Hallo,
ich Studiere im 3 Semester Maschinenbau und habe folgendes Problem:
Ich falle innerhalb der Klausuren immer wieder in ein absolutes Gedankenchaos. Besonders schwer fällt es mir bei je mathematischer die Fächer werden. Ich kann mich selten wirklich gut auf den Stoff konzentrieren. Ich erreiche nur mittelmäßige bis schlechte Noten obwohl ich mich in dem Stoffgebiet sehr gut auskenne und wirklich viel lerne, manchmal bis 22 Uhr in der Bibliothek sitze. Der Ehrgeiz ist da. Es ist dann nicht schön zu sehen wenn die Leute denen ich den Kram vorher noch beibringe fast immer bessere Noten schreiben als ich. Das Problem liegt vielleicht nicht all zu sehr am lernen.
IN DER KLAUSUR
Während ich vor der Klausur relativ relaxed und ausgeglichen bin sind andere vor Adrenalin total aufgedreht. Ich sehe keinen Grund dazu „ich kenne mich ja schließlich gut aus.“ Ich fühle mich müde, habe schon immer etwas Schlafprobleme gehabt. In der Klausur fällt es mir schwer irgendeinen Einstieg zu finden, ich bin anfangs zu langsam, komme nicht in die Hufen, mache Denkfehler, denke bei einfachen Aufgaben zu kompliziert, bekomme sie nicht hin, obwohl schon vor langer Zeit X-mal zu Hause durch gerechnet.
Auf einmal wird aus der ruhigen Gemütslage ein gestresster planloser Zustand. Ein blick zur Seite . Der Nachbar dreht schon das erste Blatt um. „Shit jetzt musst du aber mal Gas geben, du hast nicht einmal einen Ansatz“. Von dem Moment an setzte ich mich unter Zeitdruck. Als Stressreaktion bekomme ich schnell einen Blackout und/oder es nervt mich auf einmal ein endloser Ohrwurm der mir regelrecht ins Ohr brüllt. Ich muss dazu sagen das ich auf dem Weg zur Uni gerne Musik höre. Ich werde das in Zukunft besser lassen.
Der Zeitdruck, der Ohrwurm, all die gelernten Dinge zum Klausurthema - alles wirkt auf mich, wie ein kampf durch einen Dschungel aus unnützen Informationen, aus dessen Dickicht ich weder die eigentliche Aufgabe noch die wichtigen, essentiellen Informationen filtern kann. Ich habe keine Methode um nun wieder abzuschalten , verfalle immer wieder in komplizierte Gedankenspinnerei. Es wird immer schlimmer. Die einzigen Aufgaben die gut meistere sind die, die ich ein paar Tage zu vor noch geübt habe. Manchmal mache ich bei zu vielen Informationen einfach dicht “das Licht ist an aber keiner ist zu Hause“ Das fällt mir auf wenn ich Bücher Lese. Ich bin mit dem Kopf wo ganz anders.
MIT DEM KOPF DURCH DIE WAND
Noch ein Bsp.: Die Zeit ist fast rum eine halbe Stunde noch. Ich habe 4 von insg. 9 Aufgaben die ich noch nicht bearbeitet habe. Anstatt nun nochmal bei der wirklich einfachen Vektoraufgabe einzusteigen muss ich mich nun unbedingt mit dem Orthogonalisierungsverfahren beschäftigen. Das blöde nur das ich mit der Formel die ich mir aufgeschrieben habe nun gar nicht mehr so viel anfangen kann. „Warte das müsste doch so sein…“ Ich fange an zu experimentieren. Jetzt auf einmal habe ich die Eingebung und interpretiere die Formel um: „Genau der Nenner muss in Betragsstriche und zwar überall! - Das habe ich mir sicher falsch in meine Formelsammlung geschrieben.“. Und so mache ich die fatalsten Fehler. Das geht sogar soweit das ich stur und sogar bewusst die Tipps der Professoren ignoriere, wahrscheinlich denke ich mir immer dass ich mit meiner neuen Idee genau richtig liege!
Wie jemand der sich mit der realen Situation nicht einsieht und deshalb einfach eine Geschichte erfindet. „Genau so war das!“ Ich knobel auf einmal an der Formel herum, weil es mir Spaß macht! Dabei schein es mir völlig egal zu sein dass ich mich mit meinen Rate-Experimenten meine Klausur verhaue. Wie kann man so ein verhalten erklären?
Ich bin schon immer sehr kreativ gewesen (Kunst LK usw.). Mein Interesse für Mathematik ist durchaus vorhanden trotzdem litten die Noten im meinem zweiten LK, Mathematik, unter genau diesem Phänomen. Wahrscheinlich habe ich nicht die nötige Exaktheit oder Disziplin für dieses Fach.
Fragen an euch:
1.Was ist euer Eindruck? Ist eigentlich alle okay mit meiner Psyche und ich habe mich in den letzten Tagen vor der Klausur mit den falschen Themen beschäftigt? Das man sich in einer Prüfungssituation anders verhält ist ja bekannt. Oder brauch ich ne Therapie?
2.Warum komm ich am Anfang nicht in die Gänge, liegt es nur an den Schlafproblemen oder nehme ich die Situation nicht ernst genug?
Was hilft?
Koffein, Schokolade?
3.Warum mache ich mich dann eigentlich auf einmal so verrückt?
Was ist euer Eindruck? Zu hoher Anspruch? Versagensängste?
Konzentrationsschwäche? Zu viel / das falsche Gelernt?
4.Wie kann ich mich aus diesem wirren Zustand wieder effektiv befreien?
Hat jemand ein Tipp für mich?
Tief durch atmen, von 1001 bis 1006 zählen…hilft sowas?
5.Was könnte mir auf lange Sicht helfen? Tai Chi, Yoga, progressive Muskelentspannung , Autog. Training?
Viele Grüße Joachim