Kosten für Bootssport

Hallo zusammen,
meine Frau und ich überlegen uns, ein Motorboot zu kaufen. Als erstes wollen wir die Kosten abklopfen, um zu sehen, ob wir uns das überhaupt leisten können:

1.) Wieviel muß man für ein Motorboot im Durchschnitt veranschlagen (max. 4 Kojen, mit Küche und Dusche/WC, für küstennahe Gewässer und Hochsee, untere Mittelklasse mit Mindestausstattung, kein Segler)?

2.) Welche Kosten entstehen überhaupt beim Besitz und Unterhalt eines solchen Schiffes? Fix- und Verbrauchskosten?

3.) Was ist noch vor dem Kauf zu bedenken?

Vielen Dank für eure Antworten.
Viele Grüße

Matze

Hi,

meine Frau und ich überlegen uns, ein Motorboot zu kaufen. Als
erstes wollen wir die Kosten abklopfen, um zu sehen, ob wir
uns das überhaupt leisten können:

Das ist grundsätzlich erst einmal vernünftig.

1.) Wieviel muß man für ein Motorboot im Durchschnitt
veranschlagen (max. 4 Kojen, mit Küche und Dusche/WC, für
küstennahe Gewässer und Hochsee, untere Mittelklasse mit
Mindestausstattung, kein Segler)?

Und schon wird es interessant.
Es wird unterschieden in Kategorie A (konstruiert für Ozeanbedingungen, d.h. Windstärke >8 Beaufort und >4 Meter Wellenhöhe).
Kategorie B (für See, z.B. Ostsee, Mittelmeer und Nordsee, d.h. Windstärke bis 8 Beaufort und bis 4 Meter Wellenhöhe einschliesslich - das sind schon wirklich gosse Wellen!, denn von Wellenkamm bis Wellental sind es schon 8 Meter).
Kategorie C (konstruiert für Küstenbedingungen, d.h. Windstärke bis einschliesslich 6 Beaufort und bis 2 Meter Wellenhöhe).
Es sollte jedem einleuchten, dass dies sehr unterschiedliche Anforderungen an Schiffe/Boote sind. Ihr müsst euch also entscheiden - küstennahe Gewässer oder See? Zwei wirklich verschiedene Geschichten.
Für ein gutes und sicheres seegehendes Freizeitschiff müsst ihr mit etwa, wenn es ein gebrauchtes aber gut gepflegtes Schiff sein soll, 250.000 EURO (mindestens) rechnen. Dieses Schiff (ihr habt Segelschiffe ja ausdrücklich ausgeschlossen) wird dann mindestens 16 Meter lang und mindestens 30 Jahre alt sein. Interessant sind in diesem Segment ausgemusterte vormalige Militärschiffe oder Seenotkreuzer. Vormalige Berufsschiffe sind dann deutlich grösser (so ab 30 Meter).
Zu beachten ist dabei, dass die wirklich meisten Schiffe dieser Kategorie und Grösse nicht mit nur zwei Personen (Du und Deine Frau) zu fahren sein werden. Allein fürs An- und Ablegen brauchst Du 3 Leute.
Auf See gäbe es dazu vielerlei weitere Problemlagen und -situationen, welche mit ordentlicher Seemanschaft eigentlich nicht mehr zu verantworten sind.
Gut, lassen wir das mit der See.
Bliebe die Küste.
Für ein sicheres küstentaugliches Freizeitschiff müsst ihr mit etwa, wenn es ein gebrauchtes aber gut gepflegtes Schiff sein soll, 100.000 EURO (mindestens) rechnen. Dieses Schiff wird dann mindestens 11 Meter lang und mindestens 30 Jahre alt sein.

2.) Welche Kosten entstehen überhaupt beim Besitz und
Unterhalt eines solchen Schiffes? Fix- und Verbrauchskosten?

und

3.) Was ist noch vor dem Kauf zu bedenken?

