Kostenexplosion im Gesundheitswegen ein Lüge?

Hi!

Wie jeder weiß, gibt es seit Jahren diese Diskussion um eine Kostenexplosion im Gesundheitswesen. Jetzt ist eine Statistik aufgetaucht, die behauptet, das sei alles eine Lüge.

Im Jahre 1975 gaben die Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) den Betrag von 12,5 Mrd Euro aus. Im Jahre 2000 belief sich der Betrag auf 125 Mrd Euro. Eine mehr als deutliche Steigerung. Setzt man diesen Betrag aber in Relation zum Bruttoinlandsprodukt (BIP), so sieht das für die letzten 20 Jahre ganz anders aus (Anteil der GKV in % am BIP):

1980 = 6,1%
1982 = 6,1%
1984 = 6,1%
1986 = 6,2%
1988 = 6,4%
1990 = 6,0%
1992 = 6,6%
1994 = 6,7%
1996 = 6,9%
1998 = 6,5%
2000 = 6,5%

(Zahlen vom Bundesministerium für Arbeit)

Die Steigerungen von 1990 bis 1996 sind Auswirkungen der Wiedervereinigung. Die Zahlen belegen, daß die Ausgaben für das Gesundheitswesen nur unwesentlich stärker gestiegen sind als das BIP. Das Problem der leeren Kassen liegt also nicht auf der Ausgaben-, sondern auf der Einnahmenseite.

1980 waren die Arbeitgeber mit 32% an den Kosten für die Sozialversicherungen beteiligt, 1998 nur noch mit 27%. Pro Jahr sind das 32 Mrd Euro, die jetzt von Arbeitnehmerseite aufzuwenden sind. Gleichzeitig sinkt die Lohnquote in Deutschland. Steigt das BIP (und parallel dazu der Betrag für das Gesundheitswesen) um 3%, so liegen die Lohnabschlüsse mit 2% deutlich darunter. Außerdem wird durch 4 Millionen Arbeitslose die Zahl der Beitragszahler in den GKV immer geringer, d.h. die in den gesetzlichen Kassen Versicherten müssen die Beiträge für die Arbeitslosen mitbezahlen. Als Folge von sinkendem Arbeitgeberanteil und hoher Arbeitslosigkeit stiegen die Beiträge der GKV von 1975 bis 2000 um 38% ! Und dies bei prozentual zum BIP nahezu unveränderten Ausgaben.

Trotzdem reden die Politiker und die Medien immer von einer Kostenexplosion im Gesundheitswesen. Die bislang durchgeführten Reformen im Gesundheitswesen zielten immer in Richtung Ausgabenkürzung bzw. stärkere Beteiligung des Patienten an den Kosten. Jede Maßnahme eines Unternehmens zu Freisetzung von Personal bedeutet für die noch Beschäftigten mit gesetzlicher Krankenversicherung, daß die Beiträge weiter steigen.

Wer lügt denn nun hier, die Politiker und Medien oder diese Statistik?

Grüße
Heinrich

interessantes Thema
Hi Heinrich,

Wer lügt denn nun hier, die Politiker und Medien oder diese
Statistik?

bevor ich mir dazu Gedanken mache: Wo ist denn die Statistik her und kann man sie irgendwo nachlesen?

Gruß
Christian

Hallo Heinrich,

hast du zufällig den Bericht in der ARD zu dem Thema gesehen? Da kriegst du erst recht nen Hals!

Gruß Ivo

Hi!

bevor ich mir dazu Gedanken mache: Wo ist denn die Statistik
her und kann man sie irgendwo nachlesen?

Die statistischen Daten kommen vom Bundesministerium für Arbeit. Meine bessere Hälfte hat mir den Artikel mitgebracht - stammt wohl aus einer Briefkastenwurfsendung, Überschrift „Gesundheitskampagne“. Leider habe ich nur den Schnipsel mit der Statistik (samt Quellenangabe) und ein paar Zeilen Kommentar dazu vorliegen.

Grüße
Heinrich

Hallo Heinrich,

welchen Sinn soll es machen die Gesundheitskosten mit dem BIP in Relation zu bringen?

Entscheidend ist doch viel mehr ob der einzelne Versicherte durch ein faktisches Mehr an Kosten auch ein Mehr an Leistung erhält. Ob technische Innovationen und Prozessverbesserungen im Gesundheitswesen für Beitragssenkungen genutzt werden oder ob sie Bürokratiekosten an anderer Stelle kompensieren müssen. Ob der Beitragszahler überhaupt Mitspracherechte bei der Gestaltung des Systems hat, in dem er zwangsversichert ist.

Denn das wir heute *bedeutend* mehr Sozialabgaben als 1975 zahlen ist ein nicht wegdiskutierbares Faktum. Und das dieses Mehr an Zwangsabgaben nicht unbedingt mit einem Mehr an Leistungen einhergeht setze ich jetzt ebenfalls mal als bekannt voraus.

Gruß,

Guido