder willkürlich (ich gebe damit ein Signal an den anderen, oder sogar mir selbst, falls ein anderer gar nicht vorhanden ist), ist für einen anderen daraus nicht eindeutig ablesbar.

Beispiel einer Dialogszene:
„Ich sehe du runzelst die Stirn. Zweifelst du an dem, was ich sage?“
„Nein, ich stimme dir sogar zu. Ich frage mich nur, warum du den Kindesmißbrauch als Vergehen bezeichnetest, und nicht als Verbrechen“

oder:
„ich sehe, du ruunzelst die Stirn. Du hast Sorgen, nicht wahr?“
„Nein, mir geht nur ein mathematisches Problem durch den Kopf“

Die Frage, ob es kulturübergreifende mimische Deutungsinvarianten gibt oder nicht, ist zweifelsohne interessant. Auch die Affekttheorie befaßt sich damit (Luc Ciompi usw., Rainer Krause mit seinen Gesichtsmuskelstudien usw). Auch in den Fragestellungen der sog. „Ethnospychoanalyse“ standen diese Dinge im Vordergrund. Aber das alles interessiert hier im Kontext der Frage von Bernd überhaupt nicht.

… Dies schreibst Du ja auch indirekt, indem Du
zugibst, dass es eine objektive (Kommunikations-)komponente im
jeweiligen Ausdruck gibt.

Ich gab es nicht zu, sondern machte vielmehr aufmerksam auf die notwendigen Differenzierungen: Körpergefühl, Signalwirkung, unwillkürliche vs. willkürliche Mimik, bewußte vs. unbewußte Manifestation psychischer Verfassungen. Allerdings reichen diese Differenzierungen noch nicht, um das Spektrum der höchst komplexen Deutungsmöglichkeiten zu überblicken, das man gut kennen muß, wenn man einigermaßen treffsicher die Mimik eines anderen erfassen will.

Und dies Letztere kann man nicht aus Literaturen lernen, ebensowenig, wie man durch Lesen das Schauspielen erlernen kann. Das geht nur im Kontext unmittelbarer dialogischer Interaktion …

Die Komplexität solcher Dinge mag einmal am Beispiel „Person P wechselt den Beinüberschlag“ illustriert sein:

  1. der P ist das Bein eingeschlafen
  2. die Rückenlehne des Stuhls ist unbequem und macht das Sitzen quälend
  3. P ist durch den Vortrag gelangweilt oder hat Einwände und ist „nervös“, weil sie den redner nicht unterbrechen kann
  4. P hat sich gerade daran erinnert, daß sie nicht mehr weiß, ob sie das Bügeleisen zu hause ausgeschaltet hat
  5. P ärgert sich über die Logorrhoe ihres Gesprächspartners und will ihm ihre Ungeduld signalisieren
  6. P ist mit dem Gesagten ihres Gesprächspartners nicht einverstanden und will ankündigen, daß sie gleich Einwände vorbringen wird
  7. P (Mann) sitzt neben Frau und signalisiert ihr mit dem Überschlagswechsel „weg → hin“ a. willkürlich, b. unwillkürlich, daß er ihr körperlich näherkommen will
  8. das inzwischen berühmte Beispiel von Sharon Stone in der Verhörszene in „Basic Instinct“: Wie sie es genau macht und warum sie es macht und wieso sie damit welche Wirkung erzeugen will und welche sie tatsächlich erzeugt und welche gerade deshalb nicht usw. und warum sie die Wirkung nicht erreichen könnte, wenn sie die bewegung auch nur um eine Nuance anders machen würde (wo mancher den Unterschied gar nicht bemerken würde) das ist nur ganz oberflächlich betrachtet trivial. In Wirklichkeit würde man damit Bücher füllen können …

Z.B. wird niemand in der
Chefbesprechung laut loslachen, weil er sich gerade an einen
Witz erinnert etc. etc.

Natürlich kann man Affektbeherrschung erlernen.
Viel interessanter ist die Mimik von jemandem, der dem anderen, der tatsächlich einen Witz geäußert hat, signalisiert, daß er ebendies sehr wohl bemerkt habe, den Witz auch gut finde, daß es ihm aber keine Mühe mache, das Lachen dennoch zu unterdrücken :smile: Bei solchen vielschichtigen Bedeutungen fängt das Studium von Mimiken erst an, spannend zu werden - sowohl die Frage der Signaleindeutigkeit als auch das Know-how, soetwas zu machen. Und wenn dies zudem noch ein Schauspieler ist, der genau diese Szene tagtäglich spielt …

Auch gäbe es bei einer solchen Entsprechung … keine
Schauspieler, denn die müssten sich ja ständig in eine
entsprechende „emotionale“ Situation bringen, die vollständig
dem Skript entspräche, damit sie ihre Rolle überzeugend
spielen könnten.

Tja - das zeigt, daß du in diesem Metier wenig reale Erfahrung hast: Genau dies war nämlich die folgenreiche Revolution in der Schauspielkunst und der Schauspielschule am Anfang des vorigen Jahrhunderts durch Konstantin Sergejewitsch Stanislawski: Der Spieler spielt den Traurigen erst genau dann, wenn er nicht einen Traurigen spielt, sondern wenn er traurig ist. Er muß also tatsächlich die Kunst beherrschen, nach Skript und auf Stichwort traurig zu sein … Ich kenne mehrere Schauspieler, die auf Wunsch eine Person „sein“ können, die z.B. „tiefe Glückseligkeit“ empfindet - und die gleich danach einen Schauspieler darstellen können, der „nur so tut“, als empfinde er „tiefe Glückseligkeit“ … Sie spielen also einen Schauspieler, der schlecht spielt :smile: Aber darüber gab es schon mal mehrere Diskussionen hier unter dem Stichwort „Rollenspiel“ … ich will das hier nicht nochmal aufdröseln.

