Kräuterheilwirkung nachlassen?

Hallo zusammen!

Ich bin auf eine Frage im Rahmen meiner Kaninchenhaltung gestoßen, ich denke dennoch, dass die Frage hier besser passt als im Haustierthread, weil mich die biologischen Hintergründe interessieren, und das ja nicht nur Haustiere betrifft.

Man liest dort immer wieder, man solle heilwirksame Kräuter nicht zu viel verfüttern, weil ihre Wirksamkeit sonst nachlasse. Ich kann mir das nicht recht vorstellen, dass das (allgemein gesprochen) so stimmen kann. Ich weiß natürlich, dass diese Bedenken bei zB Antibiotika gerechtfertigt sind, und verstehe da auch die Hintergründe der Resistenzbildung. Aber bei Pflanzen wie zB Kamille, Weide usw?
Ich habe mich exemplarisch näher mit der Kamille beschäftigt, und meine Vermutung, dass deren Wirkstoffe nicht auf Keime und Krankheitserreger an sich wirken, sondern auf den Körper selbst und dessen Hormone hat sich bestätigt. Ich denke, dass ist ein entscheidender Unterschied.
Ich habe das ein wenig mit Vitaminen verglichen…die verlieren ihre Wirkung ja auch nicht, selbst wenn man sie täglich zu sich nimmt.

Wer weiß genaueres dazu? Geht die Heilwirkung von beispielsweise Basilikum (krampflösend), Breitwegerich (entzündungshemmend) und Co tatsächlich bei „Übergebrauch“ zurück. Lieb wären mir auch Quellen oder noch besser Studien zum Thema, aber ich bin auch schlicht an euren Ideen zum Thema interessiert.

vielen dank schonmal
Aj

Ich habe das ein wenig mit Vitaminen verglichen…die
verlieren ihre Wirkung ja auch nicht, selbst wenn man sie
täglich zu sich nimmt.

Weil sie eine ganz andere Funktion erfüllen. Vitamine sind wichtige Bestandteile im Stoffwechsel, die der Mensch selbst nicht synthetisieren kann. Er muss sie mit der Nahrung aufnehmen. Eine „Gewöhnung“ im hier diskutierten Sinn ist also nicht möglich.
Udo Becker

Das hilft mir aber nicht weiter. Die heilwirksamen Inhaltsstoffe der Pflanzen kann der Körper ja auch nicht selbst synthetisieren. Der Unterschied ist vielleicht, dass diese nicht lebensnotwendig sind… aber darum gehts nicht.

Falls dir der Beitrag von Udo Becker nicht weiter hilft, warum hast du dann überhaupt die Vitamine ins Spiel gebracht?

Wenn du dich mit dem Nachlassen von Kräuterheilwirkungen beschäftigst, solltest du dich erst einmal mit der Kräuterheilwirkung und den Problemen des Wirksamkeitsnachweises überhaupt auseinandersetzen.
Dazu empfehle ich dir das Buch von Hänsel/Sticher „Pharmakognosie/ Phytopharmazie“ Springer Verlag 7. Auflage (2004),
Kapitel 9: „Wirkung, Wirksamkeit und Risiken pflanzlicher Arzneimittel“.

Das hilft mir aber nicht weiter. Die heilwirksamen
Inhaltsstoffe der Pflanzen kann der Körper ja auch nicht
selbst synthetisieren. Der Unterschied ist vielleicht, dass
diese nicht lebensnotwendig sind… aber darum gehts nicht.

mein Fehler
Huhu!

Falls dir der Beitrag von Udo Becker nicht weiter hilft, warum
hast du dann überhaupt die Vitamine ins Spiel gebracht?

Weil kein Bezug zu dem eigentliche Thema meiner Frage gegeben war.
Aber hast recht, war wohl mein Fehler die Vitamine ins Spiel zu bringen…war nur zu Erläuterung meines grunsätzlichen Verständnisses gedacht gewesen, weil ja viele Inhaltsstoffe in Kräutern (meines Wissens, gerne Korrektur) eher auf den aufnehmenden Körper und seine Physiologie wirken (wie Vitamine es auch tun) als auf irgendwelche Parasiten oder Keime.
Falls meine Antwort gestern zu schnippisch rüber kam, möchte ich mich bei Udo entschuldigen… ich habe dummerweise auf dem falschen Fuss hier rein geschaut, und war wegen etwas anderem an andere Stelle angefressen. Hätte vielleicht einfach noch eine Nacht drüber schlafen sollen *dieweißeFahneschwenk* . Bin ja dankbar, dass sich jemand mit meiner Frage zumindest zum Teil befasst hat.

Wenn du dich mit dem Nachlassen von Kräuterheilwirkungen
beschäftigst, solltest du dich erst einmal mit der
Kräuterheilwirkung und den Problemen des
Wirksamkeitsnachweises überhaupt auseinandersetzen.

Danke für den Buchtip.
Aber um ehrlich zu sein, ist mein Interesse dazu eher mäßig. Ich persönlich bin niemand, der an seinem Tier mit irgendwelchen natürlichen Heilmittelchen herumdoktoren würde, sondern ich vertraue da eher auf die klassische Medizin. Eventuell würde ich Pflanzen, denen eine bestimmte Wirkung nachgesagt eher aus dem Impuls heraus geben, weil es ja nicht schaden kann, weniger, weil ich glaube, dass das mehr als unterstützend wirkt.
Aber wenn wir mal beim Beispiel Kamille bleiben, die entzündungshemmenden Wirkungen sind ja denke ich unumstritten. Mir gehts jetzt darum, ob hinter der Aussage „Wenn du das täglich verfütterst, lässt eben diese Wirkung nach“ wirklich ein wahrer Kern steckt.
Und ich frage ja in diesem Forum als erstes nach (nachdem ich bei Googel erstmal nicht so erfolgreich war), weil ich eben hoffe, dass mir jemand das erläutern kann, und ich keine Literatur wegen einer Frage am Rande wälzen muss :wink:
Hast du das besagte Buch denn gelesen? Kannst du mir was dazu sagen *g*.

