Hallo Helge!
Wie auch immer: Es gibt :zuviel. Aussterben können die
eigentlich gar nicht von :alleine, weil sie sehr
anpassungsfähig sind.
Zunächst einmal gibts den Naturschutz. Von daher erübrigt sich jede Diskussion, ob Krähen gejagt werden dürfen oder nicht. Stünden Krähenvögel nicht unter Naturschutz, hieße das immer noch nicht, daß jedermann drauflos ballern dürfte.
Dann dürften sie nur von Jagdberechtigten gejagd werden. Daß Krähen generell unter Schutz stehen, hat mit einer insgesamt zu geringen Population zu tun, was regionale Abweichungen nicht ausschließt. Daraus kann man aber keinesfalls den Schluß ziehen, es gäbe zu viele Krähen. Vielmehr liegt der Verdacht nahe, daß in solchen Gegenden die natürlichen Freßfeinde zu rar sind, bei Krähen sind das verschiedene Eulen und Greifvögel.
Wenn jemand Zahnschmerzen hat, ist jedem halbwegs verständigen Menschen bewußt, daß man mit Schmerztabletten
sinnlos am Symptom herum macht. Man muß also an die Ursache der Schmerzen heran, wenn man verhindern will, daß
sich die Störung im Organismus unkontrolliert ausweitet. Aus mir unerfindlichen Gründen glauben viele Menschen, mit
dem Organismus Ökosystem auf die beschriebene blödsinnige Weise mit den Schmerztabletten umgehen zu müssen. Kein Augenblick des Nachdenkens ist dafür übrig. Nach erstem Augenschein zu viel, also weg damit.
Die Aussage, eine bestimmte Tierart könne nicht von alleine aussterben, schreibe ich völliger Unkenntnis der
Sachverhalte zu. Weißt Du, welche riesigen Mengen z. B. an Sperlingen noch vor wenigen Jahrzehnten unser Land
bevölkerten? Die eher unscheinbaren Vögel galten als unausrottbar, weil sie extrem anpassungsfähig sind. Außerdem gab es so sinnige Unterscheidungen wie Singvögel und eben nicht singende Vögel. Oder bunte Vögel und eher unscheinbare Arten. Der Sperling hatte das Pech, unscheinbar zu sein, nicht besonders melodiöse Laute von sich zu geben und in Mengen vorzukommen. In solchen Mengen, daß jeder Depp mit Luftgewehr oder Katapult aus purem Spaß am Töten Spatzen abknallte. Dazu intensive Landwirtschaft, Gifte, Flächenversiegelung. Inzwischen sind Sperlinge fast
überall rar, in einigen Gegenden sind sie ganz verschwunden und absehbar akut vom Aussterben bedroht. Viele Arten sind selten geworden. Von riesigen Schwärmen, an die ich mich aus der Kindheit als alltägliches Bild erinnere, sind nur vereinzelte Exemplare geblieben. Es ist geradezu erbärmlich.
Wir müssen zur Kenntnis nehmen, daß die Ausrottung ganzer Arten immer schneller vonstatten geht. Jede durch
menschliche Einwirkung verschwundene Art ist eine Störung des Ökosystems. Diese Störung ist auch dann vorhanden, wenn sie nicht offenkundig durchschaubar ist, weil unsere Kenntnisse des Zusammenspiels in der Natur immer noch rudimentär sind und auf vielen Gebieten gegen Null gehen. Wir wissen nichts oder nicht viel, aber so viel immerhin: Wir sind Teil des Ökosystems, das ganz sicher ohne Menschen auskommt, aber umgekehrt gilt die Aussage nicht.
Die Aussagen von Dir entsprechen durchaus weit verbreiteter Ansicht. Von einem naturwissenschaftlich ausgebildeten Menschen sind derartige Statement - vorsichtig ausgedrückt - verwunderlich. Der dümmste Trottel fühlt sich nach dem ersten kapierten Zusammenhang allwissend. Mit vertieftem Wissen steigt aber i. a. das Bewußtsein, daß wir so unendlich viel von der Natur noch nicht wissen.
Gruß
Wolfgang