Hallo,
es ist nicht das erste mal, daß es die Landesbanken sind,
die am erfolgreichsten Geld versenken. Es sind nun einmal
strukturelle Probleme, die da eine Rolle spielen.
Was meinst du denn da konkret?
es gibt mehrere Gründe, die nicht bei allen Landesbanken gleichermaßen eine Rolle spielen:
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ungünstige Bilanzstrukturen: Die meisten Landesbanken verfügen nicht über ein „gesundes“ Einlagengeschäft mit Privatkunden, d.h. man finanziert sich vor allem über die Kapitalmärkte und damit teurer als Kreditinstitute mit Einlagengeschäft.
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hausgemachte Probleme: Die Landesbanken verfügen mit den Sparkassen über grundsätzlich hervorragende Vertriebsmöglichkeiten für ihre Kapitalmarkt- und Finanzierungsprodukte. Die Kooperation läßt jedoch zu wünschen übrig, so daß der Marktzugang der Landesbanken vielfach eingeschränkt ist bzw. die Sparkassen lieber die klassischen Finanzierungsinstrumente vertreiben, die sie selbst darstellen können.
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Konflikt aus der Rolle der Sparkassen als Gesellschafter und Geschäftspartner: die Sparkassen verfügen als Anteilseigner über eine dominante Rolle in den Aufsichtsräten der Landesbanken. Da der Aufsichtsrat nicht zuletzt die Bestellung und Entlassung von Vorständen beschließt, besteht hier die Gefahr des Mißbrauchs dieser Funktion im täglichen Geschäft bzw. in Konfliktsituationen.
Darüber hinaus spielen auch ganz menschliche Verhaltensweisen eine Rolle. Wenn ich vereinbare, Geschäft mit einem Partner zu teilen und die Wahl habe, das ertragreiche, risikoarme Geschäft zu teilen oder das niedrigmargige, risikoreiche, dürfte die Entscheidung zumindestens tendenziell in Richtung der zweiten Kategorie fallen.
Ein weiterer Aspekt und mit dem erstgenannten eng verknüpft sind die verschiedenen Refinanzierungsstrukturen, die im Gemeinschaftskreditgeschäft zu Problemen führen können. Da sich eine Sparkasse in der Regel günstig über Einlagen finanziert, kann sie auch anders bei den Kundensätzen kalkulieren. Ein Geschäft, das sich für eine Sparkasse rechnet kann für eine Landesbank schon defizitär sein.
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Sparkassen haben ganz grundsätzlich einen anderen Auftrag als Landesbanken, sowohl explizit als auch implizit. Landesbanken sind Geschäftsbanken, die vor allem nach Rendite streben (nicht zuletzt, weil die Gesellschafter (also auch die Sparkassen) eine vernünftige Verzinsung ihres Kapitals wünschen – erst recht, wenn sie immer wieder gebeten wurden, Kapital nachzuschießen). Sparkassen hingegen haben einen gesetzlich-öffentlichen Auftrag (Versorgung mit geld- und kreditwirtschaftlichen Leistungen) und unterliegen darüber hinaus noch einem nicht unwesentlichen lokalpolitischen Druck (der Vorstand wird über den Verwaltungsrat und damit letztlich vom Gewährträger (=Stadt, Landkreiskreis o.ä.) bestimmt). Damit können Entscheidungen durch Argumente bestimmt werden, die von Landesbanken nicht unbedingt geteilt werden.
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und nicht zuletzt: Landesbanken waren und sind teilweise noch Anstalten des öffentlichen Rechts und waren bzw. sind letztlich damit Teil der öffentlichen Verwaltung. Außerdem sitzen sie – bis auf die Helaba – nicht in Frankfurt und gelten generell nicht als erste Adressen im Gewerbe. Das hat zwangsläufig Auswirkungen auf Management und Personal und da sind wird dann wieder bei meinem zweiten Punkt.
Wie gesagt: das sind alles nur tendenzielle Aussagen, die auch nicht sämtlich für alle Landesbanken gelten.
Gruß
Christian