Hallo,
Weiß jemand einen guten Link über Thorstein Veblen? Seine Biographie, Referate, Essays usw. in deutscher Sprache?
Wäre super!
Ilona
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Ilona
…hier hats was Ilona, mitsamt Literatur
Die Reichen als Barbaren
Klassiker der Soziologie:
Vor 100 Jahren erschien Thorstein Veblens „Theorie der feinen Leute“/
Dem Begründer der liberalen Nationalökonomie, dem englischen Philosophen Adam Smith (1723 bis 1790), war das Industriesystem noch fremd. Er kannte die Welt der global agierenden Konzerne noch nicht, weshalb er noch daran glauben konnte, Angebot und Nachfrage regelten sich wie von „unsichtbarer Hand“ selbst. Der Philosoph Charles Babbage war im frühen 19. Jahrhundert der erste, der die Rationalität und Logik der neuartigen Fabriksmaschinerie verherrlichte. Karl Marx, soweit es die Einschätzung des Fabrikssystems betrifft, wurde einige Jahrzehnte später sein Gegenpol. Doch damals waren die mechanischen Spinnereien und Webereien, die Lokomotiv- und Maschinenfabriken noch weit davon entfernt, die wirtschaftlichen Geschicke ganzer Volkswirtschaften maßgeblich zu bestimmen.
Arbeit in einer Fabrik war die Ausnahme für die Mehrheit der bäuerlichen Bevölkerung, damit auch die Auseinandersetzung mit moderner Technik.
Ganz anders in den USA nach dem Bürgerkrieg. Die ersten Weltausstellungen in der neuen Welt, in Philadelphia 1876 und in Chicago 1893, erlaubten dem wirtschaftlich moderat wachsenden Europa den Blick auf eine durch Einfuhrzölle geschützte, sich extrem rasant industrialisierende Welt.
Arbeit in einer Fabrik war die Ausnahme für die Mehrheit der bäuerlichen Bevölkerung, damit auch die Auseinandersetzung mit moderner Technik.
Ganz anders in den USA nach dem Bürgerkrieg. Die ersten Weltausstellungen in der neuen Welt, in Philadelphia 1876 und in Chicago 1893, erlaubten dem wirtschaftlich moderat wachsenden Europa den Blick auf eine durch Einfuhrzölle geschützte, sich extrem rasant industrialisierende Welt. Es war die Zeit des Übergangs zu jener Phase, die später als organisierter Kapitalismus bezeichnet wurde, die Zeit der großen Trusts und Kartelle. Eine Welt, deren Gesellschaft sich zunehmend weniger um alte Werte und kulturelle Vorstellungen scherte, die im Europa der Jahrhundertwende nach wie vor hoch im Kurs standen. Man kann sagen, daß der bisherige Leitstern europäischer Kultur global im Untergehen begriffen war. Und man darf spekulieren, daß es die Inhomogenität und damit Traditionslosigkeit der amerikanischen Bürger war, die in den USA einen schärferen Blick auf das erlaubte, was sich um 1900 nicht nur in der Wirtschaft, sondern im gesamten gesellschaftlichen Gefüge anbahnte: die Industriegesellschaft.
Evolution statt Klassenkampf
Daher war es ein amerikanischer Nationalökonom und Sozialwissenschafter, der mit kritischem Blick auf Marx das Ausmaß des Wandels allgemein verständlich darstellte. Mit seinem 1899 erschienenen ersten Buch „The Theory of the Leisure Class“ stand Thorstein Bunde Veblen wie kein anderer an der Scheidegrenze zwischen dem Zeitalter der Herrschaften und feinen Leute einer ständisch gegliederten Gesellschaft einerseits · und der zunehmenden Zahl kritischer Geister, die die moderne Klassengesellschaft hervorgebracht hatte, anderseits. Im Unterschied zu Marx glaubte er jedoch nicht daran, daß die grundlegenden Entwicklungslinien der Menschheitsgeschichte durch ihr unmittelbares Handeln, wie z. B. den Klassenkampf, gestaltet wurden, sondern durch die langfristige Einwirkung bestimmender Faktoren.
