Könnten Sie bitte ein Zitat erklären?

Hallo zusammen, :wave:

das ist mein erster Beitrag :smile: und ich habe eine Frage.
letzthin habe ich diesen Zitat von Goethe gelesen: "Denn was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen“ .
Könnten Sie bitte dieser Zitat für mich erklären und leichter machen? :smiley:

Beste Grüße
Ahmad

Hallo Ahmad,

Erklärungen gibt es hier: http://www.redensarten-index.de/suche.php?suchbegriff=~~schwarz%20auf%20weiss&bool=relevanz&suchspalte[]=rart_ou

Kurz gefasst: Was „scharz auf weiß“ geschrieben war, wurde (und wird auch heute noch) für richtig, für die Wahrheit gehalten.
„scharz auf weiß“ bedeutet eigentlich mit Druckerschwärze auf weißem Papier - zur Zeit von Goethe, der von 1749 bis 1832 gelebt hat und von dem diese Worte (in seinem Werk „Faust“) stammen - also wertvoll. Und weil es wertvoll war, wurde es als richtig und wahr angesehen.
„Nach Hause tragen“ kann man verstehen als mitnehmen im Sinne von weitergeben in der Familie.

Ist das Zitat jetzt leichter verständlich?

dafy

Hallo,

http://gutenberg.spiegel.de/buch/-3664/7 Suchwert „schwarz“ führt zur Textstelle. Mephisto spricht mit einem Schüler über seine Studien, die er schriftlich festhalten soll.

Aber weiter oben steht IMHO die Lösung. Ab „Auch was Geschriebnes forderst du Pedant?“
Mephisto will einen schriftlichen Vertrag, so dass er sich nicht auf das gesprochene Wort der Zusage zum Vertrag verlassen muss. Er möchte es schwarz auf weiß haben, um es getrost mitnehmen zu können. Denn falls Faust wortbrüchig wird (den Vertrag verletzt), hat Mephisto den festgehaltenen Beweis.

Hierzu das passende Gegenstück als dt. Sprichwort: „Worte sind Schall und Rauch“. Beides ist sofort verflogen und ohne Zeugen ziemlich wertlos.

Gruß
vdmaster

Hallo,

das Zitat muss man im Zusammenhang sehen.

Wie unten zitiert, aus dem Faus. Der Schüler ist aber keine Person, die ernstgenommen wird. EDie Aussage ist von Goethe im Zusammenhang (Kontext!) durchaus ironisch zu verstehen. Dem Gedruckten, dem, was auf Papier geschrieben ist, wird größerer Wert beigemessen als dem Gesprochenen und dabei wird übersehen, dass man das Geschriebene wie auch das Gesagte VERSTEHEN muss, damit es überhaupt einen Wert hat.

Grüße
Siboniwe

Hallo,

Mephisto möchte es nicht „schwarz auf weiß“, Mephisto möchte eine rote Unterschrift von Faust, ein „Tröpfchen Blut“. Denn „Blut ist ein ganz besondrer Saft“.

Und der Schüler ist als junger unerfahrener Studiosus geschrieben: gerade angekommen, weiß er noch nicht mal, was er studieren will, was er bis jetzt gesehen hat von der Universität hat ihn nicht gerade animiert, weiterzumachen. Er bittet Faust um Hilfe, was seine kommenden Studien betrifft (zumindest denkt er, es sei Faust - in Wahrheit spricht er aber mit Mephisto). Mephisto macht sich einen Spaß daraus, den jungen Mann vorzuführen und zu verwirren und sich dabei über die verschiedenen wissenschaftlichen Zweige lustig zu machen.

Mephisto rät ihm zur Ordnung und zum Fleiß, aber alles in einer so überzogenen Art, dass ein Erfahrenerer als der Schüler ihn nicht ernstnehmen würde. Er rät zum Vorbereiten der Vorlesungen, damit er am Ende sehen wird, dass der Professor doch nur erzählt, was man auch hätte nachlesen können (also nichts Neues verkündet, sondern nur Altes wiederholt). Der nächste Rat ist, dass der Schüler mitschreiben soll, als ob der „Heilig Geist“ diktiere. Was eben mit dem vorher Gesagten (dass es sich sowieso um nichts Originelles handele) im Widerspruch steht.

Und der naive Schüler steigt voll drauf ein: „Denn, was man schwarz auf weiß besitzt, Kann man getrost nach Hause tragen.“ --> Hauptsache er hat es aufgeschrieben, denn dann denkt er, er „besitzte“ es. Das steht im krassen Widerspruch zu Fausts eigenem Leitsatz: „Was du ererbt von deinen Vätern hast, Erwirb es, um es zu besitzen!“ Mit anderen Worten: eigene Arbeit, eigenes Verständnis muss einfließen, eigenes Erfassen, sonst sind die Blätter nicht wert und, sollte sich der Schüler an Mephistos Rat halten, wird höchsten ein zweiter Famulus (d.h. ein trockener Pedant) aus ihm werden können.

Das Zitat ist also ironisch zu verstehen, das Aufgeschriebene im Gegensatz zum wirklich Verdienten, der Unterschied des strebenden Menschen (Faust) zum kleinlichen Schulmeister (dem Famulus).

Grüße
Siboniwe

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