Lieben Gruß
Aj

Hallo,

da jeder individuelle Organismus ganz eigen auf ein Arzneimittel (z.B. Kamille) ansprechen kann, sollte erst einmal die Wirkung gesichert an dem kranken Tier nachgewiesen werden.

Laut Hänsel/Sticher: „Experimentell belegt sind für Kamillenpräparate und einzelne Inhaltsstoffe und Stoffgruppen antiphlogistische, spasmolytische sowie antibakterielle und antifungale Wirkungen (vgl. Schilcher 1987).
Sie sind das Ergebnis eines Zusammenspiels mehrerer Inhaltsstoffe mit gleichen und z.T. unterschiedlichen Wirkungen und Wirkungsmechanismen (Ammon u. Kaul 1992):
* antiphlogistische Wirkung: Kamillenextrakt, (-)-alpha Bisabolol, Chamazulen Spi-roether, Flavonoide (hauptsächlich Apigenin);
* spasmolytische Wirkung: Kamillenextrakt, Apigenin und andere Flavonoide, (-)-alpha Bisabolol, Spiroether;
* antibakterielle und antifungale Wirkung: Kamillenextrakt, synergistische Wirkung mehrerer lipophiler Wirkstoffe (u.a. (-)-apha Bisabolol, Spiroether, Cumarine).“

Die Frage ob in der Aussage:

Mir gehts jetzt darum, ob hinter der Aussage „Wenn du das
täglich verfütterst, lässt eben diese Wirkung nach“ wirklich
ein wahrer Kern steckt.

stellt sich doch gar nicht.
Ziel der Behandlung des Tieres ist es seine Beschwerden, etwa eine Entzündung, zu heilen.
In einem bestimmten Zeitraum, z.B. eine Woche, sollte die erwartete Wirkung ja eintreten. Tritt die Wirkung nicht ein, hilft ein tägliches Weiterverfüttern auch nicht.
Danach muß man fragen, ob man die richtige Diagnose gestellt oder ein unzureichendes Präparat gegeben hat.

Ich glaube nicht, daß es Untersuchungen gibt, wo chronisch an Entzündung leidende Hunde über längere Zeit ein Kamillenpräparat bekamen. Nach vorübergehender Besserung hätten die Hunde – trotz weiterer Gabe von Kamille - wieder die Entzündung bekommen müssen. Diese Untersuchungen müßte es aber geben um obige Frage befriedigend beantworten zu können.

Viele Grüße

watergolf

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Danke erst mal für deine Ausführungen!

Ziel der Behandlung des Tieres ist es seine Beschwerden, etwa
eine Entzündung, zu heilen.
In einem bestimmten Zeitraum, z.B. eine Woche, sollte die
erwartete Wirkung ja eintreten. Tritt die Wirkung nicht ein,
hilft ein tägliches Weiterverfüttern auch nicht.

Da habe ich mich aber wohl unklar ausgedrückt.
Es ist so, dass man Kaninchen verschiedene Kräuter verfüttern kann… einfach zur Erweiterung des Speiesplans ohne irgenwelche medizinische Indikation. Ich mache das. Andere stellen eben die Behauptung auf, dass das nicht gut wäre, verschiedene heilwirksame Kräuter zu viel zu verfüttern, mit der Begründung, dass dann diese Wirkung nachlassen würde, und dann eben nicht mehr anschlägt, wenn es nützlich wäre (wobei ich dann eh nich dafür wäre, an einem eh schon angeschlagenen Tier, die naturgemäß eh verdauungsempfindlich sind auch noch selten oder nie verfütterte Kräuter auszutesten). Abgesehen von anderen Argumenten, die ich für das regelmäßige Verfüttern von Kräutern unabhängig von diesem Gegenargument habe, würde mich halt dennoch einfach interessieren, ob diese Behauptung der „Antifraktion“ denn überhaupt sinnig ist.

Aber das scheint ja nicht ganz leicht zu beantworten zu sein. Allgemeingültig ist es vermutlich eh schwer, daher ist es wohl einfach, wenn man da erst mal bei der Kamillie und dem hauptwirksamen Stiff Bisabolol bleibt. Alltagsstudien sind wohl aus den von dir genannten Gründen schwierig… müsste man wohl eher labormäßig handhaben und die Körperphysiologie beobachten.

Aber ich hatte ja gehofft, man kann aus der Wirkungsweise vielleicht was ableiten… also ob physiologisch erst mal eine „Resistenzbildung“ denkbar wäre.
Für Bisabolol habe ich gefunden, dass es zum Beispiel Prostaglandin- und Leukotrien-Bildung (Hormone, die an Entzündungsprozessenbeteiligt sind) hemmt (Quelle: http://phyto.astral.ch/Phyto/ALL/phytotherapie/002-2…). Dabei wirkt Bisabolol als ein Akzeptor der eine Reaktionskette unterbricht. Kann so ein Vorgang abstumpfen?
(in der Quelle steht, dass der Stoff auch fungizid wirkt, da kann ich mir theoretisch schon vorstellen, dass da Resitenzbildung stattfinden könnte… was natürlich nicht zwingend auch so ist)

Naja, ich danke dir auf alle Fälle erst mal für deine Überlegungen, vielleicht weiß ja noch ejmand was genaueres (gerne auch zu anderem als der Kamille :wink: )

lieben Gruß
Aj