Und als den bestimmenden Faktor der Neuzeit schätzte Veblen die evolutionäre Wandlung der Gesellschaft durch das Industriesystem ein, das durch Hervorbringung von Überfluß altertümliche Verhaltensweisen von selbst zerbröseln ließ.
Und als den bestimmenden Faktor der Neuzeit schätzte Veblen die evolutionäre Wandlung der Gesellschaft durch das Industriesystem ein, das durch Hervorbringung von Überfluß altertümliche Verhaltensweisen von selbst zerbröseln ließ.
War Marx stärker an einem gültigen Modell der kapitalistischen Produktionssphäre interessiert, konzentrierte sich Veblen, zumindest vor 1900, mehr auf die gesellschaftlichen Auswirkungen des Konsums und des Bildungssystems. Zur Zeit der Abfassung des Marxschen Hauptwerkes in den späten 1860er Jahren war noch immer die alte Mangelgesellschaft Ausgangspunkt allen Denkens, Veblen hingegen ahnte die Umrisse der modernen Überflußgesellschaft. In einem weiteren Punkt unterschied sich Veblen von Marx. Veblen glaubte nicht an die Fähigkeit des Menschen, aus sich selbst heraus eine bessere Ordnung verwirklichen zu können. Anderseits fehlte ihm auch der Glaube vieler europäischer Philosophen, daß die Menschheit sich · durch höhere Mächte bestimmt · einer ganz bestimmten Wahrheit nähere, weshalb er sich mit derartigen Überlegungen, pragmatisch wie er und viele andere amerikanische Philosophen waren (und noch immer sind), gar nicht erst abgab.
Auf Denker wie Veblen geht die Erkenntnis zurück, daß das soziale Verhalten der Menschen im Laufe langfristiger historischer Entwicklungen gegenüber den rasanten wirtschaftlich-technischen Entwicklungen zurückgeblieben ist. Unwillkürlich denkt man an die Kurzversion eines alten Schlagers der Neuen Deutschen Welle: „Ich seh’ aus wie ein Automat, doch mein Inneres ist Antiquariat.“
Akademisches Wanderleben
Thorstein Bunde Veblen wurde 1857 als eines von neun Kindern norwegischer Einwanderer im hintersten Wisconsin geboren und wuchs auf dem väterlichen Bauernhof in Minnesota auf. Die Familie war in die angelsächsisch dominierte Dorfgemeinschaft integriert. Der Vater zählte zur Gruppe der reichen Farmer und konnte seinen Kindern eine akademische Ausbildung finanzieren. (Da der in den USA vielgelesene Veblen nach seinem Tode nebenher auch zu einer Art Modephilosoph avancierte, wird das noch bestehende Haus der Veblens seit kurzem als Denkmal renoviert.)
Während seines Philosophiestudiums in Yale kam er u. a. mit dem Gedankengut von William Graham Sumner in Berührung, der die Darwinsche Evolutionstheorie auf die soziale Entwicklung übertrug, um zu zeigen, daß es auch hier eine allmähliche, graduelle Veränderung nach dem Muster der Evolution der Arten gab. Dies war das erste europäische Erbe, das Veblen übernahm. Das zweite, nicht minder wichtige, war die Lektüre der Arbeiten der in Deutschland beheimateten Historischen Schule der Nationalökonomie. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts gab es hier eine Reihe von ökonomisch Gebildeten, die entwicklungs- und kulturgeschichtliche Kriterien zur Grundlage wirtschaftstheoretischer Überlegungen machten.
