Komisches Phenomen

Hallo zusammen,

einmal doch möchte ich etwas anfragen.

Es gibt eine bestimmte Art von Arbeit, vor der ich im Vorfeld solch einen Horror habe, sodass ich solche Aufträge fast bald am Liebsten ablehnen oder untervergeben würde.

So habe ich mich schon dabei ertappt, den Termin des Arbeitsbeginns herauszuschieben. In der Nacht davor schlafe ich schlecht und versuche mich zu beruhigen: „Morgen um die Zeit ist alles geschafft!“

Wenn es dann losgeht, bin ich froh darüber, dass ich nochmal zum Baumarkt oder Großhandel muss, um noch eine Kleinigkeit hinzuzuholen.
Bloß noch ein bisschen hinauszögern, noch ein bisschen Zeit, noch eine Zigarette, als gänge es auf die Gille… Gilu … Giou… unter’s Fallbeil.

Am nächsten Tag um die Zeit ist dann tatsächlich auch geschafft und ich bin sehr erleichtert. Vor allem weil es, wie nicht anders zu erwarten, absolut reibungslos lief.

Bei dieser Arbeit gibt es aber nichts, was schief laufen könnte. Ich beherrsche das Metier absolut, habe darin über 20 Jahre Erfahrung und die richtigen Werkzeuge, bin sogar vergleichsweise hoch gerüstet. Die Arbeit ist nicht schmutzig, nicht sehr gefährlich, intellektuell nicht besonders anspruchsvoll und man verdient ganz gut dabei.

Was kann der Grund für meine Blockade sein?

Schönen Dank schonmal.

Hi.

Was das in Deinem Falle verursacht, ist natürlich so einfach nicht zu sagen, aber schau mal hier: http://www.prokrastination.net/umfrage/grundlagen.ph…

Grüße,
Grünblatt

Hallo,

das kann so von außen natürlich keiner beurteilen.
Hier nur mal ein paar Anregungen:

Gibt es irgendeinen Reiz bei der Arbeit (Geruch, wie sich etwas anfühlt, Geräusche) die du nicht magst?
Empfindest du die Aufgabe als entwürdigend, zu leicht, zu langweilig?
Triffst du dabei Menschen, die du nicht magst?

Hat es mal ein unangenehemes Erlebis bei dieser Arbeit gegeben?
Oder erinnert dich etwas an der Arbeit an etwas Unangenehmes?

Um das rauszufinden, musst du gut in dich reinhören. Wenn du davor schlecht schäfts, welche Gedanken gehen dir durch den Kopf? An welche Aspekte dieser Arbeit denkst du dann?

Überlege auch: Was müsste sich verändern, damit dir die Arbeit Spaß macht?

Verrätst du uns, um was für eine Arbeit es sich handelt?

Gruß von Bixie

hi

nie ist meine Wohung sauberer, ordentlicher, die Fenster durchsichtiger, mein Auto (!!!) staubfreier als zu den Zeiten, zu denen ich meine Steuererklärung dringend fertig machen sollte, weil schon ein Zwangsgeld droht

warum auch immer … *schulterzuck*

  • Es ist definitiv nicht mehr als zwei Stunden Arbeit
  • ich beherrsche es wirklich problemlos
  • und es kommt wirklich gut Geld zurück

… und trotzdem HASSE ICH ES und mache lieber 1000 andere Dinge anstatt

Gruß h.

Hallo,

das kenne ich auch. Mir geht es oft vor (auf) Dienstreisen so. Da denke ich auch „in drei Tagen um diese Zeit bist Du auf dem Weg nach Hause“. Auch geht es mir ähnlich, das ich im Grunde nicht versagen kann.

Dennoch ist da eine unterschwellige Angst der Aufgabe nicht gerecht zu werden, Langeweile zu haben oder es fehlt das Vertraute.

Ich vermute bei mir ein mangelndes Selbst. Selbstvertrauen, nicht bei sich selbst sein.

