Kontrollierte Wohnraumlüftung/Schallschutz

Hallo,

neulich durfte ich ein KFW 70-Haus mit Wärmetauscher/kontrollierter Wohnraumlüftung besichtigen und staunte nicht schlecht als mir die Zuluft-Löcher vorgeführt wurden: es handelte sich dabei tatsächlich um Kernbohrungen, die nur mit zwei Lagen Filter und einer manuell zu steuernden Rosette gegen die Außenwelt abgeschirmt waren. Dementsprechend laut und zugig war es auch in der Nähe dieser Löcher.

Die Frage: ist so etwas fachgerecht? Müßten die Zuluftöffnungen nicht zusätzlich (d.h. über die oben beschriebene Konstruktion hinaus) gegen Schall und Wind/Witterungseinflüsse abgesichert sein? Nach allem, was man so liest, ist ein immer wieder genannter Vorteil dieser Technik die gegenüber gekippten Fenstern bessere Schallisolierung. Das kann ich für die beschriebene Konstruktion nun wahrlich nicht bestätigen. Letzten Endes war es dort so laut und zugig wie vor einem offenen Fenster.

Da bei dem fraglichen Haus die Gewährleistungsfrist noch nicht abgelaufen ist, stellt sich letztlich die Frage, ob man die beschriebene Konstruktion als Mangel reklamieren sollte.

Gruß und Dank
Christian

Hallo!

Wo wäre dabei der Wärmetauscher ?

Das ist so nicht fachgerecht und auch nicht üblich bei kfW 70 und besser. Wobei kfW die kontrollierte Lüftung m.E. nicht zwingend haben müsste.
Was Du beschreibst wäre die Zuluft,wo ist die mechanische Abluft ?  Wo sitzt der Lüfter,der Innenluft rausfördert ?

Üblich ist ein richtiges Lüftungsrohrnetz in alle Räume,mit Absaugung in Deckennähe und Ausströmung(Frischluft) in Bodennähe.
Hier führen die Hauptrohre über einen Wärmetauscher am Zentralgerät,wo auch der einzige Lüfter sitzt. Frischluft wird mit der warmen Abluft vorgewärmt und gleicht so die Lüftungs-Wärmeverluste größtenteils aus.

Kfw Haus mit Förderung schreibt ja Baubegleitung durch einen Sachverständigen vor,den sollte man hier ansprechen.

MfG
duck313

Hallo Christian,

das Verlangen der Regelwerke nach einer luftdichten Gebäude-Hüllfläche in Verbindung mit der Annahme, daß die Nutzer ihr Lüftungsverhalten entsprechend anpassen, hat sich in der Realität kaum umsetzen lassen. Schimmelpilz- und Feuchteschäden führten mehr oder weniger dazu, daß Rechtsprechung und seit 2009 die DIN 1946-6 eine - vereinfacht gesagt - Sicherstellung eines Mindestluftwechsels unabhängig z.B. der Anwesenheit der Nutzer voraussetzen.
Mit „kontrollierter“ Wohnraumlüftung hat das nur bedingt zu tun, denn die Möglichkeiten, bei z.B. vorhandener mechanischer Abluft die nötigen Nachströmöffnungen bzw. auch innerhalb der Wohnung als Überströmung zu schaffen, sind vielfältig.
Nicht umsonst wird seit 2009 ein Lüftungskonzept verlangt, wobei Zu- und Abluft konzipiert werden müssen.

Dieser geschilderte Einzelfall läßt sich nur beurteilen, wenn alle Planungsunterlagen, Nachweisführungen und auch die Realität vor Ort einbezogen werden.
Ich würde vorschlagen, daß ein erstes Informaionsgespräch mit einem Staatlich anerkannten Sachverständigen für Schall- und Wärmeschutz (Adressen über die Länderkammern der Architekten und Ingenieure) geführt wird, der evtl. einen rein informativen Ortstermin vornimmt. Man vereinbart dann einen Stundensatz und kann das Honorar überschaubar halten.
Übrigens: Für das KfW-70-Effizienzhaus muß doch ein qualifizierter Berater unterschrieben haben. Vielleicht hier zunächst einmal ansetzen.

