Sollte ein ehemaliges Kriegerdenkmal als Opferdenkmal bzw. Gedenkstätte genutzt werden (dürfen) ? Was spricht dafür, was dagegen?
Was heißt „ehemalig“?
Wewrden da am Volkstrauertag immer noch Kränze niedergelegt? Oder steht das bloß so in der Gegend rum?
Für die Toten welchen Krieges wurde das errichtet? Von den Gefallenen des deutsch-französischen Kriegs 1870/71 spricht ja keiner mehr.
Ich halte von den ganzen Gedenkfeiern nichts. Sie verändern nichts, und anschließend gehen die Menschen weg, als sei nichts gewesen. Deswegen könnte man meinetwegen die ganzen Kriegerdenkmäler ersatzlos streichen, wenn da nicht noch ein paar Hinterbliebene wäre, denen es guttut, den Namen auf einem Denkmal zu lesen.
Gruß - Rolf
Vieles und kaum was …
… je nach Ideologie.
Der Nationalist ehrt die Toten, die für die Ehre irgendeines (aber besonders seines eigenen) Vaterlands ihr Leben als Helden geopfert haben.
Der Pazifist gedenkt der Toten, die für die Wahnsinnsidee der Vaterlandsehre krepieren mussten.
… je nach Ideologie.
Der Nationalist ehrt die Toten, die für die Ehre irgendeines
(aber besonders seines eigenen) Vaterlands ihr Leben als
Helden geopfert haben.
Ich glaube, du verwechselst Nationalist und Militarist.
Der Pazifist gedenkt der Toten, die für die Wahnsinnsidee der
Vaterlandsehre krepieren mussten.
Insbesondere, wenn es die Wahnsinnsidee der Gegenseite war. Es soll Soldaten gegeben haben, die ganz einfach deswegen gefallen sind, weil jemand ihr Land angegriffen hat. Etwa die deutschen Soldaten 1870/71.
smalbop
Moralisch gesehen gehören Denkmäler den Toten, zu deren Ehren sie errichtet wurden. Sie sind sozusagen aufgeladen mit Trauer- und Dankbarkeitsenergie. Von daher ist die Umwidmung eine Schweinerei, die man auch Schändung nennt.
Für weniger verwerflich würde ich die Zerstörung/Veränderung von Denkmälern halten, die von der betreffenden Person für sich selber veranlaßt wurden. Oder den vorübergehenden und nicht invasiven Trash Hype mit dem Michael-Jackson-Denkmal in München.
Hallo,
von so einer Trauerenergie habe ich noch nie gehört.
Ich bin der Meinung, dass den Toten sowas völlig egal ist, soweit man hier überhaupt noch mit Vokabeln agieren kann, die ja irgend eine Aktion oder Interesse implizieren.
Gräber, Denkmäler und Ähnliches sind für die Lebenden da, nicht für die Toten. Die haben solche Dinge hinter sich.
Wenn die Lebenden ein solches Bauwerk dann anders mit Sinn füllen wollen, ist das nur ein Problem, wie sie mit evtl. widerstreitenden Interessen umgehen. Aber wenn Einigkeit herrscht … dann machst du eben aus einem Grabmal eine Touristenattraktion, wie vielfach zu sehen.
Gruß
Werner
Natürlich kann man sich auch auf einen materialistischen Standpunkt stellen.
Denkmäler sind aber für Leute gedacht, die nicht nur materialistisch denken und empfinden.
Kempowskis Schlusssatz dazu
„Nicht dass sie tot sind, all die Kameraden, ist der Schmerz, sondern, dass man sie vergessen wird. Trotz aller Monumente.“
(Walter Kempowski: „Aus großer Zeit“)
na ja, was soll denn damit genau gemacht werden?
Wo liegen die Bedenken?
Nur um einordnen zu können, in wie weit die Thematik der (Um)widmung eines Denkmals etwas mit „Geschichte“ zu tun hat.
LG
Mike
Hallo Ohnegruß,
wo ist denn meine Haltung materialistisch?
Ich habe nur die Vorstellung zurückgewiesen Denkmäler hätten eine Legitimation oder besondere Natur durch irgendeine Bedeutung die sie für Tote hätten.
Das sie ggf. eine ideelle Bedeutung und vielleicht sogar Heiligkeit haben, bleibt davon unberührt, nur gewinnen Sie diese allein aus dem, was die Lebenden ihnen zumessen.
In dem einen wie anderen Fall geht es hier doch immer um eine Qualität die von den Ansichten von Menschen (einmal lebenden, andernfalls toten) abhängig ist und damit von etwas völlig immateriellem.
Das unterstellte Interessen der Toten dabei irgendwie Ewigkeitscharakter haben (im Gegensatz zu den Wandelbaren Bedürfnissen der Lebenden), liegt eim Grunde nur daran, dass diese ja in Wahrheit gar keine Interessen mehr haben - soweit wir wissen. Und wenn doch, dann hoffe ich inständig, dass die Seeligkeit meiner hochverehrten Vorfahren in keiner Weise vom Wohl und Wehe von ein paar mehr oder minder geschmackvollen Steinsäulen abhängig ist.
Gruß
Werner