Ein weiteres Beispiel, wie komplex Mimiken sein können (und dennoch eindeutig deutbar), auch wenn man kein Schauspieler ist:

Ein Pärchen liegt im Streit. Er redet und redet auf sie ein. Sie gähnt und hält sich die Hand vor den Mund - nicht weil sie realiter müde ist sondern sie signalisiert ihm, daß sie „so tut als tue sie so“, müde zu sein … ein höchst komplexes Signal, das aber sicher jeder beherrscht.

Nur, dass Du mich nicht falsch verstehst: Es ist sicherlich
so, dass sich in Gestik und Körperhaltung, Mimik etc. auch
Spuren innerpsychischer Regungen zeigen - allerdings aufgrund
sozialer und kultureller Eigenheiten und Limitationen niemals
so prototypisch und stereotyp, dass man bei einer bestimmten
Gestik zweifelsfrei auf eine grundlegende z.B. emotionale
Verfassung absolut rückschließen könnte.

Das ist richtig. Wenn mein Klient ein Japaner ist, lese ich seinen Gesichtsausdruck vollständog anders (und muß das erst gelernt haben), als wenn es z.B. ein Rheinländer ist … Stereotype gibt es kulturimmanent dabei sehr wohl (kurzer Luftstoß durch die Nase bei geschlossenem Mund, die Augen an der Zimmerdecke vorbei drehen usw.) und ihre Deutung ist auch manchmal eindeutig, allerdings ausschließlich im aktuellen Gesprächskontext.

Viel wichtiger für den Dialog sind aber Mimiken, die 1. individuell, 2. exklusiv aktuell sind, und die daher gar nicht Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchung sein können - und hier fängt die Kunst, in Gesichtern zu lesen, überhaupt erst an! Die Bestätigung (falls nötig) der rechten Deutung kommt dann erst aus dem unmittelbaren Dialog - und der ist es, auf den man sich verstehen muß bei solchen Dingen. Der entscheidet dann erst über die Kompatibilität von Enkodierung und Dekodierung … Die literarische Kenntnis über interkulturelle Studien (zweifelsohne ebenso wichtig wie interessant) nützen dabei jedoch überhaupt nichts.

Statt unbewusst besser: verbal bestimmbar.

Ich kenne keinen Kontext, in dem der Begriff „unbewußt“ mit „verbal bestimmbar“ synonym wäre.

Denn: Ein als „kontextfremd“ identifiziertes
Signal kann auch einfach falsch interpretiert sein, bzw. für
einen anderen Empfänger encodiert worden sein, der das Signal
als kontextkonform identifiziert.

logo. Das ist trivial und selbstverständlich. Wird selbst bei Einsteigerübungen in diesem Metier schon vorausgesetzt.

Deine Einwände bzgl.

Augenbrauenhochziehen spielt eine Rolle bei

  1. Aggression
  2. Angst
    wobei noch andere Gesichtszüge mit hinzukommen. Beide Mimiken
    sind übrigens erstaunlich ähnlich

sind korrekt. Es muß genauer heißen:

  1. aktives Erschrecken
  2. passives Erschrecken

… dann stimmts wieder.

„Ich signalisiere dir Aufmerksamkeit und
freundliches Entgegenkommen - ich bin aber mit meinen Gedanken
eigentich ganz woanders, aber das will ich dir nicht
zeigen, weil du es als Desinteresse mißverstehen könntest“.

Wie kommst Du denn darauf?

Erfahrung, Praxis, Gespräche darüber mit Beteiligten :smile:
Sowas kann man nicht in der Literatur finden …

In der Regel schauen Sie dann auch kurz zur Seite.

Das ist zu ungenau beschrieben. Wenn sie nur den Blick zur
Seite - also von dir weg - wenden, den Kopf aber nicht,
dann ist das eine Bestätigung für das oben gesagte.

Wie denn das? Und warum sind die Beobachtungen von Bernd
falsch? Warst Du denn dabei?

Wer hat denn behauptet, daß sie falsch seien???
Ich sagte, wie du in deinem Zitat selbst siehst, daß die Beschreibung der Gestik zu ungenau sei, als daß man sie interpretieren könnte. Es fehlen Details. Welche, das habe ich genauer erwähnt.

Deine weiteren Bemerkungen zu der Szene sind abwegig und nur spekulativ - nicht an der Szenenbeschreibung selbst orientiert. Man muß dafür Menschen kennen, die die Eigenart haben, bei der ersten Tagesbegrüßung die Augenbrauen hochzuziehen - und dann irgendwann mal mit ihnen in geeigneter Form darüber sprechen. Dann weiß man das, was in ihnen vorgeht. :smile:

Wenns Dich näher interessiert, kannst Du mich gerne anschreiben undich erkläre Dir alles noch einmal Schritt für Schritt.

Danke dir für das Angebot - es gilt umgekehrt genauso.
Studien über Studierbares in diesem metier - sofern ich sie benötige - sind mir weitgehend bekannt und ansonsten lerne ich nach wie vor mehr und mehr von Könnern und Kennern: Schauspieler sowie Psychologen (der von dir nicht so sehr geschätzten Art, die sich natrugemäß ebenfalls darauf verstehen müssen) und last but keineswegs least: jeder Gesprächspartner …

Gruß

Metapher

7 Like

wiss. Praxis für den Unwissenden
Hi Manfred,

Zunächst: Mein Posting war an Bernd gerichtet, um ihm
seine Frage zu beantworten, und nicht an dich in deiner
Rolle als Prof. f. Klin. Psych. u. Psychotherapie (lt.
ehemaligem ViKa-Eintrag von dir). Daher ist es vielleicht
verzeihlich, daß dort einige Punkte zu ungenau waren, um auch
dich im Kontext deiner diesbezüglichen
Literaturkenntnisse zufriedenzustellen.

Hm, dennoch kein Grund für Fehler. Ach ja, Du weisst ja nicht: Ich untersuche diese Verhaltensweisen seit Jahren in der Praxis.

Keine Angst, ist nicht so schlimm - aber da ich ja weiss, dass Du Dich gerne über Psychologie informierst …

*lächel* (freu mich sehr, daß du mal Humor zeigst)

Bleibt mir noch andes übrig :wink:, bei Deinen Postings muss ich immer laut lachen.