Letztlich kannst Du Dir deine Aufgabe im Detail vorstellen und kommst vielleicht so auf das Problem. Dort wo Du die stärksten Abneigungsgefühle hast.

Gruß
Oliver

Hi Bixie,

die Antwort gilt aber für alle.

Gibt es irgendeinen Reiz bei der Arbeit (Geruch, wie sich
etwas anfühlt, Geräusche) die du nicht magst?

Nein, nichts dergleichen. Außer, man macht sich dochmal die Hände schmutzig und man muss sich u.U. bei der Arbeit bewegen.

Empfindest du die Aufgabe als entwürdigend, zu leicht, zu
langweilig?

Nein, nichts dergleichen.

Triffst du dabei Menschen, die du nicht magst?

Ich mag überhaupt keine Menschen, egal, wo. Scheidet also auch aus :smile:

Hat es mal ein unangenehemes Erlebis bei dieser Arbeit
gegeben?

Nunja, hin und wieder passieren Pannen. Deren Wiedergutmachen Mehraufwand erfordert. Aber das kommt nicht gravierend oft vor und man kann denen gut vorbeugen, und ich habe Vorbeugetechnik dazu. Seit deren Anschaffung passieren solche Pannen auch nicht mehr.

Überhaupt ist solches in über 20 Jahren nur zweimal vorgekommen. Habe ich eben rekapituliert.

Oder erinnert dich etwas an der Arbeit an etwas Unangenehmes?

Darüber denke ich mal nach.

Um das rauszufinden, musst du gut in dich reinhören. Wenn du
davor schlecht schäfts, welche Gedanken gehen dir durch den
Kopf? An welche Aspekte dieser Arbeit denkst du dann?

Wenn es wieder soweit ist, werde ich darauf achten.

Überlege auch: Was müsste sich verändern, damit dir die Arbeit
Spaß macht?

Die macht mir ja Spaß, sobald ich drüber bin und noch mehr Spaß macht das Geld kassieren, danach.

Wenn sich bei der Tatortbegehung im Vorfeld herausstellt, dass es in irgend einer Form anstrengend wird oder ein erhöhter Schierigkeitsgrad besteht, lehne ich den Auftrag sowieso ab. Oder delegiere den anstrengenden Part. Zum Glück kann ich mir die Kunden heraussuchen.

Verrätst du uns, um was für eine Arbeit es sich handelt?

Nein.

Danke dir! :smile:

To.i

Der erste Schritt
Guten Morgen Häuptling,

ich kenne dieses Phänomen leider auch recht gut.

Meine Erklärung/die Hintergründe (für mich und meinen Job):

1.) Der Status " Selbstständiger": Er verleitet so häufig dazu, sich eben die Arbeitszeiten selbst einzuteilen (ich stehe zeitweise um 4 Uhr morgens auf).

2.) Die langjährige Erfahrung : Man weiß ja, was man in welcher Zeit schaffen kann (ohne Fehler zu machen). Das verleitet aber dann auch zur Selbstüberschätzung.

3.) Ich habe immer recht kurzfristige Jobs von unterschiedlichen Projektleitern und muss mich jedes Mal in eine neue Materie reindenken. Das eigentliche „Abarbeiten“ geht dann eigentlich schnell, aber dieser erste Schritt („Was will der Kunde genau?“, „Habe ich alles verstanden?“, „Auf was legt er genau Wert?“ etc.) ist für mich manchmal sehr schwer. Dann kommen solche Gedanken: „Hey, Du hast schon Schlimmeres in kürzester Zeit geschafft, dann stehst Du morgen eben wieder mitten in der Nacht auf - das wird schon!“ Dann geht man früh ins Bett und ärgert über sich selbst, den Tag „verschlampt“ zu haben. „Hättest Du mal - wäre doch gar nicht so schwer gewesen…!“

4.) So, wie ich herauslese, bist Du auch selbstständig tätig - und das nicht seit gestern - und auch tendenziell eher der „Einzelkämpfer“. Ich sehe - für mich - das Problem, dass man eben (gerade, wenn das Geschäft auch gut läuft) eine enorme Selbstmotivation aufbringen muss. Im schlimmsten Fall ist das größte Lob, wenn der Kunde sich nicht beschwert.