Deine Fragen lassen mich vermuten, dass es mal nur so ein Gedanke von Dir ist aber keine richtige Absicht. Ich vermute ferner, dass Du noch nicht auf See warst (na ja, vielleicht mal bei jemandem so mitgefahren aber wohl kaum länger als ein paar Stunden). Eine entsprechende Ausbildung wirst Du wohl auch kaum haben, sonst wüsstest Du und würdest diese Frage zum Unterhalt nicht stellen. Das macht aber nichts und niemand wirft Dir was vor!
Aber vielleicht möchtest Du Dir überlegen, zuerst eine entsprechende und gute (!!!) Ausbildung zu durchlaufen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sämtliche entsprechende Schulen im Binnenland (wie soll das denn gehen???) nichts taugen. Dies ist meine unbedingte Meinung - auch wenn ich den Einen oder Anderen damit erzürne. Ich habe genug Freizeitkapitäne aus genau diesen Schulen an der Küste und auf dem Meer erlebt und es war haarsträubend bis erschütternd. Ich behaupte aus voller Überzeugung und bleibe auch dabei = eine vernünftige Ausbildung bekommst Du nur bei renommierten Schulen an der Küste (Ost- oder Nordsee) mit möglichst viel Praxis (auf See!). Kein Schein ist was wert - nur die praktische Erfahrung und möglichst viel bei wirklich erfahrenen Salzbuckeln abgucken.
Bisher habe ich Dir nur zu den Anschaffungskosten was geschrieben.
Die Unterhaltskosten sind nicht so ganz zu vernachlässigen.
Mit mindestens 10.000 Euro/p.a. wirst Du bei einem seegehenden Schiff rechnen müssen. Diese setzen sich aus den Liegegebühren und Wartungs- bzw. Erhaltungskosten zusammen. Dann bist Du noch keine Meile gefahren.
Wenn das Schiff eine Reichweite von mindestens 800 nm haben soll (alles andere sind absolute Schönwetterfreizeiturlaubsboote) und die Motoren (küstengehende Schiffe sollte mindestens zwei Motoren haben und haben diese auch - von ganz ganz wenigen Ausnahmen mal abgesehen) schieben das Schiff auf bis zu 12 kn (ich gehe jetzt mal von einem einfachen Verdränger aus), dann solltest Du Treibstoff für mindestens 70 Stunden (das sind gerade mal etwas mehr als 5 Tage auf See (in Küstennähe) ohne bunkern zu müssen - das ist wirklich nicht viel und wirklich nur für Küstenschiffe tauglich) an Bord mitführen können. Bei einem Stundenverbrauch von etwa 25 Liter Diesel pro Stunde (nicht vergessen x2, da zwei Motoren) liegt dies dann im realistischen Rahmen. Du musst also mindestens 3,5 to Diesel bunkern können. Diese Schätzungen sind sehr optimistisch! Das allein erklärt schon eine gewisse (und beeindruckende) Mindestgrösse eines küstengehenden Motorschiffes).
Nun 3500 Liter Diesel schlagen derzeit mit etwa 5000 Euro zu Buche.
Damit kannst Du dann gerade mal kurz nach Scottland fahren und ne Flasche Whisky abholen.

Eine ganz andere Geschichte, wenn Du an ein kleines Kajütboot dachtest um in der Dänischen Südsee und westlichen Ostsee oder im Mittelmeer schöne Urlaube zu verbringen. Dann reichen vielleicht auch so Freizeitboote mit zwei kleinen Motoren und grad mal 2x 250 PS oder so. Damit kommst Du etwa 300 nm weit aber das ist nicht so dramatisch, weil es in diesen Revieren überall Sprit/Diesel gibt. Die brauchen auch nicht so viel, aber 2x15 Liter musst Du da auch rechnen. Diese kleinen Boote sind bis 15 Meter lang und bieten ordentlich Platz für bis zu 4 Personen. Sie haben eine kleine Kombüse (wo man auch schon mal mehr als nur Spaghetti bereiten kann) und mindestens 1 Nassraum (WC/Dusche/Waschbecken).
Die Anschaffungskosten liegen auch bei mindestens 50.000 - 75.000 Euro für ein ordentliches Gebrauchtboot. Ich würde euch dringend raten einen Yachtmakler zu bemühen (denn Deine Fragen lassen vermuten, dass Dir das erforderliche umfangreiche Fachwissen für einen Bootskauf noch fehlt) oder direkt bei/von einer Werft zu kaufen.

