Kommunismus und Kirche

Hi Anna
Das hat tierisch viel mit KOnkurrenz zu tun, auch wenn beide Systeme das nicht wahr haben wollen.
Intelligentere Lehrer würden das verstehen, wenn du das ausführst.
Du musst natürlich vorher abchecken, wie intelligent deine Lehrer sind, bevor du da was diesbezüglich loslässt. :wink:
Gruß,
Branden

Marxistischer Atheismus
Ergänzende Literaturempfehlung: http://www.ekd.de/download/EZWINF14.pdf

Gruß, Martinus…

Hallo Martinus

Diese Aussage

Die Kriterien der Ablehnung oder Akzeptanz sind:
Wird das „Wirken“ der Kirchen toleriert oder nicht.

verstehe ich wie folgt: Kirchen lehnen einen Staat nur dann
ab, wenn er die Kirche nicht akzeptiert. Und diesem Punkt habe
ich widersprochen, da es für kirchliche Stellungnahmen eben
auch andere Kriterien gibt.

es ist trotzdem nicht folgerichtig widersprochen.
Akzeptanz eines „Staates“ und Kritik an ihm schließen einander nicht aus.
Die Kirchen haben grundsätzlich keine Vorgaben wie ein Staat
auszusehnen hat.Sie wirken in den unterschiedlichsten Staatsformen
in aller Welt.In sogenannten christlichen Staaten ist „Einmischung“
oder Kritik oft stärker (weil möglich) als anderswo.
Gruß VIKTOR

Hallo Horst,

Der Kommunismus ist zutiefst
materialistisch, erkennt also keine spirituelle
Wahrheitsdimension an.

das ist grundsätzlich falsch.Kommunismus ist zutiefst christlich.
Erst die Verbindung von Kommunismus und Materialismus, wie er sich
z.Bsp. im Marxismus atheistisch präsentiert bringt ihn in Gegensatz
zur Religion.
Kommunismus ohne Atheismus wäre die akzeptabelste Gesellschaftsform
für das Christentum.

"Die Religion ist Opium des Volkes - dieser Ausspruch von Marx
bildet den Eckpfeiler der ganzen Weltanschauung des Marxismus

Nun ja , Eckpfeiler ist wohl übertrieben oder so gar falsch.
„Das Kapital“ von Karl Marx beschäftigt sich wohl hauptsächlich
mit den Widersprüchen gesellschaftlicher Produktion und Verteilung
der Güter. Die begleitende Philosophie ist atheistisch angelegt,
genaugenommen ohne innere Notwendigkeit.
Gruß VIKTOR

Kommunismus - Atheismus = Christentum?
Hallo Victor,

Deiner These kann ich gar nicht zustimmen, sooft man sie auch hören oder lesen kann. Der Kommunismus postuliert die Gleichheit aller Menschen, das ist zutiefst unchristlich, weil im christlichen Sinne jedes Geschöpf unverwechselbar einmalig ist; gleich allerdings vor Gott.

Hierin liegt auch die unterschiedliche Antwort der Kirche auf die soziale Frage (Stichwort „Kolping“ oder „Rerum Novarum“) begründet.

Gruß,
Andreas

Hallo Andreas,

Deiner These kann ich gar nicht zustimmen, sooft man sie auch
hören oder lesen kann. Der Kommunismus postuliert die
Gleichheit aller Menschen, das ist zutiefst unchristlich, weil
im christlichen Sinne jedes Geschöpf unverwechselbar einmalig
ist; gleich allerdings vor Gott.

ich denke Du weißt nicht so richtig wie sich Kommunismus definiert.
Gleichheit bedeutet hier doch Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit.
(wie auch vor Gott wie Du sagst)
So wird auch die Arbeit eines jeden Menschen im Kommunismus
gleichwertig betrachtet, egal was er tut (oder kann !!).
Auch der „Schwache“ wird damit nicht ausgegrenzt.
Mehr Anerkennung von menschlicher Individualität geht nicht.
„Jeder nach seinen Fähigkeiten - Jedem nach seinen Bedürfnissen“
So definiert sich Kommunismus.
Das heißt:
Jeder bringt sich ein wie er kann - jeder bekommt was er braucht.
Das sind Idealvorstellungen welche ein besonderes „Bewußtsein“
erfordern wie es das Christentum fordert - und in dieser strengen
Form eigentlich nur dieses.
Natürlich ist Kommunismus nicht das ganze Christentum, Deine
Überschrift - auch als Frage - nicht akzeptabel, weil dies von mir
in dieser Richtung nicht angedacht war.
Gruß VIKTOR

Ah-em!

