Konjunktion oder Partikel?

Hallo!
Mich beschäftigen gerade folgende zwei Sätze, in denen es jeweils die Wortart des ersten Wortes zu ermitteln gilt. Ich tendiere dazu, zu sagen, dass es sich in beiden Fällen um Partikeln handelt, da beide Begriffe nicht flektierbar sind und keinen Satzgliedcharakter aufweisen. Oder könnte es in einem der beiden Fälle auch eine Konjunktion sein? Können Konjunktionen auch am Satzanfang stehen und so die Verbindung zum letzten Satz schaffen? Hier die Sätze, um die es geht:

  1. Auch [!] Nico verspricht Steffi das Blaue vom Himmel.
  2. Aber [!] Steffi verspricht Nico das Blaue vom Himmel.

Wie gesagt, jeweils das erste Wort (und nein, die Sätze sind nicht zusammenhängend).

Vielen Dank vorab schon mal für eure Antworten!

Hallo!
Bei den Wörtern „auch“ und „aber“, in den angegebenen Sätzen, dürfte es sich um Abtönungspartikeln (oder auch Modalpartikeln) handeln.

Wobei man sich bei der Definition bestimmt streiten kann, da per definitionem Partikeln nicht den Subklassen Präpositionen, Adverbien oder Konjunktionen angehören dürfen.

Hallo!
Mich beschäftigen gerade folgende zwei Sätze, in denen es
jeweils die Wortart des ersten Wortes zu ermitteln gilt. Ich
tendiere dazu, zu sagen, dass es sich in beiden Fällen um
Partikeln handelt, da beide Begriffe nicht flektierbar sind
und keinen Satzgliedcharakter aufweisen. Oder könnte es in
einem der beiden Fälle auch eine Konjunktion sein? Können
Konjunktionen auch am Satzanfang stehen und so die Verbindung
zum letzten Satz schaffen? Hier die Sätze, um die es geht:

Hallo,
Dass Partikeln nicht flektierbar sind und keinen Satzgliedcharakter aufweisen, stimmt schon mal, soweit ich weiß. Aber gilt das nicht auch genauso für Konjunktionen (und Präpositionen)?

  1. Auch [!] Nico verspricht Steffi das Blaue vom Himmel.
  2. Aber [!] Steffi verspricht Nico das Blaue vom Himmel.

Das Wörtchen „aber“ ist eine Konjunktion, danach folgt Hauptsatzstellung mit dem Verb an 2. Stelle. Sätze können auch mit Konjunktionen anfangen; dass man das nicht machen soll, ist nur eine Stilfrage, grammatisch ist der Satz natürlich trotzdem.
Was genau „auch“ hier ist, da bin ich mir leider nicht so sicher. Ich würde auch auf eine Partikel tippen. Allerdings bin ich Linguist und du Germanist. Leider unterscheiden sich die Ansichten in den beiden Fächern hin und wieder. :wink:

Wie gesagt, jeweils das erste Wort (und nein, die Sätze sind
nicht zusammenhängend).

Bin auch auf andere Antworten gespannt.

Viele Grüße,

  • André

So hätte ich es jetzt auch gesehen, aber wie André Müller (s.o.) schon sagte, handelt es sich bei „aber“ im Allgemeinen um eine Konjunktion.

Ich weiß jedoch aus eigener Erfahrung, dass Wörter durchaus mehreren Wortarten angehören können und somit die rein morphologische Bestimmung nicht ausreicht, sondern die syntaktische Verwendung im Satz entscheidend ist.

Bei der Wortarteneinteilung folge ich dem Schema:

flektierbar:

  • Verb
  • Substantiv
  • Artikel und Pronomen (nach neuer DUDEN-Grammatik eine (!) Wortart)
  • Adjektiv

nicht flektierbar:

  • Präposition
  • Konjunktion
  • Adverb
  • Partikel

Mir ist bewusst, dass es durchaus auch andere Einteilungsmöglichkeiten gibt und dass der Partikelbegriff teilweise umfassender oder aber enger gefasst wird. Entscheidend ist wie gesagt, dass Partikeln i.d.R. keinen Satzgliedcharakter haben (können nicht das Vorfeld des Aussagesatzes allein besetzen). Somit wäre in dem erwähnten Beispiel auszuschließen, dass es sich um Adverbien handelt. Auch Präpositionen kommen nicht in Frage, da keine Präpositionalphrase eingeleitet wird.

Bei Konjunktionen verfahre ich nach dem Kriterium: „Verbindet Sätze oder Satzteile ohne selbst Satzglied zu sein.“

Für weitere Meinungen zum Thema wäre ich dankbar. :smile:

Gut zu wissen, dass ich mit meiner Frage nicht allein bin. :wink:
Ob Germanist oder Linguist - die Antwort sollte die gleiche sein, denn die Germanistik beinhaltet bekanntermaßen sowohl die Sprachwissenschaft als auch die Literaturwissenschaft. Da gibt es in der Grammatik eigentlich zwischen „reinen“ Linguisten und Germanisten keine Meinungsunterschiede, höchstens verschiedene Erkenntnisinteressen.

