Kopftuch und Design

Hallo,

gestern sind mir mehrere Kopftuchträgerinnen bei einem beruflichen Termin begegnet. Die Bekleidung wird bei diesen Frauen aus religiösen Gründen getragen (Muslimas, Saudi-Arabien).

Kopftücher waren alle schwarz, nur ein Kopftuch in gelb-braun-goldfarbenen Tönen und mit schicken Stickereien verziert. Das Verhalten verschlossen-verkrampft einerseits (Problem, beim Gespräch in die Augen zu schauen) und aufgeschlossen-umgänglich andererseits (keine persönliche Wertung, nur Feststellung). Unterschiede in der beruflichen Stellung existieren nicht.

Meine Frage: Gibt es (verbindliche) Regelungen hinsichtlich Farbe und Schmuck bei den Kopftüchern? Oder freie Wahl innerhalb einer Familie? Unterschiedliche Glaubens-/Religionsausrichtungen?

Ich wollte heute nicht direkt fragen in der großen Runde.

Grüße
Tommy

Hallo,

Kopftücher waren alle schwarz, nur ein Kopftuch in
gelb-braun-goldfarbenen Tönen und mit schicken Stickereien
verziert. Das Verhalten verschlossen-verkrampft einerseits
(Problem, beim Gespräch in die Augen zu schauen)

Direkt in die Augen schauen gilt bei vielen Saudis als unhöflich. Besonders Männer/Frauen.

und
aufgeschlossen-umgänglich andererseits (keine persönliche
Wertung, nur Feststellung). Unterschiede in der beruflichen
Stellung existieren nicht.

Die Unterscheidung wird eher gewesen sein: solche, die viel Kontakt mit westlichen Menschen/Männern hatten und solche, die damit nicht viel Erfahrung haben.

Meine Frage: Gibt es (verbindliche) Regelungen hinsichtlich
Farbe und Schmuck bei den Kopftüchern?

Nein.

Oder freie Wahl
innerhalb einer Familie? Unterschiedliche
Glaubens-/Religionsausrichtungen?

Nein.

In Saudi Arabien ist schwarz vorherrschend. Es gibt immer wieder Tendenzen etwas Farbe in die triste Landschaft zu bringen (meist durch Stickereien oder Applikationen), das geht eine Zeitlang gut, dann gibt es wieder eine Wende und die „bunteren“ Abayas, Kopftücher und Gesichtsschleier verschwinden wieder aus den Läden und auch aus dem Straßenbild. Das kommt und geht in Wellen.
Durchgesetzt wird das striktere Bild durch Mutawwas (Religonswächter/Sittenpolizei).

In Saudi Arabien selbst haben Frauen relativ wenig Möglichkeiten, sich dem momentan Gültigen zu entziehen. Natürlich richten sie sich erstmal danach, was die Männer, die in ihrem Leben das Sagen haben (d.h. Ehemann, Vater, Brüder), verlangen. Sollten die liberaler eingestellt, müssen sie sich dennoch an die Regeln der Gesellschaft (s.o.) halten.

Verlassen sie Saudi Arabien kommt es darauf an, wie sehr sie diese Regeln verinnerlicht haben oder wie unbeobachtet sie sich fühlen.

Gruß
Elke

PS: Bevor du fragst: meine Aussagen beruhen auf sieben in Saudi Arabien gelebte Jahre.

Hallo Elke,

meine Fragen sind kurz und knapp beantwortet, und ich nehme sie als richtig an angesichts

PS: Bevor du fragst: meine Aussagen beruhen auf sieben in
Saudi Arabien gelebte Jahre.

Deine ausführlichen Nebengeräusche sind das Salz in der Suppe.

Danke.

Tommy

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Hallo Tommy,
es ist ein Irrtum, dass das Kopftuch religiös bedingt ist.
Es gibt m.W. im gesamten Koran keine Sure, in der das Tragen eines Kopftuches vorgeschrieben ist.
Auch hier hat Sarazin mit seiner neuesten Aussage recht: Das Kopftuch ist ein politisches Symbol, ein Symbol des Machtanspruches über die Frau.
Causa

Du bist der Irrige
Achja?

Und woher hast du dieses „Deines Wissens“?

Das ist nämlich quatsch und zeugt, dass du den Koran nie gelesen hast. Und dafür auch noch ein Sternchen. Nicht alles Glauben was in die eigene Weltsicht passt. Was man tun sollte bevor man über andere Religionen Werte zieht, ist deren Schriften zu lesen, wenn schon nicht zu kennen.

Das Kopftuch in Form der Schulter/Haarbedeckung ist vorgeschriebn
Darf ich dir Sure 24, 31 vorstellen?
„Und sage den gläubigen Fraun, dass sie ihre Blicke senken und ihre Keuschheit wahren und ihre Reize nicht zur Schau stellen sollen, außer was (anständigerweise) sichtbar ist; und dass sie ihre Tücher* über ihren Busen schlagen und ihre Reize nur ihren Ehegatten zeigen sollen oder ihren Vätern oder den Vätern ihrer Ehegatten oder ihren Söhnen oder den Söhnen ihrer Ehegatten oder ihren Brüder oder den Söhnen ihrer Brüder oder den Söhnen ihrer Scwester oder ihren Frauen oder denen, de sievon Rechts wegen besitzen, ode ihren Dienern, die keinen Geschlechtstrieb mehr hben, oder Kindern, welche die Blöße von Frauen nicht beachten…“

* im Arabische wird ein Wort verwendet das eindeutigein Kopftuch, also ein Tuch das zum Schutz vor der Sonne auf dem Kopf getragen wird, meint.

