Kontrolle der Banken durch die Börse?

Hallo,

Durch die mangelnde Transparenz standen plötzlich alle unter
Generalverdacht und auch die seriösen mussten für die Dummheit
der anderen bezahlen.

was Du willst, ist nicht Transparenz, sondern Allwissenheit und die Aufdeckung von Geschäftsgeheimnissen.

Die ganze Veranstaltung ist eine klassische Blase, die gewachsen und geplatzt ist. Genauso wie bei der .com-Blase werden dann auch Werte in die Tiefe gerissen, die fundamental gut sind und mit der Blase an sich nichts zu tun haben.

Nach jeder Runde verschärft man die Regularien, was aber an der Sache nichts ändert, sondern nur mehr Dokumentation verursacht, die dann eh wieder keiner liest.

Jeder, der Augen im Kopf hatte, konnte die Probleme bei der IKB schon lange im Voraus erahnen, wenn er einen kundigen Blick in den Geschäftsbericht geworfen hatte.

Eigentlich ist die Sache sogar witzig, weil das Mehr an Transparenz, was in den vergangenen Jahren durchgesetzt wurde, Ursache des Problems ist. Weil die ganze Welt zunehmend auf zeitnahe und marktgerechte Bewertung fixiert ist, wie sie insbesondere IFRS und US-GAAP vorsehen, werden Risiken nicht mehr antizipiert (vgl. § 252 HGB) sondern erst ausgewiesen, wenn die Verluste schon eingetreten sind.

Das ist auch der Grund für die Rumeierei und Salamitaktik der Kreditinstitute, die jedes Quartal neue Verluste finden, weil man die Werte an die Marktwerte anpaßt. Da es aber keinen Handel gibt, wird ein Wert geschätzt bzw. anhand von Indizes und anderen Konstruktionen geschätzt. Das ganze wird also zur Verhandlungssache zwischen Unternehmen, Wirtschaftsprüfer und Finanzamt und damit praktisch beliebig.

Beliebigkeit ist aber praktisch, weil dann jeder machen kann was er will. So pflege ich seit Jahren zu sagen, daß man nach IFRS bilanzieren kann, wie man will. Hauptsache, man kann des irgendwie begründen.

Interessanterweise gibt es erste Schritte, für die fraglichen Papiere bzw. Risiken Marktpreise zu ermitteln. Noch witziger ist aber, daß die Einführung eines entsprechenden Instruments (ermbx) auf Druck der Marktteilnehmer inzwischen mehrfach verschoben wurde. Am allerwitzigsten ist aber, daß ein derartiger Index das Platzen der Blase mit einiger Sicherheit verhindert hätte, weil sich dann die ersten Bedenken der Marktteilnehmer nicht in Gerüchten und in unbeachteten Fachzeitungsartikeln manifestiert hätte, sondern in einem fallenden Kurs des ERMBX.

Aber noch einmal zurück zur Transparenz: Was soll eigentlich veröffentlicht werden? Eine Liste des Bestandes an Wertpapieren der Kreditinstitute? Das ergäbe unendlich lange Listen mit Phantasienamen und kryptischen Kürzeln, mit denen bestenfalls Marktteilnehmer etwas anfangen könnten.

Wobei: Die Institute haben die Papiere vielfach ja gar nicht selbst gehalten, sondern über Zweckgesellschaften gehandelt, die wiederum gar nicht konsolidiert wurden und somit in den Geschäftsberichten bestenfalls als Beteiligung (wenn überhaupt) ausgewiesen wurden.

Insofern ist Dein Vorschlag schlichtweg nicht praktikabel.

Gruß

Christian

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