Kontrolle der Banken durch die Börse?

Hallo alle zusammen!

Man überlegt jetzt allerorten, wie man die Bankenkrise abwenden hätte können, und für viele liegt es nahe, erst einmal nach rechtlichen Beschränkungen zu rufen. Dabei gäbe es doch ein wirksames marktwirtschaftliches Druckmittel: Wer Bankaktien kauft, will vor bösen Überraschungen sicher sein. So weit so gut, jetzt gab es aber Fälle, in denen eine Bank die andere übernommen und erst nachher gemerkt hat, was sie da alles mitgeschluckt hat. Eine Kontrolle durch den Kapitalmarkt ist also nicht so einfach und erfordert ein hohes Maß an Überwachung. Ich nenne die Dinge gerne beim Namen und verwende daher nicht das schöne Wort „Transparenz“.

Eure Meinung dazu?

Oliver

Hallo Oliver,

dies vorweg: ich verstehe nicht so ganz, was Du damit sagen bzw. überhaupt fragen willst.

Die aktuelle Krise an den Finanzmärkten ist nicht dadurch entstanden, dass Banken andere Banken (mit zweifelhaften Geschäftsmodellen) übernommen haben. Vielmehr sind nahezu alle größeren Banken einem „Trend“ gefolgt, der den Handel mit zum Teil hoch risikobehafteten Krediten zum Gegenstand hat(te). Dies wäre an sich nicht so dramatisch, wenn es nicht zu sog. Spill-over-Effekten in anderen Bereichen der US amerikanischen Volkswirtschaft gekommen wäre. Letztere „Verwerfungen“, die in der heutigen Zeit immer auch globale Auswirkungen haben, werden sich niemals kontrollieren geschweige denn regulieren lassen.

Was die verschiedenen und hoch komplexen Geschäftsmodelle der Banken angeht und letztlich auch deren Existenzsicherung, muss differenzierter Betrachtet werden. Unter dem Stichwort Basel II wurde den Banken bereits ein breiter Kanon an Pflichten auferlegt. Allerdings wird es gerade in der dynamischen Banken- bzw. FInanzwelt
wohl niemals gelingen, eine Regulierung in dem Maße zu erreichen, dass Krisen wie die aktuelle, vermieden oder zumindest gemildert werden können.
Dies gilt m.E. auch für den „Markt“. Selbstheilungs- bzw. Selbstregulierungskräfte dürften nur bedingt Aussicht auf Erfolg haben. Schließlich ist es ja gerade der Markt selbst, der nach immer neuen Renditequellen und damit Geschäftsmodellen dürstet.

In der Tat erscheint hier eine, wie bereits von Ackermann geforderte, engere Kooperation der jeweiligen nationalen Aufsichtsbehörden (in Deutschland v.a. die BaFin) sinnvoller. Man wird auch aus dieser Krise lernen und es bleibt abzuwarten, welche Schlüsse daraus gezogen werden.

Letztlich dürfte sich aber gerade der Kapitalmarkt wohl kaum jemals ganz an die Kandare nehmen lassen. Dafür agieren hier einfach zu viele Akteure mit viel zu unterschiedlichen Interessen.

VG
Sebastian

Hallo Oliver,

dies vorweg: ich verstehe nicht so ganz, was Du damit sagen
bzw. überhaupt fragen willst.

Die aktuelle Krise an den Finanzmärkten ist nicht dadurch
entstanden, dass Banken andere Banken (mit zweifelhaften
Geschäftsmodellen) übernommen haben.

Ich wollte damit sagen, dass nicht einmal eine andere Bank, die wahrscheinlich auch noch halblegale Mittel anwendet, um den entsprechenden Übernahmekandidaten auszuspähen, in der Lage ist, derartige „Leichen im Keller“ zu entdecken. Da kann man es natürlich von einem Anleger erst recht nicht erwarten.

Die Frage wäre: Selbst wenn die Geschäfte der Banken in vollem Umfang transparent gewesen wären, hätte das irgendjemanden an der Börse gestört? Was wieder für gesetzliche Beschränkungen der Bankgeschäfte spricht.

Hallo,

Ich wollte damit sagen, dass nicht einmal eine andere Bank,
die wahrscheinlich auch noch halblegale Mittel anwendet,

häh?

