Kreuzungen?

Liebe/-r Experte/-in,

immer wieder hört man von Kreuzungen zwischen z.B. Löwe und Tiger; Pferd und Esel …
Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, daß man verschiedene Tiere miteinander kreuzen kann.
Sind die Jungen grundsätzlich unfruchtbar?

Vielen Dank im Voraus
Franz

Moin Franz,

Fortpflanzungsbiologie ist nicht ganz einfach und erst Recht nicht mein Fachgebiet, aber ich versuche mal, Deine Frage zu beantworten.

Ansich heißt es immer, daß man von zwei Arten spricht, so bald es eine Fortpflanzungsschranke gibt, sprich, diese beiden Arten können keine gemeinsamen Nachkommen haben. Mittlerweile weiß man, daß dem nicht so ist. Auch die allgemeine Annahme, daß diese Hybriden unfruchtbar sind, ist widerlegt. So gibt es in Zoos Liger-Nachkommen, die „ausversehen“ gezeugt wurden.

Über Vorraussetzungen kann ich Dir gar nichts sagen, ich gehe aber davon aus, daß nicht viel darüber bekannt ist. Diese Forschung ist ethisch sehr stark umstritten und daher nicht wirklich einfach. Es gibt aber immer wieder recht überraschende Berichte von Tieren, die in freier Wildbahn lebend, keine eigenen Artgenossen zur Fortpflanzung fanden und sich dann mit verwandten Arten paarten und auch Nachwuchs bekamen.

Vielleicht bekommst Du von eine Fortpflanzungsexperten noch ein paar mehr Infos. Ansonsten hoffe ich, daß Du mit der Antwort etwas anfangen konntest.

Viele Grüße,
Katrin

Hallo!

Bei der geschlechtlichen Fortpflanzung treffen zwei „halbe“ (=haploide) Genome aufeinander und ergänzen sich wieder zu einem vollständigen. Die „Architektur“ dieses Genoms ist das Ergebnis einer langen Optimierung im Rahmen der Evolution. Unterschiedliche Arten haben dabei jeweils unterschiedliche genetische Baupläne entwickelt, die jeweils für sich stimmig und an die herrschende Umwelt angepasst sind. Die genetischen Unterschiede innerhalb einer Art sind vergleichsweise gering und spielen sich alle innerhalb dieser artspezfischen Architektur ab. Weichen sie von dieser (durch eine Mutation) erheblich ab, wirkt sich das für das betreffende Individuum meistens nachteilig aus, es wird ausselektiert und gelangt nicht zur Fortpflanzung, sodass die nachteiligen Gene „ausgemerzt“ sind. Pflanzen sich also zwei Artgenossen miteinander fort, so treffen gewissermaßen zwei Haushälften aufeinander, die im Wesentlichen gleich aufgebaut sind und miteinander auch wieder eine sinnvolle und funktionierende Gesamtarchitektur bilden. Treffen aber zwei haploide Genome von unterschiedlichen Arten aufeinander, ist das nicht der Fall - die Rohrleitungen, Kabel, die Etagen usw. passen nicht zusammen und das Ergebnis, wenn man die Hälften zusammenfügen will, ist, dass alles zusammenbricht. Konkret: Die artspezifischen Muster der Zelldifferenzierung, Gewebeausbildung, Organentstehung usw. kommunizieren nicht miteinander und was herauskommt, ist nicht lebensfähig, weshalb zumeist noch nicht mal ein Embryo entsteht. Sind zwei Arten aber genetisch nah aneinander (weil der Zeitpunkt ihrer evolutiven Aufspaltung noch nicht sehr weit zurückliegt), hat sich auch die Architektur noch nicht gravierend geändert, sodass noch etwas funktionierendes herauskommt. Mit der Fortpflanzung indessen geht es danach meistens schief, weil die beiden Eltern eine unterschiedliche Chromosomenanzahl in die Ehe gebracht haben, und will der Bastard dann Geschlechtszellen (also Ei- bzw. Samenzellen) bilden, geht der hierfür notwendige Schritt der genetischen Halbierung, die Meiose, schief und das Tier ist unfruchtbar. In Einzelfällen ist aber selbst das noch möglich: Mulis (also die Kinder von Pferdestute und Eselhengst) können u.U. fruchtbar sein. Eine generelle Aussage, was nötig ist, um eine Kreuzung gelingen zu lassen, lässt sich also nicht treffen - letztlich ist es eine Frage von Versuch und Irrtum, und je größer der genetische / evolutive Abstand, desto geringer die Erfolgsaussichten.

