Kontrolle der Banken durch die Börse?

Guten morgen,

Ja, den Eindruck habe ich auch. Dabei wird ja von den KI in
diesem Bereiche auch eine Menge „geforscht“ und selber
entwickelt. Dennoch tun sie sich schwer.

naja, das ist das Telephonkartenprinzip: Egal, was im Katalog steht, der Wert ist nur der Preis, der am Markt erzielt werden kann.

ergo ermittelt man den fairen Wert anhand abstrakter
investitionstheoretischer Modelle und spätestens hier wird der
Subjektivität im Bewertungsprozess Tür und Tor geöffnet.

Genauer gesagt gibt es bei Finanzanlagen noch die Möglichkeit, Wertermittlungen auf Basis zu erwartender Cashflows durchzuführen. Wenn nun ein CDO zu bewerten ist, der mit der Subprime-Krise überhaupt nichts zu tun hat (bei dem also Kreditausfälle nicht zu erwarten sind), gleichzeitig aber sich herausstellt, daß das Ding für bestenfalls 30% am Markt plazierbar ist, kann es auch schon über Nacht zu erheblichen Wertschwankungen kommen.

Die erteilten Kreditzusagen an die Vehikel werden im übrigen
schon jetzt ausgewiesen. Daß die IKB zig Milliarden im Feuer
hatte, war im JA 2005/2006 laut und deutlich zu lesen. Gejuckt
hat das niemanden.

Ja, habe ich vorhin mal nachgesehen. In der Tat komisch.

Fairerweise muß man sagen, daß die 16 Mrd. (hab die Zahl jetzt nicht ganz genau im Kopf) natürlich auch andere offene Kreditlinien beinhaltet. Da die IKB aber vornehmlich Investitionskredite gibt (die in der Regel in der Höhe der Linie in Anspruch genommen sind), ist die Höhe der zugesagten Linien deutlich aussagekräftiger als bei den meisten anderen Instituten.

Aber
scheinbar saßen da in den Aufsichtsgremien auch zu viele
„abgehalfterte Politiker“. Bei staatlichen oder
halbstaatlichen Banken soll das ja durchaus öfters vorkommen -
habe ich mir sagen lassen.

Da muß man gar nicht erst bis zum Aufsichtsrat suchen, um Probleme zu finden (wo kommen denn die Führungskräfte bei den Landesbanken her, die erst - wenn überhaupt - vor ein Jahren privatisiert wurden?) Mal abgesehen davon, daß es natürlich auch genug private Banken gibt, die ins Schleudern geraten sind. Allerdings war schon verblüffend, wieviele deutsche Landesbanken in der Liste der 20 am stärksten im Subprime-Segment aktiven Institute auftauchten (Mitte letzten Jahres).

die Bücher nahmen. Dadurch wurde das Risiko für jedes Institut
nicht geringer, sondern größer, weil man a) Schrott kaufte,
den man im Gegensatz zum eigenen Schrott gar nicht richtig
prüfen konnte, und b) die Händler mit riesigen Limiten frei
Schnauze mit vermeintlichen AAA- und AA-Risiken agieren ließ.

Ja, dass klingt auch sehr plausibel. Über diese „System“,
eigenen „Schrott herstellen“ und dann an andere Banken
abzugeben, wird auf einen Schlag das ganze Bankensystem
infiziert. Jeder will den hohen Schrottpreis kassieren und
irgendwann stellen alle Fest, dass es wirklich Schrott war und
gar keinen Wert hatte. Aber dann stecken alle schon so tief
miteinander drin, dass eine „schadensminimale“ Rückabwicklung
nicht mehr möglich ist.
Das sich Banken mal zusammentun war mir ja schon klar, welches
Ausmaß das sich gegenseitig zu besch… aber teilweise
annimmt, habe ich noch nicht so gesehen.

Naja, wie gesagt: Zum Zeitpunkt, als man die Papiere auflegte und vertrieb, waren sie meistens mit AAA und AA geratet. Wer im C-Bereich oder gar in die first loss-Tranche investierte, wußte im Zweifel sowieso, was er tat.

Die ganze Veranstaltung war einfach nicht durchdacht. Auf der einen Seite intensive Kredit- und Portfolioprüfungen vorzunehmen, um auf der anderen Seite den Händlern freie Hand zu lassen, ist einfach idiotisch aber systematisch gewollt. Einem Händler zu erklären, daß der Kauf einer Anleihe der Vergabe eines Kredites entspricht, ist ein meist vergebliches Unterfangen.

Die Frage ist ja auch, ob Ratingagenuten, die alle (!)
Unternehmen bewerten überhaupt dazu in der Lage sein können,
mit ihren vereinheitlichten Modellen einzelne und besonders
risikosensitive Branchen korrekt zu erfassen.