Die Frage wäre: Selbst wenn die Geschäfte der Banken in vollem
Umfang transparent gewesen wären, hätte das irgendjemanden an
der Börse gestört? Was wieder für gesetzliche Beschränkungen
der Bankgeschäfte spricht.

Nur, weil eine Bank am Rande des Ruins steht, muß sie nicht mit Dingen gehandelt haben, mit denen man a) nicht handeln sollte und b) die man durch gesetzliche Beschränkungen verbieten könnte.

Mehr dazu:

/t/landesbanken/4498355/5

Gruß
Christian

Nur, weil eine Bank am Rande des Ruins steht, muß sie nicht
mit Dingen gehandelt haben, mit denen man a) nicht handeln
sollte und b) die man durch gesetzliche Beschränkungen
verbieten könnte.

Mehr dazu:

/t/landesbanken/4498355/5

Na also:

"Das Ende vom Lied war, daß nach den ersten Problemen alle Marktteilnehmer zusammenzuckten und ihr Geld aus den Märkten abzogen. Da keiner genau wußte, wo welche Risiken lagen, versiegte der vorher stetig fließende Geldstrom und die Zweckgesellschaften, die auf diesem Markt agierten, standen ohne Liquidität da, die sie sich wiederum vom Sponsor (also demjenigen, der im Hintergrund stand, meist Kreditinstitute) besorgen mußten.

Ob diese Zweckgesellschaften nun am US-Immobilienmarkt tätig waren oder nicht, war erst einmal egal: es gab schlicht und ergreifend kein Geld mehr für diese strukturierten Produkte."

Durch die mangelnde Transparenz standen plötzlich alle unter Generalverdacht und auch die seriösen mussten für die Dummheit der anderen bezahlen.

Hallo Oliver,

Man überlegt jetzt allerorten, wie man die Bankenkrise
abwenden hätte können, und für viele liegt es nahe, erst
einmal nach rechtlichen Beschränkungen zu rufen
.

Ich finde, in Deutschland gibt es schon viel zu viele Gesetze und Regelungen für alles und jedes.

Meine Meinung? Alle Gesetzestexte um mindestens die Hälfte kürzen, das Steuerrecht um mindestens drei Viertel. Und die Gesetze, die dann noch übrig sind, auch wirklich mal durchsetzen. Denn momentan unterscheidet man ja immer noch zwischen dem, was man „eigentlich“ nicht tut, und dem, was man wirklich nicht tut.

Stimmt schon, man weiß nicht so genau, was man alles „mitkauft“, wenn man eine Bankaktie kauft. Deshalb fallen die auch. Neue Gesetze halte ich deshalb nicht für nötig. Wo ist das Problem? Man wartet einfach, bis sie wieder beginnen, zu steigen, und schlägt dann zu (oder auch nicht).

Schöne Grüße

Petra

Wo ist
das Problem? Man wartet einfach, bis sie wieder beginnen, zu
steigen, und schlägt dann zu (oder auch nicht).

Da denkt mal jemand nur wieder an seinen Bauch. Die Banken sind ja nicht einfach irgendeine Branche, sondern eine, die eine wichtige Funktion für die gesamte Wirtschaft hat.

Hallo,

Durch die mangelnde Transparenz standen plötzlich alle unter
Generalverdacht und auch die seriösen mussten für die Dummheit
der anderen bezahlen.

was Du willst, ist nicht Transparenz, sondern Allwissenheit und die Aufdeckung von Geschäftsgeheimnissen.

Die ganze Veranstaltung ist eine klassische Blase, die gewachsen und geplatzt ist. Genauso wie bei der .com-Blase werden dann auch Werte in die Tiefe gerissen, die fundamental gut sind und mit der Blase an sich nichts zu tun haben.

Nach jeder Runde verschärft man die Regularien, was aber an der Sache nichts ändert, sondern nur mehr Dokumentation verursacht, die dann eh wieder keiner liest.

Jeder, der Augen im Kopf hatte, konnte die Probleme bei der IKB schon lange im Voraus erahnen, wenn er einen kundigen Blick in den Geschäftsbericht geworfen hatte.

