Kopftuchstreit

Hallo,

ich beschäftige mich momentan mit dem Kopfuchstreit, der vor einigen Jahren so populär in den Medien war. Kurzgefasst: Darf eine Lehrerin in der Schule beim Unterrichten ein Kopftuch tragen?

Ich lese gerade das Urteil des BVerfG darüber und wollte fragen, ob jemand noch weiterführende Literaturempfehlungen zum Thema hat, oder ob es bestimmte wichtige Meinungen gibt, die man in dem Zusammenhang kennen sollte. Oder ob es einen oder mehrere Spezialisten zum Thema gibt, die man gelesen haben sollte.

Lg, Julia

Kopftuchstreit - EKD Position
Die Meinung, die der Ratsvorsitzende der EKD Bischof Huber für die Evangelischen Kirchen vertritt: Das Kopftuch ist (im Gegensatz zu Kippa, Kreuz oder ähnlichem) mehr als nur ein religiöses Symbol. Es ist teilweise auch Ausdruck einer politischen Gesinnung oder Zeichen von Unterdrückung (weil es eben nicht immer freiwillig getragen wird). Deshalb ist es nach Sicht der Protestanten im öffentlichen Bereich nicht zuzulassen und nicht auf eine Stufe mit religiösen Symbolen oder Kleidungsstücken zu stellen, die keine derartigen Bezüge haben.

Quellen:
EKD 2004: http://www.ekd.de/aktuell_presse/news_2004_04_02_1_r…

EKD 2008: http://www.ekd.de/aktuell/080911_huber_bz_kolumne.html

Gruß, Martinus…

OT
Die Threaderstellerin hatte gefragt,

ob es bestimmte wichtige Meinungen gibt

[Hervorhebung von mir]

Da ist es natürlich unabdingbar, dass du auf die Position derjenigen Organisation verweist, die einerseits selbst massiv von der nicht vorhandenen Trennung von Staat und Religion profitiert, andererseits aber den Aufstieg von konkurrierenden Religionen befürchtet.

Bitte entschuldige, aber etwas unabhängiger hätte es schon sein dürfen.

Gruß
Ultra

Hallo,
Hab dir eine Mail geschickt.
Backs

Hallo Ultra,

das wird zwar jetzt eine völlig andere Diskussion, ist aber immerhin im richtigen Brett.

Da ist es natürlich unabdingbar, dass du auf die Position
derjenigen Organisation verweist, die einerseits selbst massiv
von der nicht vorhandenen Trennung von Staat und Religion
profitiert,

Stimme im Wesentlichen zu.

andererseits aber den Aufstieg von konkurrierenden
Religionen befürchtet.

Stimme im Wesentlichen nicht zu.
Erstens einmal, weil die Christen sich nicht gerade als eine Religionsgemeinschaft sehen, die alle anderen in den Schatten stellt. Natürlich glauben wir, dass Jesus der einzige Weg zum ewigen Leben ist, aber wissen können wir es auch nicht. Da ist es nur konsequent, dass der Papst hin und wieder mit Moslems oder Juden gemeinsam betet, denn alle glauben an denselben Schöpfergott; nur was dann nach der Zeit der Könige kommt, spaltet die Anhänger dieser drei Religionen.
Zweitens, weil das Zitat des Vorposts ausdrücklich auch die Kippa erwähnt und sich damit zumindest mit der jüdischen Religion in der Öffentlichkeit problemlos anfreunden kann. Eine Angst vor anderen Religionen ist also hier nicht zu sehen.
Und drittens, weil die von den Landeskirchen ins Leben gerufene Initiative ProReli, die Religion/Ethik als Wahlpflichtfach für Berliner Oberschüler einführen möchte, also als Primärziel die De-facto-Abschaffung des Ethikunterrichtes verfolgt - man mag dies gutheißen oder nicht - ausdrücklich auch die Möglichkeit beinhaltet, anderen als christlichen Religionsunterricht zu wählen, was in Berlin dann vor allem muslimischer werden dürfte.

Bitte entschuldige, aber etwas unabhängiger hätte es schon
sein dürfen.