Das ist eigentlich keine Frage der Branchen. Die Agenturen haben (zumindest nach landläufiger Meinung; ich sehe das etwas anders) jahrzehntelange Expertise bei der Beurteilung von Unternehmen nahezu aller Branchen (bei einer neuen Branche kann es naturgemäß keine jahrzehntelange Erfahrung geben).

Die Bewertung von strukturierten Anleihen und Kreditportfolien ist aber nicht deren Ding, zumal es den Markt ja noch gar nicht so lange gibt. Also hat man fröhlich Modelle entwickelt, Tranchen zusammengestellt und dann Ratings ermittelt. Das Problem ist, daß jedes Rating für alle Tranchen jenseits der Equity-Tranche für den Eimer ist, wenn man sich bei der Höhe der gesamten Ausfälle grundsätzlich verschätzt. Da man das systematische Risiko US-Immobilienmarkt anscheinend nicht berücksichtigt hat, konnte niemand das tatsächliche Risiko erfassen - jedenfalls nicht anhand der Ratings.

Gruß
Christian

Guten morgen,

Um 12.07 Uhr ???

Aber
scheinbar saßen da in den Aufsichtsgremien auch zu viele
„abgehalfterte Politiker“. Bei staatlichen oder
halbstaatlichen Banken soll das ja durchaus öfters vorkommen -
habe ich mir sagen lassen.

Da muß man gar nicht erst bis zum Aufsichtsrat suchen, um
Probleme zu finden (wo kommen denn die Führungskräfte bei den
Landesbanken her, die erst - wenn überhaupt - vor ein Jahren
privatisiert wurden?) Mal abgesehen davon, daß es natürlich
auch genug private Banken gibt, die ins Schleudern geraten
sind. Allerdings war schon verblüffend, wieviele deutsche
Landesbanken in der Liste der 20 am stärksten im
Subprime-Segment aktiven Institute auftauchten (Mitte letzten
Jahres).

Das ist, wie ich finde, eine ganz interessante Feststellung. Ich hatte mir das nämlich auch schon einmal angesehen und die Schwäche der Landesbanken ist auffallend eklatant.
Dabei könnte man, zumindestens bei einigen LB’s (ich zählte die WestLB bisher eigentlich immer dazu), davon ausgehen, dass diese KI’s hinsichtlich ihres Auftretens und ihrer Organisation den privaten Banken kaum in etwas nachstanden.
Heute sieht man aber, dass das Risikomanagement bei den privaten Banken vielfach besser zu funktionieren scheint, als bei den LB’s. Das kann ja wohl nicht nur an den Kontrollinstanzen und schon gar nicht an den WP’s liegen. Schließlich prüfen die großen Prüfungsgesellschaften ja kleine, mittelständische und auch große Banken. Worauf führst Du das zurück ? Oder taäuscht der Eindruck und das RM funktioniert annähernd gleich ?

Die ganze Veranstaltung war einfach nicht durchdacht. Auf der
einen Seite intensive Kredit- und Portfolioprüfungen
vorzunehmen, um auf der anderen Seite den Händlern freie Hand
zu lassen, ist einfach idiotisch aber systematisch gewollt.
Einem Händler zu erklären, daß der Kauf einer Anleihe der
Vergabe eines Kredites entspricht, ist ein meist vergebliches
Unterfangen.

Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass die meisten Händler über die Produkte die sie handeln relativ wenig zu wissen scheinen. Zwar wissen sie, wie, wo und wann man das Produkt am besten kaufen oder verkaufen sollte, seine Funktionsweise kennen sie aber kaum.
Mag wohl daran liegen, dass diejenigen, die solche Produkte entwickeln nicht in den Handelsräumen sitzen sondern meistens in den Etagen einige Stockwerke höher. Da scheint es dann doch größere Kommunikationsprobleme zu geben. In Zeiten wie diesen mag man dies gar nicht glauben wollen.

Die Bewertung von strukturierten Anleihen und Kreditportfolien
ist aber nicht deren Ding, zumal es den Markt ja noch gar
nicht so lange gibt. Also hat man fröhlich Modelle entwickelt,
Tranchen zusammengestellt und dann Ratings ermittelt. Das
Problem ist, daß jedes Rating für alle Tranchen jenseits der
Equity-Tranche für den Eimer ist, wenn man sich bei der Höhe
der gesamten Ausfälle grundsätzlich verschätzt. Da man das
systematische Risiko US-Immobilienmarkt
anscheinend nicht berücksichtigt hat, konnte niemand das
tatsächliche Risiko erfassen - jedenfalls nicht anhand der
Ratings.

Das liegt ja auf der Hand. Einen solch dynamischen Markt auch nur ansatzweise hinsichtlich seines Risikogehaltes kurzfristig einschätzen zu können, grenzt wohl schon an Utopie.

