Krebserkrankung 'überwunden'

Hallo Experten,

warum liest und hört man immer von (meist prominenten) Personen, die stolz ihre überwundene Krebserkrankung verkünden, nur um dann ziemlich rapide wenige Wochen oder Monate später dennoch daran zu versterben?

Als Beispiele fallen mir spontanRobin Gibboder Dieter Pfaff.

Hat das medizinische Gründe oder sind einfach nur die voreiligen Medien schuld (wobei bei den genannten Beispielen beide schon wieder konkrete Pläne für eine Rückkehr auf die Bühne hatten bzw. sogar wieder auftraten (Gibb)) ?

Liegt es evtl. auch daran, dass die Ärzte nicht richtig aufklären?

Gruß,
Sax

für eine gute Geschichte…
…lässt man schon mal die genauen Wahrscheinlichkeiten und Fakten außen vor.

Die Leser mögen eben diese optimistischen Stories und kaufen entspr. Printmedien gern, in denen die abgedruckt sind.

Und die Betroffenen selbst sind natürlich erstmal froh, wenn in den Nachuntersuchungen herauskommt: Keine Spur vom Krebs mehr gefunden. Evtl. kommt hier und da noch ein wenig Übermut hinzu und dass die Nachuntersuchungen schleifen gelassen werden… Finde ich alles erklärlich und auch verständlich.

Aber nicht umsonst ziehen diese Nachuntersuchungen sich ja (je nach Krebsart) viele Jahre hin. Und es gibt versch. Zeiträume, nach denen ein Krebspatient als „geheilt“ gilt - bei manchen Krebsarten aber wohl nie.

Liegt es evtl. auch daran, dass die Ärzte nicht richtig
aufklären?

Kann man wohl allgemein so nicht sagen, manche klären besser auf und andere schlechter. In einem Fall, den ich (viel zu) nah kenne, sagten die Ärzte: „Sie hat noch 1,5-2 Jahre“ und auch all unsere Hoffnung und guten Wünsche haben das Eintreffen dieser Prognose nicht verhindern können. Mein Fazit daraus lautet: Diese Ärzte wussten wohl ziemlich genau, von was sie sprachen.

Grüße
kernig

warum liest und hört man immer von (meist prominenten)
Personen, die stolz ihre überwundene Krebserkrankung
verkünden, nur um dann ziemlich rapide wenige Wochen oder
Monate später dennoch daran zu versterben?

Hat das medizinische Gründe

Hallo,
warum man es hoert, hat keine medizinischen Gruende. da gehts eher um Geld. Die Medien verdienen an der Story, die Medizin siehts gerne, die Patienten freuen sich, auch wenns nur voruebergehend ist. Und einige ueberleben den Krebs tasaechlich. Von denen sterben alle! Manche an einem anderen Krebs, dann waren sie vom ersten geheilt. Manche an einer anderen Krankheit. Und dann noch einige am ersten Krebs, die meintest Du.
Man hoert auch nur vereinzelt von Prominenten oder Nachbarn. Geh mal in die wirklichen Zahlen. Nimm deine eigene Familienfeier mit 100 Leuten, 66 werden Krebs bekommen und 33 daran oder an einem anderen Krebs sterben. Also zaehl mal ab am Festagstisch, Krebs, Kebs, keinKrebs,Krebs, Kebs, keinKrebs, Krebs, Kebs, keinKrebs.
Schoenen Tag noch. Gruss Helmut

Hallo,

wenn jemand Darm- und Leberkrebs hat, hat derjenige normalerweile Darmkrebs, der schon in die Leber gestreut hat. Das ist primär mal alles andere als ein gutes Zeichen.
Falls man hier noch die Entscheidung zur OP trifft, kann es natürlich sein, dass man diese Herde erwischt und sogar mit Sicherheitsrand herausschneiden kann (manchmal ist so ein Sicherheitsrand nicht möglich, weil der Tumor z.B. zu nah an sehr wichtigen Strukturen liegt; dann verbleibt wissentlich rel. viel Tumorgewebe im Körper. So was erfährt man bestenfalls schon in der OP-Planung und der Patient weiß Bescheid. Dann will man nicht mehr kurieren, sondern palliativ tätig sein).
Also freuen sich Ärzte und Patient, wenn mit Sicherheitsabstand geschnibbelt werden konnte.

Nichtsdestotrotz kommt es (trotz begleitender Chemo) vor, dass es noch andere, vor Beginn der OP nicht sichtbare Metastasen gibt (z.B. auch in Lymphknoten, die man nicht immer alle erwischt).
Dann gibt es oftmals ein Rezidiv, ein Wiederaufflammen des Krebs’.

Was Dieter Pfaff anbelangt: Lungenkrebs (je nach Art) hat nicht selten sehr kurze Überlebenszeiten. Das Statement, er sei zuversichtlich, kann viele Gründe haben:

  • Optimistischen Patienten geht es oftmals viel besser (und sie haben längere Überlebenszeiten und je nach Krankheit bessere Heilungschancen als Pessimisten)
  • Es geht ja nun auch nicht jeden etwas an, wie schlecht es einem geht/gehen wird. Sowas hilft, sich Ruhe vor der Presse zu verschaffen (sonst passiert sowas wie beim Ableben vom letzten Papst, dass eine 24h-Lifeschaltung vors Haus gesetzt wird un minütlich gefragt wird, ob derjenige noch lebt)
  • Für seine Angehörigen wäre es - je nach Persönlichkeit - ggf. auch besonders schrecklich, in der Zeitung die Wahrheit zu lesen. Manchen hilft so ein kleines bisschen Hoffnung.
  • sonst ein Grund :smile:

Bei Krebs sind Ärzte normalerweise meist (je nach Krebsart) sehr vorsichtig damit, von Heilung zu sprechen. Oftmals gilt da die goldene Grenze von 5 Jahren oder erneut nachgewiesenen Krebsausbruch. Je nach Krankheit zählt aber noch nicht mal das (z.B. bestimmte Formen von Pankreaskrebs).
Nicht unterschätzen sollte man auch: Patienten hören oft nicht richtig zu, verstehen nicht richtig (und fragen nicht nach) oder merken sich nicht alles Wichtige, insbesondere bei derart heiklen Erkrankungen. Da dürften sich Prominente nicht vom übrigen Patientengut unterscheiden.