Sicher wird sich eine Kirche eher kritisch gegenüber dem Staat äußern, wenn sie mit Anfeindung und Unterdrückung zu kämpfen hat.

Genau mit diesem Argument sehen sich Staaten wie China, Vietnam oder Kuba doch im Recht, Kirchen und deren Anhänger wegen verfassungsfeindlicher Aussagen zu verfolgen und in Gulags zu stecken oder noch Schlimmeres…

Wer jedoch als Christ in solchen Ländern ein einigermaßen normales Leben führt, der äußert sich eben nicht kritisch gegenüber dem Staat. Im Gegenteil, ich kenne sogar gläubige Christen, die von tiefstem Herzen ein Loblied auf ihre kommunistische Regierung singen, obwohl sie verfolgt werden.

Eigentlich ist eher das Gegenteil der Fall: je rigider die Verfolgung der Religionen durch den Staat, desto eher drängen die Kirchen in die apolitische Richtung, d.h. ziehen sich bewußt und konsequent aus politischen Aussagen zurück.

Es gab und gibt bis heute immer wieder kirchliche Äußerungen gegenüber Staaten, Staatsformen oder konkreten Vorgängen, die völlig unabhängig von der Haltung des Staates zur Kirche an sich getroffen werden.

Und es gab und gibt bis heute immer wieder Dinge, welche christliche Kirchen bewußt in Bezug auf die bestehende politische Situation weniger kritisch als notwendig geäußert haben, um des „lieben Friedens willen“.

Gruß,
Michael

Paulus vs. Kommunismus
Hi Viktor.

das ist grundsätzlich falsch. Kommunismus ist zutiefst
christlich.

Wenn du unter Christentum einen Glauben verstehst, der die Person von Jesus Christus im absoluten Mittelpunkt hat, dann frage ich mich, welchen Kommunismus du meinst.

Paulus, der „Erfinder“ des Christentums (Nietzsche), ist gewiss kein Kommunist. Mit dem Gedanken von Gleichberechtigung usw. hat folgendes doch herzlich wenig zu tun:

  1. Korintherbrief (7, 17 ff.)

„Im übrigen soll jeder so leben, wie der Herr es ihm zugemessen hat, wie Gottes Ruf ihn getroffen hat. Das ist meine Weisung für alle Gemeinden … Jeder soll in dem Stand bleiben, in dem ihn der Ruf Gottes getroffen hat. Wenn du als Sklave berufen wurdest, soll dich das nicht bedrücken; auch wenn du frei werden kannst, lebe lieber als Sklave weiter. Denn wer im Herrn als Sklave berufen wurde, ist Freigelassener des Herrn. Ebenso ist einer, der freigelassen wurde, Sklave Christi.“

Zitat ENDE.

Ist das kommunistisch? Ich denke nicht.

„Das Kapital“ von Karl Marx beschäftigt sich wohl
hauptsächlich mit den Widersprüchen gesellschaftlicher Produktion und Verteilung der Güter. Die begleitende Philosophie ist atheistisch angelegt,genaugenommen ohne innere Notwendigkeit.

Aus Marx´ Sicht mit Notwendigkeit. Er sieht ja gerade in der Religion ein Übel, das die Realisierung der Menschenrechte verhindert, da sie, seiner Meinung nach, die Menschen verblendet.

Gruß Horst

Hallo Horst,

das ist grundsätzlich falsch. Kommunismus ist zutiefst
christlich.

Wenn du unter Christentum einen Glauben verstehst, der die
Person von Jesus Christus im absoluten Mittelpunkt hat, dann
frage ich mich, welchen Kommunismus du meinst.

ich habe mich weiter unten bei meiner Antwort an Andreas dazu
geäußert. Eigentlich steht Jesu Botschaft im Mittelpunkt, er
wollte das so.

Paulus, der „Erfinder“ des Christentums (Nietzsche),

was interessiert mich Nietzsche.

  1. Korintherbrief (7, 17 ff.)
    Wenn du als
    Sklave berufen wurdest, soll dich das nicht bedrücken; auch
    wenn du frei werden kannst, lebe lieber als Sklave weiter.

