Kontrollmethoden im NS-Regime -

Hallo,
für einen Vortrag in der Schule 12-Klasse zum Thema „Kontrollmethoden im NS-Regime“ benötige ich Unterstützung. Folgende Stichpunkte habe ich bereits, benötige aber noch Hilfe, ob etwas wichtiges fehlt bzw. vlt. kann mir jemand Tipps geben wie ich das am Besten aufbaue.

  • Blockwart
    Funktion als Schnittstelle zwischen NSDAP und Gesellschaft.
    Der Blockwart gilt als Synonym für einen Spitzel und Denunzianten in der Nachbarschaft.

  • Denunziation

  • Kontrolle der Medien

  • Zensur

  • Gleichschaltung
    Ausschaltung jener Organisationen, die sich ihrem Totalitätsanspruch zu widersetzen drohten. Eine Anpassung aller staatlichen und gesellschaftlichen Institutionen an die politisch-ideologischen Ziele der NSDAP. Praktisch alle gesellschaftlichen Gruppen und Vereinigungen insbesondere auch Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände wurden gleichgeschaltet soweit sie nicht ohnehin verboten wurden wie insbesondere die zur NSDAP konkurrierenden Parteien. Weiters Gleichschaltung der Medien insbesondere der Zeitungen und Zeitschriften . Pressefreiheit war damit ausgeschaltet.

  • Uniformierung der Gesellschaft
    Als äußeres Mittel der Gleichschaltung erfolgte nach 1933 eine Ausdehnung der Uniformierung auf fast sämtliche Bereiche des gesellschaftlichen Lebens, die alle Altersgruppen erfasste. Das Nicht-Anlegen von Uniform konnte disziplinarische Folgen haben.

  • Hitlerjugend

  • BDM

  • KDF
    Kraft durch Freude
    Ene Organisation die Freizeitveranstaltungen und Urlaubsreisen organisierte. Es sollte ein Zugriff der NSDAP auch im Freizeitbereich sichergestellt werden.
    Durch sie sollte die Gleichschaltung der deutschen Bevölkerung im Freizeitbereich im Sinne des Nationalsozialismus erreicht werden.

Gestapo
Politische Polizei zur Bekämpfung staatsfeindlicher Bestrebungen. Unter die Zuständigkeit der Gestapo fiel die systematische Bekämpfung von tatsächlichen oder vermeintlichen politischen Gegnern des NS-Regimes. Bis 1939 waren dies vor allem Kommunisten und Sozialdemokraten, die in „Schutzhaft“ genommen wurden. Befreit von richterlichen Nachprüfungen, konnten die Gestapobeamten Aussagen oder Geständnisse von Häftlingen auch durch Folter erwirken. Die Effektivität der Gestapo beruhte auf einem ausgedehnten Überwachungssystem aus Spitzeln und auf einem politisch, beruflich oder privat begründeten Denunziantentum. Konsequent schritt die Gestapo ein, wenn aus den ihr zugestellten „Meldungen wichtiger staatspolizeilicher Ereignisse“ staatsgefährdende Bestrebungen, regimekritische Haltungen oder - vor allem im Zweiten Weltkrieg - defätistische Ansichten hervorgingen.

Was habe ich hier wichtiges vergessen? Kann mir jemand dabei helfen?
Hat jemand noch gute Links zu unumständlichen Erklärungen über dieses Thema?

Danke und viele Grüße
Bärle

Hallo Bärle,
du hast ja schon vieles recherchert,ich schlage dir vor mit dem Aufbau des Systems der Kontrolle zu beginnen um zu zeigen dass zwischen Volk und Führer nur wenige aber intensive Funktionsträger waren:

  • Führer
  • Gauleiter (die direkte Befehl vom Führer erhielten und nicht von deren Leidwesen den Ministern, deren Befehle wurden auch erst vorher abgesegnete.
  • Ortsgruppenleiter
  • Zellenwart
  • Blockwart
  • Volk

In den Ortsgruppen waren dann wiederum oft Tür an Tür die Oberscharführer der HJ angesiedelt die wiederum die Gebietsbefehle vom Führer über die Gauleitungen erhielten.
Wenn du da die Punkte einbaust die du genannt hast, hast du schon eine Menge. Les nach, dass der Blockwart Karteikarten anlegte, z.B. auch kontrollierte ob der Eintopfsonntag eingehalten wurde, Parteibeiträge kassierte. Viele Denunzianten kamen aus der eigenen Familie, oft über die Beeinflussung in der HJ, also die eigenen Kinder was ja erwünscht war.

Dazu gibt es einiges Material. Wenn du ein NS Dokumentationszentrum in der Nähe hast, erhältst du für den Vortrag super Material welches du zeigen kannst (wie eine Kopie eines Gebietsbefehls für die HJ, oder aus einem Atlas der Zeit eine Karte wo alle Gaugebiete eingezeichnet sind.

