Hallo fuerte,
Frage: weshalb wird der gleiche Wein, gleicher Jahrgang mit 2
verschiedenen Verschlüssen abgefüllt? Da muß doch ein Grund
vorhanden sein. Wenn ja, welcher?
möglicherweise wird für unterschiedliche Exportländer unterschiedlich abgefüllt. In Österreich und der Schweiz werden Weine mit Drehverschluss mittlerweile ganz gut angenommen - in Deutschland hat das immer noch ein Billigweinimage. Da nimmt man dann lieber Plastikkorken - oder bei teureren Weinen auch schon mal Glas. Wie die Akzeptanz von Drehverschlüssen bei höherpreisigen Weinen in Spanien ist, weiss ich nicht.
Also: möglicherweise ‚gehen‘ Weine in dieser Preislage mit Drehverschluss in Spanien einfach nicht, weshalb man sie verkorkt. Anderes als Marketinggründe kann ich mir da nicht vorstellen.
Hat der Korken noch den Stellenwert wie zurückblickend
Bei Weinen, die auf lange Lagerfähigikeit hin ausgebaut werden, schon. Das sind dann aber auch qualitativ hochwertige Korken und die kosten ein paar Cent mehr als die übliche Massenware.
und
werden teure Weine ab einer bestimmten Preisklasse
ausschließlich mit Korkenverschluss verkauft?
Wie schon gesagt, hat das weniger mit der Preisklasse zu tun. Der Trend ist längst zu Weinen gegangen, die nicht erst Jahre eingekellert, sondern verhältnismäßig jung getrunken und auch entsprechend ausgebaut werden. Da macht der Verzicht auf Kork Sinn - erspart lästige Reklamationen wegen Korkton. Drehverschluss ist da eine önologisch akzeptable und darüber hinaus billige Alternative, Glas die edlere (teurere) und ästhetisch ansprechendere. Plastikkorken sind die schlechtere Alternative zum Drehverschluss - da sollte der Wein nicht länger als maximal 2 Jahre in der Flasche bleiben, bevor er getrunken wird. Das Material verändert sich nämlich …
Bei längerer Lagerung werden durch den radikalen Luftabschluss bei Dreh- und Glasverschluss allerdings Reduktionstöne (Böckser) begünstigt. Die Australier und Neuseeländer, die fast vollständig auf Drehverschlüsse umgestellt haben, wirken dem mit Zugabe von Kupfersulfat oder -citrat entgegen. Das ist dann schon nicht mehr nur Geschmackssache - zumindest Kupfercitrat ist gesundheitsschädlich …
Im Bordeaux - klassische Produzenten hochwertiger, lang lagerfähiger Weine - setzt man nach wie vor auf Kork und wird das auch noch lange Zeit weiter tun. Für hochwertige Burgunder, Barolo usw. gilt dasselbe.
Vor einiger Zeit hatte ich in einer Weinzeitschrift gelesen,
daß der Korkenverschluss irgendwann allgemein wegfällt.
Das halte ich für ein Gerücht. Wird aber gerne immer wieder lanciert, um die Kundschaft zu ‚erziehen‘. Was Massenweine angeht (und ich meine damit nicht Tetrapack-Weine, sondern durchaus die von Dir hier angeführte Preis- und Qualitätsstufe) ist das auf lange Sicht sicher richtig und auch nicht verkehrt. Im Hochpreissegment ist der Korken noch lange nicht tot. Was allein schon im Hinblick auf die jahrhundertealten Korkeichenkulturen zu begrüßen ist, deren Bestand sonst gefährdet wäre.
Freundliche Grüße,
Ralf