Blöderweise haben wir im Deutschen die Inversion von Subjekt
und Verb, wenn ein Nebensatz dem Hauptsatz vorangestellt wird,
Eigentlich haben wir überhaupt keine feste Subjekt-Verb-Abfolgeim Deutschen. Auch ohne vorangestellten Nebensatz:
Am Dienstag steht sie sehr früh auf.
Jeden morgen bringt der Postbote die Post.
Diese Brücke hat im 15. Jahrhundert der König errichtet.
Man könnte also sagen: Das Subjekt steht immer dann nicht im Vorfeld, wenn dort ein anderes Satzglied steht. Was jetzt keine so überraschende Aussage ist angesichts der Tatsache, dass bei einem Verbzweitsatz nur ein Satzglied vor dem Verb stehen kann.
und deswegen sieht der Hauptsatz wie ein Nebensatz aus.
Eigentlich nicht, weil es mE kein Merkmal des Hauptsatzes ist, daß das Subjekt vor dem finiten Verb kommt.
Das Merkmal des Hauptsatzes ist, daß das finite Verb an erster oder zweiter Stelle kommt. Und das Merkmal kann man in den Beispielsätzen ganz deutlich erkennen.
Im Nebensatz kommt das finite Verb dagegen am Schluß:
… weil ich dich gesehen habe.
… denn ich habe dich gesehen.
Nicht die Stellung des Subjekts ist interessant, sondern die des finiten Verbs.
Aber wenn ich die Reihenfolge der Teilsätze ändere, wird es
deutlich
Und wenn ich da noch ein Adverbiale dazumogle, ist alles wieder undeutlich:
Am morgen steht sie immer eine halbe Stunde früher auf und
nimmt das Badezimmer in Beschlag, damit sie ja auch schön
genug ist.
Daß es sich um zwei Hauptsätze handeln muss, erkenne ich aber dennoch der Stellung des finiten Verbs. Umformen in ein zweiteiliges Verb macht es noch deutlicher:
Am morgen IST sie immer eine halbe Stunde früher aufgestanden und HAT das Badezimmer in Beschlag genommen.
Gruß,
Max