Wenn du noch Fragen hast, gerne.
Viele Grüße sendet
Kverkos

Hallo Bärle,

ich denke, du hast da schon viele wichtige Elemente aufgeführt, die du natürlich noch weiter ausführen kannst. Einen speziellen Link habe ich nicht, aber ich kann generell alle Bücher von Ian Kershaw empfehlen.

Ein Punkt, der vielleicht noch ganz interessant ist - wenn das noch unter dein Thema fällt - ist der „Vorausentwicklung Gehorsam“, auf den der NS-Apparat bauen konnte. So gab es z.B. die meiste Zeit sehr vage und ungenaue Angaben, welche Bücher denn genau „undeutsch“ und verboten waren. Buchhändler und Privatleute säuberten so ihre eigenen Büchervorräte „vorsichtshalber“ gründlicher, als das überhaupt vorgesehen war. Auch die Gleichschaltungen, die nach 1945 immer gerne als Zwang von oben dargestellt wurden, gingen oft von den Vereinen und Organisationen selbst aus. Man darf nicht vergessen, bis 1939 oder gar 1941,42 war Hitler sehr populär!

RZ

Hallo Bärle,

ich denke, du hast da schon viele wichtige Elemente aufgeführt, die du natürlich noch weiter ausführen kannst. Einen speziellen Link habe ich nicht, aber ich kann generell alle Bücher von Ian Kershaw empfehlen.

Ein Punkt, der vielleicht noch ganz interessant ist - wenn das noch unter dein Thema fällt - ist der „vorauseilende Gehorsam“, auf den der NS-Apparat bauen konnte. So gab es z.B. die meiste Zeit sehr vage und ungenaue Angaben, welche Bücher denn genau „undeutsch“ und verboten waren. Buchhändler und Privatleute säuberten so ihre eigenen Büchervorräte „vorsichtshalber“ gründlicher, als das überhaupt vorgesehen war. Auch die Gleichschaltungen, die nach 1945 immer gerne als Zwang von oben dargestellt wurden, gingen oft von den Vereinen und Organisationen selbst aus. Man darf nicht vergessen, bis 1939 oder gar 1941,42 war Hitler sehr populär!

RZ

Moin, moin,

wollen wir mal sehen. Das mit dem Kontrollbegriff ist nicht so einfach; da müsste man, um das theoretisch zu verankern generell über gesellschaftliche Kontrolle reden, aber das würde vermutlich im Rahmen des Referats leider zu weit führen (obwohl das für den Unterricht am Fruchtbarsten wäre).
Aber nun konkrete Hilfe :smile::
Hier:
http://abi07-mgm.de/stuff/geschichte/pdfs/herrschaft…
kommt was Brauchbares und vermutlich das, was im wesentlichen gefordert ist. Ich weiß nicht, wieviel Zeit du zur Verfügung hast. Wenn mehr Zeit da ist, dann könnte man die Struktur des NS-Staates als Basis und Einteilungsmöglichkeit für dein Referat nehmen:
http://www.zukunft-braucht-erinnerung.de/drittes-rei…
und
http://www.zukunft-braucht-erinnerung.de/drittes-rei…
und da dann Kontrollmethoden rausfiltern.
Ich hoffe, das hilft ein wenig…
Schönen Gruß
Wolfgang

Liebe Bärle, es ist mir eine Ehre, daß Du an mich gedacht hast bzgl. Bewältigung der NS-Vergangenheit. Mir macht aber bedeutend mehr Sorge, wie FERNSEHEN und andere Medien HEUTE das selbständige Denken verhindern; entsprechend habe ich zur HEUTIGEN Entwicklung sehr viel Schädliches anzumerken und stelle eine zunehmende geistige VERARMUNG und äußerst bedenkliche Abnahme des persönlichen BEURTEILUNGS-Vermögens beim Einzelnen fest - eihergehend mit einer Verarmung im Wissen, wie es zu NS-Zeiten überhaupt nicht in Erscheinung trat. „GEHÖREN SIE AUCH DAZU ?“ fragt daher ein 384 SS.-Buch von Osambre im Verlag 3.3

Dir aber viel Erfolg, weil ich keine Bedenken habe, daß Du eine GESELLSCHAFTS-konforme Antwort auf die Aufgabenstellung Deines LehrERINNEN-Körpers finden wirst. P.S.: Selbstverständlich hätte ich dazu noch in DEREN Kerbe hauen und Dir System-KONFORM beistehen können … mfG AS

Guten Abend,

was Du geschrieben hast, sind wichtige allgemeine, strukturelle Aspekte, die erwähnt werden müssen um den Rahmen abzustecken.

Wenn man die Überwachung oder Kontrolle im Einzelnen beschreiben möchte, - und das ist der psychologische Aspekt der unter die Haut geht -, dann finde ich vor allem eines wichtig:

Kontrolle über den Missbrauch des Erziehungsmonopols.