Eigentlich ist die Sache sogar witzig, weil das Mehr an Transparenz, was in den vergangenen Jahren durchgesetzt wurde, Ursache des Problems ist. Weil die ganze Welt zunehmend auf zeitnahe und marktgerechte Bewertung fixiert ist, wie sie insbesondere IFRS und US-GAAP vorsehen, werden Risiken nicht mehr antizipiert (vgl. § 252 HGB) sondern erst ausgewiesen, wenn die Verluste schon eingetreten sind.

Das ist auch der Grund für die Rumeierei und Salamitaktik der Kreditinstitute, die jedes Quartal neue Verluste finden, weil man die Werte an die Marktwerte anpaßt. Da es aber keinen Handel gibt, wird ein Wert geschätzt bzw. anhand von Indizes und anderen Konstruktionen geschätzt. Das ganze wird also zur Verhandlungssache zwischen Unternehmen, Wirtschaftsprüfer und Finanzamt und damit praktisch beliebig.

Beliebigkeit ist aber praktisch, weil dann jeder machen kann was er will. So pflege ich seit Jahren zu sagen, daß man nach IFRS bilanzieren kann, wie man will. Hauptsache, man kann des irgendwie begründen.

Interessanterweise gibt es erste Schritte, für die fraglichen Papiere bzw. Risiken Marktpreise zu ermitteln. Noch witziger ist aber, daß die Einführung eines entsprechenden Instruments (ermbx) auf Druck der Marktteilnehmer inzwischen mehrfach verschoben wurde. Am allerwitzigsten ist aber, daß ein derartiger Index das Platzen der Blase mit einiger Sicherheit verhindert hätte, weil sich dann die ersten Bedenken der Marktteilnehmer nicht in Gerüchten und in unbeachteten Fachzeitungsartikeln manifestiert hätte, sondern in einem fallenden Kurs des ERMBX.

Aber noch einmal zurück zur Transparenz: Was soll eigentlich veröffentlicht werden? Eine Liste des Bestandes an Wertpapieren der Kreditinstitute? Das ergäbe unendlich lange Listen mit Phantasienamen und kryptischen Kürzeln, mit denen bestenfalls Marktteilnehmer etwas anfangen könnten.

Wobei: Die Institute haben die Papiere vielfach ja gar nicht selbst gehalten, sondern über Zweckgesellschaften gehandelt, die wiederum gar nicht konsolidiert wurden und somit in den Geschäftsberichten bestenfalls als Beteiligung (wenn überhaupt) ausgewiesen wurden.

Insofern ist Dein Vorschlag schlichtweg nicht praktikabel.

Gruß

Christian

1 „Gefällt mir“

Hallo,

Wobei: Die Institute haben die Papiere vielfach ja gar nicht
selbst gehalten, sondern über Zweckgesellschaften gehandelt,
die wiederum gar nicht konsolidiert wurden und somit in den
Geschäftsberichten bestenfalls als Beteiligung (wenn
überhaupt) ausgewiesen wurden.

Ja, ich denke auch, dass die SPV’s diejenige Beachtung im GB finden sollten, die ihnen zukommt. Bei Enron war es ja das Gleiche. Banken nutzen dies aber in der Tat viel häufiger und intensiver. Die ganze Off-Balance-Problematik hat maßgeblich zu der aktuellen Krise bzw. deren Verschlimmerung beigetragen. Hier sollte in der Tat angesetzt werden. In IFRS und US-GAAP sehe ich dabei gar nicht einmal die Wurzel des Übels, wenngleich Deine Ausführungen dazu natürlich korrekt sind und es auch den Tatsachen der Praxis entspricht.

VG
Sebastian

Hallo,

Meine Meinung? Alle Gesetzestexte um mindestens die Hälfte
kürzen, das Steuerrecht um mindestens drei Viertel.

interessanter Vorschlag in einem Land, in dem schon die Ankündigung der Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes auf Tiernahrung von sieben auf 16 Prozent Menschen und Medien wochenlang in in Atem hielt.

Stimmt schon, man weiß nicht so genau, was man alles
„mitkauft“, wenn man eine Bankaktie kauft. Deshalb fallen die
auch. Neue Gesetze halte ich deshalb nicht für nötig. Wo ist
das Problem? Man wartet einfach, bis sie wieder beginnen, zu
steigen, und schlägt dann zu (oder auch nicht).