Nach Absolvierung des Studiums, das er 1884 mit einer Arbeit über Kant und dem Doktorgrad beendete, konnte er keine Stelle im Bereich der Hochschule erhalten und war arbeitslos. Sieben zermürbende Jahre verbrachte er auf der väterlichen Farm. 1892 erhielt er endlich einen Lehrauftrag für Politische Ökonomie an der University of Chicago, den er bis 1906 wahrnahm. In diesem Jahr begann sein akademisches Wanderleben. Über den genauen Verlauf seiner Karriere streiten sich bis heute die Spezialisten. Manche meinen, er wäre mit seinen gewagten Thesen, aber ebenso mit seinen zahlreichen außerehelichen Liebesaffären im konservativen Hochschulsystem permanent angeeckt. Die neueren Forschungsergebnisse zeichnen einen sanfteren, weniger medienwirksamen Veblen, dem nur eine einzige derartige Affäre zugeschrieben werden kann · und möglicherweise nicht einmal die. 1906 mußte er angeblich aus diesem Grund die Hochschule in Chicago verlassen, nur um wenige Jahre danach, ebenfalls aus persönlichen Gründen, von der University of Stanford gefeuert zu werden.
Von 1911 bis 1918, während seiner Scheidung, lehrte er an der University of Missouri. Auch seine zweite Ehe endete tragisch, da seine Frau wenige Jahre nach der Hochzeit verstarb. Man wird wohl nicht falsch liegen, wenn man sagt, daß er es letztlich nicht schaffte, sich in das für Außenstehende mitunter merkwürdig ritualisierte Hochschulleben einzufügen, und es daher nie zu einem eigenen Lehrstuhl brachte. Die Hochschulen waren wohl nicht immer unglücklich, wenn er weiterzog · heute jedoch seien sie stolz darauf, daß Veblen bei ihnen unterrichtet hätte, meint einer seiner Anhänger, der US-Autor John Kenneth Galbraith. 1919 gehörte Veblen zu den Mitbegründern der später weltberühmten New School for Social Research in New York, aus der er sich 1926 zurückzog. Veblen starb 1929 in seiner Wohnung in Menlo Park, jener Gemeinde, in der Thomas Edison fast 50 Jahre zuvor sein erstes großes Labor eingerichtet hatte.
Jenseits aller Fachgrenzen:
Die insgesamt eher unglückliche berufliche Karriere war wohl darauf zurückzuführen, daß er besonders ausgeprägt interdisziplinär forschte, was bei der damaligen Verfaßtheit der Universitäten ein echtes Problem darstellte. Ursprünglich fühlte er sich selbst im Bereich der Wirtschaftswissenschaften zu Hause und publizierte auch in einschlägigen Zeitschriften, doch konnte er sich der damals üblichen, traditionellen Methodik und Themenwahl nicht beugen, zu sehr faszinierten ihn Überlegungen aus der Soziologie und Anthropologie, die er von der ökonomischen Entwicklung nicht zu trennen vermochte und die ihn auch zu einer umfassenderen, langfristigen historischen Gesellschaftsanalyse veranlaßten. Damit geriet er teilweise in die Nähe der Historischen Schule der Nationalökonomie, die in Deutschland im späten 19. Jahrhundert einen erstaunlichen Höhenflug erlebte. Ihre Vertreter, wie etwa Werner Sombart, verfochten die Auffassung, daß ökonomische Phänomene nur in historischer Perspektive wirklich umfassend erklärt werden könnten · und schufen damit die ersten klassischen Werke der heutigen Wirtschaftsgeschichte.
Veblen kümmerte sich nicht wirklich um Fachgrenzen und setzte in seinem ersten Buch „The Theory of the Leisure Class“ (dt.: Die Theorie der feinen Leute, besser vielleicht: Theorie der Oberschichten) auch keine Anmerkungen, sodaß es die Zunft nur am Rande wahrnahm. Das heuer vor genau 100 Jahren erschienene Buch verkaufte sich anfänglich schlecht, erst einige Jahrzehnte später geriet es in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit · und 1958 erschien es auch in deutscher Übersetzung.
Heute zählt es zur Pflichtlektüre jedes Soziologiestudenten.
Das Buch war ein kühner Wurf, seiner Zeit weit voraus, ein inhaltlich origineller, sprachlich ausgefeilter Essay, der manch bittere Erkenntnis über menschliches Handeln und ökonomische Realitäten in satirische, manchmal zynische Form verpackte.
Verachtung der Arbeit:
Ausgangspunkt von Veblens erstem Werk war die Einsicht in die tiefe soziale Ungerechtigkeit, die damals für nicht wenige Menschen den Hungertod bedeutete, während andere nicht einmal mehr wahrnehmen konnten, wie groß ihr Reichtum ist. Die zweite zentrale Überlegung war die Erkenntnis, daß für die „American Rich“ kein Ende des Wachstums in Sicht sei, sie sich aber dabei verhielten, als ob ihr höchster Lebenszweck darin bestünde, das zu schaffen, was sie ohnehin schon hatten, nämlich unendlichen Reichtum. Veblen konstatierte eine verhängnisvolle Kontinuität: Die neuen amerikanischen Reichen verhielten sich wie der uralte Adel Hunderte Jahre vor ihnen, der nichts mehr verachtete als nützliche Arbeit · und dessen einziger Lebenszweck darin bestand, die Früchte anderer Leute Arbeit zu konsumieren.
Demonstrative Verschwendung, so konstatierte Veblen, würde zum Zeichen desjenigen, der seine von allen akzeptierte Macht und damit seine Wohlanständigkeit demonstrieren will · und kann diese noch sichtbar erhöhen, indem er stellvertretend, durch seine Frau und die Dienerschaft, konsumieren lasse. Nur so sei es möglich, im Klub der Großen und Mächtigen akzeptiert zu werden. Weitere Voraussetzung sei ein barbarisches Gemüt, das man durch Ungerührtheit am Schicksal anderer beweisen und in jungen Jahren in den Eliteschulen und Colleges in allerlei grausamen Ritualen trainieren müsse (Mensur, brutale Sportarten, Übungen im Intrigantentum, Cliquenbildung).
Dies alles seien jedoch die Voraussetzungen, die Eliten im barbarischen Zeitalter, also der Zeit vor der Industrialisierung, durchzumachen hatten, als es galt, Stammeskrieger zum heldenhaften Einsatz in der Schlacht heranzuziehen. Alle Lebensäußerungen, die mit nicht nützlicher Arbeit zusammenhingen, blieben in der barbarischen Kultur solchen Eliten vorbehalten: Krieg, Jagd, Sport, Räuberei, Herrschaftsausübung, Religion, während die Plackerei weiblicher Natur war · und die Frau auch als Eigentum des Herrn betrachtet wurde. Der Ehrbegriff wurde durch nichts so sehr verletzt als durch die Ausübung gemeinschaftlich nützlicher Tätigkeit.
An diesen Kriterien bildete sich in den barbarischen Gesellschaften auch das Sensorium für Sozialprestige heraus, das zum neidvollen Vergleich beim Eigentum führte, das zunehmend nicht nur zum eigentlichen Macht-, sondern auch Prestigefaktor wurde und damit das Grundmotiv des Wettbewerbs darstellte. In dem Maße, wie die barbarische Epoche vom Industriezeitalter abgelöst wurde, geriet der Geldbesitz anstelle der Kriegsbeute zum prestigestiftenden Element. Demonstrativer Müßiggang wird durch das Erlernen alter Sprachen, okkulter Wissenschaften, Mode, Möbel, Hausmusik, Reisen, Sport, Spiel, Hunde- und Pferdezucht bewiesen.
„Evolutorische Ökonomie“
An diesem Punkt seiner Analyse setzt Veblen seine evolutorischen Kenntnisse ein. Er erklärt freihändig und damals noch ohne Anlehnung an empirische Forschungsergebnisse, daß diese barbarischen Züge durch Vererbung heute noch in uns allen weiterleben und sich u. a. als triebhafter Hang zu Betrug und Gewalt äußern. Er stellt die prähistorische Epoche des Wilden, des vorbarbarischen, noch weitgehend friedlichen Menschen dieser Entwicklung entgegen. Das Erbgut des friedlichen Wilden lebe heute noch als Instinkt zur nützlichen Arbeit in uns allen weiter, ist aber insbesondere beim nordischen, „langschädelig-blonden Typen“ in der Regel das unterlegene Erbteil („instinct of workmanship“).
Veblen forderte daher, die rückständige Arbeiterschaft (in deren kritischer Einschätzung er sich deutlich von Marx absetzt) auf der Basis der inzwischen grundsätzlich neuen Gesellschaftsverhältnisse, die der Technisierung und Industrialisierung entsprangen, zu erziehen und zu bilden. Jene Teile der Bevölkerung, die sinnvoller Arbeit nachgehen, dürften nicht länger von den Oberschichten daran gehindert werden, jenes Maß an geistiger Anstrengung zu vollziehen, die einen Ausbruch aus der Tradition ermögliche.
Veblen errichtete ein gewagtes Gedankengebäude, das allerdings einer gewissen Plausibilität nicht entbehrt. Trotz lang anhaltender Kritik brachte er durch die notwendige Einfügung sozialer und genetischer Kriterien frischen Wind in die Debatten der erstarrten akademischen Nationalökonomie, wenngleich den nur wenige Zeitgenossen zu spüren vermochten. Den stärksten Widerhall fand er wenige Jahre nach seinem Tod außerhalb des akademischen Bereichs bei der Technokratie-Bewegung der dreißiger Jahre, die unter dem Eindruck der Weltwirtschaftskrise die Abschaffung des Geldes forderte.
Was den akademischen Bereich betrifft, durfte Veblen noch zu Lebzeiten erleben, wie er schulbildend wurde. Da er einer der ersten war, der auch gesellschaftliche Einrichtungen wie Bildungsinstitutionen in sein nationalökonomisches Modell einbezog, geht die nationalökonomische Schule des „Institutionalismus“ auf ihn zurück. Er selbst zog es vor, sie „evolutorische Ökonomik“ zu nennen, in Rücksicht auf die beiden tragenden Säulen seines Buches: der historischen Methode und der Genetik.
Literatur:
Thorstein Veblen: Theorie der feinen Leute. Eine ökonomische Untersuchung der Institutionen. Fischer, Frankfurt/Main 1996.
Näheres über Veblen und sein Umfeld:
N. Reuter: Der Institutionalismus. Geschichte und Theorie der evolutionären Ökonomie. Metropolis-Verlag, Marburg 1994.
B. Meier: John Kenneth Galbraith und seine Wegbereiter. Von Veblen zu Galbraith. Verlag Rüegger, Grüsch 1989.
R. Penz, H. Wilkop: Zeit der Institutionen · Thorstein Veblens evolutorische Ökonomik. Metropolis-Verlag, Marburg 1996.
Good luck, gutes Studium.
Bye
Hans
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Hallo Hans,
…hier hats was Ilona, mitsamt Literatur
Literatur:
Thorstein Veblen: Theorie der feinen Leute. Eine ökonomische
Untersuchung der Institutionen. Fischer, Frankfurt/Main 1996.Näheres über Veblen und sein Umfeld:
N. Reuter: Der Institutionalismus. Geschichte und Theorie der
evolutionären Ökonomie. Metropolis-Verlag, Marburg 1994.B. Meier: John Kenneth Galbraith und seine Wegbereiter. Von
Veblen zu Galbraith. Verlag Rüegger, Grüsch 1989.R. Penz, H. Wilkop: Zeit der Institutionen · Thorstein Veblens
evolutorische Ökonomik. Metropolis-Verlag, Marburg 1996.