Wenn ihr aber nur ab und an mal ein paar Tage oder Wochen urlaubsmässig auf einem Boot verbringen wollt, dann hätte ich da noch einen ganz anderen Vorschlag: Mietet ein grösseres aber topmodernes Schiff, samt Skipper und Koch. Das kommt billiger als ein eigenes Schiff, bereitet weniger Sorgen und Verpflichtungen und macht viel mehr Spaß. Bei einem ordentlichen Angebot halten sich Skipper und Koch soweit zurück, dass ihr die kaum bmerkt - aber wer will das schon… :wink:

Ich hoffe, dass diese Einlassungen hilfreich im Sinne der Anfrage waren.

Freundliche Grüsse
Ray

acherrje… RAY… den armen Matze hat sicherlich der schlag getroffen *grins*…

vielleicht will er ja nur ein böötli, um auf dem heimischen baggersee rumzukurven und du kommst ihm mit soooolchen zahlen

@Matze

du siehst an Rays aufstellung, dass es sehr drauf ankommt WAS und WO du willst… also sagmal näheres… revier, ansprüche, DEINE quali…wie oft soll es genutzt werden, wieviel freizeit hast du für die pflege und und und…

und warum kein segler??

gruss
Karin

Hoi Karin,

acherrje… RAY… den armen Matze hat sicherlich der schlag
getroffen

Tja, aber so ist es doch. Die berühmt berüchtigten Freizeitskipper von den Inland-Schulen kennen wir doch nur zu gut.

vielleicht will er ja nur ein böötli, um auf dem heimischen
baggersee rumzukurven und du kommst ihm mit soooolchen zahlen

Die Zahlen sind real. Die Leuchtchen wissen es nur nicht. Woher auch? Auf den Bootsmessen wird ihnen ja immer was ganz anderes erzählt. Auf Bottsmessen werden Träume verkauft - keine Realitäten:wink:
Die Jungs dort auf diesen Messen sind entweder absolut skrupellos oder haben tatsächlich keine Ahnung.

du siehst an Rays aufstellung, dass es sehr drauf ankommt WAS
und WO du willst…

Nun, hat er ja. Küste (wobei ich denke, dass ihm nicht so richtig klar ist, was das eigentlich bedeutet) oder See (da bin ich sicher, dass ihm nicht klar ist, was das bedeutet).

ansprüche

Hatte er klar formuliert und daraus könnte man leichtsinnig schliessen, dass er nur mal ab und zu mit seiner Holden ein paar nette Stunden auf dem Wasser verbringen will.

DEINE quali…

Ich denke, da er sich überhaupt mit diesem Gedanken beschäftigt, der übliche amtliche Schein. Dass dies nichts mit wirklicher Qualifikation zu tun hat, ist Dir und mir (und vielleicht noch ein paar anderen geneigten Lesern hier) sonnenklar.

und warum kein segler??

Weil das mit Seemannschaft zu tun hat - da muss man nämlich etwas von verstehen - zumindest wenn man sich aufs offene Meer wagen will. Auf Binnen- oder geschützten Revieren ist es leicht ein Segel zu setzen aber auf offener See braucht es etwas mehr. Da verspricht ein Motorboot weniger Arbeit und scheint weniger Kenntnisse und vor allem Erfahrungen zu fordern.
Sag, sitzt Du noch auf Deiner Prout oder schreibst Du von Deutschland aus? Lebt der Hund noch? Die Töchter sind von Bord? Dein Mann?
Du willst das Schiff verkaufen?

Freundlicher Gruss
Ray

Hallo zusammen,
ist es einem „berühmt berüchtigten Freizeitskipper“ überhaupt
erlaubt hier zu lesen???