Das Platzen einer Blase únd eine ausgewachsene Krise der Finanzmärkte ist mit einer Delle, bei der man hurtig wieder einsteigt, wenn die Ursache „eingepreist“ ist, nicht zu vergleichen, auch wenn es immer wieder versucht wird. Schon im September des letzten Jahres mokierte sich die von mir hin und wieder mal erwähnte IFR darüber, daß offensichtlich nur wenige Marktteilnehmer die Parallelen zu früheren Finanzmarktkrisen erkennen würden.

Ich weiß noch sehr gut, wie ich hier von einzelnen belächelt wurde, als ich versuchte, das Ausmaß der Krise zu beschreiben und darauf hinwiese, daß man auf long-Positionen verzichten solle.

Inzwischen haben wir beim DAX rd. 25% verloren (zugegebenermaßen kam der erste massive Kursrutsch später als von mir erwartet), bei großen DAX-Werten wie der Deutschen Bank immerhin rd. 40% und bei der Hypo Real Estate ging es um fröhliche 75% nach unten.

Wer hingegen bei jedem kleinen Anstieg nachgekauft hat und nicht beim nachfolgenden lokalen Maximum wieder verkauft sondern nur einen Hauch länger gewartet hat, dürfte deutlich mehr verloren haben.

Meiner - natürlich völlig unmaßgeblichen - Meinung nach, sind wir weder bei der Finanzmarkt- noch bei der Bankenkrise auch nur im entferntesten am Ende angelangt. Wenn die Veranstaltung - so wie bisher - häppchenweise weitergeht, werden wir wohl noch das Jahr 2009 kommen und auch vielleicht wieder gehen sehen, bevor die sich der Rauch über den Banken wieder lichtet. Die (Aktien)Börsen werden vermutlich etwas eher wieder anspringen, wenn man das Ende des Chaos` in weiter Ferne wieder zu erkennen glaubt.

In der Zwischenzeit sollte man sich bemühen, von den kurzfristigen Übertreibungen und der geradezu stoischen Gelassenheit der US-Börsen (der DJ hat übrigens seit August letzten Jahres gerade mal gut 12% verloren) zu profitieren.

Wenn E.On oder Siemens an einem Tag mal 10 oder knapp 20% verlieren und sich die US-Märkte abends erkennbar gut entwickeln, kann man durchaus mal einsteigen. Von Optionsscheinen rate ich allerdings ab. Komischerweise stolpert bei den Handelshäuser in turbulenten Zeiten regelmäßig ständig ein Hausmaster über ein wichtiges Kabel.

Gruß
C.

Hallo,

Ja, ich denke auch, dass die SPV’s diejenige Beachtung im GB
finden sollten, die ihnen zukommt.

naja, es gibt ja Vorschriften, wann eine Gesellschaft konsolidiert wird. Das Problem liegt auch hier wieder im Detail: Die SPVs sind ja gerade so ausgestaltet, daß die Kriterien nicht erfüllt sind. Der einzige Grund, warum die Dinge nicht einfach sich selbst überlassen werden, sind Reputationsrisiken und die Tatsache, daß man vielfach erhebliche Kreditlinien gegeben hat.

Reputationsrisiken sind praktisch nicht abzuschätzen und die Kredite sind separate Geschäfte. Hinzu kommt, daß die Entscheidung, die Gesellschaften zu stützen, zum Zeitpunkt der Aufstellung des Abschlusses noch gar nicht getroffen wurde und im Regelfall auch nicht absehbar ist, wann oder ob das passieren wird.

Der entscheidende Punkt ist aber noch ein anderer: Diese Informationen werden im Zweifel gar nicht zur Kenntnis genommen. Niemand kann mit den Phantasienamen etwas anfangen und selbst wenn, wird eine Risikobewertung durch einen Außenstehenden nicht möglich sein, wobei sich schon die Institute selbst mit der Bewertung ja etwas schwertun.

Die erteilten Kreditzusagen an die Vehikel werden im übrigen schon jetzt ausgewiesen. Daß die IKB zig Milliarden im Feuer hatte, war im JA 2005/2006 laut und deutlich zu lesen. Gejuckt hat das niemanden.

Gleiche. Banken nutzen dies aber in der Tat viel häufiger und
intensiver. Die ganze Off-Balance-Problematik hat maßgeblich
zu der aktuellen Krise bzw. deren Verschlimmerung beigetragen.

