Hallo, durch Körpersprache viel über sein Gegenüber herausfinden kann, würde ich gern wissen, was so die grundlegendsten Dinge sind, um seinen Gesprächspartner zu analysieren, also ob er lügt oder nicht und all solche Sachen. Kann mir da jemand helfen?
DANKE!
Hallo,
Pinoccios Nase fing bei Lügen an zu wachsen. Hab mal gelesen, dass es
tatsächlich so ist, dass wenn man lügt, die Nase mehr als gewöhnlich
durchblutet wird, was widerum zu leichten, kaum wahrnehmbaren
Juckreizen führt. Wenn sich also beim Reden häufig an die nase fasst,
soll das Gesagte oft gelogen sein.
Ein weiteres Indiz für Lügen ist ein Ausweichen des Blickkontakts - wer
allerdings die Grundlagen der Körperschprache beherrscht, kann
natürlich auch manipulieren.
Viele Grüße
Hallo daysleeper,
schau doch mal hier, ob da was für dich dabei ist:
http://www.samy-molcho.at/bdk5.htm
LG
Caroline
Das wirklich Grundlegende ist Referenzmaterial, das man in längeren Gesprächen mit der Person sammelt. Man muss Aufschluss über das veranlagte und angewöhnte Kommunikationsverhalten eines Menschen bekommen, um seine Analyse darauf zu kalibrieren. Wenn man das übergeht und gleich die üblichen Faustregeln von Samy Molcho oder anderen medienorientierten Autoren ansetzt, stolpert man von einer Fehlinterpretation in die nächste.
Man kann sich für den Anfang durchaus mit den Beispielen dieser Persönlichkeitstrainer befassen, aber ihre Anleitungen sind eher für die Ausprägung der eigenen Körpersprache als für Fremdanalyse geeignet. Der Nachteil besteht darin, dass sie sich ausschließlich mit emotional extremen Ausdrücken befassen. Diese Verhaltensmuster trifft man in Filmen und Fernseh-Serien an, aber selten im täglichen Leben.
Ich betreibe in Teilen meiner beruflichen Praxis die Analyse der Körpersprache als Element der forensischen Kommunikationspsychologie. Enttäuschend für jeden Anfänger auf diesem Gebiet ist, dass die wenigsten Menschen (mir ist noch keiner begegnet) aussagekräftig über ihre Gestig kommunizieren.
Sie wird oft als der Schlüssel zum Unterbewussten dargestellt, die Verwendung der Arme und Hände ist jedoch primär bewusst gesteuert. Sie folgt den gleichen eingeprägten Mustern wie etwa Floskeln in der Verbal- oder Schriftsprache. Damit kann man zwar wage Aussagen über die Selbstsicht einer Person machen, die einzelne Gesprächssituation kann so aber nicht beleuchtet werden.
Um zu einigermaßen tragfähigen Erkenntnissen zu kommen, verlässt man sich am Besten auf Symptome, die biologisch bedingt nur schwer bewusst zu kontrollieren sind. Dazu gehören die Mimik, speziell die der rechten Gesichtshälfte, Atem- und Lidschlagfrequenz sowie Augenbewegungen im Reflexzeitrahmen.
Man könnte nun sagen, dass auch der Gesichtsausdruck oder der Lidschlag bewusst gesteuert werden können. Wenn man Glaubwürdigkeit voraussetzt, ist das aber nicht annähernd so leicht wie es scheint. Zur Erzeugung einer falschen Mimik gehört enorm viel Übung, weil bestimmte Muskeln nur hervortreten, wenn sie bewusst angesprochen werden. Um das zu vermeiden, ist ein mentales Training nötig, das darauf gerichtet ist, die eigene Lüge (oder emotionale Vorspiegelung) kurzzeitig selbst zu glauben. Das kann man erreichen, indem man „Denkpläne“ vorbereitet, die einen in den gewünschten Gefühlzustand bringen, also an etwas denkt, das eigentlich mit dem Gesprächsgegenstand nichts zu tun hat. Die Erfolgsaussichten sind bei gründlicher Auswertung jedoch nicht höher als beim Duell gegen einen gewöhlichen Lügendetektor.
