Konrad Dudens Festschreibung der deutschen Orthografie

Guten Tag!

In der „Gartenlaube“ (de.wikisource.org) findet man noch die Schreibweisen „-niß“ und „gesammt“.

Adelungs „Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart“ enthält ebenfalls nur diese Schreibweisen. Das Gleiche gilt für Gottscheds „Grundlegung einer deutschen Sprachkunst“.

Was hat Duden dazu bewogen, statt „-niß“ „-nis“ und statt „gesammt“ „gesamt“ zu schreiben?

(Ich bin kein Germanist, sondern lediglich Interessierter.)

Servus,

schuld ist in diesem Fall nicht Konrad Duden, sondern die „Orthographischen Konferenzen“ von 1876 und 1901, die sich um eine Vereinheitlichung der Rechtschreibung im 1871 gegründeten Deutschen Reich bemühten. Wichtige Ergebnisse sind der Abschied von überflüssigen Buchstaben wie den von Dir zitierten, aber auch „T“ statt „Th“ im Anlaut - mit der Ausnahme des „Throns“, den Seine Majestät der Kaiser so beibehalten wollte. Die dort erarbeiteten gemeinsamen Regeln waren grosso modo bis 1996 gültig.

Duden hat hier nur insofern eingewirkt, als im Ergebnis der II. Orthographischen Konferenz in einigem Umfang überkommene Schreibweisen parallel weiterhin geduldet wurden, während Konrad Duden im Buchdruckerduden 1903 (anders als die Duden-Ausgaben nach 1996) nur die von der Konferenz verabschiedeten neuen, einheitlichen Schreibweisen anführte.

Moral: Wenn wir wollen, können wir schon - bloß dürfen trauen wir uns nicht immer. Aber immerhin schreiben wir nicht mehr wie Nachbars „eaulxs“, wo ein banales „o“ auch genügt.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Das hat nicht „Duden“ getan (früher ein Lehrer, später eine privatwirtschaftliche Institution gleichen Namens), sondern nach längeren Auseinandersetzungen über eine einheitliche deutsche Rechtschreibung die deutschen Staaten, und zwar bei der II. Orthographischen Konferenz in Berlin 1901.

Hilfreiche Angaben findet man hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Orthographische_Konfere…Details am besten bei
Dieter Nerius (2000): Die Rolle der II. Orthographischen Konferenz (1901) in der Geschichte der deutschen Rechtschreibung. In: Zeitschrift für deutsche Philologie 119.1, S. 30-54.

Viele Grüße
US

Hi

Wichtige Ergebnisse sind der
Abschied von überflüssigen Buchstaben wie den von Dir
zitierten, aber auch „T“ statt „Th“ im Anlaut - mit der
Ausnahme des „Throns“, den Seine Majestät der Kaiser so
beibehalten wollte.

Deshalb schreibt man meinen Vornamen auch nicht mehr mit Th. :wink:
Gruß,
T. Branden

Servus,

das mit den Eigennamen ist eine Baustelle für sich - da wird orthografisch nicht so viel dran gedreht.

Vgl. den Thomas, der das th auf seiner Reise über das Griechische aufgegabelt hat, aber aus dem Aramäischen eigentlich keines bräuchte - während der Theodor Theodor heißt, weil θεός halt θεός heißt. Außerdem als Aussprachehilfe im Englischen, weil beim Theta der Strich in der Mitte die Lage der Zunge beim englischen th zeigt :wink:.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder