Kontrolle bei Jugendlichen

Mein Stiefsohn kann mit seinem Konsum von Fernsehen, Computer… nicht umgehen. Wir haben eine Anzahl von Stunden festgelegt. Da ich aus der jünsten Vergangenheit aber weiß, daß er sich nicht an die Vereinbarungen halten kann, möchte ich das gerne genau kontrollieren (habe ein Programm gefunden, welches die genauen Pc on/off Zeiten der letzten 20 Tage anzeigt). Mein Mann will seinen Sohn nicht kontrollieren, sondern mehr vertrauen. Aber ist das gut so? Was meint ihr?

Nachtrag: Der Junge ist 14 Jahre alt
o.T.

Moin Anke,

die Frage aller Fragen ist -> wie verhält er sich denn sonst so?
Macht er Hausaufgaben zuverlässig? Erledigt er Aufgaben im Haushalt? Hat er einen „Ausgleich“ zur Glotze?
Und nicht zuletzt -> wie ist DEIN Verhältnis zu deinem Stiefsohn? Wäre es klug, dass Stiefmama einen auf Kontrolletti macht, wenn Papa gerne ein Auge zudrückt? Wohnt er denn bei euch oder ist er nur am Wochenende da?

Ich habe selbst einen 15jährigen Stiefsohn und weiß aus eigener Erfahrung, dass Vertrauen manchmal gut ist, aber Kontrolle besser sein kann. Aber das kann man nicht pauschal entscheiden, wenn man die näheren Umstände nicht kennt.

Gruß
finnie

(Ein Programm für PC-Zeiten wär mir zu „unpersönlich“ und hat was von „Big Brother is watching you“. Ich steh da mehr auf direkte Konfrontation, zur Not auch mit Sicherung rausdrehen…)

Moin

Mein Mann will seinen Sohn nicht kontrollieren,
sondern mehr vertrauen. Aber ist das gut so? Was meint ihr?

Wenn man zu LENIN neigt („Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“), dann macht man halt den Kontroletti.
Wenn man zu PFARRER FLIEGE neigt, vertrauzt man seinem Sohn blind.
Jetzt hast du nach wie vor -
die Qual der Wahl. :wink:
Gruß,
Branden

Ich habe damals als ich 14 war sehr viel angefangen Computer zu spielen etc.
Hatte zwar auch meine Ausgleiche (Sport etc), dennoch nahm das zum Teil überhand und es wurden schonmal gerne Hausaufgaben ganz weggelassen. Problem war bei mir, dass es als letzte meine Eltern mitkriegten, da es in der Schule genügend Möglichkeiten gab, Hausaufgaben abzuschreiben, Ausreden zu finden und anderes.
Natürlich ist Vertrauen gut, aber ich weiß, dass ich damals aus meiner „Sucht“ nicht alleine in dem Alter so rausgekommen bin.
Meine Mutter hat dann, als ich schon 16 war, nen Passwort in meinen PC gehauen, das war ganz doof, denn nen 16 jährigem Kerl hindert auch das nicht viel, sondern hat nur genervt. Hat trotzdem zu weniger PC Stunden geführt.
Als ich dann älter wurde hatte ich dann Diskussionen mit meiner Mutter, dass das so nicht mehr ginge, und sie mir mehr Vertrauen müsse bzw. ich alt genug sei, um mich selber einzuschätzen (was nicht heißt, dass ich es trotzdem vorm Bildschirm auch immer noch ab und an übertreibe). Aber ich war wieder etwas besser inner Schule, und habe auch mein Abitur bestanden, hatte auch genug andere Dinge zu tun.

Lange Rede kurzer Sinn: Rede am besten mit deinem Mann da mal drüber, ihm vllt nen kleinen Stups in die richtige Richtung zu geben (vor allem wenn er keinen Sport oder andere Aktivitäten macht), aber macht ihm nicht komplett mit Verboten dicht, das führt zum Gegenteil. Solange seine Schule etc gut läuft, sollte meiner Meinung auch mal nen LAN-Party drin sein :smiley:

Hallo,

ich habe es in der Erziehung meiner Kinder immer so gehandhabt, dass sie sich Vertrauen verdienen mussten. Heißt: Waren sie insgesamt zuverlässig im Einhalten von Vereinbarungen und Erfüllen von Pflichten, hatten sie auch einen Vertrauensvoschuss in anderen Bereichen. Gab es aber Nachlässigkeiten, mussten sie auch damit leben, dass ich kontrollierte, was sie wann taten.

Allerdings habe ich damit nicht erst in der Pubertät angefangen, sondern mit dem Beginn der Grundschule. Ich habe aber im Teenageralter auch nicht damit aufgehört - wenngleich die Kontrollen insgesamt reduziert waren. Dass Kinder älter werden und eigenständiges Handeln fordern, heißt nicht zwangsläufig, dass sie auch immer eigenverantwortlich handeln können. Und auch wenn man sie nicht gängeln sollte, muss man sie doch führen. Blind zu vertrauen ist in meinen Augen keine elterliche Stärke, sondern eher ein Ausweichen vor den erzieherischen Aufgaben. Wenn ein Teenager zeigt, dass er seine Pflichten nicht erfüllt, muss er eben auf Freiheiten verzichten.

In diesem Fall wäre für mich also auch die Frage, wie zuverlässig und pflichtbewusst er insgesamt ist. Gäbe es da Anlass zur Beanstandung, müsste der Konsum eben kontrolliert werden. Abschaffen könnte er die Kontrolle durch entsprechende Leistung in den beanstandeten Bereichen.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo Anke,
wieso hat der Junge so viel Zeit, um vor dem PC zu sitzen?

PC oder TV betrachte ich immer nur als Ersatz für das „wirkliche Leben“ - hat der Junge keines? Hat er keine Freunde?
Ich persönlich denke, dass der Junge nicht recht weijß, was er ohne PC anfangen soll - könnt ihr ihm keine spannenden Alternativen aufzeigen, sodass er den PC einfach vergisst? - anstatt Verbote auszusprechen und Minuten zu zählen?!
Liebt er Tiere? Dann kann er u.U. Hunde im Tierheim ausführen.
Liebt er jüngere Kinder? Dann kann er vielleicht welche in der Nachbarschaft beaufsichtigen - gegen Taschengeld. Ungewöhnlich? Nein - bei den Bahai gibt es Juniorgruppenführer von 15 Jahren - sie sind heiß begehrte Vorbilder für Elfjährige (nein, ich bin keine Bahai-Anhängerin, aber deren dezentrales Konzept finde ich sehr interessant).

Nimm dem Jungen nichts weg, ohne ihm vorher etwas gegeben zu haben!
LG Susanne

Hallo,

ich halte viel davon, Kinder/Jugendliche in die Entscheidung miteinzubeziehen.
Wie empfindet der Sohn denn seinen PC-Gebrauch?
Sieht er selbst die Notwendigkeit ein, seine Zeit zu beschränken?
Wenn ja --> frag doch mal, wie er sich das vorstellt? Meine Söhne haben mich hin und wieder mit dem Wunsch nach Kontrollmechanismen überrascht.
Oder auch: erklär ihm, dass er sich in der letzten Zeit nicht vertrauenswürdig gezeigt hat (du schreibst, er hält sich nicht an Abmachungen). Vielleicht akzeptiert er unter dem Licht dieser Tatsachen, dass es eine Kontrolle braucht. Meine Söhne hatten oftmals Ideen, die mir im Traum nicht eingefallen wären, da sie aber von ihnen kamen, hat das oft besser geklappt als irgendwas, was ich mir ausgedacht habe.

Selbst wenn er nicht meint, dass er zuviel Zeit vor dem PC verbringt, sieht er vielleicht ein, dass ihr das anders seht und kann akzeptieren, dass ihr das einschränken wollt.

Es gibt viele Möglichkeiten, wie sich ein solches Gespräch entwickeln kann.

Gruß
Elke

Hallo Anke!

Ich bin auch eher jemand der gegen Kontrolle ist und vor allem wenn dann noch jede Minute gerechnet wird. Wichtig finde ich hier vor allem, dass diese Kontrolle nicht das Ziel hat zu „rügen“. Ich würde mich auch fragen warum er so lange davor sitzt? Hat er keine Freunde? Hat er keine Möglichkeit seine Zeit außerhalb der Wohnung zu verbringen? Ich sehe es als wichtiger an ihm zuerst einmal die Möglichkeiten aufzuzeigen, die er außerhalb der Wohnung hat. Also ihm zum Beispiel ein paar Euro zu geben, damit er Baden gehen kann.

Jetzt wo Ferien sind ist den Kindern vor allem langweilig. Viele sind auf Urlaub, die Eltern arbeiten und das Kind alleine zu Hause. Was soll es machen?

Bezüglich Computer: (und das verwende ich), es gibt bei guten Internetroutern die Möglichkeit einzustellen, zu welchen Zeiten ein PC in das Internet gehen darf.

Ich habe dem Sohn meiner Freundin gesagt, zu welchen Uhrzeiten er die Möglichkeit hat über seinen Computer in das Internet zu gehen. Übrigens würde ich beim Router das Password so wählen, dass das Kind nicht draufkommen kann. Kinder sind hier sehr ausgefuchst was das angeht.

Liebe Grüße

Martin

Hallo Martin,

Du sagst:

Ich bin auch eher jemand der gegen Kontrolle ist

und dann weiter

Ich habe dem Sohn meiner Freundin gesagt, zu welchen Uhrzeiten er die Möglichkeit hat über seinen Computer in das Internet zu gehen. Übrigens würde ich beim Router das Password so wählen, dass das Kind nicht draufkommen kann.

Als was würdest du das denn bezeichnen?

Schöne Grüße,
Jule

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Hallo Jule,

Die Regelung des Internetzugangs ist kein direktes kontrollieren der Zeit die er am Computer verbringt.

Ich helfe ihm hier nur sein Leben zu Regeln. Also dass er unter Tags zum Beispiel etwas anderes macht als vor dem PC zu sitzen. Hier funktioniert einfach sein Internet nicht und das weiß er, sodass er sich seinen Tag einteilen kann. Das hat auch nicht den Hintergrund ihn zu rügen. Ganz im Gegenteil, es bewirkt ihn bezüglich Internetnutzung nie rügen zu müssen. Er kann unter Tags etwas entfernt vom PC zu machen und sich am Abend oder auch in der Früh in Ruhe hinsetzen und das Internet nutzen.

Wenn ich ihm allerdings trotz seiner Neigung viel vor dem PC zu sitzen (nur ein Beispiel, er sitzt fast nie vor dem PC), einen PC geben würde mit dem er alles uneingeschränkt machen dürfte und ich überprüfe jede Woche wie lange er die Woche vor dem PC wäre, dann ist das meist mit dem Hintergrund ihn zurecht zu weisen.

Liebe Grüße

Martin

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Hallo Martin,

Ich helfe ihm hier nur sein Leben zu Regeln.

Jo, so kann man es auch nennen :smile:. Und in der Sache finde ich das ja auch völlig okay. Ich finde es nur immer ein wenig befremdlich, wenn moderne Eltern sich in der Wortwahl ihrer erzieherischen Maßnahmen so verbiegen. Eine „Strafe“ wird - weil böse - zur „Konsequenz“ und eine Kontrollmaßnahme eben zur „Hilfe das Leben zu regeln“. Letzten Endes tust aber auch du nichts anderes, als seinen PC-Konsum zu kontrollieren.

…dann ist das meist mit dem Hintergrund ihn zurecht zu weisen.

Naja, dem gehst du mit deiner Art der Kontrolle elegant aus dem Weg. Vor allem wirst du damit erfolgreicher sein als wenn du ihn nur zurechtweisen würdest. Wer über diese technischen Möglichkeiten/ Fähigkeiten aber nicht verfügt, muss eben andere Wege der Kontrolle suchen.

Einigkeit besteht aber sicher darin, dass man es nicht einfach laufen lassen sollte.

Schöne Grüße,
Jule

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Hallo Jule,

Das von Dir angesprochene Beispiel mit dem Fernseher:

Es ist ein Unterschied wenn ich sage:

Du hast heute Fernsehverbot

oder:

Da Du nicht hören kannst, verstehst Du eh nicht was die im Fernseher sagen, daher brauchst Du heute gar nicht fern zu sehen.

Aus meiner Sicht ist erste Variante eine Strafe und zweite Variante eine Konsequenz.

Klar unterm Strich kommt das gleiche raus.

Und zum Computer:

Wenn ich ihm rund um die Uhr Internetzugang gebe, er aber dazu neigt mehr vor dem Internet zu sitzen: Dann bringt eine Software die, diese Stunden mitzählt nicht viel. Außer, dass ich als Elternteil ihn wieder einmal schimpfen kann, weil er ja auch so „böse“ ist.

Online Zeitenbeschränkung die mit seiner vorigen absprache ausgemacht sind, sind eine wirkungsvolle Beschränkung des Internetkonsums. Er weiß auch im vorhinein wann er hinein kann und kann sich seinen Tag entsprechend einteilen.

Übrigens ist eine Software die auf seinem Computer installiert ist sowieso für die Katze. Als Administrator kann man die software löschen und es hat Streit mit den Eltern zufolge. Oder man kann sich auch eine Betriebssystem CD einlegen (Bootfähiges Betriebssystem auf CD) und diese installierte Zählsoftware bekommt das gar nicht mit.

Einen Streng eingestellten Router kann man schwieriger übergehen… aber auch das ist möglich.

Liebe Grüße

Martin

Hallo Martin,

Da Du nicht hören kannst, verstehst Du eh nicht was die im Fernseher sagen, daher brauchst Du heute gar nicht fern zu sehen.

Diese Konsequenz ist aber primär für dich schlüssig. Für den Knaben ist es in jedem Fall eine Strafe :smile:. Und: Er kann sie wegstecken, denn Kinder wissen ziemlich gut, wann sie Mist gebaut haben und können auch mit den Folgen leben. Es sind die Eltern, die sich damit schwer tun :smile:. Und wenn Kinder das merken, haben die Eltern meist verloren.

Schöne Grüße,
Jule

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Vielen Dank für die vielen Antworten. Leider hatte ich erst jetzt die Möglichkeit sie zu lesen. Das Verhältnis zu meinem Stiefsohn ist recht gut, er hilft hin und wieder im Haushalt mit. Wie meine beiden Töchter auch. Er lebt erst seit einem Jahr bei uns. In der Schule ist er seither um 1-2 (3) Noten schlechter als vorher. Wenn er nicht an PC, Fernseher, PS, Wii kann ist ihm langweilig. Eins davon muß bei ihm immer gehen. In der Nacht hatte er zu Spitzenzeiten noch ein Hörspiel auf Dauerwiedeholung laufen. Öfters hat er dann Kopfschmerzen und bleibt daheim. Die Entschuldigung dafür muss ich schreiben. Langsam kam ich dann dahinter, daß auch dann der PC heimlich lief. Und da fühle ich mich schon verar… Auch muß er einen Helm tragen, wenn er Fahrrad fährt. Den zieht er nachweislich unterwegs ab. Ich denke, daß er mit seinem Verhalten Kontrolle einfordert und auch diese Sicherheit benötigt. Er selbts scheint damit ja nicht umgehen zu können. Seit einigen Tagen gibt es den Pc erst ab 18 Uhr und Fernseher sind mit Passwörtern hinterlegt.