Klar, dumm war aber vor allem, daß die Verbrieferei dazu geführt hat, daß die Risikoleute den eigenen Schrott ausplazierten, während die Händler fremden Schrott wieder auf die Bücher nahmen. Dadurch wurde das Risiko für jedes Institut nicht geringer, sondern größer, weil man a) Schrott kaufte, den man im Gegensatz zum eigenen Schrott gar nicht richtig prüfen konnte, und b) die Händler mit riesigen Limiten frei Schnauze mit vermeintlichen AAA- und AA-Risiken agieren ließ.

Hinzu kommt, daß die Ratingagenturen mal wieder versagt haben (eigentlich versagen sie seit Gründung; ich brauche am Tag der Veröffentlichung der miserablen Quartalszahlen oder der Ankündigung der Insolvenz niemanden, der mir sagt, daß das Risiko größer wird. Ich brauche ihn vorher.), indem sie die Marktrisiken nicht hinreichend berücksichtigt haben. Mal abgesehen davon, daß man sich beim Tranchieren ein bißchen mit den maximalen Ausfallrisiken vertan hat, so daß das first loss-piece ein bißchen zu klein geriet.

Der nachvollziehbare Ruf nach mehr Regulierung greift hier meiner Ansicht nach zu kurz. Das ganze System hat in betriebs- und volkswirtschaftlicher Hinsicht einfach zu viele Problemfelder, die mitunter von Chancen zu Risiken mutieren.

Gruß
Christian

Aber noch einmal zurück zur Transparenz: Was soll eigentlich
veröffentlicht werden? Eine Liste des Bestandes an
Wertpapieren der Kreditinstitute? Das ergäbe unendlich lange
Listen mit Phantasienamen und kryptischen Kürzeln, mit denen
bestenfalls Marktteilnehmer etwas anfangen könnten.

Vielleicht kombiniert mit einem Verbot, „strukturierte Produkte“ zu schachteln, um die Zahl der Phantasienamen in Grenzen zu halten?

Hallo Christian,

Jeder, der Augen im Kopf hatte, konnte die Probleme bei der
IKB schon lange im Voraus erahnen, wenn er einen kundigen
Blick in den Geschäftsbericht geworfen hatte.

Wenn das so ist, warum ist dann dem Vorstand/Aufsichtsrat nichts aufgefallen? Das ist immer der Punkt, den ich nicht nachvollziehen kann.

fragende Grüße,

Ralph

Hallo

ich habe eine bessere Idee: wir verbieten einfach Geldgeschäfte in toto.

Ich will gar nicht erst behaupten, daß es bedauere, aber Deine Ideen kann ich echt nicht ernstnehmen. Es ist ja nicht so, daß strukturierte Produkte an sich die Ursachen des Problems waren bzw. sind, sondern daß mit diesem Instrument Kredite weiterverkauft wurde, die man niemals hätte geben dürfen. Und auch dafür gibt es Ursachen, so bspw. die Niedrigzinspolitik der FED und den Umstand, daß man kein größeres Institut pleitegehen läßt, sondern stattdessen in irgendeiner Form auffängt.

Gruß
C.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo,

Jeder, der Augen im Kopf hatte, konnte die Probleme bei der
IKB schon lange im Voraus erahnen, wenn er einen kundigen
Blick in den Geschäftsbericht geworfen hatte.

Wenn das so ist, warum ist dann dem Vorstand/Aufsichtsrat
nichts aufgefallen? Das ist immer der Punkt, den ich nicht
nachvollziehen kann.

naja, was soll auffallen? Daß Kreditzusagen gemacht wurden? Daß man in den US-Immobilienmarkt investiert hatte? Das war sicherlich alles bekannt.

Bei der ganzen Veranstaltung hat man neben vielen anderen einen fatalen Fehler gemacht. Zur Erläuterung muß ich ein bißchen ausholen: Für eine Verbriefungstransaktion gründet man eine Gesellschaft, an der das Kreditinstitut nicht oder nur mit einem gaz geringen Anteil beteiligt ist. Diese Gesellschaft wird von der initiierenden Bank mit einer Anschubfinanzierung ausgestattet, mit der sie dann beginnt, Kredite oder Wertpapiere anzukaufen. Hat sie einen bestimmten Bestand aufgebaut, findet die Tranchierung statt, die sich daraus ergebenden Wertpapiere werden am Markt verkauft und daraus die Anschubfinanzierung zurückgeführt. Das beratend tätige Kreditinstitut stellt dann nur noch eine Backup-Facility - also eine Kreditlinie, die nur dann in Anspruch genommen wird, wenn die Refinanzierung am Kapitalmarkt aus irgendeinem Grund nicht mehr möglich ist.