Gruß Bernd

willkommen im Club
Guten Morgen,
habe ich Dir auf den Schlips getreten?
Ooh, das tut mir aber leid. War nicht beabsichtigt irgend jemanden persönlich anzugreifen.
Man kann sich eine Jacke anziehen aber man kann es auch lassen :wink:
Irgendwie sind wir alle, welche sich nicht berufsmässig aufs Wasser begeben Freizeitskipper. Gemeint waren aber genau jene Leute, welche irgendwo im Binnenland irgendeinen Schein machen, dann an der Küste aufkreuzen „hoppla, jetzt komm ich…“, ein Boot beklettern (bevorzugt starke Motorboote) und versuchen die Sau rauszulassen. Damit sind die berühmt berüchtigten Freizeitskipper gemeint.
Ich hoffe, nun hast Du keine Probleme mehr.

Schönen Tag
Ray

…und ich fahre gleich rüber zur Interboot…

Kosten für Bootssport: Keine Desillusionierung
Hallo Ray,

vielen Dank für dein freundliche und erschöpfende Auskunft. Geschockt hast du mich damit keineswegs, dazu bin ich viel zu sehr Realist und hatte auch mit solchen Zahlen in etwas gerechnet.

Wie du schon bemerkt hast, habe ich von der Materie Null Ahnung. Daher auch meine unpräzisen Äußerungen in Bezug auf Hochsee, küstennahe Gewässer usw… Ich habe weder einen Bootsführerschein noch irgendwelche Erfahrungen mit Motorbooten. Bisher bin ich lediglich mit meinem Faltboot gepaddelt und mit einem Katamaran auf dem Mittelmeer mitgesegelt (wovon ich auch nix verstehe). Nichtdestotrotz finden meine Frau und ich den Wassersport schon eine schöne Sache.

Um mal wieder zum Thema zu kommen: Nach deinen Einlassungen reduzieren wir (meine Frau und ich) das Ganze auf ein Kajütboot. Das ist das, was wir beide wollen und ich hatte mich in der Frage nicht richtig ausgedrückt.

Es sollte schon Platz für 4 Personen haben (zur Not auch für 6), da wir dann auch mit meinen Kindern (9 + 13) oder vielleicht mit Bekannten mal fahren wollen. Daher sollte es auch für Törns für 3 Wochen geeignet sein, also Kombüse und Naßraum müssen vorhanden sein. Natürlich auch entsprechender Stauraum, aber nicht zu viel. Denn in der meisten Zeit werden wir es wohl nur zu zweit nutzen.

Motormäßig sollte es ausreichend motorisiert sein, d.h. nicht zuviel und nicht zu wenig. Das ist zwar ganz schön schwammig, aber ich möchte reisen und nicht rasen. Vielleicht trifft das die Sache besser. Welche Motoren/Antriebe sind denn kostensparend (Verbrauch, Unterhalt). Meinst du nicht, dass 15 l/h zuviel sind? Sind 2 x 250 PS Motoren wirklich erforderlich für die Ostsee?

Könnte man mit so einem Kajütboot auch an der Küste entlang einmal rundum Europa fahren, um ins Mittelmeer zu kommen? Oder ist es dazu nicht geeignet? Wie lange braucht man für einen solchen Törn?

Tja, jetzt habe ich meine Frage eingegrenzt und gleich wieder eine neue aufgeworfen.

Viele Grüße

Matze

acherrje… RAY… den armen Matze hat sicherlich der schlag
getroffen *grins*…

Nö, hat er nicht. Ich bin hart im Nehmen.

vielleicht will er ja nur ein böötli, um auf dem heimischen
baggersee rumzukurven und du kommst ihm mit soooolchen zahlen

Tja, in der Nähe gibt es keinen Baggersee, aber dafür das Steinhuder Meer. Da ist es an schönen Tagen bloß so voll, dass man von einem Ufer ans andere kommen könnte, ohne nasse Füße zu bekommen.

@Matze

du siehst an Rays aufstellung, dass es sehr drauf ankommt WAS
und WO du willst… also sagmal näheres… revier,
ansprüche, DEINE quali…wie oft soll es genutzt werden,
wieviel freizeit hast du für die pflege und und und…

s. meine Antwort an Ray

und warum kein segler??