Und was soll dies belegen ?

Denn wer im Herrn als Sklave berufen wurde, ist Freigelassener
des Herrn. Ebenso ist einer, der freigelassen wurde, Sklave
Christi.“

Auf letztere Aussagen kam es ihm wohl an.
Trotzdem ist ein herausgepicktes Zitat, weder so noch so,
kennzeichnend für den Inhalt bzw. das Wesen der christl.Botschaft.

Ist das kommunistisch? Ich denke nicht.

Ich auch nicht.Aber dies ist auch nicht die einzige Botschaft.
Ich habe auch nicht behauptet, daß das Christentum kommunistisch
ist, sondern der Kommunismus (die Idee)christlich ist, dh.,
ein gutes Stück mit der christl Botschaft parallel läuft, natürlich
soweit es diese Welt betrifft.

„Das Kapital“ von Karl Marx beschäftigt sich wohl
hauptsächlich mit den Widersprüchen gesellschaftlicher Produktion ::und Verteilung der Güter. Die begleitende Philosophie ist ::atheistisch angelegt,genaugenommen ohne innere Notwendigkeit.

Aus Marx´ Sicht mit Notwendigkeit. Er sieht ja gerade in der
Religion ein Übel, das die Realisierung der Menschenrechte
verhindert, da sie, seiner Meinung nach, die Menschen
verblendet.

Nun ja, Marx ist eben nicht vollkommen in seiner Logik.Ideologisches
Geschwätz ohne innere Notwendigkeit einer Verbindung mit seiner
gesellschaftspolitischen Auseinandersetzung mit dem Kapitalismus.
Diese Auseinandersetzung (wurde auch von kirchlicher Seite schon
betrieben)ist gerade aus christlicher Sicht sehr konträr.
Jesus hat dazu auch schon hart Stellung bezogen - seine Jünger
waren entsetzt.
Außerdem bezieht sich die christl. Botschaft nicht nur auf das
SEIN in dieser (materiellen) Welt sondern auf Vervollkommnung
in dieser Welt(in der Zeit) für ein SEIN in einer zukünftigen Welt.
(in der „Ewigkeit“)

Gruß VIKTOR

Hi Horst.

Paulus, der „Erfinder“ des Christentums (Nietzsche), ist
gewiss kein Kommunist.

Hier irrt Nietzsche :wink:
Paulus hat das Christentum nur verbreitet.
Seine Schriften haben das Christentum geprägt, nicht immer im Sinne des Schreibers.

„Erfinder“ war wohl Jesus „der Christus“!
Er hat seinen Jüngern befohlen, seine Botschaft in der ganzen Welt zu verkündigen.

Aber wie lebten die ersten Christen?
Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam. Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nachdem es einer nötig hatte“ (Apg 2,44-45)
Und das ist doch ein kommunistischer Ansatz.

Gruss Harald

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Engels und das Urchristentum
Hi Harald.

Paulus, der „Erfinder“ des Christentums (Nietzsche), ist
gewiss kein Kommunist.

Hier irrt Nietzsche :wink: Paulus hat das Christentum nur verbreitet. Seine Schriften haben das Christentum geprägt, nicht immer im Sinne des Schreibers.

Dazu zwei Zitate aus Webquellen:

http://www.focus.de/kultur/leben/religion-der-falsch…

„Paulus überhöhte die Weltuntergangslehre des historischen Jesus zu einem geheimnisvollen Erlöserkult; vielen gilt er deswegen gar als eigentlicher „Erfinder des Christentums“.“

http://www.welt.de/welt_print/article1441272/Erfinde…

„Auch theologisch begründete Paulus eine neue Kirche: Kein Wort des Zimmermanns aus Nazareth wird vom Zeltmacher aus Tarsus überliefert, außer den nur von ihm selbst gehörten Berufungsworten auf der Straße nach Damaskus, die Saulus, den Verfolger der Nazarener, in Paulus den Apostel des Nazareners verwandelten. Dieser „neue Mensch“ schuf eine neue Theologie, die viel mehr zu tun hatte mit vorderasiatischen Wiedergeburtskulten und griechischem Stoizismus als mit dem messianischen Judentum der Jerusalemer Gemeinde.“

Aber wie lebten die ersten Christen?
"Alle aber, die gläubig geworden waren, waren
beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam. Sie verkauften
Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nachdem es
einer nötig hatte
" (Apg 2,44-45)
Und das ist doch ein kommunistischer Ansatz.