Was tatsächlich nicht existiert ist die Vorschrift zur Vollverschleiherung.

Diese wird gerne mit ayat al-hidschab, dem Schleiervers angegeben, Sure 33,53.
Wenn man sich aber den Kontext anschaut sieht man, dass es
a) Nur um dieFrauen des PROPHETEN geht
b) Nur um Vorhänge IM HAUS nicht AN der Frau geht.

Weil die alten Stalker, die Muhammad belagerten, versuchten bei seiner Frau zu spannen.

lg
Kate

Hallo Causa,

es ist ein Irrtum, dass das Kopftuch religiös bedingt ist.

hat mich erst einmal irritiert in diesem Zusammenhang (Muslimas), und wenn Kate nicht hier erläutert hätte, wäre ich ob fehlender Belege richtig ins Zweifeln gekommen.

Das Kopftuch ist ein politisches Symbol, ein Symbol des
Machtanspruches über die Frau.

Diesen Aspekt vermute ich aber auch in einigen Bereichen, religiöse Gründe werden nur vorgeschoben.

An Kate: Weshalb so unfreundlich einleitend, bei dem Wissen? Die Suren im Einzelnen werde ich mir sicherlich nicht merken können, aber die grundsätzlichen Erläuterungen (Kopftuch, Vollverschleiherung).

Grüße
Tommy

Hallo Kate,

* im Arabische wird ein Wort verwendet das eindeutigein
Kopftuch, also ein Tuch das zum Schutz vor der Sonne auf dem
Kopf getragen wird, meint.

Das sagt Dein Übersetzer.
Ich habe andere.
Übrigens: bei mir steht der Koran im Regal (neben den Talmut :smile:)
Ich habe so manche Sure schon nachgelesen und überprüft.

Ich bleibe dabei: es steht nur (wie Du ja aufgelistet hast:, der Zwang zur sittsamen Bekleidung.
Trotzdem hat Sarazin Recht mit dem Hinweis, dass das Kopftuch ein Zeichen des Machtanspruches der Männer ist.
Dazu kommt, dass diese Unterdrückungszeichen schon vor Mohammed existierten.
Er hat es nur übernommen. Oder besser: es wurde behauptet, dass er es gesagt hat.
Denn es gibt keine schriftlichen Koranaufzeichnungen aus seiner Zeit.
Der Koran wurde (wie die Bibel auch) erst wesentlich später niedergeschrieben, bzw. die Texte ausgewählt, die man dafür als geeignet hielt.
Meine Meinung: Frauen und Männer sind vollkommen identisch, haben gleiche Rechte und Pflichten.
Der Unterschied liegt nur in der Aufgabenstellung: Kinder gebähren.

Causa

Hallo Causa,

Das sagt Dein Übersetzer.
Ich habe andere.

Dann nenne die doch bitte einmal.

Übrigens: bei mir steht der Koran im Regal (neben den Talmut :smile:)

Was ist denn der ‚Talmut‘? :wink:

Die erhältlichen deutschen Übersetzungen schreiben bei An-nur 31 ‚Tücher‘ (Ahmaddiya, Rassoul, Al-Azhar) bzw. ‚Schleier‘ (Khoury, Sadr-ud-Din, Henning). Nur Paret gibt Schal, Fahd ausdrücklich ‚Kopftücher‘. Zaidan übersetzt den Ausdruck nicht, sondern lässt den arabischen Begriff stehen - ‚Khumur‘. Das wiederum ist die Pluralform von ‚Khimar‘, dessen Wurzel eigentlich bedeutet: ‚bedecken, verbergen‘. Unter einem ‚Khimar‘ hat man seit Mohammeds Zeiten (und sicher auch davor) schon immer ein Kopftuch verstanden und eben diese Bedeutung wird auch auch durch den bedeutendendsten Tafsir gestützt:
"Khumur is the plural of khimar which means something that covers, and is what is used to cover the head. This is what is known among the people as a khimar." und „Draw their khumur to cover their bosoms’ means that they should wear the khimar in such a way that they cover their chests so that they will be different from the women of the jahiliyyah who did not do that but would pass in front of men with their chests uncovered and with their necks, forelocks, hair and earrings uncovered“ (Tafsir Ibn Kathir)

  • von einschlägigen Dictionaries ganz zu schweigen.

Andere Tafsire widersprechen dem nicht, z.B. "let them draw their veils over their bosoms, that is, let them cover up their heads, necks and chests with veils, […] all that is other than the face and the hands " (Tafsir al-Jalalayn).

Diese Deutung wird natürlich auch auf Hadithe gestützt, der ‚stärkste‘ dürfte der auf Aisha zurückgehende sein:

Narrated Aisha: Asma, daughter of AbuBakr, entered upon the Apostle of Allah {sawas} wearing thin clothes. The Apostle of Allah {sawas} turned his attention from her. He said: ‚O Asma‘, when a woman reaches the age of menstruation, it does not suit her that she displays her parts of body except this and this,’ and he pointed to her face and hands.“ (Abu Dawood, Nr. 4092).

Fazit - wenn „Deine Übersetzer“ etwas anderes sagen (was ich stark bezweifle), dann schmeiss sie weg, sie taugen nichts. Und widersprich nicht Leuten, die ganz offensichtlich mehr Ahnung von der Sache haben als Du.

Freundliche Grüße,
Ralf

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