Einige Bemerkungen zu deinen Bemerkungen:

Sowohl Mimiken als auch Gestiken und Körperhaltungen haben immer
zwei Funktionen: Eine subjektive (nämlich als Körpergefühl) …

… und eine objektive (nämlich als Signal an den
Interaktionspartner bzw. als Auslöser für eine Wirkung auf
ihn)

Hm… Eine Mimik (Gestik etc.) hat Deiner Meinung nach immer eine
Funktion als Körpergefühl?

So ist es. Immer auch!

Soso.

Wenn Du meinst, sensorische Empfindungen beruhen auf der
physikalischen Stellung des Körpers, also der Anordnung seiner
Organe im Raum, dann stimme ich Dir zu.

Der Zustimmung kann ich nicht zustimmen.

Bitte? Du stimmst meiner Zustimmung nicht zu? Meinst Du vielleicht eher, dass Du anderer Meinung bist?

Denn Körpergefühle -
sensorische Empfindungen - haben nichts mit der Anordnung der
Glieder im Raum zu tun, bestenfalls am Körper. Wenn ich im
Gespräch den Ellenbogen auf den Tisch stütze und das Kinn mit
dem Handrücken unterstütze, oder die Mundwinkel zu einem
Lächeln verziehe, dann ist es gleichgültig, ob ich an der
kurzen oder an der langen Kante des Tisches sitze oder an
seiner Fenster- oder Türseite. Wenn ich den Beinüberschlag
wechsle während der Vorhang zum zweiten Akt der Traviata sich
öffnet, dann ist es egal, ob ich im Parkett oder auf dem erten
Rang sitze. In diesen Beispielen verändert sich mein
Körpergefühl. Auch mit der Geometrie des Körpers hat es nichts
zu tun.

Demnach sollte ich auch nicht bemerken, dass ich mir den Arm verdrehe. Nach Deinen Ausführungen wäre ein Mensch generell gefühlsunempfindlich. Das ist allerdings nicht richtig, denn überall in der Haut finden sich Sensoren, die Druck, Wärme, Kälte, etc. registrieren und als Informationen an das Gehirn weiterleiten. Du meinst sicherlich, dass Du das nicht spüren würdest, weil die Informationen dieser Rezeptoren teilweise nach einem Eingang wieder gehemmt werden bzw. weil eine Habituation der immer gleichen Information stattfindet. Ich glaube aber, Du hast mich missverstanden. Macht aber nix: Mit der physikalischen Stellung im Raum sind ja auch nicht die anderen Gegenstände gemeint gewesen (Deine Tische oder Dein Theater), sondern - wie ja auch mein Satz ausdrückte - die Stellung des Körpers. Und genau das bringt Dich ja auch dazu, dass Du die Beina manchmal anders übereinander schlägst.

Die Raumanordnung kann aber sehr wohl bei der
objektiven Funktion (Signal oder Auslöser) eine Rolle
spielen: Wenn ich z.B. neben einer Person sitze und den
Beinüberschlag wechsle von „vom andern weg → zum anderen
hin“ (Das „klassische“ Beispiel bei jedem
Mimik-Gestik-Körpersprache-Workshop - auch bei denen, die ich
veranstalte). Auch die Ellenbogen-Kinn-Geste benötigt für die
Signalwirkung auf den Gesprächspartner (so denn eine
beabsichtigt ist) sehr wohl die Kostellation im Raum.
Übrigens: Welches Signal damit gegeben wird, ist daraus
allein nicht erkennbar. Das hängt zusätzlich von Mimik und
Kopfhaltung ab.

Ja genau, wie ich ja längstens ausführte, sind diese enkondierte Signale, die dekodiert werden. Du beschreibst nichts anderes als ich auch schon getan habe.

Wenn Du hier als „Körpergefühl“ eine Art innerpsychischer Regung … verstehst

Nein, ich meinte Körpergefühl, nicht psychische Regung.

Ja, was denn nun? Einmal meinst Du, meine erste Interpretation als Stellung des Körpers im Raum sei falsch (der vorletzte Absatz zeit allerdings, dass Du das wohl doch meintest, denn Du beschreibst das ja so schön), dann ist auch die zweite Interprtation falsch. Was meinst Du denn nun wirklich als „Körpergefühl“ wenn nicht die sensorischen oder innerpsychischen „Empfindungen“? Da bleibt doch gar nichts mehr übrig!

… dann müssten Mimiken …in jedem Fall die
psychologische „Verfassung“ einer Person widerspiegeln. Das
hieße ja, dass dann jedem Menschen aufgrund der Beobachtung
seiner aktuelle Mimik (etc.) genau sein innerpsychisches
Erleben völlig korrekt diagnostiziert werden könnte. Wenn Du
dies meinen solltest, kann ich Dir sogar teilweise zustimmen.

Wiederum kann ich deiner Zustimmung nicht zustimmen.

Ein wiederholt interessanter Satz, der eine seltsame Wortwahl offenbart.

Zuerst,
weil eben das durch die Mimik erzeugte Körpergefühl nicht mit
der psychischen Befindlichkeit zu tun hat (kann sich aber
daraf auswirken und - natürlich - umgekehrt):

Ach so, dann hatte ich ja mit meiner ersten Interpretation Deines kryptischen „Körpergefühls“ recht! Die Anordnung der Organe im physikalischen Raum! Warum negierst Du das denn dann oben?

Ich „fühle“, daß
ich die Stirn runzle.

Ja klar, Du meinst auf laienpsychologische Art und Weise, dass Du sensorische Informationen über die physikalische Stellung Deiner Stirnmuskulatur bekommst. Du hast mich offensichtlich einfach falsch verstanden. Ist ja nicht schlimm.

Aber die Befindlichkeit, die psychische
Verfassung, die zu dem Stirnrunzeln führt (und das können sehr
viele sehr unterschiedliche sein), sei es unwillkürlich (ich
bemerke es zunächst gar nicht, bis ich es im Spiegel sehe)
oder willkürlich (ich gebe damit ein Signal an den anderen,
oder sogar mir selbst, falls ein anderer gar nicht vorhanden
ist), ist für einen anderen daraus nicht eindeutig ablesbar.

