Hallo
Süddeutsche katholische Tradition gepaart
mit mitteldeutscher Gründlichkeit
Mit der „mitteldeutschen“ gebe ich dir sehr recht, aber mit
„norddeutschem Protestantismus“ noch eher, denn als
süddeutscher Katholik möchte ich dir mal empfehlen, eine Karte
der nach Wahlbezirken aufgeschlüsselten NSDAP-Stimmenanteile
der Reichstagswahlen 1932/33 vergleichend neben eine Karte der
konfessionellen Bevölkerungsverteilung im Reich zu legen. Ist
einfacher, als die Zahlen einzeln zusammenzusuchen. Aber das
geht natürlich auch. Hier sind alle:
http://www.gonschior.de/weimar/
Das mag sein und Du magst damit auch recht haben, nur daß es
hier nicht um die Wahlbeteiligung bei der Wahl irgendwelcher
Parteien geht sondern um historisch zu verstehende
Ressentiments -
von mir „gröblich nach Religion und Gegend“ aufgeschlüsselt
…
Nein, es geht um den akuten Vernichtungswillen in den KZs, der durchaus preußisch organisiert war. Der katholische Antisemitismus, es gab ihn natürlich, war ein primär konfessioneller und kein rassischer, war der Katholizismus doch ungleich mehr als der preußische Staatsprotestantismus wilhelminischer Prägung nicht national - und damit rassisch - identitätsstiftend, sondern im Kern supranational. Ließ sich „der Jude“ taufen, war für die meisten katholischen Antisemiten darum auch alles in Ordnung. Dieser Unterschied wird auch nicht aufgehoben durch die spätere Beteiligung von Katholiken an den Massenmorden, als das Kind schon in den Brunnen gefallen war.
Ich beziehe mich weitgehend auf Quellen wie diese
http://books.google.com/books?id=grKXmW4AlV8C&lpg=PP…
8O79bw&dq=Katholizismus%20und%20Antisemitismus%20im%20Deutschen
%20Kaiserreich&pg=PA163#v=onepage&q&f=false
Und ich gebe Dir recht, daß es auch in Norddeutschland
aus den verschiedensten Gründen Judenhaß gab. Aber
eben aus vielen Gründen
Abseits der Judenfrage gab es in Süddeutschland auch längst nicht so viele nationalistisch-militaristische „Ostlandreiter“. Auch das geht aus den Wahlergebnissen hervor.
Um es ganz klar zu sagen: Hätten die süd- und westdeutschen Reichstagswahlergebnisse für das ganze Reich gestanden, hätte es weder einen Adolf noch ein Ermächtigungsgesetz noch einen Weltkrieg noch einen Genozid gegeben. Die Nazis gewannen die Wahlen mit den zum Teil gewaltigen Majoritäten in Nord-, Mittel- und Ostdeutschland.
Und so hat es in Abstufungen - Massaker an der deutschen Ostbevölkerung, Flucht, Vertreibung, 40 Jahre Knechtschaft in einem Satellitenstaat - die Geschichte am Ende doch noch relativ gerecht gemeint, jedenfalls wenn man die Einzelschicksale nicht betrachtet.
Die Fakten sind manchmal eben nicht so passend zum eigenen
Weltbild, wie man sie gerne hätte.
Und Dein Weltbild?
Ich habe keins. Braucht man denn eins?
Gruß
smalbop