Was sagt Friedrich Engels dazu?

http://www.mlwerke.de/me/me22/me22_447.htm

„Die Geschichte des Urchristentums bietet merkwürdige Berührungspunkte mit der modernen Arbeiterbewegung. Wie diese, war das Christentum im Ursprung eine Bewegung Unterdrückter: es trat zuerst auf als Religion der Sklaven und Freigelassenen, der Armen und Rechtlosen, der von Rom unterjochten oder zersprengten Völker. Beide, Christentum wie Arbeitersozialismus, predigen eine bevorstehende Erlösung aus Knechtschaft und Elend; das Christentum setzt diese Erlösung in ein jenseitiges Leben nach dem Tod, in den Himmel, der Sozialismus in diese Welt, in eine Umgestaltung der Gesellschaft. Beide werden verfolgt und gehetzt, ihre Anhänger geächtet, unter Ausnahmegesetze gestellt, die einen als Feinde des Menschengeschlechts, die andern als Reichsfeinde, Feinde der Religion, der Familie, der gesellschaftlichen Ordnung. Und trotz aller Verfolgungen, ja sogar direkt gefördert durch sie, dringen beide siegreich, unaufhaltsam vor. Dreihundert Jahre nach seinem Entstehen ist das Christentum anerkannte Staatsreligion des römischen Weltreichs, und in kaum sechzig Jahren hat sich der Sozialismus eine Stellung erobert, die ihm den Sieg absolut sicherstellt.“

Zitat ENDE.

So sehr Engels versucht, Parallelen zu ziehen, die Unterschiede treten dennoch deutlich hervor: das Christentum sucht die Erlösung im Jenseits, der Sozialismus im Diesseits.

Ein weiterer Unterschied liegt darin, dass die urchristlichen Gemeinden von einer IDEE, nämlich dem Glauben an Jesus Christus, zusammengehalten wurden. Diese Idee stiftete vom Start weg einen Geist der Gemeinschaft, wie er in einer religiös neutralen Gesellschaft so ohne weiteres nicht besteht. Systemtheoretiker würden hier den funktionalen gemeinschaftserzeugenden Effekt religiöser Kulte sehen, mehr nicht - denn über die Wahrheit des Glaubens sagt das noch nichts aus.

http://www.das-weisse-pferd.com/02_04/urchristentum…

„Wenn die Urchristen in schlichten Räumen zusammenkamen, pflegten sie keine Rituale, sondern sie beteten, sangen, sprachen miteinander – oder sie hielten ein gemeinsames Mahl, das aber kein rituelles Abendmahl war, wie es heute in den Kirchen gehalten wird, sondern ein feierliches Abendessen. Sie nannten es »agape«, »Liebesmahl«, das sie im Bewusstsein einnahmen, dass in jedem von ihnen Christus lebt und dass auch in den Speisen, ja in der gesamten Natur Gottes Geist lebendig ist.“

Zitat ENDE.

Erst auf der Basis dieser Glaubensidee entstand jene Form von Kommunismus, die dem Urchristentum nachgesagt wird. Die moderne Form des Kommunismus scheint mir daher in ihrem Kern etwas anderes zu sein: nämlich eine Idee der Vernunft (von ihrem Anspruch her), und nicht, wie beim Urchristentum, eine Idee des Glaubens.

Eine Kontinuität der Grundidee mag also bestehen, die sich aber in ihrem Kern sehr gewandelt hat.

Gruß Horst

Hallo,

kann es sein, dass Du da den Unterschied zwischen der Situation der katholischen und der evangelischen Kirche unter den Tisch kehrst?

Gruß
Peter B.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo

Die Staatssicherheit mußte die Aktionen von
oppositionellen Gruppen (bis zu einem bestimmten
Level) dulden, sofern diese kirchlich
(insbesondere evangelisch) organisiert waren.

kann es sein, dass Du da den Unterschied zwischen der
Situation der katholischen und der evangelischen Kirche
unter den Tisch kehrst?

Mag sein, über die tatsächlich Rolle der katholischen
Kirche in der DDR und über die Konsequenzen für deren
(wenige) Mitglieder weiß ich tatsächlich so gut wie
nichts.

