Hallo,
Ich wurde nach einem blöden Skiunfall zweimal operiert. Zunächst am Meniskus (kleiner ambulanter Eingriff) und dann am vorderen Kreuzband.
Ich hatte nach dem Unfall kaum Schmerzen, lediglich das Knie war dick und in der Kniekehle drückte es ein wenig. Außerdem hatte ich dieses Instabilitätsgefühl und hatte Schmerzen, wenn ich einen Schneidersitz versuchte. Das sagte ich den Ärzten (insgesamt war ich bei dreien) auch. Die meinten, aufgrund von möglichen Folgeerkrankungen (z.B. Arthrose) müsse man aber unbedingt operieren (einer war etwas zurückhaltender und meinte, man könne das erst noch beobachten).
Leider habe ich auf die anderen Ärzte gehört und mich (im Alter von 38) operieren lassen.
Der Erfolg: Jetzt habe ich wesentlich öfter Schmerzen als vor der OP, mein Knie knarrt beim Radfahren wie eine alte Tür und an einen schmerzfreien Schneidersitz ist genauso wenig zu denken wie an schmerzfreies Knien oder Hocken. Geht einfach nicht mehr.
Außerdem habe ich seit dem Eingriff häufig muskuläre Probleme im betroffenen Bein. Ob es davon kommt, weiß ich nicht 100%ig, aber der Verdacht liegt nahe.
Ich war nach beiden OPs jeweils drei Wochen krankgeschrieben. Da ich einen Bürojob ausübe, muss ich mein Knie nicht belasten oder irgendwie verbiegen. Bei Leuten mit körperlicher Tätigkeit wird der Arbeitsausfall aber sicherlich WESENTLICH
länger dauern. Ich schätze so 6 Wochen nach einer Meniskus-OP und zwei bis drei Monate nach einer Kreuzband-OP.
Nach der Meniskus-OP (hatte einen Riss der mit sogenannten Zuckerkeilen geschlossen wurde) durfte ich mein Knie ein bis zwei Wochen gar nicht belasten, und in der dritten Woche teilbelasten. Danach war eine Vollbelastung bei Tragen
einer Beinschiene möglich. Nach der Kreuzband-OP konnte ich nach einem Tag bereits teilbelasten und habe auch schon physiotherapeutische Übungen absolviert. Außerdem habe ich eine bewegliche Schiene bekommen, die ich nach ca. vier
Wochen ablegen konnte (trug sie zuletzt als Vorsichtsmaßnahme nur draußen).
Die Güte der physiotherapeutischen Behandlung ist meiner Meinung nach ausschlaggebend für den Heilungsprozess, wenn die Operation ansonsten erfolgreich war. Ich war von einigen Therapeuten sehr enttäuscht.
Vielleicht war deshalb der Heilungserfolg auch nicht wie gewünscht. Daher habe ich nach ca. 30 Behandlungen (je 30 mal manuelle Therapie = Massage und 30 mal Bewegungs-bzw. Krafttherapie) die Therapie abgebrochen und bin auch nicht
mehr zum Arzt gegangen. Das hat mir alles viel zu lange gedauert (1. OP am 19.4., 2. OP am 18.6., letzte therapeutische Behandlung im Oktober!!!) und nicht den gewünschten Fortschritt gebracht. Meines Erachtens wollen die alle einfach nur Geld verdienen (war damals privat versichert)!
Hilfreich wäre vermutlich ein gut ausgestattetes Fitness-Studio mit fähigen Trainern, das man jederzeit besuchen kann. Viele Übungen aus der Krafttherapie kann man auch im Fitness-Studio oder sogar zu Hause durchführen. Bezahlt natürlich die Krankenversicherung nicht. Die bezahlen lieber die schweineteuren Therapiestunden! 10 Kraft-Behandlungen waren damals so teuer wie ein Jahresbeitrag meines günstigen Fitness-Studios!
Der Arzt sah zum Schluss mein Knie nur noch oberflächlich an, um mir zu sagen: „Sieht doch ganz gut aus. Wir machen einen neuen Termin in zwei Wochen.“ Zweimal bekam ich Kortisonspritzen, weil ich Schmerzen im Knie verspürte.
Dazu hatte ich dann aber irgendwann keine Lust mehr. Ich wollte meine Zeit sinnvoller verbringen, als im Wartezimmer zu sitzen und mir einen überflüssigen Spruch anzuhören.
Autofahren habe ich übrigens ca. 5 bis 7 Wochen nach der Kreuzband-OP wieder versucht, Radfahren nach ca. drei Monaten, TT habe ich ein Jahr lang nicht gespielt.
Rechne damit, dass du bei bewegungsintensiven Sportarten wie Fußball oder Handball ca. 6 Monate nicht aktiv sein kannst (es sei denn du bist ein junger, gut betreuter Breitensportler).
Mein persönliches Fazit:
Ich würde mich ohne Schmerzen NIE wieder am Kreuzband operieren lassen! Hat mir nichts außer Problemen gebracht. Mag sein, dass ich ein Stückweit selbst daran Schuld bin, aber ich bin vorher über die Gesamtdauer des Heilungsprozesses nicht richtig
aufgeklärt worden.
Letztendlich musst du selbst entscheiden. Je jünger und sportlich aktiver du bist, umso sinnvoller ist eine OP und umso schneller ist sicherlich der Heilungsprozess sowie der anschließende Muskelaufbau.
Sei dir aber im klaren darüber, dass du sehr viel Geduld und Ausdauer beim Muskelaufbau mitbringen musst.
Übrigens sagte mir ein Physiotherapeut, dass ich sowieso Arthrose im Knie bekommen werde (klang bei ihm so, als wenn das ohnehin jeder bekäme), durch die OP aber eben ein paar Jahre später, als wenn ich mich nicht operieren lassen würde.
Auch wenn du dich nicht operieren lässt, solltest du auf jeden Fall die Bein- und Kniemuskulatur stärken, damit das Kniegelenk besser stabilisiert wird. Ohne Training wird der Verschleiß im Kniegelenk sehr viel stärker sein.
Ich empfehle dir das Studium des folgenden Blogs:
http://www.kreuzbandrehabilitation.blogspot.com/
Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig helfen.
Gruß
Kiwi