Weil meine Frau nicht segeln möchte.

gruss
Karin

Viele Grüße

Matze

Kategorie C
Hallo Matze,

vielen Dank für dein freundliche und erschöpfende Auskunft.

Gern geschehen.

Geschockt hast du mich damit keineswegs, dazu bin ich viel zu
sehr Realist und hatte auch mit solchen Zahlen in etwas
gerechnet.

Sehr gut.

Wie du schon bemerkt hast, habe ich von der Materie Null
Ahnung. Daher auch meine unpräzisen Äußerungen in Bezug auf
Hochsee, küstennahe Gewässer usw… Ich habe weder einen
Bootsführerschein noch irgendwelche Erfahrungen mit
Motorbooten. Bisher bin ich lediglich mit meinem Faltboot
gepaddelt und mit einem Katamaran auf dem Mittelmeer
mitgesegelt (wovon ich auch nix verstehe). Nichtdestotrotz
finden meine Frau und ich den Wassersport schon eine schöne
Sache.

Dass ihr noch keine Erfahrungen habt, macht zu diesem Zeitpunkt erstmal gar nichts. Doch der Reihe nach.

Um mal wieder zum Thema zu kommen: Nach deinen Einlassungen
reduzieren wir (meine Frau und ich) das Ganze auf ein
Kajütboot. Das ist das, was wir beide wollen und ich hatte
mich in der Frage nicht richtig ausgedrückt.

O.k., verstanden.

Es sollte schon Platz für 4 Personen haben (zur Not auch für
6), da wir dann auch mit meinen Kindern (9 + 13) oder
vielleicht mit Bekannten mal fahren wollen. Daher sollte es
auch für Törns für 3 Wochen geeignet sein, also Kombüse und
Naßraum müssen vorhanden sein. Natürlich auch entsprechender
Stauraum, aber nicht zu viel. Denn in der meisten Zeit werden
wir es wohl nur zu zweit nutzen.Motormäßig sollte es ausreichend motorisiert sein, d.h. nicht :zuviel und nicht zu wenig. Das ist zwar ganz schön schwammig, :aber ich möchte reisen und nicht rasen.

Da habt ihr ja schon ordentlich nachgedacht. Gut so.

Welche Motoren/Antriebe sind denn kostensparend (Verbrauch, Unterhalt). Meinst du nicht, dass 15 l/h zuviel sind? Sind 2 x 250 PS Motoren wirklich erforderlich für die Ostsee?

Da musst Du nun umdenken. Kostensparend denken ist zwar lobenswert - auf dem Wasser aber der nachgeordnete Gedankengang. Zuerst müsst ihr immer, aber auch wirklich immer, an die Sicherheit denken. Nirgendwo sonst (na ja, vielleicht noch in der Fliegerei aber auch da nicht so extrem) ist Sicherheit so wichtig. Ein in Fahrt befindliches Auto kannst Du immer irgendwie anhalten und mit den meisten Fliegern sollte es einem gut ausgebildeten Piloten auch gelingen halbwegs heil unten anzukommen (wenn es nicht gerade ein Jet ist) aber eine Schiffshavarie ist immer mit höchster Lebensgefahr verbunden. Vielleicht möchtest Du Dir die Einstellung der italienischen Küstenwache zu eigen machen. Vor jedem, aber wirklich jedem, Auslaufen tritt die gesamte Mannschaft an und der Skipper schwört die komplette Mannschaft erneut ein. Jedes Mal und wenn noch so erfahrene Salzbuckel an Bord sind. Und er vermittelt folgendes:
Es gibt vier Zustände/Situationen:

