Konsequenzen sinkender Immobilienpreise in China

Hallo,
die KP hat angekündigt, dass Spekulation mit Immobilien in China eingedämmt werden soll.

Chinesische Privatanleger haben 75 % ihres Portfolios in chinesischen Immobilien angelegt. Wenn die Immobilienpreise aufgrund politischer Maßnahmen sinken und viele Bürger einen Teil ihrer Ersparnisse verlieren sollten - welche Auswirkungen hat dies:

-auf deren Konsum und die Weltwirtschaft?
-auf die Immobilienpreise in anderen Ländern?

Konnte leider keine Zahlen darüber finden wieviel chinesisches Geld im deutschen Immobilienmarkt steckt. Im Falle eines Liquiditätsengpasses chinesischer Investoren könnte ich mir vorstellen, dass einige ihre Immobilien in Deutschland verkaufen um ihre Hypotheken in China bedienen zu können.

Wie schätzt ihr die Lage ein?

Gruß und Dank
Desperado

Hallo,

Erste Gegenfrage: haben diese Menschen ihr Geld Immobilienkonzernen übergeben, die damit spekulieren, oder ist der zitierte Satz gleichbedeutend mit „75% aller Chinesen besitzen nur das Eigenheim, die Wohnung, in der sie wohnen als ‚Geldanlage‘“.

Im zweiten Fall ist es völlig egal, wie hoch der theoretische Wert der Immobilie wäre, so lange das die einzige Immobilie ist, werden sie sicher drin wohnen, statt mit ihr zu spekulieren.

Und andere Frage: wie hoch ist die Sparrate in China? Wie viele Menschen haben ein nennenswertes Vermögen, das man in Immobilenspekualtion stecken kann? Welchen Anteil hat dieser Personenkreis am BIP des Landes?

Weil ich keinerlei belastbarer Zahlen kenne, sehe ich mich nicht in der Lage, irgendwelche Aussagen zu treffen. Ich sehe nur, auch im Rest der Welt, dass ein Eingreifen der Politik zur Begrenzung von Blasen sinnvoll wäre. Da aber, aus meiner Sicht, die Politik der verlängerte Arm der Konzerne ist, wird sowas nicht kommen - das Verhalten nach den letzten beiden Krisen spricht da Bände.

Grüße
Pierre

Ob sich die 75 % auf das selbstgenutzte Eigenheim oder auch andere Immobilien beziehen ging aus dem Artikel leider nicht genau hervor: https://www.economist.com/china/2021/09/04/chinas-bid-to-stabilise-its-property-market-is-causing-jitters

In China gibt es eine große soziale Ungleichheit, Chinesen mit einem Immobilienportfolie sind also keine absolute Ausnahmen. Trotzdem schwer zu sagen wieviele Chinesen mehrere Immobilien besitzen und direkt von einer Preissenkung betroffen sind.

Aber auch wer nur eine Immobilie besitzt fühlt sich ärmer wenn diese um einiges im Wert gefallen ist und wird seine Konsumgewohnheiten eher einschränken.

China Land Bank weist 2021 gerade mal 10 Millionen m^2 im Ausland auf, das meiste davon wiederum im APAC-Raum, gefolgt von Nordamerika. Im Vergleich dazu stehen 1.7 Mrd m^2 im Inland. Es ist also nahezu ausgeschlossen, daß die chinesische Immobilienkrise die Welt „mitzieht“.

Die Krise aus Ausländersicht betrifft vor allem den Umgang mit Offshore-Geldern, sogenannten China Bonds. Zwei der großen Entwickler (Kaisa und Evergrande) befinden sich derzeit in der Abwicklung, weil ausstehende USD-Anleihen nicht bedient wurden, die inländischen CNY-Anleihen hingegen (angeblich) schon. Der Regulator hat ziemlich klar gemacht, daß zuerst Ausländer bluten sollen, bevor es chinesische Gläubiger trifft. Das ist eine 180°-Kehre der Führung nach der Öffnung des Marktes 2019.

Die zweite Großbaustelle sind VIEs. China hat jüngst unter dem Deckmantel der Datensicherheit chinesischen Firmen das Öffnen der Bücher im Ausland untersagt. Daraufhin stellen sich nun ausländische Regulatoren quer und untersagen Listings, Didi z.B. bereitet sich gerade auf das Delisting in New York vor.

Geht so. Sowohl China-Bonds als auch VIEs sind relativ junge Vehikel, die aus meiner Sicht mit der nötigen Vorsicht bedient wurden. Das Umkippen im Inland werden wir Ausländer nicht mitbekommen. Viel schwerer wiegen die Wachstumssorgen. Gerade gestern wurde das 2022er Ziel auf 5.5% bis 6% gekappt. Das ist ordentlich Zündstoff für die nächste Woche.

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