In den ersten Jahren der Selbstständigkeit hatte ich die Motivation, Aufträge zu erhalten, Geld zu verdienen. Jetzt habe ich einen festen Kundenstamm, der mich mit Aufträgen überschüttet - und ich kann nicht NEIN sagen , obgleich ich es gern täte. Das steckt noch so in mir drin. Und eigentlich überfordere ich mich total. Auf andere Leute verlasse ich mich ungern (leider ist dies meine Erfahrung - vielleicht bin ich auch zu perfektionistisch ).

Die „Auszeiten“, die man sich ja eigentlich gar nicht wirklich nimmt, sind dann mit einem schlechten Gewissen behaftet. Man lässt sich ja dann auch gern ablenken (wie z.B. von w-w-w).

Ich weiß nur von mir, dass der erste Schritt am Tag meinen Tag auch bestimmt. Fange ich direkt mit dem Job an, ist alles klasse. Schaue ich erst einmal, ob ich private Mails beantworte, die News aus dem Internet ziehe, dann ist mein Tag definitiv „verschlampt“, ich werde wieder schlecht schlafen und mir einreden: „Das schaffst Du morgen schon, wenn Du um 4 Uhr aufstehst!“

Und irgendwie schafft man es ja auch!

Ich hoffe, Du gönnst Dir heute einen schönen freien Sonntag - denn ich muss noch arbeiten, da ich am Freitag „geschlampt“ habe! :smile:

Liebe Grüße

Kathleen

Prokrastination
hallo,

jetzt hat das Phänomen einen Namen - danke.

Obwohl ich weiß, dass es für mich besser wäre, das, was ich vor mir herschiebe, einfach gleich zu erledigen, warte ich bis zur letzten Minute. Ich spüre den Druck im Nacken, aber ich erledige erst 1000 Sachen, die Zeit haben, bevor ich DAS erledige. Und ich finde keinen Grund für mein Verhalten! Und wenn dann die letzte Minute angebrochen ist, habe ich DAS ruckzuck erledigt und ärgere mich, dass ich es so lange vor mir hergeschoben habe mit dem Druck im Nacken, der nicht nötig war. Ich finde mein Verhalten bescheuert, mache es aber immer wieder! Das ist masochistisch!

Hat sich von Euch betroffenen jemand „heilen“ können?

LG,
Hannelore

Hallo Kat!

Wollt mich nur mal kurz rückmelden und bedanken. Bevor das Ding hier ins Archiv sickert, melde ich noch ausführlich!

Ciao ciao

So da bin ich nochmal. Hallo :smile:

1.) Der Status " Selbstständiger": Er verleitet so häufig dazu,
sich eben die Arbeitszeiten selbst einzuteilen (ich stehe
zeitweise um 4 Uhr morgens auf).

Nunja, man muss es ja einteilen, jemand anders tut es ja nicht für einen.
Dabei bin ich eher der Spätmensch. Lieber lange schlafen und dafür bis in den späten Abend hinein arbeiten.
Oder das südeuropäische Modell wäre auch was für mich. Mit eingeschobener Siesta.

2.) Die langjährige Erfahrung : Man weiß ja, was man in welcher
Zeit schaffen kann (ohne Fehler zu machen). Das verleitet aber
dann auch zur Selbstüberschätzung.

Das ist eine nachvollziehbare Erklärung, ja.