  1. Es besteht die Möglichkeit des Sinkens
  2. Es besteht die Wahrscheinlichkeit des Sinkens
  3. Es besteht die Gefahr des Sinkens
  4. Das Schiff sinkt
    Eine Havarie bedroht immer das Leben (ich rede nicht von Unannehmlichkeiten oder Gefährdungen) der gesamten Besatzung.
    Dies gilt für die offene See aber auch für Küstenfahrten. Es ist ein Irrglaube von einem sinkenden Schiff noch die Küste erreichen zu können und wenn die Küste auch nur 1 nm entfernt ist und ihr die Badehosen der Badenden deutlich erkennen könnt. Das müsst ihr unbedingt verinnerlichen!
    Wir schlussfolgern: 2 Motoren sind besser als 1 Motor.
    Und dieser sollte ausreichend Leistungsreserven haben, damit er nicht permanent an der Leistungsgrenze gefahren werden muss.
    Ein solcher Motor hat mindestens 50 KW und Marinemotoren sind tatsächlich sehr durstig :wink: Unter den 15L/h wird tatsächlich, auch mit nur 1 Maschine, nichts zu machen sein. Geh mal von mindestens 25 L/h aus - als Minimum. Bei einer angenommenen Mindestreichweite von 200 nm und einer Reisegeschwindigkeit von 12 kn (Halbgleiter) und den angenommenen 25 L/h brauchst Du eine Treibstoffkapazität von mindestens 450 Litern. Bei einem Dieselpreis von 1,6 Euro/Liter sind das pro Tankfüllung etwas über 700 Euro. Für 200 nm (ca. 370 Km).
    Damit müsst ihr euch anfreunden/abfinden.

Könnte man mit so einem Kajütboot auch an der Küste entlang
einmal rundum Europa fahren, um ins Mittelmeer zu kommen?

Theoretisch ja - praktisch nein, denn es gibt da ein paar Handicaps.
Belt (gleich nach dem Ärmelkanal das zweitschwierigste Revier auf dem Globus), Kattegatt (mächtige Strömungen, welche den Spritverbrauch in atronomische Höhen treiben), Nordsee (durch die ausgeprägten Gezeiten nicht ganz einfach), Ärmelkanal (schwierigstes Revier auf dem Globus), die weite Biscaya (das stürmischte Revier des Globus), Argave (herrliche lange Dünung, aber eine wirkliche Schaukelpartie auf einem Motorboot), Strasse von Gibraltar (meistbefahrene Revier des Globus)…
Du siehst, mit einem kleinen Motorboot eine echte Herausforderung. Das ist selbst mit einer seegehenden Segelyacht ein Knaller und nur ausgewachsene Seebären wagen das.
Kurz und gut - vergiss das mit einem kleinen Motorboot.
Konzentrier Dich auf die Ostsee - vielleicht die „dänische Südsee“, ein wunderschönes Revier, gut für viele Jahre schönsten Urlaubs.

Da ihr ja nun keine Erfahrungen habt, möchte ich vorschlagen:
Zieht eine Charteryacht einschliesslich Skipper in Erwägung.
Dies hat mehrere handfeste Vorteile.
Ihr könnt so herausfinden, wie die Familie auf den beengten Platzverhältnissen eines Schiffes zusammen klar kommt. Nicht jeder Jugendliche findet es so toll, wochenlang mit der Familie auf engstem Raum seine Ferien zu verbringen. Sind eure Kinder denn auch seefest (ich meine die Schaukelei)? Ihr habt so die Gelegenheit alles durchzuspielen (einer blockiert, aus welchen Gründen auch immer, für längere Zeit das Klo und dem anderen platzt inzwischen der Darm…) oder (der gewünschte Hafen ist voll, es regnet Bindfäden und ihr müsst einen Hafen weiter und der ist dann auch schon voll - da bleibt dann nur ankern) oder (das anvisierte Lokal hat geschlossen und die Bordküche gibt nur eine stark eingeschränkte Verpflegung her). Was ist mit Deiner Frau? Wer kocht dann (die Küchengerüche ziehen durch das ganze Schiff - prima, wenn dem Einen oder Anderen grad der Magen rebelliert). Überhaupt die ganze Arbeitsteilung (Ordnung und peinliche Sauberkeit ist sehr sehr wichtig an Bord, gleich ob seegehende Segelyacht oder Freizeitmotorboot). Das kann man auf einer gecharterten Yacht alles prima bis zum Extrem ausprobieren. Ich meine, ich hatte das schon angesprochen.