Hi Franz,

Bei Kreuzungen paart man verschiedene Arten, der Erfolg hängt davon ab wie nahe sie verwandt sind und wie ihr Chromosomensatz aussieht. Je weniger verwandt die Tiere sind, desto kleiner ist die Chance dass die Kreuzung überhaupt klappt.

In der Biologie gibt es ja eine Hierarchie:
Reich -> Stamm -> Klasse -> Ordnung -> Familie -> Gattung -> Art.
Innerhalb einer Art können verschiedene Rassen vorkommen. Die Tiere haben ja alle einen wissenschaftlichen Namen, der aus ihrer Gattung und Art besteht.

Falls zwei Tiere den gleichen Gattungsnamen haben, aber zu unterschiedlichen Arten gehören, ist es durchaus möglich dass man sie kreuzen kann. Das wäre zum Beispiel bei Löwe und Tiger der Fall oder auch mit Jaguaren und Leoparden. Teilweise gab es aber auch Erfolge bei z.B. Schaf und Ziege. Schaf und Ziege gehören nicht der gleichen Gattung an und die Chance eine „Schiege“ zu bekommen sind sehr klein.
Grundsätzlich müssen die Tiere nicht unbedingt unfruchtbar sein. Bei Kreuzungen aus Tigerin und Löwe sind die weiblichen „Liger“ fruchtbar, die männlichen aber steril.

Ob eine Kreuzung Erfolg hat ist schwer vorauszusagen. Falls die Tiere nicht nah genug verwandt sind kann es sein, dass keine Befruchtung stattfindet oder die befruchtete Eizelle sich nicht richtig entwickelt und es dann zum Abort kommt.

Ob die Nachkommen fruchtbar sind oder nicht hängt unter anderem davon ab wie der Chromosomensatz aussieht. Maultiere sind meistens unfruchtbar, weil die eine ungerade Zahl Chromosomen haben (64 beim Pferd, 62 beim Esel). Mit einer ungeraden Zahl Chromosomen funktioniert die Geschlechtszellenbildung nicht (zumindest in den allermeisten Fällen). Falls nur eines der beiden Geschlechter unfruchtbar ist, ist es normalerweise das mit zwei verschiedenen Geschlechtschromosomen (bei Säugern also die männlichen Nachkommen).

Ich hoffe das beantwortet deine Frage…
Viele Grüße,
Franzi

Hallo Franz,

In der Regel sind dies immer Arten, die genetisch sehr eng miteinander verwandt sind und stammesgeschichtlich einen gemeinsamen Vorfahren besitzen. Ich kann leider nicht sagen wie viel % genetische Ähnlichkeit zwingend vorhanden sein muss und was es genau mit Weitervermehrung dieser Mischlinge auf sich hat. Aber grundsätzlich gilt, dass bei der Vermehrung von höheren Lebewesen immer eine Neuvermischung des genetischen Erbmaterials dadurch erreicht wird, dass bei den Geschlechtszellen der Chromosomensatz halbiert und erst durch die Verschmelzung von mütterlicher Ei und väterlicher Spermazelle wieder komplettiert wird. Vermutlich sind bei den unfruchtbaren Mischlingen die genetisch Unterschiede klein genug, als dass die Mischlinge selbst lebensfähig sind, jedoch zu groß um bei der Erzeugung von eigenen Geschlechtszellen den Chromosomensatz korrekt zu teilen um die Voraussetzung einer erneuten Vermehrung zu ermöglichen.

Gruß

Arno

Ich kann zu dieser Thematik nicht kompetent antworten, da ich als Biologin weniger mit Tieren als mit Biochemie zu tun hatte.

Liebe Grüße