Das ist Deine Meinung. Eine sachliche Argumentation vermag ich
nicht zu erkennen.
Dann will ich dir mal helfen. Die Fragen die sich stellen, und die
du mir bestimmt gerne sachlich beantwortest:
- Wer ruft einen Krieg gegen wen aus, der Staat oder die Soldaten?
- Im Falle einer Niederlage: Wer ist nun reparationspflichtig, Staat oder Soldaten?
- Muß eine Reparation nach oben hin begrenzt werden?
- Ab wann hat ein Opfer keinen Anspruch mehr auf Entschädigung?
Bitte allgemein, so daß es auch auf andere Fälle übertragbar ist
und nicht explizit an Polen behandeln.
Ihre einzige Beteiligung ist die Zugehörigkeit
zum Staat. Denn solange sich der Staat nicht völlig auflöst,
ist er (der Staat) derjenige der zahlungspflichtig ist.Und, ist das nicht geschehen? Wo ist Dein Staat, der einen
Krieg ausrief? De facto zerschlagen. Die Bundesrepublik war
immer nur ein Teil, wenn jetzt auch wieder gewachsen. Alles
was uns mit diesem Staat verbindet, ist ein Teil des
Territoriums und die Tatsache, daß unsere Vorfahren dort
lebten. Gleiches trifft übrigens auch auf Polen zu.
Das deutsche Reich ist Geschichte - nicht mehr und nicht
weniger.
Die Opfer leben immer noch. Meine Frage nochmal, zur Versachlichung:
Wenn es immer noch Opfer gibt, die in keinster Weise eine Entschädigung
erhielten, haben sie dann deiner Meinung nach:
- nach n-Jahren (Verjährung) gar keinen Anspruch mehr?
- Wenn ja, wie genau willst du eine Verjährungsfrist ermitteln?
- haben sie Anspruch auf Entschädigung gegenüber den einzelnen
Tätern, oder gegenüber dem Staat?
Im übrigen wäre das eine nette Idee, kostengünstig Kriege zu
führen:
Staat A ruft gegen Staat B den Krieg aus:
- Staat A gewinnt, alles in Butter.
- Staat A wird durch die Allianz von Staaten X+Y+Z zurückgedrängt.
Staat A zieht sich zurück, löst per Beschluß schnell seinen Staat
auf und gründet umgehend einen neuen Staat, nennen wir ihn Staat A’.
Der durch Staat A völlig zerstörte Staat B steht deiner Meinung nach
jetzt ziemlich doof dar, sehe ich das richtig?
Klar, wer wegsieht, ist auch schuldig. Aber auch dieser
Zustand ist praktisch durch die Geschichte überholt.
Es geht nicht um Wegschauen und was man daraus für
die Zukunft lernt. Geh doch mal auf den Kern des Problems
ein. Die Reparationsproblematik.
Aber ein pauschales „Ich zahl nix an dem ich nicht beteiligt war“
löst nicht die Problematik, daß Ansprüche gegenüber einem
Staat erhoben werden.Doch, genau das tut es!
Ich befürchte, das löst nicht das Problem. Denn es könnte als
Bumerang zurückkommen. Berechtigterweise wie ich finde.
Gut, dann kannst Du ja nach Polen fahren und Dein Geld unter
die Leute verteilen.
Es geht doch nicht explizit um Polen. Es ist eine generelle Frage.
Bezahl ich Schulden die ich verursache nur, wenn ich sie mir
leisten kann? Dann wäre es ja ganz sinnvoll, möglichst maximale
Schulden zu verursachen, und sich anschließend mit dem Hinweis
auf mangelnde Liquidität aus der Affäre zu ziehen.
Ich bevorzuge in der Tat die Einzelfallprüfung. Weil das die
einzige gerechte Variante ist, auch wenn sie aufgrund eines
erheblichen Verwaltungsaktes teurer sein sollte. Aber das
ist der Staat den Opfern schuldig.Aber nicht dieser.
Dann müßten wir also doch die einzelnen Täter zur Rechenschaft
ziehen? Also doch die Soldaten Schmitz, Müller, Maier? Denn
die sind immer noch real schuldig. Und sollte man dann im
Notfall und gemessen an den exorbitant hohen Schulden die
diese Soldaten verursacht haben, nicht auch noch die direkten
Verwandten, wenigstens ersten und zweiten Grades mit in
die Zahlungspflicht nehmen? Schulden können schließlich
auch in unserem heutigen System vererbt werden bzw. der
Staat holt sich Leistungen bei Ehepartner oder Kindern wieder
zurück.
Das ist nämlich der Punkt: Abgesehen davon, daß Polen gar kein
Siegerland ist, gibt es da praktisch keine Kriegsschäden mehr.
Hat es in Polen Opfer gegeben oder nicht? Wenn nein, gut - dann
müssen wir natürlich auch nichts zahlen.
Und die deutsche Wirtschaft holt die Polen gerade aus dem
Mittelalter.
Klar, zahlen wir doch den Polen eine Heidenkohle, die uns dann
fehlt und lassen sie in ihrem Land sitzen. Dann geht es ihnen
bestimmt besser.
Erstens geht es mir im Grunde immer noch nicht um Polen explizit,
sondern um die Frage der Reparation im Allgemeinen. Und zweitens
immer noch der Punkt: gibt es Opfer die noch nichts erhalten haben
und kann man denen jeglichen Anspruch verwehren? Und wenn ja,
auf welcher rechtlichen Grundlage?
Es muß mal ein Schlußstrich und gemeinsam an einem Strang
gezogen werden und nicht aufeinander rumgehackt werden. Ich
weiß nicht, woher Du - wie viele in Deutschland - so ein
verblendetes Schuldbewußtsein herhast, aber genau das ist die
Sache, worüber sich das Ausland lustig macht. Toll!
Ich habe kein Schuldbewußtsein. Wofür auch. Ich bin völlig unschuldig
an der Vergangenheit. Ich denke aber, daß der Staat als Rechtsnachfolger
eine Verantwortung (Achtung: Verantwortung und Schuld sind nicht gleich!)
Und bzgl. des Auslandes das sich lustig macht. Wenn sich ein Türke hinstellt
und sich über unsere Vorstellungen lustig macht, kann ich ein leichtes
Schmunzeln nicht unterdrücken. Fehmemorde, Kurdenverfolgung etc. pp.
Und in anderen Staaten gibt es andere Leichen im Keller. Jeder kehr erstmal
vor seiner Tür …
Ich muß ggfs. einem Kriegsopfer, daß im Arbeitslager 10 Jahre geschuftet hat
ins Auge schauen und sagen:" Tut mir leid, sie bekommen von uns keinen
Cent. Nicht mal eine kleine, symbolische Rente bis ans Ende ihrer Tage!"
Ich zahl lieber eine kleine symbolische Rente, auch unter dem Gegacker einiger
ewig gestrigen als die Opfer nochmal zu bestrafen. Womit ich mich mit
den Tätern von damals zwar nicht auf die gleiche Stufe stelle, aber auch nicht
weit davon entfernt bin.
grüße, rené