Beste Grüße
Rainer

Hallo @c-punkt,
natürlich wurde hier nicht fachgerecht gearbeitet, wenn es zieht.
Ich persönlich halte nicht viel von diesen Wärmetauscher-Anlagen.
Aus Erfahrung weiß ich, dass diese Anlagen regelmäßig, also alle 1 bis 2 Jahre gereinigt werden müssen. Das kostet im allgemeinen mind. 1000,00 Euro. Also eine teure Angelegenheit. Die relativ geringe Energie-Einsparung macht das nicht wett. Ein sehr gut gedämmtes Haus mit normaler Fensterlüftung ist immer noch die beste Lösung.
Gruß aus Hagen in Westfalen
Dipl.-Ing. Werner Kahlki
Beratender Bauingenieur

Hallo, keine Ahnung welche Wohnraumlüftung eingebaut ist. Zentral oder dezentral.
Es gibt verschiedene Systeme. Ich kann leider nicht sagen was du gesehen hast und welche Technik verwendet wurde.
Hier ist was Wikipedia dazu schreibt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Kontrollierte_Wohnrauml…

Hallo,

Wo wäre dabei der Wärmetauscher ?

der steht im Keller.

Das ist so nicht fachgerecht und auch nicht üblich bei kfW 70
und besser. Wobei kfW die kontrollierte Lüftung m.E. nicht
zwingend haben müsste.
Was Du beschreibst wäre die Zuluft,wo ist die mechanische
Abluft ?  Wo sitzt der Lüfter,der Innenluft rausfördert ?

Das kann ich gar nicht so genau sagen. Was ich weiß, ist, daß in den Bädern und in der Küche Ansaugöffnungen vorhanden sind, an denen über ein Rohrsystem Luft abgesaugt wird. Die Zuluft strömt insofern ausschließlich passiv nach.

Üblich ist ein richtiges Lüftungsrohrnetz in alle Räume,mit
Absaugung in Deckennähe und Ausströmung(Frischluft) in
Bodennähe.

Das ist in dem Fall anders, zumindest was die Frischluftzufuhr angeht. Die Zuluftölffnungen befinden sich jeweils nahe der Zimmerdecke. Entgegen der anscheinend üblichen Anordnung (einmal Zuluft pro Raum), befinden sich z.B. im Wohnzimmer sogar drei Zuluftöffnungen und davon noch zwei an der Hauptwetterseite, was nach allem, was ich inzwischen gelesen habe, vermieden werden sollte.

Kfw Haus mit Förderung schreibt ja Baubegleitung durch einen
Sachverständigen vor,den sollte man hier ansprechen.

Das ist prinzipiell ein guter Hinweis (war mir bisher gar nicht bewußt), ist im konkreten Fall aber nicht ganz unproblematisch, weil der Sachverständige nicht nur, aber vor allem für den speziellen Bauträger arbeitet. Da dürfte die Neutralität ein wenig getrübt sein.

Gruß
C.

Hallo Rainer,

Ich würde vorschlagen, daß ein erstes Informaionsgespräch mit
einem Staatlich anerkannten Sachverständigen für Schall- und
Wärmeschutz (Adressen über die Länderkammern der Architekten
und Ingenieure)

das ist ein sehr guter Hinweis, den wir auch aufgreifen werden.

Der qualifizierte Berater, der - was ich nicht wußte - bei einem KfW-70-Haus Händchen halten muß, ist in diesem Falle wahrscheinlich keine gute Adresse, weil der vornehmlich für den Bauträger arbeitet und deswegen wohl nicht ganz neutral sein dürfte („wes Brot ich eß…“).

Gruß
Christian

Hallo Werner,

natürlich wurde hier nicht fachgerecht gearbeitet, wenn es
zieht.

so simpel würde ich das prinzipiell auch sehen wollen, aber ich bin halt kein Fachmann. Wenn im Kinderzimmer in der einzig für ein Bett tauglichen Ecke nicht ohne Mütze geschlafen werden kann und man im Wohnzimmer bei Westwind kaum sein eigenes Wort versteht, weil sich der Wind in den Löchern in der Wand verfängt, klingt das für mich nicht nach wirklich sinnvoll. Andererseits traue ich denjenigen, die die Bauvorschriften in den letzten Jahren verbrochen haben, mittlerweile schon so einiges an Weltfremdheit zu.

Ich persönlich halte nicht viel von diesen

Aus Erfahrung weiß ich, dass diese Anlagen regelmäßig, also
alle 1 bis 2 Jahre gereinigt werden müssen.

Bezieht sich diese Reinigung auf mehr als auf das einfache Ausklopfen des Filters? Mehr ist dort in den letzten beiden Jahren m.W. nicht gemacht worden. Was wäre denn dort sonst noch zu reinigen? Ist zwar ein anderes, aber vielleicht auch kein uninteressantes Thema.

Die relativ geringe Energie-Einsparung macht das nicht wett.

Das würde ich wohl auch so sehen.

Ein sehr gut gedämmtes Haus mit normaler Fensterlüftung ist
immer noch die beste Lösung.

Eben. Wofür gibt es schließlich Hygrometer, wenn man die Luftfeuchtigkeit nicht sogar schon vom Gefühl bzw. Lüftungsrhythmus her im Griff hat?

Grüße
Christian