Danke für Deine schnelle Antwort!
Das Hauptwerk von Veblen „Theorie der feinen Leut“ hab ich mir schon besorgt. Auch das Buch von Beat Meier über Veblen.
Dann gibt es noch eine gute Kurzzusammenfassung über Veblen von David Riesman.
Mein Hauptproblem besteht allerdings darin, daß ich in kürzester Zeit ein 15-seitiges Referat schreiben soll (mit Quellenangabe).
Kannst Du mir daher noch verraten, aus welcher Literatur der Text stammt? Und wo das Geschriebene genau steht?
Danke für Deine Bemühungen
Ilona
Hi Ilona,
bedauere sehr DEN Nachweis fand ich nicht mehr, hier ein NEUER von der Zeit.de mit Hinweisen samt alternativer Literatur.
Good luck
Bye
Hans
P.S. bei Bedarf habe ich noch eine sehr umgangreiche site , BUT in english.Du weisst ja sicher, in engl. hats mehr Auswahl.
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Archiv 32/1999
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Über den Hang zur Vergeudung
Thorstein Bunde Veblen: „Die Theorie der feinen Leute“
von Susanne Wesch
Nur Verschwendung bringt Prestige." Prestige muss der Mensch haben, will er Erfolg. Denn Prestige bringt Anerkennung. Anerkennung braucht der Mensch, um vorwärts zu kommen. Vorwärts kommen heißt besser sein als der Nachbar, Kollege oder Verwandte - das will ein jeder. Die Folge: Die moderne Gesellschaft ist eine Gesellschaft der Verschwendung.
Der dies schrieb, kümmerte sich selbst wenig um die Anerkennung der Gesellschaft: Thorstein Bunde Veblen (1857 bis 1929), als Sohn norwegischer Einwanderer in einem Dorf im US-amerikanischen Bundesstaat Wisconsin geboren, Philosoph, Soziologe und Wirtschaftswissenschaftler, war zeitweise so enttäuscht von der Welt, dass er sich völlig aus ihr zurückzog - etwa nach Abschluss seiner Promotion an der renommierten Yale-Universität, als er sieben Jahre lang nichts von sich hören ließ.
In solchen Zeiten befasste er sich umso mehr mit der Lebensart, die er ablehnte. Das Ergebnis war ein Buch, in dem der Wissenschaftler der Gesellschaft einen Spiegel vorhielt: der 1899 veröffentlichte Titel Die Theorie der feinen Leute, sein populärstes, bissig und zuweilen höchst vergnüglich geschriebenes Werk. Er analysiert, wie die Ellenbogengesellschaft entstehen konnte. Sein Schluss: Neid und Raub, von Zeit zu Zeit gemildert durch den Wunsch zu kreativem Handeln, sind die Grundlage allen menschlichen Strebens. Jeder möchte mehr haben, mehr sein als der andere.
Weil es aber keinen Spaß macht, die Millionen im Keller zu horten, wo sie niemand sieht, stellt der Mensch seinen Reichtum zur Schau: Er „verschwendet“ sein Geld für Dinge, die er gar nicht braucht. Veblen unterscheidet zwei Arten der Verschwendung: die von Zeit und Material und die von Muße und Konsum.
In längst vergangenen Gesellschaften - bei den Sklavenhaltern im alten Rom oder den Feudalherren im Mittelalter - tun reiche Leute demonstrativ nichts. Wer es sich leisten kann, lässt auch noch andere für sich nichts tun: Ehefrauen, Sklaven, Bedienstete. Veblen nennt das „stellvertretende Muße“ im Dienste eines Höheren. Das krasseste Beispiel: die Kaste der Priester. In die Kategorie „demonstrative Verschwendung“ ordnet Veblen auch gute Manieren und hohe Bildung ein, denn die Aneignung von beidem kostet Zeit und habe keinen wirklichen Nutzen.