Schließlich die Relevanz der Antwort für die Ausgangsfrage:
Für die christliche Kirche wäre es viel leichter gewesen zu sagen: „Religiöse Symbole sind erlaubt, schließlich hängen wir auch Kreuze auf und unsere Schüler tragen ebensolche, und sonach dürfen auch Muslimas ihr Kopftuch tragen.“ Damit hätte sie sich nicht in den Legitimationszwang ihrer eigenen Symbole in der Öffentlichkeit gebracht. Dadurch, dass sie diesen einfachen Weg nicht geht, ist die Antwort durchaus interessant - und wieder: man mag denselben Standpunkt haben oder nicht - in der Argumentation für und wider Kopftücher.

Liebe Grüße
Immo

Die Threaderstellerin hatte gefragt,

ob es bestimmte wichtige Meinungen gibt

[Hervorhebung von mir]

Da ist es natürlich unabdingbar, dass du auf die Position
derjenigen Organisation verweist, die einerseits selbst massiv
von der nicht vorhandenen Trennung von Staat und Religion
profitiert, andererseits aber den Aufstieg von konkurrierenden
Religionen befürchtet.

Soll das „unabdingbar“ ironisch sein? Wenn ja, scheint mir diese Vermischung von ernst gemeinter Kritik und Ironie nicht glücklich, wenn nein, verstehe ich nicht, was der Satz eigentlich sagen soll.

Die EKD vertritt knapp die Hälfte der Christinnen und Christen in Deutschland - von daher dürfte ihre Meinung durchaus als wichtig (es heißt ja nicht „alleingültig“) gelten. Aber ich lasse mich gerne belehren, wer alles so viel wichtiger ist, daß diese Meinung bedeutungslos in den Hintergrund treten könnte (bislang wurde hier zumindest noch keine weitere Stellung veröffentlicht).

Die Behauptung des Nachsatzes ist nicht zutreffend. Von der Zusammenarbeit von Kirche und Staat profitieren neben der EKD noch etliche andere (auch nichtchristliche) Religionsgemeinschaften. Und auch ebenso wie das Kopftuchverbot unterstützt die EKD die Einführung von Islamunterricht in Schulen… Da muß man schon ein wenig differenzierter hingucken.

Bitte entschuldige, aber etwas unabhängiger hätte es schon
sein dürfen.

Es wurde keine komplette Erörterung nach Pro und Kontra erbeten, sondern Meinungen. Und eine fundierte Meinung ist immer „abhängig“, nämlich von bestimmen Ansichten, Überzeugungen oder Erkenntnissen. Davon abgesehen, das ist eine Meinung - und wer eine andere darstellen kann, darf dies gerne tun. Aber einfach nur zu kritisieren, ohne selber etwas inhaltliches beizutragen, ist ein wenig mager.

Gruß, Martinus…

Hallo,

ich beschäftige mich momentan mit dem Kopfuchstreit, der vor
einigen Jahren so populär in den Medien war. Kurzgefasst: Darf
eine Lehrerin in der Schule beim Unterrichten ein Kopftuch
tragen?

Lg, Julia

Hallo Julia,
Die Christen tragen in der Schule ja auch ein Kreuz um den Hals und zwar in Anwesenheit von Muslim-Frauen. Ob Kreuz oder Tuch oder sonstwas - in wirklich egal !
Gruss: harta

Die Christen tragen in der Schule ja auch ein Kreuz um den
Hals und zwar in Anwesenheit von Muslim-Frauen. Ob Kreuz oder
Tuch oder sonstwas - in wirklich egal !

Wie gut, daß komplexe Themen so platt abgehandelt werden können. Da braucht man sich nicht mehr arbeitsintensiv mit Hintergründen und Inhalten zu beschäftigen, und kann trotzdem mitreden…

Gruß, Martinus…

P.S. Nur am Rande: Es gibt keine christliche Tradition, die das Tragen von Kreuzen für einen bestimmten Teil der Gläubigen vorschreibt, wie das teilweise im Islam in Bezug auf das Kopftuch für Frauen der Fall ist. Und daß „die Christen“ in der Schule ein Kreuz trügen, ist Quatsch. Jenes zu ignorieren, weil es auch Frauen gibt, die aus liberaleren islamischen Traditionen kommen und das Kopftuch gerne und freiwillig tragen, und dieses zu behaupten, weil es irgendwie als Beleg des eigenen Vorurteils dient, ist zwar bequem aber trotzdem Blödsinn.