Beispiel…

Das widerlegt mich nicht. Eine Bewegung ist immer willkürlich oder unwillkürlich - wie ich bereits deutlich ausführte. (Am Rande: Dein „unwillkürlich“ lässt sich gut durch Habituation erklären; Lustig, ist dass Dein Beispiel ein Missgriff ist: im Deinem ersten Posting hast Du noch behauptet, dass sich das Gesichtsfeld erweitern würde [falsch] - das sollte dann natürlich vom Stirnrunzler gleich bemerkt werden [auch bei einer „unwillkürlichen“ Ursache, wie Du es nennst] - damit zerfällt Deine Argumentation noch mehr).
Schön, dass Du mir zustimmst, dass eine Mimik (Gestik etc.) keinen eindeutige Rückschluss auf innerpsychische Aspekte des betrachteten Organismus zulässt. Weder eine willkürliche (bedenke den Schauspieler), noch eine unwillkürliche (ich nehme an, dass Du damit eine Bewegung meinst, deren Planung zuvor nicht verbal beschreibbar ist). Übrigens: eine unwillkürliche Bewegung im Sinne eines überraschenden Ausdrucks bestimmter psychischer Impulse existiert nicht, sondern ihr laufen immer die Ausprägung bestimmte Variblen innerhalb oder außerhalb des Organismus voraus. Beispiel: Das Übereinanderschlagen der Beine in die „andere Richtung“ als zu vor hat z.B. den Grund, ein "Einschlafen des „unteren“ Beines zu verhindern - was der Organismus in Form nachlassender nervaler Invormationen aus dem entsprechenden Bereich „bemerkt“ und Gegenmassnahmen einleitet; andere Erklärung könnte z.B. sein, dass Du Dich an eine Dir gegenübersitzende Modellperson anpasst, um eine Verstärkung zu erlangen. Dies ist natürlich verbal zuvor selten beschreibbar und könnte von Dir als „unwillkürlich“ gedeutet werden; experimentell (und Du stehst doch so auf Praxiswissen!) zeigen sich eher die einfachen Erklärungen als korrekt. Und das ganz ohne triebtheoretische oder psychoanalytische Umwege, die noch x Zusatzannahmen benötigen, die nicht nachgewiesen werden können. Aber Du hast Recht: lassen wir das lieber aussen vor, wie Du ja selbst treffend im nächsten Absatz beschreibst.)

Die Frage, ob es kulturübergreifende mimische
Deutungsinvarianten gibt oder nicht, ist zweifelsohne
interessant. Auch die Affekttheorie befaßt sich damit (Luc
Ciompi usw., Rainer Krause mit seinen Gesichtsmuskelstudien
usw). Auch in den Fragestellungen der sog.
„Ethnospychoanalyse“ standen diese Dinge im Vordergrund. Aber
das alles interessiert hier im Kontext der Frage von Bernd
überhaupt nicht.

Wie oben - Du hast recht: man sollte diese Theorien mit ihren treibtheoretischen psychodynamischen Grundannahmen besser vernachlässigen.

… Dies schreibst Du ja auch indirekt, indem Du
zugibst, dass es eine objektive (Kommunikations-)komponente im
jeweiligen Ausdruck gibt.

Ich gab es nicht zu, sondern machte vielmehr aufmerksam auf
die notwendigen Differenzierungen: Körpergefühl,
Signalwirkung, unwillkürliche vs. willkürliche Mimik, bewußte
vs. unbewußte Manifestation psychischer Verfassungen.
Allerdings reichen diese Differenzierungen noch nicht, um das
Spektrum der höchst komplexen Deutungsmöglichkeiten zu
überblicken, das man gut kennen muß, wenn man einigermaßen
treffsicher die Mimik eines anderen erfassen will.

Kurz gesagt: Du gibst zu, dass der Dekodierer der mimischen (gestischen etc.) Signale einen guten Einblick haben muss in die kulturellen und sozialen Variablen, die die Mimiken (Gestiken etc.) des Senders beeinflussen.

Und dies Letztere kann man nicht aus Literaturen lernen,
ebensowenig, wie man durch Lesen das Schauspielen erlernen
kann. Das geht nur im Kontext unmittelbarer dialogischer
Interaktion …

Ja genau. Wer behauptet etwas anderes? Sollte dies ein Angriff auf mich sein, indem Du (wie bereits oben) behauptest, ich würde mein Wissen einzig aus der Literatur beziehen? Lass es mich mal so ausdrücken: Es scheint so zu sein, dass Du Kritik nicht magst und dann versuchst durch seltsame Behauptungen Diskussionsgegner zu diffamieren. Schade nur, dass Du so inkonsequent bist und auch noch selber Literatur (Luc Ciompi etc) anführst. Könnte es nicht sein, dass nur Du Dich auf dem bearbeiteten Gebiet einzig auf Literatur stützt und keine Praxis vorweisen kannst? Wie sonst ist denn Dein erstes Posting zu erklären, dass so viele Dinge durcheinanderbringt und Du hier mehr schlecht als recht zu verteidigen versuchst? Ich bitte Dich, da warst Du schon einmal besser - z.B. erst zu behaupten, Du meinst keine sensorischen Empfindungen und dann gehts doch darum etc. Das macht doch echt keinen großen Spass, oder?

Die Komplexität solcher Dinge mag einmal am Beispiel „Person P
wechselt den Beinüberschlag“ illustriert sein:…

Ja genau, so ist das zu verstehen, was ich Dir oben auseinandersetzte. Du lernst!

Z.B. wird niemand in der

Chefbesprechung laut loslachen, weil er sich gerade an einen
Witz erinnert etc. etc.

Natürlich kann man Affektbeherrschung erlernen.

Ein Sozialleben ist ohne dies nicht möglich.