Pauschalisieren lässt sich da leider nur wenig.

Grüße
Liete

Hallo Sax76,

vergessen wir einmal „die Berichterstattung der Massenmedien“. Oftmals hat dies auch nichts mit medizinischen Gründen zu tun (ändert nichts daran, daß es gute und schlechte Onkologen gibt).

Wenn die Diagnose Krebs dem Patienten mitgeteilt wird, führt dies zu ganz unterschiedlichen Reaktionen. Nach wie vor sind einige Krebsarten nicht oder nur selten heilbar. Wir reden also über ein potentielles Todesurteil. Muß nicht so sein, kann aber.

Nach einer ersten Behandlung, z.B. OP oder Chemo glauben viele Menschen nur zu gerne daran, daß sie geheilt seien.

Ich habe selbst Krebs - nach heutigem Stand der Wissenschaft unheilbar. Vor diesem Hintergrund werde ich immer wieder darauf angesprochen, wie ich damit umgehe. Auch von anderen Krebskranken. Und ich konnte und musste die Erfahrung machen, daß die meisten Betroffenen an die Heilung glauben und sich ungern mit dem „Thema Tod“ und/oder dem Sterben auseinandersetzen… Die „Heilung“ gibt es ja auch, aber eben nicht immer. Die Diagnose Krebs allein ist kein Grund zum Verzweifeln, obwohl natürlich nicht schön. Es hängt immer vom konkreten Krankheitsbild ab.

Verzweifelte Menschen neigen dazu, sich selbst und auch ihre Angehörigen zu betrügen. Hoffnung gilt als eine gute Droge.

Ich bezweifle, daß sich die Betroffenen sich und anderen damit einen Gefallen tun.

Zu den von dir angegebenen „Promis“:

Auch ich habe Pläne für Ende August. Nicht weil ich der Meinung bin, geheilt zu werden, sondern ich ich hoffe, daß mir die 7. Chemo noch ein wenig halbwegs schwerzfreie Zeit bringt. That’s all. Mit etwas Glück wird es wohl auch was. Ich mache aber keine Zusagen für einen Termin im Dezember.

Ein sehr komplexes Thema. Zudem jeder Mensch anders mit dieser „Problematik“ umgehen wird.

Hab Spaß! Bleib gesund!

fribbe

Hallo, fribbe:smile:

sehr beeindruckend, dein Statement. Und sehr nachdenklich machend.
Das wollte ich dir nur sagen.

Und deine Pläne mögen gelingen. Von Herzen!

Liebe Grüße aus dem Waldviertel, Maresa
(Dialyse ist lebbar)

1 Like

Hallo Maria,

vielen Dank. Auch dir alles Gute.

Hab Spaß!

fribbe

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Ich habe selbst Krebs - nach heutigem Stand der Wissenschaft

unheilbar. Vor diesem Hintergrund werde ich immer wieder
darauf angesprochen, wie ich damit umgehe. Auch von anderen
Krebskranken. Und ich konnte und musste die Erfahrung machen,
daß die meisten Betroffenen an die Heilung glauben und sich
ungern mit dem „Thema Tod“ und/oder dem Sterben
auseinandersetzen… Die „Heilung“ gibt es ja auch, aber eben
nicht immer. Die Diagnose Krebs allein ist kein Grund zum
Verzweifeln, obwohl natürlich nicht schön. Es hängt immer vom
konkreten Krankheitsbild ab.

Verzweifelte Menschen neigen dazu, sich selbst und auch ihre
Angehörigen zu betrügen. Hoffnung gilt als eine gute Droge.

Ich bezweifle, daß sich die Betroffenen sich und anderen damit
einen Gefallen tun.

Hallo fribbe,

ich finde es toll, wie du damit umgehst und wünsche dir wirklich, dass du noch möglichst viel von dem verwirklichen kannst, was du möchtest.

Ich kenne den umgekehrten Fall von meiner damaligen besten Freundin. Sie hatte keine Chance, auch wenn sie nach der Diagnose noch 15 Monate lebte - der Krebs wurde erst durch die Metastasen entdeckt, und selbst bei früherer Entdeckung hätte sie kaum überlebt.

Aber sie hoffte immer, fast bis zum Ende. Ich hatte wahnsinnig Schwierigkeiten, damit umzugehen. Wenn sie anfing, gemeinsame Urlaubspläne zu machen („natürlich nicht jetzt, erst wenn es mir wieder besser geht“’), hätte ich heulen können! Schließlich waren wir 20 Jahre lang immer sehr offen miteinander umgegangen, hätte ich widersprechen sollen?

Praktische Probleme gab es natürlich auch. Ihr Mann hatte nicht mal Kontovollmacht. Vom Arbeitsamt wurde er ausgesteuert, weil er Arbeitsstellen ablehnte. Aber ihr Hausarzt hätte ihm nie bestätigen dürfen (Schweigepflicht), dass sie alleine weder bis zur Toilette kam noch allein essen konnte. Sie behauptete sogar uns gegenüber, sie könne alles noch selbst.
Wahnsinnig schwierig.

Dir alles Gute!

Mare