Kostenrechnung im kleinen Handwerksbetrieb

Hallo BWL-Experten,

ein Freund von mir (Handwerk Raumausstattung) hat bisher seine Preise „Pi mal Daumen“ gemacht, was sich als nicht sehr vorteilhaft erwies…

Jetzt sind wir dabei, eine Art Kostenrechnung aufzubauen. Einige Daten kann man der Fibu entnehmen (sofern man für diese sinnvolle Konten anlegt…), andere Daten allerdings erfordern eine richtige Kostenrechnung.

Wichtige Daten:
Anzahl Aufträge:ca. 1.500 Stück p.a.
geschätzter durchschn. Auftragswert: ca. 500 DM (Aufwand je Auftrag für die Kostenrechnung sollte also gering sein).

Hier nun meine Frage: wer kann mir Tipps geben, wie man eine Kostenrechnung in der Praxis aufbaut (Theorie ist soweit klar)?
Welche Software ist empfehlenswert (u.a. unter dem Aspekt, entsprechende Auswertungen machen zu können) ?

Für Eure Hilfe wäre ich dankbar, denn der Firmeninhaber schreibt momentan trotz vollster Auftragsbücher rote Zahlen !!!

Gruß

Sven

Hi Sven,

Deinem Kumpel geht es wie vielen Handwerksbetreibern: rote Zhalen trotz voller Bücher.

Das „financial office“ von lexware für unter DM 500 scheint eine ganz gute Investition für die Buchhaltung usw. zu sein. Wegen praktischer Tips würde ich mich mal an die Handwerkskammer oder die Innung/Kreishandwerkerschaft wenden.

Viele Erfolg und munter bleiben

Hubert

Hi Sven
hat er denn keinen Steuerberater?
Die Datev-Statitiken sind doch sehr gut. Ob das was bringt, wenn er selber am Computer rumwerkelt, ich weiss nicht, hier sollte ein Profi ran.
Gruss
Rainer

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Hallo Rainer,

natürlich hat er einen Steuerberater, der auch die Buchhaltung macht. Nur reicht meiner Meinung nach eine „normale“ externe Buchhaltung, wie sie im Handwerk üblich ist (nur die gesetzlichen Anforderungen werden erfüllt, keine Ausrichtung auf Kalkulationsbelange) für eine Kalkulation nicht aus. Vielmehr muß die einzelnen Auftragspositionen in einer Faktura erfassen, damit man hinterher genau sagen kann, was man eigentlich verkauft/hergestellt hat und wieviel Arbeitszeit dafür draufging. Bei den normalerweise Handwerksüblichen 100 - 150 Kunden p.a. (bei einem 1-Mann Betrieb)wäre das noch kein so großes Problem, die Daten „händisch“ zu erfassen. Bei der hier auftretenden Auftragsflut gibt es jedoch größere Probleme.

Natürlich sieht die Bilanz meines Kumpels hundsmiserabel aus…
aber nur aus den Buchhaltungsdaten läßt sich nicht ermitteln, ob es am zu niedrigen Materialaufschlag, zu niedrigen Preisen oder zu langsamen Mitarbeitern liegt…

Gruß

Sven

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Hallo Hubert,

vielen Dank für den Tip, habe entsprechendes von der Handwerkskammer Flensburg erhalten (die Firma ist in Heidelberg !!!) alle anderen Handwerkskammern haben sich sehr „geziehrt“, da mein Kumpel ein handwerksähnliches Gewerbe" (sprich: kein Meistertitel) hat.

Zum Thema Lexware:

habe mich schon früher mal damit beschäftigt.
Problem: Du kannst Deine Aufträge mit der Fakturierung zwar erfassen und an die Fibu weiterreichen, das für die Firma wichtige exportieren einzelner Daten (z.B. was wurde von welchem Artikel im letzten Jahr verkauft ?) zur weiteren Verarbeitung mit Excel ist nicht möglich. Lediglich die Kundenadressen können in einen Serienbrief übernommen werden…

Meiner Meinung nach ist das Problem, aus 2.000 erhältlichen Fakturierungsprogrammen das richtige auszusuchen, welches den Anforderungen genügt (und geringe Folgekosten hat).

Ausserdem sollte sich eine Software an die gegebenen Betriebsumstände anpassen und nicht andersrum !

Gruß

Sven

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Grundzüge der Kostenrechnung
Hallo Sven,

ich kenn mich zwar mit Software nicht so gut aus, aber ich weiss, dass es mit ein wenig Mühe auch ohne geht.

Ohne dir jetzt einen ellenlangen Vortrag über Kostenrechnung zu halten, im Prinzip könnte es so aussehen:

Einteilung der entstehenden Kosten in Kostenarten, z.B.:
a) Variable Materialkosten (Kosten die durch den speziellen Auftrag entstehen, also Arbeitsmaterial, Fahrtkosten (Sprit) etc.)
b) Errechnung der Kosten für eine Arbeitsstunde. Dabei muss er erstmal klar haben, was ihn eine Arbeitsstunde eigentlich kostet. Dafür nimmt man am besten alle für Mitarbeiter anfallenden Kosten aus dem letzten Jahr (also auch Sozialabgaben, Urlaubsgeld etc.) und teilt die durch die Anzahl der TATSÄCHLICH geleisteten, bzw in Rechnung gestellten Arbeitsstunden.
c) Fixe Kosten, also Kosten, die immer anfallen, auch wenn er gar keinen Auftrag hat, z.b. Raummiete, Unterhalt und Ratenzahlungen fürs Auto, Heizung, Telefon, Versicherungen etc.

