Laut Duden, Canoo.net, Leo etc. ist der Konjunktiv von „gehen“ „ginge“.
Das klingt mir auch nicht falsch, aber ungebräuchlich. Mir liegt sehr viel leichter „gänge“ auf der Zunge.
Ist das nur ein baierischer Regionalismus? Oder eine heute ungebräuchliche alte Form des Konjunktivs für dieses Verb (vergleichbar mit „buk“ für „backte“)?
Im Duden finde ich zwar einen Eintrag „gäng“, allerdings mit Verweis auf die feststehende Regewendung „gang und gäbe“ = „gäng und gäbe“ (was ich wiederum noch nie gehört habe; die zweitere Variante; aber sei’s drum).
aber auch gang für gieng; man hört es z. b. in Sachsen hie und da, daher selbst bei Lessing, _ im conj. _: nicht weil es mir jezo eben schlecht in Berlin gänge, sondern weil ich es ihnen versprochen habe […] auch appenz. i gäng _ conj. _ …, bair. i gang, stand, gienge, stünde
Konjunktiv Singular Plural
1. Person i gàng(ad) mia gànga(d)n
2. Person du gàng(a)st eß gàng(a)ts
3. Person er gàng(ad) se gànga(d)n
Dort wird übrigens in der Verwendung von „gäng(e)“ der Versuch gesehen, den standarddeutschen Konjunktiv II zu bilden:
Das Verb gê ist ein besonderer Fall: […] zum andern ist der Konjunktiv „i gàng(ad)“ eine bairische Eigenbildung. Bairische Schüler sind deshalb beim Erlernen des standarddeutschen Konjunktivs II oft der Meinung, zu „gehen“ laute dieser „gänge“ anstatt „ginge“.
in meiner Heimat ist der Konjunktiv-Stamm von gehen ebenfalls gäng, mit den Formen
gäng
gängscht
gäng
gängen
gängt
gängen
Es wird auch im irrealen Bedingungungssatz statt der Formen von würde benutzt: Was würdest du denn tun? -> Wat gängscht dau da maachen?
Es gibt lokale Aussprachevarianten; das /ä/ wird unterschiedlich lang gesprochen und kann auch zu einem /e/ unterschiedlicher Länge tendieren.
Leider kann ich Dir nicht sagen, ob dies für das gesamte moselfränkische Gebiet gilt.
zunächst ergänzung: konj. I von gehen ist „gehe“
er sagt, er gehe …
dann: bei uns (westöst.; Vorarlberg, Tirol): das gäng scho … also V-dialektal „gäng“ des gangat scho … also T-dialektal „gäng“ (a ist in T eine art umlaut)
so wird es sein. Dass wir Bayern aus einem gesprochenen „gangad“ ein falsches Hochdeutsches „gänge“ zu machen versuchen. Ich habe überlegt und Du hast recht: gesprochen ist es ausschließlich „gangad“, aber das würde ich eigentlich nicht schreiben. …
Vielen Dank für Deine wie immer kompetenten Antworten.
Aber natürlich ist das nicht nur auf Bayern beschränkt.
Unter dem Stichwort „österreichischer Konjunktiv“ findet man mittlerweile Abhandlungen. Das ist mehr als Grammatik, das ist Lebensgefühl:smile:
Der Konjunktiv ist die Möglichkeitsform; also was nicht wirklich ist, aber unter gewissen Voraussetzungen wäre oder sein könnte. Also: Könnte, hätte, würde, - soitat, mochat, warat, hättat, tätat, (und eingefügt von mir:gangat); Man kann sagen, der Konjunktiv ist die österreichische Form der Wirklichkeit. (Zitat:Gunkl)
klar, mir auch, aber halt in der gesprochenen Sprache - und bei der Form „gänge“ - die ja ganz offensichtlich falsch ist - ging es mir um die geschriebene Sprache. Wie Du ja zitierst, ist es ein Versuch der Verhochdeutschung einer Form aus dem Baierischen.
Dort wird übrigens in der Verwendung von „gäng(e)“ der Versuch
gesehen, den standarddeutschen Konjunktiv II zu bilden:
Das Verb gê ist ein besonderer Fall: […] zum andern ist der
Konjunktiv „i gàng(ad)“ eine bairische Eigenbildung. Bairische
Schüler sind deshalb beim Erlernen des standarddeutschen
Konjunktivs II oft der Meinung, zu „gehen“ laute dieser
„gänge“ anstatt „ginge“.
Meine Frage ist damit allumfänglich beantwortet, wofür ich mich nicht nur bei Dir, Kreszentia, bedanke, sondern auch bei allen anderen.
Grüß Euch,
die Tirolerischen Dialekte gehören bis auf wenige Ausnahmen zu den bairischen (südbairischen Dialekten). Häufig wird an der Stelle ein helles „a“ gesprochen, wo im Schriftdeutschen ein „ä“ steht. Das ist aber net überall so. Mir fällt da das Wort „mägerer“ im Südtirolerischen ein. Die Steigerung von „mager“ wäre wohl „magerer“ wird aber im Südtirolerischen mit deutlichem „ä“ gesprochen z.B. „Di Nandl isch mägrer gwortn“. Wie weit diese Form in Nordtirol bekannt ist, weiß ich net. Im Raum FFB (Oberbayern) wäre es aber „mogara“.
Ein weiteres Beispiel ist die tirolerische Wortform „di Schäln“ für hochdeutsch „die Schalen“. Trotzdem heißt es dort „Kaas“ und „gangat“ mit hellem „a“. Das nur als Ergänzung zum Umlaut.
Servus,
Roland
des gangat scho … also T-dialektal „gäng“ (a ist in T eine
art umlaut)