Kommasetzung in alter Rechtschreibung (Teil 2)

Da mein altes Thema und damit auch mein letzter Beitrag dort leider etwas untergegangen ist, erlaube ich mir, für meine Fragen einen neuen Faden zu eröffnen, welcher daran anknüpft.

Wieder einmal geht es um die Kommasetzung in der alten Rechtschreibung. Bei den folgenden Beispielsätzen bin ich ins Grübeln gekommen und weiß leider nicht weiter. Wer kann mir sagen, ob die Kommata in den eckigen Klammern nötig sind oder nicht? Gibt es Fälle, bei denen beide Varianten „richtig“ sind (nach a. R.)?

  1. Die Überzeugung, daß sich autokratische Visionen[,] und das heißt eben auch andere Formen der Gesellschaftsordnung[,] in einen zweckdienlichen Zusammenhang stellen ließen […]

  2. Sie muß darum bestrebt sein, ein solches Verständnis zu entwickeln, daß durch verschiedene Perspektiven bestimmt ist[,] und dieses auch gegen mögliche Kritiker verteidigen.

  3. Kunst[,] einschließlich der menschlichen Kunstfertigkeit[,] wird hier als besonderer Wert verstanden.

Ich wäre euch sehr dankbar, wenn ihr euch diese Sätze noch einmal kurz anschauen könntet und mir (evtl. mit Begründung) eure Meinung zur Frage Komma / kein Komma schreiben würdet.

Vielen Dank vorab!
Euer Chris29

Hallo, Chris,

  1. Die Überzeugung, daß sich autokratische Visionen[,] und das
    heißt eben auch andere Formen der Gesellschaftsordnung[,] in
    einen zweckdienlichen Zusammenhang stellen ließen […]

vor „und“ kommt kein Komma, das andere kann bleiben.

  1. Sie muß darum bestrebt sein, ein solches Verständnis zu
    entwickeln, daß durch verschiedene Perspektiven bestimmt
    ist[,] und dieses auch gegen mögliche Kritiker verteidigen.

Nach dem ersten Komma nach „bestrebt sein“ hast Du zwar nicht gefragt, es gehört aber weg. Ansonsten; vor „und“ kein Komma. Das „daß“ ist übrigens falsch - es muß das heißen!

  1. Kunst[,] einschließlich der menschlichen Kunstfertigkeit[,]
    wird hier als besonderer Wert verstanden.

Beide Kommata sind nötig, es handelt sich um eine Parenthese.
Ich wäre euch sehr dankbar, wenn ihr euch diese Sätze noch
Besten Gruß
Eckard

Hallo Eckard,

da muß ich Dir doch widersprechen:

  1. Die Überzeugung, daß sich autokratische Visionen[,] und das
    heißt eben auch andere Formen der Gesellschaftsordnung[,] in
    einen zweckdienlichen Zusammenhang stellen ließen […]

vor „und“ kommt kein Komma, das andere kann bleiben.

Bei dem Satz „und das heißt eben auch …“ handelt es sich meiner Meinung nach um einen Einschub, der - wenn vielleicht nicht zwingend, so doch des besseren Verständnisses wegen - in Kommata gehört.

  1. Sie muß darum bestrebt sein, ein solches Verständnis zu
    entwickeln, daß durch verschiedene Perspektiven bestimmt
    ist[,] und dieses auch gegen mögliche Kritiker verteidigen.

Nach dem ersten Komma nach „bestrebt sein“ hast Du zwar nicht
gefragt, es gehört aber weg. Ansonsten; vor „und“ kein Komma.

Das Komma ist dort völlig richtig und muß bleiben (Hülfe: Ist der folgende ein Reflexivsatz? Oder wie nennt man das - Fritz?).

Auch hier würde ich das zweite Komma nach „bestimmt ist“ stehenlassen, bin aber nicht sicher, ob das korrekt ist.

Das „daß“ ist übrigens falsch - es muß „das“ heißen!

Unbedingt!!

  1. Kunst[,] einschließlich der menschlichen Kunstfertigkeit[,]
    wird hier als besonderer Wert verstanden.

Beide Kommata sind nötig, es handelt sich um eine Parenthese.

Ich würde sie auch stehenlassen, finde sie aber nicht zwingend nötig.

Grüße,
MrsSippi

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Halo Chris29,

ALLE Kommata bleiben!

Zur Ergänzung von MrsSippi:

  1. Sie muß darum bestrebt sein, ein solches Verständnis zu
    entwickeln,

Das ist ein erweiterter Infinitiv; nach alter Rechtschreibung: Komma.
Im übrigen: Die Aussage „vor ‚und‘ kein Komma“ ist sowohl nach alter als auch nach neuer RS nicht korrekt. Es kommt im Groben darauf an, ob mit dem und „einfache Wörter“ oder ganze Sätze verknüpft werden.

Viele Grüße
Michael

Vielen Dank nochmal, ihr wart mir wie immer eine große Hilfe!