Bei der Verbriefung von Forderungen kümmert man sich normalerweise um die Werthaltigkeit der Forderungen, woraus sich am Ende die Bonität der einzelnen Wertpapiertranchen ergibt. Dummerweise hat man die Frage, inwieweit die Papiere am Markt plaziert werden können, nicht ausreichend beleuchtet. Man hat also das Problem ignoriert bzw. für zu unbedeutend gehalten, daß man zu irgendeinem Zeitpunkt Absatzprobleme bei den Papieren haben könnte.

Das wäre noch akzeptabel gewesen, wenn die Wertpapiere die gleichen Laufzeiten gehabt häten wie die gekauften Kredite. Das war aber nicht der Fall. Vielmehr hatten die Wertpapiere vielfach Laufzeiten von 30-90 Tagen, die Kredite aber von einigen zig Jahren. Das ist ungefähr so, als würde man seine private Immobilie mit einem Überziehungskredit finanzieren.

Die Risiken einer solchen Finanzierungsstruktur ist vermutlich jeder Privatperson klar: Zinsänderungsrisiko, Kündigung- bzw. Nichtverlängerung bei sich ändernden Sicherheitenwerten, Markt- oder Einkommensverhältnissen. Bei den Verbriefungstransaktionen hat man sich diese Gedanken anscheinend nicht oder nicht in erforderlichen Maße gemacht. Alle sahen die spitzenmäßigen Ratings und die kleinen aber vermeintlich risikolosen Renditen.

Kurzum: man war sich sicherlich über die Risikoposition im Klaren, nur hat man das Refinanzierungsrisiko unterschätzt.

Gruß
Christian

P.S.
Zum Nachlesen:
http://www2.ikb.de/content/de/ir/finanzberichte/gb_2…

Seite 55 und 192

1 „Gefällt mir“

Vielleicht kombiniert mit einem Verbot, „strukturierte
Produkte“ zu schachteln, um die Zahl der Phantasienamen in
Grenzen zu halten?

ich habe eine bessere Idee: wir verbieten einfach
Geldgeschäfte in toto.

Ich will gar nicht erst behaupten, daß es bedauere, aber Deine
Ideen kann ich echt nicht ernstnehmen. Es ist ja nicht so, daß
strukturierte Produkte an sich die Ursachen des Problems waren
bzw. sind, sondern daß mit diesem Instrument Kredite
weiterverkauft wurde, die man niemals hätte geben dürfen.

Die Zahl der realen Posten, die so ein Produkt beinhalten kann, wächst exponentiell mit der Zahl der Schachtelungen. Softwareentwickler haben das Problem schon vor einiger Zeit erkannt, vielleicht merkt es jetzt auch die Finanzbranche.

Noch einmal: die Kredite, die man verbrieft hat, sind das Problem. Hätte man den ganzen Subprime-Unsinn nicht veranstaltet, gäbe es die Kredite gar nicht, die man verbrieft hat und die jetzt auszufallen beginnen. Kredite allein auf die Hoffnung abzustellen, die finanzierte Hütte werde in fünf Jahren 20% mehr wert sein, ist Irrsinn. Alles was danach passierte, ist nur Folge dieser fahrlässigen Kreditvergabepolitik.

C.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Christian,

das hast du sehr schön erklärt, mir scheint, du weisst wovon du redest:smile:
Was ich aber meinte, ist dass, soweit ich mich erinnere, der Vorstand der IKB eines schönen Tages verlautbarte, dass die IKB von der Finanzkrise nicht betroffen sei und nur wenige Tage später Abschreibungen in Millionenhöhe bekannt gab. Wenn du jetzt sagst,

Jeder, der Augen im Kopf hatte, konnte die Probleme bei der
IKB schon lange im Voraus erahnen, wenn er einen kundigen
Blick in den Geschäftsbericht geworfen hatte.

dann verstehe ich nicht, warum dem Vorstand/Aufsichstsrat nicht früher auffiel, dass die IKB ein massives Problem hat, sondern im Gegenteil eben wenige Tage vorher noch alles bestritt.