Übrigens kann man die Präpositionen wie auch die Adverbien hier ausschließen (siehe meine Antwort auf den Beitrag von Baloo1979).

Noch eine Ergänzung: Ich habe mich vorhin noch einmal mit einem promovierten Sprachwissenschaftler unterhalten und deine (= A. Müllers) Aussage ist korrekt, wobei „Aber“ im zweiten Satz tatsächlich leicht als Partikel verstanden werden kann. Entscheidend ist hier die Bindung an das Substantiv, welche bei „Auch“ deutlich stärker ist.

Zusammenfassung: 1 = Partikel, 2 = Konjunktion

Insofern sollte der Fall geklärt sein. Besten Dank nochmal!

Hallo,
mit Interesse verfolge ich die Diskussion. Bislang habe ich Partikeln immer für den Oberbegriff für alle nicht-flektierbaren Wortarten gehalten. Angeregt durch diesen Thread lese ich aber hier http://de.wikipedia.org/wiki/Partikel_%28Grammatik%29 , dass im engeren Sinne Partikeln nur die Worte bezeichnen, die nicht den Kategorien Adverb, Konjunktion, Präposition angehören.

Als Beispiel für die diversen Partikel-Arten werden dann u.a. die Modalpartikeln aufgeführt wie z.B. „sehr“.

Aber ist „sehr“ nicht ein Adverb? „Ich habe micht sehr gefreut“? Oder kann mit jemand, falls „sehe“ zwei Wortarten angehört, ein Beispielatz nennen, wo „sehr“ als Partikel verwendet wird?

Selbst Negationspartikeln muten mir wie Adverbien an: Ich habe mich nicht gefreut. Wie hast du dich gefreut? -> nicht.

Sehr verwirrend. Auch die Übersicht http://de.wikipedia.org/wiki/Wortarten hilft wenig weiter. In der klassischen 10-Wortarten-Lehre tauchen die Partikeln nicht auf, ebensowenig wie in meiner Schulzeit oder in aktuellen Schulbüchern. Gehören Partikeln schon zu den wissenschaftlichen Feinheiten, die für die Schule verzichtbar sind?

LG Hahu

Hi Hahu,

Als Beispiel für die diversen Partikel-Arten werden dann u.a.
die Modalpartikeln aufgeführt wie z.B. „sehr“.

Aber ist „sehr“ nicht ein Adverb? „Ich habe micht sehr
gefreut“? Oder kann mit jemand, falls „sehe“ zwei Wortarten
angehört, ein Beispielatz nennen, wo „sehr“ als Partikel
verwendet wird?

Meine Theorie (ich bin nicht sicher, aber ich glaube, dass das stimmen könnte): Adverben sind satzglied- und damit vorfeldfähig, „sehr“ aber nicht, z.B.:

_ Morgen muss ich zum Zahnarzt._ (Adverb)
_ Lange werde ich dort im Wartezimmer sitzen._ (adverbielles Adjektiv)
\ *Sehr wird mir das Bohren wehtun. (Partikel)

Ich bin mir nicht so ganz sicher, ob der letzte Satz wirklich ungrammatisch ist. Mir kommt er ungrammatisch vor, aber eher marginal. Es scheint mir, „sehr“ könne nicht die Position vor dem finiten Verb eines Hauptsatzes einnehmen. Vielleicht ist das ein gutes Kriterium.
Aber ich habe nicht geprüft, ob es vllt. Adverben gibt, die auch nicht im Vorfeld stehen können.

Selbst Negationspartikeln muten mir wie Adverbien an: Ich habe
mich nicht gefreut. Wie hast du dich gefreut? -> nicht.

Auch hier versagen sie beim Vorfeldtest:

\ *Nicht freue ich mich auf meinen Zahnarztbesuch.

Sehr verwirrend. Auch die Übersicht
http://de.wikipedia.org/wiki/Wortarten hilft wenig weiter. In
der klassischen 10-Wortarten-Lehre tauchen die Partikeln nicht
auf, ebensowenig wie in meiner Schulzeit oder in aktuellen
Schulbüchern. Gehören Partikeln schon zu den
wissenschaftlichen Feinheiten, die für die Schule verzichtbar
sind?

In der Schule habe ich das Wort noch nie gehört. Ich hab mich am Anfang des Studiums auch immer gewundert, wieso die Professoren das falsche Genus dafür verwenden. Jetzt ist es ein ziemlich häufig gebrauchtes Wort bei Grammatikbeschreibungen (nicht nur des Deutschen).

Herzlich grüßt der André (der morgen früh wirklich die, äh, „Fresse poliert“ kriegt :slight_smile:).

Hi Andre,
vermischen wir vielleicht Satzglied und Wortart? „Sehr“ scheint mir ein Attribut und kein Adverbial zu sein, da es untrennbar mit dem Prädikat verbunden ist und sich nicht als einzelnes Satzglied verschieben lässt.

Bleibt die Frage, ob es ein attributiv verwendetes Adverb ist.