Eine meiner Meinung nach sehr zwiespältige Sache, denn

  1. die Erziehung in HJ und BDM setzte da an, wo die familiären Strukturen für die meisten Menschen ja grundlegend prägend sind. Damit wurde - für den einen mehr, für den anderen weniger, - eine Parallelwelt konstruiert.

  2. zugleich aber ist die Familie ja grundsätzlich auch eine Problemzone, (man denke nur an Geschwisterrivalität, Missbrauch hinter verschlossenen Türen, Generationskonflikte, eben alles, was in der Enge einer Familie belastend sein kann)

Diesen Umstand der „familiären Enge“ haben sich die Nazi geschickt zunutze gemacht.

Nun zurück zur Kontrolle:

Beitritt zum Jungvolk wurde ab 10.Lebensjahr, ca.ab 1935, Pflicht.

HJ bzw. BDM ab dem 14.Lebensjahr.

Die Erziehung im Sinne des Nationalsozialismus sollte die Seelen erfassen:frowning:„Wer auf die Fahne des Führers schwört hat nichts mehr was ihm selber gehört“)

Gleichzeitig sollten leistungsstarke Körper herangezüchtet werden:frowning:sportlicher und militärischer Drill „zäh wie Leder, hart wie Kruppstahl und schnell wie die Windhunde“)- So wurden die Jugendlichen massiv für die Interessen der Nazi´s eingespannt und ausgerichtet.
Dass sich für die Jugendlichen dadurch fast zwangsläufig Loyalitätskonflikte abzeichneten gegenüber den Elternhäusern,(ins besondere wenn in ethischer und politischer Hinsicht dort andere Einlussnahmen auf die Kinder praktiziert wurden) ist einfach zu verstehen. Je jünger die Kinder waren, umso mehr empfänglich waren sie ja natürlich für außerfamiliäre Prägungen.

So kam es in sehr vielen Fällen dazu, dass Kinder ihre eigenen Eltern anzeigten, wenn diese mehr oder weniger die Nazionalsozialistischen Einflüsse missbilligten oder allein dadurch, dass die Kinder leichtfertig ausplapperten, was zu Hause gesprochen wurde.

Für die Jugendlichen bedeutete dies, dass viele schon in frühen Jahren bedeutsame Macht innehaben konnten und innehatten, wenn sie sich den Zielen der Nazis unterordneten oder begeisterten und Erwachsene damit existenziellen Gefahren aussetzten, wenn sie systemkritische Äußerungen aus ihren Umfeld meldeten.

Dies halte ich für den zentralen und praktischen Aspekt der Thematik „kontrolle“ in Hinblick auf die Zeit des Nazionalsozialismus.

Biala

Hallo!

Auf jeden Fall würde ich die üble Schlägertruppe SA als Straßenkampf- und Einschüchterungsinstrument noch bringen. Evtl. sogar die SS!
Darüber hinaus würde ich den Reichsparteitag in Nürnberg und seine monumentale Inszenierung noch verarbeiten. Durch solche Massenveranstaltungen wurde der nationlae „Chorgeist“ gesteigert und auch Kontrolle ausgeübt. Wer ging zu solchen Massenveranstaltungen. Wer bleib fern? Aus welchen Gründen bleib jemand fern? Ist da jemand etwa nicht regimetreu? So wurde auch gefiltert!

Gruß

Bernd

Hallo,

das klingt ja schonmal nicht schlecht.

Die Themen Bespitzelung, Gleichschaltung und Denunziation greifen ja in allen Lebensbereichen ineinander. So wurden schon die Heranwachsenden fest in die Organisationen eingebunden, angefangen bei den Pimpfen des Jungvolk, gefolgt von HJ und BDM, NSKK,NS-Frauenschaft, Wehrmacht, SS, SA, NSDStB usw

Vielleicht ist hier eine zeitliche Gliederung ganz interessant, angefangen bei der Kindheit bis ins hohe Alter.
Parallel die Durchflechtung der Organisationen und das „Weiterreichen“ der Menschen innerhalb der Strukturen, falls eine Änderung der persönlichen Lebensverhältnisse (z.B: Berufswechsel, Ortswechsel)dies nötig machte.
(Zitat A. Hitler: „…, und wir lassen sie nie mehr los ein Leben lang!“)
Die Thematik ist sehr umfangreich, und leider ist mir nicht bekannt, wieviel Zeit für den Vortrag vorgesehen ist.
Trotzdem viel Erfolg

Gruß

Hallo,
entschuldige die verspätete Antwort.
Dazu kann man ne Menge sagen, das sprengt aber den Rahmen dieser Platform. Ich finde, diese Fragen sollte Dein Lehrer mit Dir bearbeiten.
2 Sachen kurz: Thema Angst und Machtphantasien (der Individuen) und Entsolidarisierung der Gesellschaft.
Viel Erfolg!