Ralph

Hallo Ralph,

das hast du sehr schön erklärt, mir scheint, du weisst wovon
du redest:smile:

das ließ sich nicht vermeiden :smile:

Was ich aber meinte, ist dass, soweit ich mich erinnere, der
Vorstand der IKB eines schönen Tages verlautbarte, dass die
IKB von der Finanzkrise nicht betroffen sei und nur wenige
Tage später Abschreibungen in Millionenhöhe bekannt gab. Wenn
du jetzt sagst,

Jeder, der Augen im Kopf hatte, konnte die Probleme bei der
IKB schon lange im Voraus erahnen, wenn er einen kundigen
Blick in den Geschäftsbericht geworfen hatte.

dann verstehe ich nicht, warum dem Vorstand/Aufsichstsrat
nicht früher auffiel, dass die IKB ein massives Problem hat,
sondern im Gegenteil eben wenige Tage vorher noch alles
bestritt.

naja, es gab und gibt ja keine Marktpreise für die Papiere, sondern nur „gefühlte“ Werte. Da marktgerecht zu bewerten ist, wirds an der Stelle ein bißchen knifflig. Wie bewerte ich also Wertpapiere, deren Marktwert ich nicht kenne, bei denen ich aber den Verdacht habe, daß ich sie nicht mehr zum Nominalwert verkaufen kann, was ich aber auch gar nicht vorhabe, weil ich sie bis zur Fälligkeiten behalten will?

Ein Verlust entsteht erst dann, wenn entweder tatsächlich die Kredite, die ja hinter allem stehen, nicht ordnungsgemäß bedient werden und am Ende der Nominalwert nicht zurückgezahlt wird oder aber wenn man versucht, die Papiere am Markt um jeden Preis (d.h. auch unter Nominalwert) zu plazieren.

Zur Frage der Bilanzierung in den verschiedenen Rechnungslegungswelten habe ich weiter oben schon etwas geschrieben:
/t/kontrolle-der-banken-durch-die-boerse/4532651/8

Insofern ist die Frage, was ich will und was ich bin. Habe ich dick Kapital auf den Rippen und bin bereit, die Märkte zu schockieren, dann kann ich den Weg der weitgehenden Offenheit gehen. Man gibt das Gesamtengagement bekannt und berichtige dessen Wert so weit, wie es das Finanzamt mitmacht. Siehts beim Kapital nicht so gut aus und habe ich scheu, die Anleger zu erschrecken, berichte ich nur, was unbedingt sein muß und das ist unter Umständen nichts.

Gruß
Christian

Hello again,

Ja, ich denke auch, dass die SPV’s diejenige Beachtung im GB
finden sollten, die ihnen zukommt.

naja, es gibt ja Vorschriften, wann eine Gesellschaft
konsolidiert wird. Das Problem liegt auch hier wieder im
Detail: Die SPVs sind ja gerade so ausgestaltet, daß die
Kriterien nicht erfüllt sind. Der einzige Grund, warum die
Dinge nicht einfach sich selbst überlassen werden, sind
Reputationsrisiken und die Tatsache, daß man vielfach
erhebliche Kreditlinien gegeben hat.

Ja, ist bekannt: rules vs. principles based accounting. Da wird man sicherlich nie das eine dem anderen in Gänze vorziehen können.
Aber der Verweis auf die Reputationsrisiken bzw. die eingeräumten Kreditlinien leuchtet ein.

Der entscheidende Punkt ist aber noch ein anderer: Diese
Informationen werden im Zweifel gar nicht zur Kenntnis
genommen. Niemand kann mit den Phantasienamen etwas anfangen
und selbst wenn, wird eine Risikobewertung durch einen
Außenstehenden nicht möglich sein, wobei sich schon die
Institute selbst mit der Bewertung ja etwas schwertun.