Grüße

CMБ

Die urchristliche Gemeinde
Hi Viktor.

  1. Korintherbrief (7, 17 ff.)
    Wenn du als Sklave berufen wurdest, soll dich das nicht bedrücken; auch wenn du frei werden kannst, lebe lieber als Sklave weiter… Denn wer im Herrn als Sklave berufen wurde, ist Freigelassener des Herrn. Ebenso ist einer, der freigelassen wurde, Sklave
    Christi.“

Auf letztere Aussagen kam es ihm wohl an. Trotzdem ist ein herausgepicktes Zitat, weder so noch so, kennzeichnend für den Inhalt bzw. das Wesen der christl.Botschaft.

Einerseits bemängelst du, das Gesamzitat sei „herausgepickt“, andererseits pickst du selbst, im unmittelbar vorausgehenden Satz, eine Aussage aus einem längeren Text heraus und sagst von dieser, auf diese käme es Paulus wohl an.

Ein klassischer Fall von contradictio in adjecto.

Ich habe auch nicht behauptet, daß das Christentum kommunistisch ist, sondern der Kommunismus (die Idee)christlich ist, dh., ein gutes Stück mit der christl Botschaft parallel läuft…

Hier sollte man unterscheiden zwischen dem, was viele in Bezug auf das Urchristentum als „Liebeskommunismus“ und als Konsumtionsgemeinschaft bezeichnen, und einem Güter- und Produktionskommunismus.

In den urchristlichen Gemeinden gab es (nach meinen Informationen) überhaupt keinen Produktionskommunismus. Nicht einmal einen hundertprozentigen Güterkommunismus. Vielmehr handelte es sich um eine Solidargemeinschaft mit einem gemeinsamen Ideal (Christus). Im Vergleich zu anderen antiken Sozialstrukturen waren diese Gemeinden im Hinblick auf die Zusammensetzung ihrer Versammlungen durchaus liberal: Männer und Frauen, Freie und Sklaven sowie Angehörige verschiedener Völker waren zugelassen. Die Gesamtgemeinde bestand aus kleinen Zellen (Hausgemeinschaften), die im Schnitt etwa 40 Personen umfasste. Einmal im Monat trafen sich die Hausgemeinschaften einer Stadt zu einer Versammlung.

Die Grundidee zu solchen Gemeinschaften gab es schon vorher: antike Vereine, Synagogen, Genossenschaften (communitas) usw. Man kann also sagen, dass die christlichen Gemeinschaften sich zunächst am Vorbild dieser antiken Vereinigungen orientierten.

Im Mittelpunkt der Versammlungen stand die gemeinsame Mahlzeit, deren Sinn in der Teilhabe an Christus bestand.

Fazit: eine Kontinuität zum Kommunismus in der Art von ME ist nur vage zu sehen. Zum einen fehlt bei ME der spirituelle und gemeinschaftsstiftende Bezug zu einer Symbolfigur (Christus), zum andern fehlt bei den urchristlichen Gemeinden jegliche Form von Produktionskommunismus, welcher ja gerade für ME von zentraler Bedeutung ist.

Die Qumran-Gemeinschaft (hat mit unserem Thema nur am Rande zu tun) soll eine Produktionsgemeinschaft gewesen sein, aber die Zahl ihrer Mitglieder ist sehr umstritten. Man liest Zahlen wie „300“, dann aber, wie nachfolgend zitiert, deutlich geringer Zahlen (max. 30). Aus einem Einzelfall dieser geringen Dimension kann natürlich kein Kommunismus nach dem Modell von ME abgeleitet werden.

https://listhost.uchicago.edu/pipermail/ane/2004-Dec…

"We need to understand the implications of just how many people could have lived at Qumran at any one time – and it’s relevance will become obvious soon. We started off with wild guess about hundreds of people living at Qumran, which soon gave way to a slight dose of reality and moved the teeming crowd off into caves and tents. Then Joseph Patrich and co-workers made a detail survey of both caves and flat lands where permanent tent dwelling was possible. The result was that there were no tell tale signs of any permanent dwelling in either place. Eshel and Broshi to compensate dragged in a few more caves which Patrich hadn’t investigated, but relied heavily on the artifical caves which were mainly eroded away so they were safe bet not to be falsified. The estimated highest population in the Qumran site itself according to Eshel and Broshi was in the twenties, a figure which Patrich and many others support.