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Hi

Die Christen tragen in der Schule ja auch ein Kreuz um den
Hals und zwar in Anwesenheit von Muslim-Frauen.

Nö, ich habe selten bis nie ein Kreuz in der Schule getragen und, wenn war es erstens etwas weniger auffällig als ein Kopftuch - das ich übrigens öfter getragen habe, weil es mal eine zeitlang voll modisch war - und zweitens hat es mir die Bibel nicht vorgeschrieben ein Kreuz zu tragen.

Gruß
Edith

Hi Edith,

und zweitens hat es mir die
Bibel nicht vorgeschrieben ein Kreuz zu tragen.

aber die Bibel sagt, dass Du ein Kopftuch tragen sollst:
Eine Frau aber, die betet oder prophetisch redet mit unbedecktem Haupt, die schändet ihr Haupt; denn es ist gerade so, als wäre sie geschoren. Will sie sich nicht bedecken, so soll sie sich doch das Haar abschneiden lassen! Weil es aber für die Frau eine Schande ist, dass sie das Haar abgeschnitten hat oder geschoren ist, soll sie das Haupt bedecken.“ (1.Kor.11,5-6)

Gruss Harald

Hi Harald

aber die Bibel sagt, dass Du ein Kopftuch tragen sollst:
"Eine Frau aber, die betet oder prophetisch redet mit
unbedecktem Haupt, die schändet ihr Haupt; denn es ist gerade
so, als wäre sie geschoren. Will sie sich nicht bedecken, so
soll sie sich doch das Haar abschneiden lassen! Weil es aber
für die Frau eine Schande ist, dass sie das Haar abgeschnitten
hat oder geschoren ist, soll sie das Haupt
bedecken.
" (1.Kor.11,5-6)

Daher habe ich auch so kurze Haare und gehe kaum noch in die Kirche :wink:)

Aber jetzt im Ernst. Als Kind fand ich es furchtbar ungerecht, daß ich im Winter die Haube in der Kirche nicht abnehmen durfte, auch wenn die Kirche noch so gut geheizt war.
Aber auch in meiner Kinderzeit wurde ich eigentlich nicht gezwungen die Kopfbedeckung auf dem Kopf zu belassen. Aber ein das-macht-man-nicht hat mich damals noch ziemlich beeindruckt, noch dazu im Dorf wo jeder jeden kennt und ich habe halt die Haube oben behalten.

Gruß
Edith

Hi Harald,

aber die Bibel sagt, dass Du ein Kopftuch tragen sollst:

aber doch nur im Gebetsraum und nicht ständig, oder?

Gruss
Torsten

Hi Torsten

Das steht irgendwo bei Paulus, ich schätze bei Galater. Ich denke, das ist seine persönliche Meinung, er hält auch den Mann als Haupt der Schöpfung. Gott schuf Mann und Frau gleichwertig. Moses verlangte für die Frau bei Vergehen gleiche Strafen, also ist sie gleichwertig.
Gott ändert sich nicht aber Paulus als Mensch schon. Im Gottesdienst sagt der Leser der Lesung: die Worte des lebendigen Gottes. Ich bin da mir nicht so sicher, Paulus Worte diesem Wert beizumessen.

Gruss

Peter S

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Edith

Ich habe Ediths Brief noch nicht gelesen.
Paulus stimmt, aber nicht Galater, sondern korinter.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Julia,

die Lektüre dieses Artikels von Christoph Luxenberg könnte zur Klärung Deiner Gedanken ganz hilfreich sein:
http://www.phil.uni-sb.de/projekte/imprimatur/2004/i…

Gruß - Rolf