Ja, den Eindruck habe ich auch. Dabei wird ja von den KI in diesem Bereiche auch eine Menge „geforscht“ und selber entwickelt. Dennoch tun sie sich schwer.
Man sollte ja davon ausgehen können, dass wenn ein KI ein „innovatives Finanzprodukt“ entwickelt, sich vorher Gedanken darüber macht, wie es damit umgeht. Die MaRisk sehen das ja auch schon vor. Ich frage mich, warum da soviel Gehirnschmalz reingesteckt wird, wenn am Ende doch niemand darauf achtet.
Aber in diesem Punkt kommt natürlich dann wohl allzu schnell das zum Tragen, was Du bereits erwähnt hattest: Es gibt keinen aktiven Markt, es gibt keine vergleichbar gehandelten Produkte ergo ermittelt man den fairen Wert anhand abstrakter investitionstheoretischer Modelle und spätestens hier wird der Subjektivität im Bewertungsprozess Tür und Tor geöffnet.

Die erteilten Kreditzusagen an die Vehikel werden im übrigen
schon jetzt ausgewiesen. Daß die IKB zig Milliarden im Feuer
hatte, war im JA 2005/2006 laut und deutlich zu lesen. Gejuckt
hat das niemanden.

Ja, habe ich vorhin mal nachgesehen. In der Tat komisch. Aber scheinbar saßen da in den Aufsichtsgremien auch zu viele „abgehalfterte Politiker“. Bei staatlichen oder halbstaatlichen Banken soll das ja durchaus öfters vorkommen - habe ich mir sagen lassen.

Klar, dumm war aber vor allem, daß die Verbrieferei dazu
geführt hat, daß die Risikoleute den eigenen Schrott
ausplazierten, während die Händler fremden Schrott wieder auf
die Bücher nahmen. Dadurch wurde das Risiko für jedes Institut
nicht geringer, sondern größer, weil man a) Schrott kaufte,
den man im Gegensatz zum eigenen Schrott gar nicht richtig
prüfen konnte, und b) die Händler mit riesigen Limiten frei
Schnauze mit vermeintlichen AAA- und AA-Risiken agieren ließ.

Ja, dass klingt auch sehr plausibel. Über diese „System“, eigenen „Schrott herstellen“ und dann an andere Banken abzugeben, wird auf einen Schlag das ganze Bankensystem infiziert. Jeder will den hohen Schrottpreis kassieren und irgendwann stellen alle Fest, dass es wirklich Schrott war und gar keinen Wert hatte. Aber dann stecken alle schon so tief miteinander drin, dass eine „schadensminimale“ Rückabwicklung nicht mehr möglich ist.
Das sich Banken mal zusammentun war mir ja schon klar, welches Ausmaß das sich gegenseitig zu besch… aber teilweise annimmt, habe ich noch nicht so gesehen.

Hinzu kommt, daß die Ratingagenturen mal wieder versagt haben
(eigentlich versagen sie seit Gründung; ich brauche am Tag der
Veröffentlichung der miserablen Quartalszahlen oder der
Ankündigung der Insolvenz niemanden, der mir sagt, daß das
Risiko größer wird. Ich brauche ihn vorher.), indem sie die
Marktrisiken nicht hinreichend berücksichtigt haben. Mal
abgesehen davon, daß man sich beim Tranchieren ein bißchen mit
den maximalen Ausfallrisiken vertan hat, so daß das first
loss-piece ein bißchen zu klein geriet.

Die Frage ist ja auch, ob Ratingagenuten, die alle (!) Unternehmen bewerten überhaupt dazu in der Lage sein können, mit ihren vereinheitlichten Modellen einzelne und besonders risikosensitive Branchen korrekt zu erfassen. Aber in der Tat lässt sich an diesen „Dienstleistern“ eine Menge Kritik üben.

Der nachvollziehbare Ruf nach mehr Regulierung greift hier
meiner Ansicht nach zu kurz. Das ganze System hat in betriebs-
und volkswirtschaftlicher Hinsicht einfach zu viele
Problemfelder, die mitunter von Chancen zu Risiken mutieren.

Ja, das meinte ich ja in meinem ersten Posting damit als ich schrieb, dass der Markt selber damit nie aufhören wird, da alle möglichst mehr Kuchen abbekommen wollen. Wahrscheinlich müsse sich alle doch erstmal richtig die Finger verbrennen, damit dann wenigstens für eine Weile wieder Ruhe einkehrt.

VG
Sebastian