Viel interessanter ist die Mimik von jemandem, der dem
anderen, der tatsächlich einen Witz geäußert hat,
signalisiert, daß er ebendies sehr wohl bemerkt habe, den Witz
auch gut finde, daß es ihm aber keine Mühe mache, das Lachen
dennoch zu unterdrücken :smile: Bei solchen vielschichtigen
Bedeutungen fängt das Studium von Mimiken erst an, spannend zu
werden - sowohl die Frage der Signaleindeutigkeit als auch das
Know-how, soetwas zu machen. Und wenn dies zudem noch ein
Schauspieler ist, der genau diese Szene tagtäglich spielt …

Völlig korrekt, das ist interessant.

Auch gäbe es bei einer solchen Entsprechung … keine
Schauspieler, denn die müssten sich ja ständig in eine
entsprechende „emotionale“ Situation bringen, die vollständig
dem Skript entspräche, damit sie ihre Rolle überzeugend
spielen könnten.

Tja - das zeigt, daß du in diesem Metier wenig reale Erfahrung
hast: Genau dies war nämlich die folgenreiche Revolution in
der Schauspielkunst und der Schauspielschule am Anfang des
vorigen Jahrhunderts durch Konstantin Sergejewitsch
Stanislawski: Der Spieler spielt den Traurigen erst genau
dann, wenn er nicht einen Traurigen spielt, sondern wenn er
traurig ist. Er muß also tatsächlich die Kunst
beherrschen, nach Skript und auf Stichwort traurig zu sein …

Tja - und das zeigt, dass Du Dich in diesem Metier genau nicht auskennst: Es gibt noch andere Schauspielschulen, abgesehen davon ist gerade im Fall von S. die von ihm verwendete Terminologie unklar und kann bestenfalls als umstritten bezeichnet werden. Abgesehen davobn ist dies eine Forderung von S. Es gibt noch weitere Menschen, die bestimmte Forderungen an Schauspieler stellen - was zeigt denn daran, dass ich mich nicht auskennen würde. Und interessant: Oben schreibst Du doch:

Natürlich kann man Affektbeherrschung erlernen.

Was stimmt denn nun? Du drehst Dir gerne alls so zurecht, wie es eben passt.
Tja, wenn denn der Schauspieler immer in genau der emotionalen oder innerpsychischen Verfassung sein soll, damit er besonders gut ist, dann stelle Dir doch mal vor, wie jemand, der todtraurig spielen soll, beim Empfinden des entsprechenden intrapsychischen Zustandes noch schauspielern kann - in dem Sinne, dass er zur vorgeschriebenen Zeit vorgeschriebene Handlungen durchführt (z.B. seinen Text spricht, interagiert mit anderen Schauspielern); oder noch besser: wenn jemand ausgelassene Heiterkeit spielen soll, sollte er sich dann ja in einen innerpsychischen Zustand versetzen, der durch seine Fröhlichkeit alles andere vergessen lässt. Wie soll dann noch nach Skript vorgegangen werden?

Ich kenne mehrere Schauspieler, …

Ja ich auch, die Dich widerlegen - interessante Ebene der Argumentation. Abgesehen davon muss das verbale Zeugnis nicht mit dem gezeigten Verhalten übereinstimmen. Im Grunde liegt hier eine Varianzaufklärung von ca. 30% vor. Und zusätzlich: ständig siht man Schauspieler (Du brauchst nur das TV einzuschalten), die überzeugend sind - Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass jeder Schauspieler dann absolut in der jeweiligen innerpsychischen Verfassung ist… Sicherlich wirst Du nicht abstreiten können, dass Schauspieler mit einer besonders überzeugenden Darstellungsweise einen Preis, wie z.B. einen Oscar bekommen. Nun, dann sollte (nach Deiner These) z.B. ein Schauspieler wie R. Crowe, der für seine Darstellung eines schizophrenen Menschen erst schizophren geworden sein, um so überzeugend spielen zu können, dass er eben sogar einen Oscar erhält…

Ein weiteres Beispiel, wie komplex Mimiken sein können (und
dennoch eindeutig deutbar), auch wenn man kein Schauspieler
ist:

Ein Pärchen liegt im Streit. Er redet und redet auf sie ein.
Sie gähnt und hält sich die Hand vor den Mund - nicht weil sie
realiter müde ist sondern sie signalisiert ihm, daß sie
„so tut als tue sie so“, müde zu sein … ein höchst
komplexes Signal, das aber sicher jeder beherrscht.

Wir sind einer Meinung - hast Du mein Posting überhaupt richtig gelesen?

Nur, dass Du mich nicht falsch verstehst: Es ist sicherlich
so, dass sich in Gestik und Körperhaltung, Mimik etc. auch
Spuren innerpsychischer Regungen zeigen - allerdings aufgrund
sozialer und kultureller Eigenheiten und Limitationen niemals
so prototypisch und stereotyp, dass man bei einer bestimmten
Gestik zweifelsfrei auf eine grundlegende z.B. emotionale
Verfassung absolut rückschließen könnte.

Das ist richtig. Wenn mein Klient ein Japaner ist, lese ich
seinen Gesichtsausdruck vollständog anders (und muß das erst
gelernt haben), als wenn es z.B. ein Rheinländer ist …
Stereotype gibt es kulturimmanent dabei sehr wohl (kurzer
Luftstoß durch die Nase bei geschlossenem Mund, die Augen an
der Zimmerdecke vorbei drehen usw.) und ihre Deutung ist auch
manchmal eindeutig, allerdings ausschließlich im aktuellen
Gesprächskontext.

Schön, dass wir auch hier einer Meinung sind. Du hättest mich nicht sinngemäß wiederholen müssen.