Dann die Disziplin an Bord. O.k. bei einem gecharterten Skipper kein Sicherheitsproblem aber dennoch wird es viele Reibungsgelegenheiten geben. Wer bestimmt letztendlich welcher Hafen angesteuert wird? Und gibt es dann Zoff oder Missmut an Bord? Ich habe mit meiner Frau das Problem, dass sie widerspricht. O.k., zu hause ist sie der unangefochtene Boss (das halten wir noch aus der Zeit, seit unseren Kinder klein waren so und heute ist es wichtig für den Hund - Stichwort Rudelhierarchie) aber an Bord kann ich das nicht gebrauchen. Nicht von ungefähr heisst es halbscherzhaft, dass Frauen an Bord Unglück bedeuten - ich glaube vor diesen Hintergrund ist das zu verstehen, denn wer will schon ernsthaft auf die bessere Hälfte verzichten. Aber auch diese Aspekte müssen noch vor Antritt einer Fahrt und sei es nur eine Urlaubsfahrt, geklärt werden.
Nochmal: Nimm erstmal eine Charteryacht mit Skipper.

Wenn ihr das dann ein paar Mal gemacht habt (Charteryacht) wird vielleicht der Wunsch aufkommen, es auch mal ohne Charterskipper zu versuche. Das ist dann der Zeitpunkt über eine ordentliche Ausbildung nachzudenken. Bis dahin werdet ihr auch eine Vorstellung davon haben (aus Gesprächen mit anderen und dem Charterskipper, usw.), welche Ausbildungsschule an der Küste die richtige für euch sein könnte. Dort lasst ihr euch ausbilden (Tip: macht beide die Ausbildung).

Und dann habt ihr irgendwann die gesetzlich erforderlichen Scheine/Lizenzen und könnt/dürft auf eigenen Namen fahren. Ihr solltet auch weiterhin chartern. So umgeht ihr die Probleme der Lagerung, des Unterhalt usw.

Ich möchte nicht versäumen, da Deine Frau ja nicht wirklich segeln möchte (wahrscheinlich ist ihr die Schräglage unheimlich, aber das ist eine ganz andere Geschichte, denn ein Segelboot fährt umso sicherer um so mehr Lage es schiebt), euch auf die sogenannten Motorsegler hinzuweisen. Dabei handelt es sich um so eine Art Zwischending zwischen Motorboot und Segler. Diese Boote sind meist sehr viel geräumiger als reine Segelschiffe aber nicht ganz so geräumig wie reine Motorboote. Sie sind so stark motorisiert, dass sie auch unter widrigen Umständen ihre Rumpfgeschwindigkeit erreichen, haben auch unter Motor eine enorme Reichweite, sind dabei spritsparend, werden meist aufrecht gefahren, also auch gesegelt. Dazu kommt der gewaltige Vorteil, dass man, sofern genügen Wind herrscht (die laufen bei Leichtwind nur unwillig unter Segel) die Maschine abschaltet und Sprit spart und einfach die einfachen Segel setzt. Eine echte Alternative.

Dann will ich euch noch auf die sehr umfangreiche Lektüre auf dem Markt aufmerksam machen, denn wir wollen ja hier nicht den Rahmen sprengen und ich denke wir sollte es damit auch hier belassen:wink:

Freundliche Grüsse
Ray

3 Like

… Gelegenheit alles durchzuspielen …

3 bis 4 Wochen Wohnmobil (möglichst bei durchwachsenem Wetter z. B. in Norwegen) sind auch eine nette Vorübung.
An Bord steigert sich deas Ganze noch etwas:
Schaukeln,
Nässe,
nicht überall anhalten und aussteigen können,

Trotzdem:
Im Zweifelsfall und bei genügend Geld: Lieber segeln oder motorsegeln als Wohnmobil.

Gruß JoKu

Tja, da habens wir mal wieder,

ein belesener User der vermutlich einmal im Jahr ein Chaterboot für 14 Tage von innen sieht und den Rest des Jahres in Magazinen stöbert - ich verneige mich vor soviel geballter Kompetenz.

Ich fahre selbst seit 15 Jahren Motorboote verschiedener Größe, seit 6 Jahren einen 9m Verdränger und was Du schreibst ist mit Verlaub Bullshit.