Ich denke daher auch, dass sich unter den Rating-Agenturen Spezialisierungen ergeben müssten. Vergleichen kann man dies z.B. mit den Prüfungsgesellschaften, die etwa eigentständige BEwertungsteams für den Banken- und Versicherungsbereich unterhalten um eben gerade eine Distanz zur herkömmlichen Industrieprüfung zu schaffen. Schließlich bedarf es ja in diesem Bereich (Banken) eines besonderen Know-how. Na ja, muss man mal alles abwarten …

VG
Sebastian

Guten morgen,

Um 12.07 Uhr ???

Naja, ich hatte schon deutlich eher mit dem Artikel angefangen.

Heute sieht man aber, dass das Risikomanagement bei den
privaten Banken vielfach besser zu funktionieren scheint, als
bei den LB’s. Das kann ja wohl nicht nur an den
Kontrollinstanzen und schon gar nicht an den WP’s liegen.
Schließlich prüfen die großen Prüfungsgesellschaften ja
kleine, mittelständische und auch große Banken. Worauf führst
Du das zurück ? Oder taäuscht der Eindruck und das RM
funktioniert annähernd gleich ?

Das kann man so pauschal nicht sagen, sondern das hängt auch vom Geschäftsmodell der jeweiligen Landesbank zusammen. Die LBBW, die sich ja zumindest im Moment noch ganz gut hält, ist bspw. eine „ganz normale“ Bank, d.h. sie hat auch den Kundenzugang im Heimatgebiet. Den haben SachsenLB und WestLB eben nicht, d.h. sie sind abhängig davon, was die Sparkassen ihnen antragen bzw. was sie an Geschäften zulassen. Das läßt Interpretationen darüber zu, welches Geschäft sie bekommen, d.h. wenn ich jemandem die Wahl gebe, risikoarmes und ertragreiches Geschäft oder aber risikoreicheres und margenschwaches Geschäft zu vermitteln, ist nur logisch, was am Ende dabei herauskommt.

Wenn ich aber im Kerngeschäft ertragsschwach bin, aber die gleichen Gesellschafter, die die schwache Ertragslage letztlich zu verantworten haben, eine gute Verzinsung ihres Kapitals verlangen, liegt es nur nahe, sich in anderen Bereichen zu tummeln. Das Ergebnis ist bekannt. Für die IKB gilt übrigens ähnliches: sie hat sich auf das Mittelstandsgeschäft spezialisiert, was hart umkämpft ist, was wiederum auf die Margen schlägt.

Mit anderen Worten: wenn man schwache Margen mit anderem Geschäft ausgleichen will oder muß, führt das zwangsläufig zu einem höheren Risiko. Wenn man dann gleichzeitig noch in Bereichen expandiert, in denen man keine oder nur geringe Expertise hat, dann führt das ebenso zwangsläufig zu Verlusten. Die Frage ist halt nur, ob die Erträge eher anfallen als die Verluste.

Gruß
Christian

Nachtrag

Heute sieht man aber, dass das Risikomanagement bei den
privaten Banken vielfach besser zu funktionieren scheint, als
bei den LB’s.

Eines hatte ich noch vergessen: nur weil das Risikomanagement einen Fall oder eine Transaktion ablehnt oder kritisch sieht, heißt das noch lange nicht, daß die Sache damit erledigt ist. Der Berichterstattung über den Prozeß gegen Sengera ist ja zu entnehmen, daß man sich auf höherer Ebene durchaus mal dem Willen des Vertriebs beugt, auch wenn das Risikomanagement negativ entschieden hat. Selbst wenn der Risikovorstand die Interessen seines Bereiches vertritt, ist er gegenüber dem Markt immer in der Unterzahl. Selbst wenn eine einstimmige Entscheidung notwendig sein sollte, kann man sich in Phasen der Expansion nicht immer querstellen, ohne irgendwann die Vertragsverlängerung durch seine Haltung als „Geschäftsverhinderer“ zu riskieren.

Generell ist das ja auch das Problem des Risikomanagements an sich: Man kann ja nie für mehr Geschäft sorgen, sondern nur für weniger. Damit ist man automatisch in einer schwierigen Situation. Hinzu kommt, daß in der Regel nicht bekannt wird, welche Unternehmen oder Transaktionen den Bach runtergehen, nachdem der Kredit abgelehnt worden ist. Hingegen ist es für jedemann zu sehen, wenn ein Kredit ordnungsgemäß bedient wird, obwohl er vom Risikomanagement abgelehnt (aber von jemand anderem genehmigt) worden ist.

Insgesamt muß es also nicht zwangsläufig ein Zeichen schlechten Risikomanagements sein, wenn ein Institut gehäuft mit Ausfällen in den Medien ist. Mir ist nur ein Fall bekannt, in dem ein Kreditinstitut in Schwierigkeiten geriet, weil reihenweise „normale“ Kredite ausfielen (Schmidt-Bank). Vielmehr geraten Institute durch Geschäfte ins Trudeln, bei denen die Geschäftsleitung ihre Finger im Spiel hatte und anders agierte als es das Risikomanagement vorgeschlagen hatte.

Gruß
Christian