Nun muss man die unter c) anfallenden Kosten nur noch auf a) und/oder b) aufschlagen. Den entsprechenden Prozentsatz kann er sich ausrechnen, in dem er z.B. errechnet, wie groß sein Verhältnis von Kosten c) zu Kosten a) und b) im letzten Jahr war.

Am Ende muss er alle der ihm entstandenen Kosten (Ausgaben) irgendwo untergebracht haben.

All das kann natürlich nur eine Annäherung sein, denn er weiss ja nicht, wie sich z.b. sein Auftragsvolumen in diesem Jahr entwickeln wird. Steigt zum Beispiel sein Auftragsvolumen aber die Fixkosten bleiben gleich, kann er einen geringeren Prozentsatz aufschlagen. . Ändern sich die Fixkosten weil z.B. die Raummiete erhöht wird, oder er einen weiteren Firmenwagen anschafft, muss er ebenfalls neu berechnen.

Er sollte auch immer einen genügend großen Puffer mit einrechnen. z.B. könnte ein Mitarbeiter durch Krankheit längere Zeit ausfallen (den er aber trotzdem zumindest eine Zeit lang weiterbezahlen muss) oder er muss einen neuen Mitarbeiter einstellen, der erstmal eingearbeitet werden muss, dafür volles Gehalt erhält aber nicht die durchschnittlich Leistung erbringt etc.

Einen neuen Auftrag könnte er dann so berechnen.
Individueller Kostenpunkt a) plus Aufschlag von c)
plus Anzahl der in Rechnung gestellten Arbeitsstunden mal b) plus Aufschlag von c).

Ach ja, und den Gewinn und die Steuern blos nicht vergessen :smile:

Wär vielleicht auch mal ganz interessant, das so ermittelte Ergebnis mit dem zu vergleichen, was er nach alter Methode in Rechnung gestellt hätte. Falls der Betrag geringer ist als vorher, hab ich mich hier wohl irgendwo vertan, falls er höher ist als vorher muß er überlegen, ober er das seinen Kunden auch zumuten kann. Kann er das nicht, sollte er sich mal Gedanken machen, welche Möglichkeiten der Kosteneinsparung es in seinem Betrieb gibt. Es nützt ihm nämlich gar nix, wenn er zwar theoretisch einen Preis errechnet, bei dem der Betrieb wieder schwarze Zahlen schreiben würde, er aber keine Aufträge mehr bekommt, weil die Konkurrenz billiger ist oder alte Kunden angesichts einer plötzlichen Preissteigerung verärgert sind.

Gerade dies sind Überlegungen, die ein EDV-Programm wohl kaum leisten kann.

Äh… kannst du mir noch folgen ?
Naja, ist bei mir schon ne Weile her. Ich hoffe, dass macht irgendeinen Sinn. Vielleicht kann einer der Experten hier daran ja noch etwas herumbessern :smile:

Ausserdem solls darüber auch gute Bücher geben. Ein wenig buchhalterisches Grundwissen hat nämlich noch keinem geschadet, der selbständig ist. Gibt auch jede Menge Weiterbildungskurse von der VHS, IHK oder Angestelltenkammer zu diesem Thema.

Gruss
Marion

Hallo Sven!

Ich habe gerade in einem Betrieb dieses Problem, allerdings in Österreich gelöst.
Die beste Software hier kann ich nur von der Firma BMD in Steyr/Österreich (www.bmd.at) empfehlen, denn die Software ist die wichtigste Vorraussetzung. Ich würde eine Kostenträgerrechnung vorschlagen, in der jedes größeres Projekt einen Kostenträger bekommt und über Gemeinkostenzuschläge der Preis errechnet werden kann. Außerdem weiß ich dann genau in welchem Bereich des Unternehmens ich die größten Probleme habe.

Als Literaturgrundlage würde ich mein altes Studienbuch „Kemmetmüller- Einführung in die KORE“ empfehlen im Verag der Wirtschaftsuni Wien (www.wu-wien.ac.at).

Viel Glück!!

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Hallo Sven,

Kostenrechnung und Fibu müssen nicht teuer sein. Wenn die EDV aber einiges automatisch können soll, muß Du warscheinlich schon so ca. 30.000.- DM anlegen.

Da wären als Anbieter die Fa. szymaniak (Pro-Fakt, Pro-Fib) und die Firma S+P zu nennen. Bei Interesse schreib ich dir gerne einen Ansprechpartner auf.

Wenn aber nicht so viel Knete da ist empfehle ich eine einfache KHK-Office-Lösung mit Excel-sheet.

Gruß Matthias

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Hallo,

schauen Sie doch mal unter
http://www.winworker.com

Ralph Sluiters

Hi,

unter
http://www.mcoffice.de
findest Du einige Anbieter gerade für kleine Betriebe.
Da jeder Betrieb anders strukturiert ist kann man eigentlich keine generellen Empfehlungen geben - Du solltest also die paar Mark für einen Steuerberater investieren

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Da haben wir ja das Problem.Es könnte sein das ich ein wenig voreingenommen bin aber da ich zur Zeit den Meisterbrief mache habe ich mich gewundert wie einer so garkeine Ahnung von Buchhaldung und Kalkulation haben kann obwohl Raumaustatter ein Handwerksberuf ist der einen Meister erfordert
Ich würde deinem Kumpel empfehlen den Kurs zum"Fachkaufmann für Handwerkswitschaft"zu besuchen da bekommt er das Grundwissen vermittel das er benödigt
Teil3 des Meisterbriefes
Gruß Lippi