3.) Ich habe immer recht kurzfristige Jobs von
unterschiedlichen Projektleitern und muss mich jedes Mal in
eine neue Materie reindenken. Das eigentliche „Abarbeiten“
geht dann eigentlich schnell, aber dieser erste Schritt („Was
will der Kunde genau?“, „Habe ich alles verstanden?“, „Auf was
legt er genau Wert?“ etc.) ist für mich manchmal sehr schwer.
Dann kommen solche Gedanken: „Hey, Du hast schon Schlimmeres
in kürzester Zeit geschafft, dann stehst Du morgen eben wieder
mitten in der Nacht auf - das wird schon!“ Dann geht man früh
ins Bett und ärgert über sich selbst, den Tag „verschlampt“ zu
haben. „Hättest Du mal - wäre doch gar nicht so schwer
gewesen…!“

Bei mir sind es die Routinedinge, speziell die eine Art von Arbeit, die mir Bauchschmerzen macht.
In neue Dinge einzuarbeiten finde ich sauspannend.

4.) So, wie ich herauslese, bist Du auch selbstständig tätig -
und das nicht seit gestern - und auch tendenziell eher der
„Einzelkämpfer“. Ich sehe - für mich - das Problem, dass man
eben (gerade, wenn das Geschäft auch gut läuft) eine enorme
Selbstmotivation aufbringen muss. Im schlimmsten Fall ist das
größte Lob, wenn der Kunde sich nicht beschwert.

Ja. Net geschimpft ist genug gelobt. Sehe ich auch so.
Wenn der Kunde sich nicht meldet, ist alles in Ordnung.

In den ersten Jahren der Selbstständigkeit hatte ich die
Motivation, Aufträge zu erhalten, Geld zu verdienen. Jetzt
habe ich einen festen Kundenstamm, der mich mit Aufträgen
überschüttet - und ich kann nicht NEIN sagen , obgleich ich es
gern täte. Das steckt noch so in mir drin. Und eigentlich
überfordere ich mich total. Auf andere Leute verlasse ich mich
ungern (leider ist dies meine Erfahrung - vielleicht bin ich
auch zu perfektionistisch ).

Das stimmt. Mir hat vorgestern eine Subunternehmerputte einen Schaden angerichtet, dafür könnt ich ihr den Kopf abreißen und ihr ins Gesicht werden.

Die „Auszeiten“, die man sich ja eigentlich gar nicht wirklich
nimmt, sind dann mit einem schlechten Gewissen behaftet. Man
lässt sich ja dann auch gern ablenken (wie z.B. von w-w-w).

Das stimmt!
Ich hatte vor paar Wochen mal eine Grippe. da lag ich auf meinem Sofa und habe James-Bond-Filme angeschaut. Und mir dabei gesagt: „Du musst kein schlechtes Gewissen haben, hast ja Grippe.“

Ich weiß nur von mir, dass der erste Schritt am Tag meinen Tag
auch bestimmt. Fange ich direkt mit dem Job an, ist alles
klasse. Schaue ich erst einmal, ob ich private Mails
beantworte, die News aus dem Internet ziehe, dann ist mein Tag
definitiv „verschlampt“,

Ui. Mails abrufen und in’s wer-weiss-was, übrigens mein einziges Internetprivatvergnügen, ist früh schon das erste.

ich werde wieder schlecht schlafen
und mir einreden: „Das schaffst Du morgen schon, wenn Du um 4
Uhr aufstehst!“

Und irgendwie schafft man es ja auch!

Das ist ja das verblüffende.
Am letzten Mittwoch, wo ich eine Bauchmerzenaufgabe hatte, sagte der Kunde danach, das sei sehr akkurat und sie sind sehr zufrieden.

Ich hoffe, Du gönnst Dir heute einen schönen freien Sonntag -
denn ich muss noch arbeiten, da ich am Freitag „geschlampt“
habe! :smile:

Der Sonntag wurde auf einem Volksfest verbracht. Gegrillte Würste und Steaks essen. Riesenrad fahren. In den Autoscooter komme ich nicht rein, wegen einer Kriegsverletzung am Bein, die ich mir am Sonnabend zuzog.

Das nächste Mal, solchen Auftrag betreffend, werde ich auf alle Hinweise achten.

Schöne Grüße!

To.i