In meiner Firma wird zur Markierung bewusst ausgelöster Lidschläge spezielle Videoauswertungssoftware verwendet. Ihre Fehlerquote ist praktisch gleich Null, weil entweder die unnatürliche Dauer des Schlags registriert wird oder die mimische Vor- und Nachbereitung einer gesteuerten Bewegung.
Im weitesten Sinne könnte man auch die Stimme zur Körpersprache zählen, weil sie viele Parameter enthält, die der Körper unbewusst und je nach emotionalem Zustand variiert. Auch da ist neben dem menschlichen Gefühl (das uns oft warnt, wenn wir angelogen werden) die technische Auswertung möglich z.B. durch die Produkte dieser Firma: http://www.nemesysco.com/
Nun ist mein Text sicher allgemeiner geworden als von Dir gewünscht, aber Patentlösungen zur Deutung der Körpersprache gibt es genaugenommen nicht :o)
[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]
Moin,
ob er lügt oder nicht und all solche Sachen.
genaue Beobachtung kann Dir bestenfalls erschließen, ob sich Dein Gegenüber wohlfühlt. Die Gründe dafür, warum er zB auf dem Stuhl herumrutscht, sind reine Spekulation: Entweder hat er Hämorrhoiden oder ihm ist in Deiner Gegenwart halt unbehaglich. Das wiederum kann daran liegen, dass er Dich gerade anlügt, dass er Angst vor Dir hat, dass er sich mit Dir langweilt, sich an Deinem Mundgeruch stört oder dass er Dich einfach nicht leiden kann. (Ich bin sicher, die Liste ließe sich endlos verlängern).
Führe Dir die Bücher von Samy Molcho zu Gemüte, der hat seine Beobachtungen schön beschrieben, wenn auch die Schlüsse, die er daraus zieht, keineswegs immer zutreffen. Und dann heißt es üben, üben, üben. Wenn Du das 30 Jahre gemacht hast, kommst Du langsam dahinter, dass Körpersprache längst nicht alles ist ))
Gruß Ralf
Ich habe mal ein Referat über dieses Thema geschrieben
und im ganzen Internet nach Informationen gesucht.
Das hier ist die mit Abstand beste und vollständigste
Seite: http://www.payer.de/kommkulturen/kultur04.htm
Ansonsten kann ich dir nur raten, vertraue auf deine
Intuition. Sie kann „die Zeichen“ erkennen, viel besser
noch als der Verstand, davon bin ich überzeugt.
Wenn du mißtrauisch bist und „ein komisches Gefühl“ hast,
wirst du mit hoher Wahrscheinlichkeit belogen.
Aber vielleicht kann ich da auch nur für mich reden…
VieL Erfolg!
Hi,
also das Este was mal lernen sollte ist das man Teile der Körpersprache im Kontext sehen muss. Einzeln betrachtet kommt man anderen Falls schnell zu einer falschen Interpretation. Jemand der die Arme vor der Brust verschränkt kann verschlossen sein oder eine Abwehrhaltung einnehmen, es kann aber auch einfach nur sein, dass demjenigen kalt ist. Somit sollte man die Situation und Umgebung immer mit berücksichtigen und nicht nur versuchen einzelne Gesten zu beurteilen.
Viel Spaß beim üben & lernen
MeToo
Hallo,
das ganze ist sehr komplex.
Bei Dir fremden Personen kann es sehr schnell zu Hausnummern kommen, Du weißt ja nicht, wie er sich ‚normal‘ verhält.
Es gibt Menschen, für die eine Körpersprache üblich ist, die andere zu völlig anderen Gelegenheiten drauf haben.
