Hallo,
durch das Spiel „Empire: Total War“ motiviert, forsche ich
gerade ein wenig nach, wie die Kriegsführung des 18.
Jahrhunderts auf taktischer und operativer Ebene aussah. Im
Großen und Ganzen lief ein Gefecht ja so ab, dass sich zwei
Linien Infanterie gegenüberstanden und aufeinander schossen,
das Ganze unterstützt durch Artillerie und an den Flanken
tummelte sich vielleicht noch Kavallerie und/oder leichte
Infanterie. (Liege ich da falsch?)
Hallo Chauvanee,
da Christoph ja schon viel erklärte, möchte ich kurz auf das Spiel eingehen.
Du hast dort ja einen Technologiebaum, wo so alles mögliche von Wirtschaft,Taktik, und Militärtechnik erforscht werden kann.
Da das 18.Jhdt. so ziemlich genau 100 Jahre umfasst, ist es klar, das die Technik und daraus resultierend die Taktik, sich im Laufe der Jahre änderte.
So um 1700ff. bestanden die Armeen noch hauptsächlich aus Kavallerie, wie du vielleicht bemerkt hast wenn du dir einige Schlachten aus den Links die Christoph eingestellt hat, angesehen hast.
Die Artillerie spielte kaum eine grosse Rolle, wie du an den Stückzahlen sehen kannst. Und- die Heere waren kleiner.
Ein 20.000 Mann starkes Heer umfasste damals etwa 12.000 Reiter und nur 80Geschütze.
Die Rolle der Infantrie, zur „Königin des Schlachtfelds“, entwickelte sich erst, als die Musketen effektiver wurden, sprich in Reichweite und Ladezeit. Bis dahin dominierte Jahrunderte lang die Kavallerie.
Die Rolle der Artillerie erkannte erst gegen Ende des Jhdt. Napoleon,
der sie massiert an der geplanten Durchbruchstelle einsetzte.
Auch im Spiel ist das eigentlich so.
Anfangs kann die Art. wenn sie einmal aufgestellt ist, nicht mehr bewegt werden. Das entspricht zwar nicht genau der Realität, symbolisiert aber, wie schwer es war, aufgestellte Art. im Gefecht zu bewegen.
Erst sehr viel später, konnte Art. auch taktisch übers Schlachtfeld ziehen, und die berittene sogar zu Brennpunkten eilen.
Richtig schlecht erging es der Infantrie als die Kartätschenladungen bevorzugt auf sehr kurze Entfernung in die angreiffenden Massen geschossen wurden.
Bei gleich starken Armeen scheint (zumindest im Spiel) bei
flachem Terrain ohne Hindernisse meist derjenige zu verlieren,
der vorrückt (weil er dann das Artilleriefeuer des Feindes
„genießen“ kann, während seine eigene Artillerie noch auf dem
Marsch ist, um nah genug an den Feind heranzukommen),
anschließend von den Musketen der bereits in Stellung
gegangenen feindlichen Infanterie empfangen wird, bevor er
überhaupt nur einen Schuss abgegeben hat. Wie lief nun so ein
Vorwärtsmanöver in der Realität ab und welche Taktiken wand
man gegen eine ungefähr gleich starke Armee an, um trotz der
Offensivrolle die Oberhand gewinnen zu können?
Die Linieninfantrie marschierte in Kolonnen an. Das heisst in Marschformation.
Vielleicht 10-12 Mann nebeneinander.
Aus dieser wechselte man in die Linie, an einer Stelle, die der Regimentskomandeur für geeignet hielt und die auf jeden Fall noch ausser Reichweite der gegn.Musketen war.
Dann wurden sog.Plänkler vorgeschickt, meist die besten Schützen im Regiment, die auch schon mal auf 100 Schritte etwas treffen konnten.
(300m-die Christoph erwähnte-sind schon sehr hoch gegriffen.)
Die Plänkler schossen nun unregelmäßig in die gegn.Linie, während die eigene vorrückte und die gegn. in Unornung geriet. Im Idealfall.
Die englische Linieninfantrie genoss den Ruf bis auf 50 Schritte an die feindl.Linie heranzurücken und dann eine verheerende Salve abschoss,kaltschnäuzig nachlud und nochmal feuerte.
Ich empfehle dir dazu mal den Film „Der Patriot“.
Besonders die letzte Schlacht, wenn die Engländer gegen die amer.Miliz vorrücken.
Da erkennst du auch, wie die Art. wirkt.
Kavalerieattacken werden in Filmen fast immer fälschlich dargestellt.
Jedenfalls kenne ich keinen.
Ja die Flankenangriffe. Der „alte Fritz“ sagte einmal: Sorgen Sie sich nicht so sehr um die Flanken, der Gegner hat auch welche.
grüsse borthi