Viel wichtiger für den Dialog sind aber Mimiken, die 1.
individuell, 2. exklusiv aktuell sind, und die daher gar nicht
Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchung sein können

Warum nicht? Abgesehen davon frage ich mich, warum diese Mimiken denn viel wichtiger für den Dialog sind? Wenn bestimmte Signale so individuell sind, dass sie dem Empfänger unbekannt und daher schlecht zu dekodieren sind, ist eine fehlerfreie Signalübertragung essentiell gefährdet, wenn nicht gar unmöglich.
Hier greift natürlich die Wissenschaft, die Möglichkeiten zur Verfügung stellt, die einzelnen Verhaltensweisen (z.B. in einer Gestik) so zu extrahieren und zu untersuchen, dass eine Deutung dennoch möglich wird! Und dass sogar mit einer hohen Zuverlässigkeit, wie sie eben die Wissenschaft ermöglicht!

  • und hier fängt die Kunst, in Gesichtern zu lesen, überhaupt
    erst an! Die Bestätigung (falls nötig) der rechten Deutung
    kommt dann erst aus dem unmittelbaren Dialog - und der
    ist es, auf den man sich verstehen muß bei solchen Dingen.

Ja, man wird beim Dialog zum Wissenschaftler und stellt Korrelationen zwischen dekodiertem Signal, Bedeutungsinhalt und enkodiertem Signal her. Da hast Du Deinen Wissenschaftler, obwol Du ihn gar nicht magst.

Der entscheidet dann erst über die Kompatibilität von
Enkodierung und Dekodierung … Die literarische Kenntnis über
interkulturelle Studien (zweifelsohne ebenso wichtig wie
interessant) nützen dabei jedoch überhaupt nichts.

Hm, Deiner Meinung nach sollte man kein Schrifttum über die Forschung führen. Zeigt, wes Geistes Kind Du bist, komisch nur, dass Du selber Autoren nennst und den guten Stanslawski… oder warst Du etwa Ende des 19. Jhdts. bei ihm auf der Schauspielschule?

Statt unbewusst besser: verbal bestimmbar.

Ich kenne keinen Kontext, in dem der Begriff „unbewußt“ mit
„verbal bestimmbar“ synonym wäre.

Das glaube ich Dir aufs Wort. Immerhin magst Du ja keine Literatur.

Denn: Ein als „kontextfremd“ identifiziertes
Signal kann auch einfach falsch interpretiert sein, bzw. für
einen anderen Empfänger encodiert worden sein, der das Signal
als kontextkonform identifiziert.

logo. Das ist trivial und selbstverständlich. Wird selbst bei
Einsteigerübungen in diesem Metier schon vorausgesetzt.

Dem Inhalt Deines ersten Postings zufolge musstest Du darüber aufgeklärt werden.

Deine Einwände bzgl.

sind korrekt. Es muß genauer heißen:

  1. aktives Erschrecken
  2. passives Erschrecken

… dann stimmts wieder.

Was ist das?

„Ich signalisiere dir Aufmerksamkeit und
freundliches Entgegenkommen - ich bin aber mit meinen Gedanken
eigentich ganz woanders, aber das will ich dir nicht
zeigen, weil du es als Desinteresse mißverstehen könntest“.

Wie kommst Du denn darauf?

Erfahrung, Praxis, Gespräche darüber mit Beteiligten :smile:
Sowas kann man nicht in der Literatur finden …

Deine punktuellen Erfahrungen mit einer unbekannten Stichprobe ohne eine Art von auch nur geringer Objektivität stehen nicht für eine globale Richtigkeit Deiner Behauptungen. Alleine widerlege ich Dich dann wieder durch die Behauptung: Ich habe andere Erfahrungen gemacht. So kann man gerne diskutieren, aber dazu habe ich keine große Lust und langweilt mich eher, denn ich begebe mich aus Seriösität nicht auf Deine Argumentationsebene, die „eigene Erfahrungen“ als Beweis anführen.

In der Regel schauen Sie dann auch kurz zur Seite.

Das ist zu ungenau beschrieben. Wenn sie nur den Blick zur
Seite - also von dir weg - wenden, den Kopf aber nicht,
dann ist das eine Bestätigung für das oben gesagte.

Wie denn das? Und warum sind die Beobachtungen von Bernd
falsch? Warst Du denn dabei?

Wer hat denn behauptet, daß sie falsch seien???
Ich sagte, wie du in deinem Zitat selbst siehst, daß die
Beschreibung der Gestik zu ungenau sei, als daß man sie
interpretieren könnte. Es fehlen Details. Welche, das habe ich
genauer erwähnt.

Ok, alles klar.

Deine weiteren Bemerkungen zu der Szene sind abwegig und nur
spekulativ - nicht an der Szenenbeschreibung selbst
orientiert. Man muß dafür Menschen kennen, die die Eigenart
haben, bei der ersten Tagesbegrüßung die Augenbrauen
hochzuziehen - und dann irgendwann mal mit ihnen in geeigneter
Form darüber sprechen. Dann weiß man das, was in ihnen
vorgeht. :smile:

Wie oben: Ich denke, Deine wenig aussagekräftigen und spekulativen Gedanken zu Bernds Posting zielen nur auf Deine eigenen „Erfahrungen“ (vorausgesetzt, es gibt sie tatsächlich) ab. Theorien und Erklärungen konnte bislang nur ich in unserer Diskussion liefern. Irgendwie habe ich mir von Dir doch etwas mehr erhofft, als Vorschützen der eigenen „Erfahrung“.

Wenns Dich näher interessiert, kannst Du mich gerne anschreiben undich erkläre Dir alles noch einmal Schritt für Schritt.

Danke dir für das Angebot - es gilt umgekehrt genauso.
Studien über Studierbares in diesem metier - sofern ich sie
benötige - sind mir weitgehend bekannt und ansonsten lerne ich
nach wie vor mehr und mehr von Könnern und Kennern:
Schauspieler sowie Psychologen (der von dir nicht so sehr
geschätzten Art, die sich natrugemäß ebenfalls darauf
verstehen müssen) und last but keineswegs least: jeder
Gesprächspartner …

Schön. Es ist übrigens eine Lüge, dass ich eine bestimmte Gruppe von Psychologen nicht schätzen würde.

Beste Grüße und viel Spass bei Deinem Antwortposting,
Der Captain

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gespielte Gefühle
Hi captain

Hi Manfred,

btw. Ich sagte dir schon einmal etwas zu dieser Anrede. Aber wenn du mir auch deinen Real-Vornamen outest, dann geht das in Ordnung.