To have the population of less than 30 people supply the thousand or perhaps 1200 tombs in the cemetery, you must see them popping off like flies."

Gru?

Horst

Hallo,

_Die Menge aber der Gläubigen war ein Herz und eine Seele; auch keiner sagte von seinen Gütern, daß sie sein wären, sondern es war ihnen alles gemein. […] Es war auch keiner unter ihnen, der Mangel hatte; denn wie viel ihrer waren, die da Äcker oder Häuser hatten, die verkauften sie und brachten das Geld des verkauften Guts und legten es zu der Apostel Füßen; und man gab einem jeglichen, was ihm not war. Joses aber, mit dem Zunamen Barnabas (das heißt: ein Sohn des Trostes), von Geschlecht ein Levit aus Zypern, der hatte einen Acker und verkaufte ihn und brachte das Geld und legte es zu der Apostel Füßen.

Ein Mann aber, mit Namen Ananias samt seinem Weibe Saphira verkaufte sein Gut und entwandte etwas vom Gelde mit Wissen seines Weibes und brachte einen Teil und legte ihn zu der Apostel Füßen. Petrus aber sprach: Ananias, warum hat der Satan dein Herz erfüllt, daß du dem heiligen Geist lögest und entwendetest etwas vom Gelde des Ackers? Hättest du ihn doch wohl mögen behalten, da du ihn hattest; und da er verkauft war, war es auch in deiner Gewalt. Warum hast du denn solches in deinem Herzen vorgenommen? Du hast nicht Menschen, sondern Gott gelogen. Da Ananias aber diese Worte hörte, fiel er nieder und gab den Geist auf. Und es kam eine große Furcht über alle, die dies hörten. Es standen aber die Jünglinge auf und taten ihn beiseite und trugen ihn hinaus und begruben ihn. Und es begab sich über eine Weile, bei drei Stunden, daß sein Weib hineinkam und wußte nicht, was geschehen war.

Aber Petrus antwortete ihr: Sage mir: Habt ihr den Acker so teuer verkauft? Sie sprach: Ja, so teuer. Petrus aber sprach zu ihr: Warum seid ihr denn eins geworden, zu versuchen den Geist des HERRN? Siehe, die Füße derer, die deinen Mann begraben haben, sind vor der Tür und werden dich hinaustragen. Und alsbald fiel sie zu seinen Füßen und gab den Geist auf. Da kamen die Jünglinge und fanden sie tot, trugen sie hinaus und begruben sie neben ihren Mann. Und es kam eine große Furcht über die ganze Gemeinde und über alle, die solches hörten._

Apg. 4,32 - 5,11

Also keine Produktionsgemeinschaft, alles verfügbare Eigentum wurde schlicht zu Geld gemacht und davon lebte die Urgemeinde. Die Verfügungsgewalt über das Geld hatten die Apostel. Ewig konnte das natürlich nicht so weitergehen, aber schließlich sollte der Menschensohn ja noch zu Lebzeiten seiner Zeitgenossen wiederkommen.

Tja, ich fürchte, die Urgemeinde stünde heute nicht nur im Ruch des Kommunismus sondern die Apostel hätten auch eine Anklage wegen Doppelmord am Hals. Eine kleine obskure Sekte, deren Mitglieder allen Besitz verkaufen, um den Erlös den religiösen Führern zu geben - und ein Ehepaar, das etwas von dem Geld heimlich für sich behalten will (wohl, weil es der unmittelbar bevorstehenden Wiederkunft des Herrn einschließlich Apokalypse nicht so recht traut) stirbt eines mysteriösen Todes und wird von der verängstigten Gemeinde schleunigst verscharrt …

Gruß,
T.

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Kommunismus und Kirche - Fazit
Bin ich dann also richtig, wenn ich davon ausgehe, dass der Kommunismus, wegen seiem Atheismus gegen die Kirche war

Und er gegen die Kirche war, weil diese für ihn eine Bedrohung darstellen könnte (Gemeinschaft mit einem Ziel, Predigten, etc)

Und er sich von der Kirche unterschied, da er das „Paradies“ im Diesseits sah/sieht und die Kirche im Jenseits

???