Aber ich darf das auch sagen, da ich meine Scheine damals auch bei einer Binnenschule gemacht habe und somit ja eh weniger Ahnung habe als Du kleiner Schnösel.

Gruß
Tom (der sich nicht auf den Schlips getreten fühlt, sondern sehr aüsiert ist)

Ach herje, noch einer
Hi,

Hallo Ray ( hoffe das ist richtig so)

Jacken hab ich jede Menge und Probleme auch, aber nicht mit Dir.

Mach mal weiter so auf dicke Hose, damit wir alle auch was zum Lachen haben.

mfg
Tom

und noch eines
*

Hallo Matze,

ich fahre seit 15 Jahren verschiedene Motorboote und könnte mehrere Bücher über schöne, aber auch über fürchterliche Dinge schreiben.
Meine Boote waren, Priness 45 (gebraucht), Princess 500, Fairline 55, Ferretti 57, SeaRay 27 (bowrider) und jetzt SeaRay 295(bowrider).
Mein Standort war immer Mallorca, Puerto Portals und jetzt Port Adriano.
Für ein Motorboot würde ich immer das Mittelmeer der Nord- oder Ostsee vorziehen, da Wasser und Luft im Sommer doch schön sind.
Allerdings sollte man auch nicht vergessen, das es auch im Mittelmeer manchmal sehr ruppig sein kann, z.B. wenn der Mistral von Norden bläst.
Aber zu deinen Fragen:
Die jährlichen Kosten habe ich immer berechnet mit 10 % des Anschaffungspreises. Dabei liege ich immer richtig. Die Kosten für Treibstoff sind übrigens nicht die, die groß zu Buche schlagen. Da gibt es andere (Hafengebühren, Versicherung, Reparaturen)
Alles was Du über Motorboote von Verkäufern auf den Messen gesagt bekommst ist eigentlich falsch oder gelogen. Ein Verkäufer hat mir mal gesagt: ‚Es gibt keine guten Motorboote, es gibt nur ganz schlechte, mittel schlechte und wenig schlechte‘.
Also von den Schicki-Micki-Booten habe ich die Nase voll. Selbst die gute Marke Ferretti hatte soviele Probleme, daß ich nach 2 Jahren die Nase gestrichen voll hatte. Dazu kommt noch, daß du nach dem Kauf plötzlich ziemlich allein da stehst. All die schönen Menschen im Nadelstreifenanzug sind dann nicht mehr greifbar. Ich werde seit 10 Jahren von einem Verkäufer (deutsch) und einer Betreuungsfirma (englisch) auf Mallorca betreut, denen ich absolut vertraue und die ich zu jeder Tages- und Nachtzeit bei Problemen anrufen kann. Du glaubst nicht, wie wichtig das ist.
Aus der o.g. Aufstellung siehst du, daß ich jetzt sehr viel kleiner in der Motorbootskategorie geworden bin. Dafür aber um so zufriedener. Wenn man erstmal mit einem 16-meter-Boot auf einer Nachbarinsel wegen technischer Probleme wochenlang festgesessen hat, dann sind alle Freunden am Motorbootfahren dahin. Jetzt fahren wir Tagestouren mit der SeaRay, können (so ziemlich) in jeder Bucht ankern und sind bei aufkommendem schlechten Wetter schnell wieder im Heimathafen.
Noch ein Wort zu ein- oder zweimotorig. Ich würde aus Sicherheitsgründen immer zweimotorig fahren. Die SeaRay 27 habe ich nach einem Jahr verkauft weil der nur eine Motor prombt bei schlechtem Wetter Probleme machte und ausgerechnet dann, wenn Besucher mit an Bord sind.
Berücksichtigen muß man im westlichen Mittelmeer auch noch, daß es sehr wichtig ist einen Liegeplatz zu bekommen. Die sind unglaublich knapp.
Die Idee, ein Boot zu chartern und damit erst mal die Vor- und Nachteile kennenzulernen, halte ich übrigens auch für sehr gut.
Ich hoffe, ich konnte dir einige Argumente für deine Entscheidung liefern.

Gruß Ernst

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