Du weisst ja nicht: Ich untersuche diese Verhaltensweisen seit Jahren in der Praxis.

ah ja, daher :smile:
Da du das in einer Institution eingebunden tust, hast du ja Publikationen darüber gemacht. Dann möchte ich dich hiermit freundlich um Literaturhinweise bitten.

Bitte? Du stimmst meiner Zustimmung nicht zu? Meinst Du
vielleicht eher, dass Du anderer Meinung bist?

*lach* ja sagtest ja schon öfter, daß dich unkonventioneller Sprachgebrauch erheblich irritiert. Macht nichts, junger Mann. Das gibt sich mit zunehmender Erfahrung.

Demnach sollte ich auch nicht bemerken, dass ich mir den Arm verdrehe.

Nicht? aha. Wie einer das aus dem vorher Dargestellten schließen kann, ist mir ein Rätsel. Ich vermute mal so: Wenn dein Organismus nicht total zweckentfremdet funktioniert, wirst du das schon merken, auch ohne daß man dir präzise Informationen über relative Winkelstellungen zur Körperachse rüberbeamt.

Nach Deinen Ausführungen wäre ein Mensch generell gefühlsunempfindlich.

Ich sprach über Körpergefühle. Das Wort scheint dir zwar befremdlich, aber dennoch: wie man daraus folgern möchte, daß ein Mensch generell gefühlsunempfindlich sein solle … *grübel*

Das ist allerdings nicht richtig, denn überall in der Haut finden sich Sensoren

Wie gut, daß ich das jetzt weiß :smile:

Mit der physikalischen Stellung im Raum sind ja auch nicht die
anderen Gegenstände gemeint gewesen (Deine Tische oder Dein
Theater), sondern - wie ja auch mein Satz ausdrückte - die
Stellung des Körpers.

Nun gut. Unter Anordnung im physikalischen Raum versteht man nicht dasselbe wie relative Anordnung der Glieder am Körper. Solche Mißverständnisse hat bereits Aristoteles ausgeräumt und die dazugehörigen Begriffe geklärt.

Wenn Du hier als „Körpergefühl“ eine Art innerpsychischer Regung … verstehst

Nein, ich meinte Körpergefühl, nicht psychische Regung.

Ja, was denn nun?

Körpergefühl. :smile:

Einmal meinst Du, meine erste Interpretation als Stellung des Körpers im Raum sei falsch …

Siehe oben. Die Anordnung im Raum ist nicht identisch mit Körpergefühl. Das verwechselst du die ganze Zeit. Welche „Stellung im Raum“ haben Kopfschmerzen, Druck auf der Blase, Hustenreiz, Hunger, das Kribbeln des eingeschlafenen Beins?

Was meinst Du denn nun wirklich als „Körpergefühl“ wenn nicht die sensorischen oder innerpsychischen „Empfindungen“? Da bleibt doch gar nichts mehr übrig!

Nur wenn man nicht begreift, daß psychische Verfassungen nicht mit Körpergefühlen identisch sind. Natürlich sind es sensorische Emfpindungen. Und in deinem Sprachgebrauch sind sensorische Empfindungen zugleich „innerpsychische“ - aha, ich verstehe. Übrigens: Gibt es in deinem Sprachgebrauch auch „außerpsychische“ Empfindungen?

Beispiel…

Das widerlegt mich nicht.

Ich habe gar nicht die Absicht, dich zu widerlegen. Bei was denn auch? Ich habe einige Ausführungen gemacht, um Bernd und anderen interessierten Lesern etwas über Mimik usw. deutlich zu machen. Du beliebst aus unerfindlichen Gründen, alles, was hier irgendwo gesagt wird, als beweisendes oder widerlegendes Argument gegen dich persönlich zu empfinden. Das ist aber nicht mein Problem.

Und dies Letztere kann man nicht aus Literaturen lernen,
ebensowenig, wie man durch Lesen das Schauspielen erlernen
kann. Das geht nur im Kontext unmittelbarer dialogischer
Interaktion …

Ja genau. Wer behauptet etwas anderes?

Der Eindruck läßt sich bei dir nicht vermeiden.

Sollte dies ein Angriff auf mich sein

Schon wieder: Du empfindest alles und jedes als Angriff.

ich würde mein Wissen einzig aus der Literatur beziehen?

Woher sonst?

Es scheint so zu sein, dass Du Kritik nicht magst

Das kommt drauf an. Ich habe hier keine Kritik gesehen? Wo?

und dann versuchst durch seltsame Behauptungen Diskussionsgegner zu diffamieren.

Warum schon wieder „Gegner“? Gibt es bei dir keine andere Dialogform als Gegnerschaft? Alles nur Kampf?
In deiner Welt gibt es wirklich nur Angriff und Verteidigung? Permanentes Bedrohunggefühl?
Nur Behauptung, Beweis und Widerlegung?
Nicht mehr als das macht deinen Dialog aus?
Vorschützen, wenn jemand auch einmal aus Erfahrung und Menschenkenntnis schöpft, die man nicht aus wissenschaftlichen Untersuchungen holen kann? Zustimmung, nur da wo etwas zufällig in einem dir kompatiblen Wortlaut formuliert ist? Diffamierung, was nicht wortwörtlich deiner Diktion entspricht? Lüge, was nicht exakt deine Meinung wiedergibt?

Könnte es nicht sein, dass nur Du Dich auf dem bearbeiteten Gebiet
einzig auf Literatur stützt und keine Praxis vorweisen kannst?

Der Witzbold lugt aus dir hervor …

Tja - und das zeigt, dass Du Dich in diesem Metier genau nicht
auskennst: Es gibt noch andere Schauspielschulen

Na Klasse! Ich verstehe nicht, warum du selbst da noch Kenntnisse vorzuschieben versuchst, wo du nun ganz und gar außen vor bist.
Also: Es gibt in der abendländischen Welt keine Schauspieltradition mehr, die nicht wesentlich auf Stanislawski aufbaut. Jerzi Grotowski, Antonin Artaud, selbst auf Marcel Marceau hat er wesentlichen Einfluß gehabt - bis zu Peter Brook und Lee Strasberg. Möchtest du mehr?