Im Prinzip ja… :wink:

Bin ich dann also richtig, wenn ich davon ausgehe, dass der
Kommunismus, wegen seiem Atheismus gegen die Kirche war

Grundsätzlich ja.

Und er gegen die Kirche war, weil diese für ihn eine Bedrohung
darstellen könnte (Gemeinschaft mit einem Ziel, Predigten,
etc)

Hier solltest Du zwischen dem Kommunismus als allgemeinem Gesellschaftsmodell und kommunistischen Staaten als konkreter Größe unterscheiden. „Der Kommunismus“ sah die Gefahr wohl v.a. in der Vertröstung (s.o. und s.u.), das kommunistische Regime der DDR in der Bedrohung durch mögliche Unterwanderung (mit den Facetten, die in der Diskussion dargestellt sind).

Und er sich von der Kirche unterschied, da er das „Paradies“
im Diesseits sah/sieht und die Kirche im Jenseits

Grob vereinfacht auch ja - allerdings solltest Du hier auch erklären, warum der Kommunismus in der kirchlichen Lehre vom Paradies ein Problem sieht.

Gruß, Martinus…

Und er sich von der Kirche unterschied, da er das „Paradies“
im Diesseits sah/sieht und die Kirche im Jenseits

Grob vereinfacht auch ja - allerdings solltest Du hier auch
erklären, warum der Kommunismus in der kirchlichen Lehre vom
Paradies ein Problem sieht …

… und vielleicht, liebe Anna, auch noch im Nebensatz anklingen lassen, dass die Frontstellung in dieser Frage nicht unbedingt immer genau zwischen Kommunismus und Kirche lag, sondern dass gerade in dieser Frage ein gar nicht so unbedeutender Überlappungsbereich bestand von Theologen und Priestern, die kommunistische und christliche Erlösungsvorstellungen durchaus synthetisieren konnten (Stichworte: Befreiungstheologie, Gollwitzer, etc.), was das „Erlösungs“-Problem durchaus zu einem Gegenstand innerkirchlicher Diskussionen und Richtungskämpfe machte.

Gruß, Martinus

_ ℂ Λ ℕ Ð I Ð € _

Hallo Horst,

Einerseits bemängelst du, das Gesamzitat sei „herausgepickt“,
andererseits pickst du selbst, im unmittelbar vorausgehenden
Satz, eine Aussage aus einem längeren Text heraus und sagst
von dieser, auf diese käme es Paulus wohl an.

so ist es.
Das Gesamt-Zitat belegt überhaupt nichts in Bezug auf die geführte
Diskussion so oder so.Auf die spirituelle Seite kommt es an was der letztere Teil des Zitates aussagt. Doch auch dieser hat mit der
Beziehung Kommunismus- Christentum nicht zu tun.

Ein klassischer Fall von contradictio in adjecto.

Eben nicht.

Ich habe auch nicht behauptet, daß das Christentum kommunistisch ist, sondern der Kommunismus (die Idee)christlich ist, dh., ein gutes Stück mit der christl Botschaft parallel läuft…

Hier sollte man unterscheiden zwischen dem, was viele in Bezug
auf das Urchristentum als „Liebeskommunismus“ und als
Konsumtionsgemeinschaft bezeichnen, und einem Güter- und
Produktionskommunismus.
In den urchristlichen Gemeinden gab es (nach meinen
Informationen) überhaupt keinen Produktionskommunismus. Nicht
einmal einen hundertprozentigen Güterkommunismus.

Ich habe mich nicht auf das Urchristentum bezogen. Egal welche
Wertungen der (teilweisen)Lebensform der „Urchristen“ zugewiesen
wird, dies hat mit meinen Aussagen nichts zu tun.
Ich will mich hier nicht wiederholen, oben steht ja teilweise
um was es mir geht.

Vielmehr
handelte es sich um eine Solidargemeinschaft mit einem
gemeinsamen Ideal (Christus). Im Vergleich zu anderen antiken
Sozialstrukturen waren diese Gemeinden im Hinblick auf die
Zusammensetzung ihrer Versammlungen durchaus liberal: Männer
und Frauen, Freie und Sklaven sowie Angehörige verschiedener
Völker waren zugelassen.

…usw.
wie gesagt dies alles belegt noch widerlegt es meine Aussage.
Nochmal alles durchlesen , vielleicht kommst Du dahinter -wenn Du
überhaupt willst.
Gruß VIKTOR