Um zu verdeutlichen, dass Ehefrauen und Bedienstete nichts tun können, werden sie möglichst unzweckmäßig gekleidet. Diener müssen Livree tragen, Frauen zwängen sich in ein Korsett, und der „Grund dafür, daß sich der Rock einer so hartnäckigen Zuneigung erfreut, besteht darin, daß er nicht nur teuer ist, sondern außerdem seine Trägerin für alle nützliche Betätigung unfähig macht“.
In der entwickelten Industriegesellschaft verliert die Muße als Demonstration von Macht und Erfolg an Bedeutung - zugunsten des Konsums. Denn wenn Maschinen den Menschen die Arbeit abnehmen und die Einkommen pro Kopf steigen, können es sich immer mehr Menschen leisten, nichts zu tun. Jetzt wird gekauft, was teuer ist. Damit stellt Veblen die gängige Theorie auf den Kopf: Die Nachfrage nach solchen Konsumgütern steigt mit dem Preis.
Aus der Verschwendungssucht entstehen Wirtschaftszweige, und schließlich gibt es kein einziges Gut mehr, das nicht der Demonstration von Reichtum und Macht dient. Der Hang zur Vergeudung zieht sich durch alle Klassen: Die höchste, reichste Klasse - eben die „feinen Leute“ - setzt das Ideal, an denen sich alle anderen Klassen entsprechend ihren Möglichkeiten orientieren.
Veblen hatte ein tief verwurzeltes Misstrauen gegen abgeschlossene theoretische Modelle wie die der Neoklassiker, weil er sah, dass sie im wirklichen Leben nicht funktionierten. Die unberechenbare Variable Mensch verdarb die meisten Voraussagen. Er versuchte, sie in seine theoretischen Überlegungen einzubauen und den grundlegenden Antrieb des Menschen zu ergründen.
Einen Begriff hat Veblen in die Ökonomie eingeführt, der bis heute - wenn auch in abgewandelter Form - verwendet wird: Institutionen. Bei Veblen manifestieren sich Institutionen, indem sich die Menschen an ihre Umwelt gewöhnen und immer auf die gleiche Weise auf Umweltreize reagieren. „Die Institutionen sind in erster Linie weit verbreitete Denkgewohnheiten.“ Sie behindern Neues, basieren auf Vergangenem und sind deshalb rückwärts gerichtet. Dem entgegen stehen Arbeitseifer und Wissensdrang.
Für Veblen entsteht das gesellschaftliche System durch den Konflikt zwischen zwei urmenschlichen Verhaltensweisen: dem „räuberischen Instinkt“, der der Befriedigung des eigenen Ego dient und zu Verschwendung führt, und dem „Werkinstinkt“, der Innovationen ermöglicht und damit den Interessen der gesamten Gesellschaft dient. Mal gewinnt der instinktive Wunsch, Neues zu schaffen, die Oberhand, und Fortschritt setzt ein. Dieser Trieb gehe allerdings immer von unteren Klassen aus. Denn „die Reichen sind konservativ, weil sie nie Gelegenheit haben, mit dem Status quo unzufrieden zu sein“. Sie seien isoliert in ihrem Elfenbeinturm. Am Ende siege jedoch das Raubtier im Menschen.
Als Ausweg bleibt für Veblen nur eines: die Maschine, die den Menschen dazu zwingt, sich rational zu verhalten. Eines Tages werde sich die reiche Klasse mithilfe der Technik die Arbeit so weit erleichtern, dass sie sich selbst überflüssig macht. Veblens Utopie.
Nächste Folge: Gustav von Schmoller: „Grundriß der Allgemeinen Volkswirtschaftslehre“
Thorstein Bunde Veblen:
Die Theorie der feinen Leute
Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1986; 382 S., 19,90 DM
© Die Zeit 32/1999
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