Und interessant: Oben schreibst Du doch:

Natürlich kann man Affektbeherrschung erlernen.

Was stimmt denn nun? Du drehst Dir gerne alls so zurecht, wie
es eben passt.

Du bist offenbar verwirrt. Versteh nicht warum. Selbstverständlich geht gerade aus meinen Schilderungen über die Schauspielkunst hervor, daß man Affektbeherrschung erlernen kann. Das ist sogar ein wesentliches Element. Ich hab es an Beispielen verdeutlicht.

Tja, wenn denn der Schauspieler immer in genau der emotionalen
oder innerpsychischen Verfassung sein soll, damit er besonders
gut ist, dann stelle Dir doch mal vor, wie jemand, der
todtraurig spielen soll, beim Empfinden des entsprechenden
intrapsychischen Zustandes noch schauspielern kann - in dem
Sinne, dass er zur vorgeschriebenen Zeit vorgeschriebene
Handlungen durchführt (z.B. seinen Text spricht, interagiert
mit anderen Schauspielern); oder noch besser: wenn jemand
ausgelassene Heiterkeit spielen soll, sollte er sich dann ja
in einen innerpsychischen Zustand versetzen, der durch seine
Fröhlichkeit alles andere vergessen lässt. Wie soll dann noch
nach Skript vorgegangen werden?

Genau so ist es, junger Mann. Genau das ist die Schauspielkunst. Es gibt auf den Bühnen der Welt halt mehr, als deine bisherige Schulweisheit sich träumen mag. Unverständlich ist, warum du dich nicht einmal über solche interessanten Tatsachen belehren läßt und es einfach übernimmst, oder gar weitere Fragen stellst. Soetwas sollte doch gerade für jemanden, der im Bereich Psychologie arbeitet, animieren, Augen und Ohren aufzusperren. Dafür ist doch dieses Forum da, daß man unverhofft auch einmal von etwas Kenntnis bekommt, was man sich bisher noch nicht vorstellen konnte …

Viel wichtiger für den Dialog sind aber Mimiken, die 1.
individuell, 2. exklusiv aktuell sind, und die daher gar nicht
Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchung sein können

Warum nicht?

Ich dachte, du seiest mit den Grundprinzipien wissenschaftlichen Arbeitens vertraut? Singuläre Ereignisse können nicht Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen sein.

  • und hier fängt die Kunst, in Gesichtern zu lesen, überhaupt
    erst an! Die Bestätigung (falls nötig) der rechten Deutung
    kommt dann erst aus dem unmittelbaren Dialog - und der
    ist es, auf den man sich verstehen muß bei solchen Dingen.

Ja, man wird beim Dialog zum Wissenschaftler und stellt
Korrelationen zwischen dekodiertem Signal, Bedeutungsinhalt
und enkodiertem Signal her.

Es muß spannend sein für Leute, die das Glück haben, mit dir im Dialog zu sein.

Der entscheidet dann erst über die Kompatibilität von
Enkodierung und Dekodierung … Die literarische Kenntnis über
interkulturelle Studien (zweifelsohne ebenso wichtig wie
interessant) nützen dabei jedoch überhaupt nichts.

Hm, Deiner Meinung nach sollte man kein Schrifttum über die
Forschung führen.

Naja. Du kannst nun mal nicht mit Schrifttum allein im Kopf durch reale Leben gehen. Da gehören noch andere Dinge dazu - singuläre Situationen - und genau auf solche sind wir hier gestoßen.

Wenn du mit deiner Freundin in die Kiste gesprungen bist, greifst du doch nicht als erstes zu Manuals über statistisch validierte optimale Kombinationen von Körpergefühlen, räumliche Anordnungen, relative Stellungen der Glieder am Körper, „inner“- oder „außer“-psychische Befindlichkeiten, sensorischen Empfindungen und Signaldekodierungen, und blätterst sie durch? Und wenn sie dir dann die interkulturell nicht verifizierbare Mimikinvariante „glückseliges Lächeln“ enkodiert, fachst du dann mit ihr eine Diskussion über Wahrscheinlichkeiten eindeutiger Signaldekodierungen an?

So what …

Gruß

Metapher

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Hi Manfred,

ich bemerke, dass Du einem Dialog mit Sachargumenten nicht zugänglich bist und Dich ausschließlich Hinweisen auf Deine angebliche Erfahrung zurückziehst - um nicht zugeben zu müssen, dass ich recht habe.

Deine Ausführungen zu singulären Ereignissen sind lachhaft - und das weisst Du auch, denn jedes Ereignis ist singulär und einem anderen nur bis zu einem gewissen Grade ähnlich. Diese Ähnlichkeiten stehen dabei im Fokus der Betrachtung (in Alltag und Wissenschaft) - sonst könntest Du auch keine Schlussfolgerungen ziehen oder darüber sprechen.

Ich bin gelangweilt von Deinen inhaltsleeren Postings und stelle fest, dass keine Sachargumente von Dir zu erwarten sind, über die ich mit Dir diskutieren könnte.
Ich schlage vor, Du befasst Dich erst einmal eingehend mit der Materie, bevor wir uns hier weiter unterhalten. Bis dahin können wir festhalten, dass Du eine nicht nachweisbare vulgärphilosophische Ansicht zum Themengebiet hast und ich eine empirisch untermauerte verhaltenspsychologische.
Die „Diskussion“ sehe ich hiermit als beendet an.

Viel Spass beim Lesen und Vorbereiten wünscht
Der Captain

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off: was ich vergass
ist: Deine Bemerkung über mich als „jungen Mann“ hat mir sehr geschmeichelt! Besten Dank dafür! Das war mir dann auch einen Stern wert.

Viele Grüße und weiterhin viel Spass beim Erfahrungensammeln,
Der Captain

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