Kopfhaut bei tox. Kontaktdermatitis

Liebe Experten!Zu folgendem Fall habe ich ein paar Fragen:

Ein junges Mädchen hat sich beim Friseur die Haare blondieren lassen und darauf mit einer toxischen Kontaktdermatitis reagiert, die Folge ist der großflächige Verlust der Haare.

Sowohl der Zeitungs- als auch der Fernsehbericht werfen einige Fragen auf, v.a. in Bezug auf den medizinischen Aspekt.

Der Ablauf der Geschichte sah folgendermaßen aus:- Dem Mädchen wurde Blondierung aufgetragen

  • Das Mädchen klagte über Schmerzen, darauf wurde nicht reagiert

  • Es wurde ein zweiter Blondiervorgang durchgeführt, diesmal mit Wärmehaube

  • Am nächsten Tag war das Haar so verklebt, dass es nicht gewaschen werden konnte.

  • Am übernächsten Tag schwollen Augen und Wangen des Mädchens an, in der Uniklinik wurde eine toxische Kontaktdermatitis diagnostiziert.
    Laut Zeitungsbericht war die Kopfhaut bis auf die Schädeldecke verätzt.

  • Im weiteren Verlauf infizierte sich die Wunde mit Pseudomonas aeruginosa.

  • 5-wöchige Behandlung in der Klinik

  • Nach der Behandlung bleibt eine fast Handtellergroße Kahlstelle auf dem Oberkopf
    Nun meine Fragen:

  • Wenn die Blondierung eine toxische Kontaktdermatitis ausgelöst hat, kann es dann sein, dass die Haare erst nach ein paar Tagen ausfallen? 
    Hier hat es ja eine Verätzung gegeben, aber am Tag nach dem Friseurbesuch müssen noch Haare da gewesen sein, denn das Mädchen gab an, dass sie sie waschen wollte, sie aber zu verklebt waren (vermutlich durch den Eiter/Schorf)

  • Kann eine toxische Kontaktdermatitis infolge Blondierung so abheilen, dass die Haare nicht ausfallen? oder andersrum gefragt: Hätte das Mädchen ohne die Infektion mit dem Krankenhauskeim eine Chance gehabt, die Haare zu behalten?

  • Im Fernsehbericht werden Fotos gezeigt von der „frischen“ Wunde. Was mir daran auffiel:
     Das Haar ist nicht blondiert sondern dunkel.
    Die Kahlstelle zeigt abgeheilte Haut ohne Haare, sieht also nicht wie eine frische Wunde aus:
    http://s7.directupload.net/file/d/3464/q67lutme_png.htmhttp://s1.directupload.net/file/d/3464/o7oy6gla_png.htmWie kann man sich eine frische Wunde bei einer akuten toxischen Kontaktdermatitis durch Blondierung vorstellen?

Ist es denkbar, dass für den Fernsehbericht die Wunde nachgeschminkt wurde?

Ich wäre sehr dankbar für fachlichen Rat. 
Mit meinen Friseurklassen bearbeite ich gerade den Zeitungsartikel und wir möchten natürlich die fachlichen Aspekte korrekt herausarbeiten und sind über die o.g. Widersprüche gestolpert.

Vielen Dank für die Hilfe
sagt
Fo

Hallo,

ich versuche mal ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen.

  • Wenn die Blondierung eine toxische Kontaktdermatitis
    ausgelöst hat, kann es dann sein, dass die Haare erst nach ein
    paar Tagen ausfallen? 

Ja. Die Haut braucht eine gewisse Zeit, um zu reagieren. Wenn eine Kontaktallergie (Typ IV-Allergie) mit dahinter steckt / einen Anteil trägt, besteht sogar die Möglichkeit, dass man in den ersten 1-2 Tagen gar nichts spürt und erst dann die Hautreaktion beginnt.

  • Kann eine toxische Kontaktdermatitis infolge Blondierung so
    abheilen, dass die Haare nicht ausfallen? oder andersrum
    gefragt: Hätte das Mädchen ohne die Infektion mit dem
    Krankenhauskeim eine Chance gehabt, die Haare zu behalten?

Das hängt sehr von der Ausprägung ab. Bei einer so fulminanten Entzündungsreaktion mit / oder Infektion besteht ein hohes Risiko einer narbigen und damit haarlosen Abheilung.

Wie kann man sich eine frische Wunde bei einer akuten
toxischen Kontaktdermatitis durch Blondierung vorstellen?

Man sieht die klassischen Entzündungszeichen: Rötung, Ueberwärmung, Schwellung, Berührungsempfindlichkeit, (Funktionsverlust). Bei einer toxischen Kontaktdermatitis dieser Art sieht man meist auch Blasenbildung. Diese häufig mit seröser Flüssigkeit gefüllten Blasen, eröffnen sich meist spontan. Das wiederum kann den beschriebenen verklebten Aspekt erklären. Wenn sich dann die Blasen eröffnen hat man das Gefühl, man blickt auf „verbrannte Haut“, die selbst hochrot, stark durchblutet, glänzend feucht ist (wie nach Eröffnung einer Brandblase).

Ist es denkbar, dass für den Fernsehbericht die Wunde
nachgeschminkt wurde?

Für mich zeigt sich die Kopfhaut im Bild auch eher wie eine in Abheilung befindliche Wunde. Was mich jedoch stört sind die verklebten Haare, welche natürlich auch durch Salbenreste so verklebt aussehen können.

Viele Grüsse,
(B)Engel