Verändert sich die Körpersprache im Verlauf eines Gesprächs, wenn es für die Person unangenehm werden könnte, ist dies aber meist! ein Indiz! fürs Flunkern.
Gandalf
Das einzige …
… was ich immer gerne mache und was auch einigermaßen funktioniert, ist nach einigen Minuten testen, ob alle noch bei der Sache sind.
Einfach mal die Sitzposition gravierend ändern.
Wer mitmicht ist dabei, die Anderen haben schon „abgeschaltet“.
Ansonsten haben die anderen Beiträge es schon gesagt: Es sind immer nur einzelne Beobachtungen, die erst in der Summe etwas bedeuten können - falls überhaupt.
Gruß
Stefan
Sprechende Körper
Hi,
Spannend wird’s, wenn beide Parteien das gleiche Handbuch zum
Verständnis der Körpersprache studiert haben und so tief in die
entsprechende Schubladen greifen, dass sie vergessen hben, was sie
eigentlich sagen wollen ,können oder dürfen.
Warum willst du eigentlich deinen Gesprächspartner analysieren? Und
warum ist das Thema Lüge so wichtig? Wie sieht überhaupt dein Körper
aus beim Analysieren, oder ist das nicht Gegenstand der Analyse?
Gruß
Sprite
[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]
Viele haben hier jetzt den ehemaligen Pantomime aus Israel genannt, ein absoluter Experte, aber ich habe mir bei ihm bisher immer die Frage gestellt woher her seine Kenntnisse zur Körpersprache nimmt. Er selbst hat diese oftmals aus dem Schauspiel und aus Erfahrungen.
Ich habe meine Bachelor-Arbeit in diesem Bereich über „Nonverbale Kommunikation in der beschäftigungsorientierten Beratung“ geschrieben und habe ihn - obgleich seiner großen Popularität - äußerst selten zitiert. Überraschender Weise war Stefan Verra derjenige, der mich mit Abstand am weitesten gebracht hat. Überraschender Weise? Seine Bücher haben einen eher unwissenschaftlichen Schreibstil und seine Shows (wen es interessiert: www.stefanverra.com) sind eher lustig aufgezogen … ABER: alle seine Aussagen kann er wissenschaftlich belegen. Aktuelle Studien und aktuelle Erkenntnisse von Evolutionswissenschaftlern stecken hinter seinen Aussagen, in denen er nie einzelne Gesten oder mimische Züge versucht wie im Wörterbuch zu übersetzen - was niemals möglich ist - sondern allgemeine Regeln aufstellt, die zumindest mir geholfen haben viele Aussagen von anderen Autoren in einen Kontext zu setzen. Vor allem der Umgang mit sensiblen Körperstellen und den Sinnesorganen spielen hier eine wichtige Rolle im gesamten Bewegungsmechanismus des Menschen, den man aber IMMER im Kontext beobachten muss.
Vielleicht sind seine Bücher auch nicht unbedingt ideal, um in Bachelor-Arbeiten zitiert zu werden, aber Sie helfen einem einen riesigen Sprung im Verständnis von nonverbalem Verhalten zu machen ; )
Also das ist hier schlecht so schnell zu beantworten. Ich rate dir dich einzulesen : ) Und zum Thema gibt es eine richtige Menge an guter Literatur. Erkundige dich doch da einfach mal im Internet! Ich lese gerade „Hey, dein Körper spricht“ von Stefan Verra, nachdem ich bei einem seiner Auftritte war (wen es interessiert: www.stefanverra.com). Finde es schön zu lesen. Ist kein zäher Lesestoff, sondern teilweise sogar lustig zu lesen! Was ich gut finde ist, dass er kein Wörterbuch für Körpersprache an die Hand gibt, sondern vielmehr Verhaltensmuster - also wie der Mensch mit Sinnesorganen und sensiblen Körperstellen umgeht. Erklärt einem viel!