kriegszerstörtes Köln und Dom

Hallo,

jeder hat vermutlich schon mal Fotos vom kriegszerstörten Köln gesehen. Die ganze Innenstadt total ausgebombt - nur der Dom steht wie 'ne Eins fast unzerstört zwischen all den Ruinen.

Ich weiß, er hat einen kleinen Treffer an einer Seite erhalten, der Schaden wurde abgestützt und später repariert. Aber die Türme stehen, sogar das Dach ist noch heile, während alle Häuser darum herum nur noch Skelette sind.

Das kann doch kein Zufall sein. Und das, obwohl die Deutschen, als sie noch Lufthoheit in England hatten, stolz darauf waren, Coventry mitsamt Kathedrale platt gemacht, „coventriert“ zu haben.

Da es damals noch keine „intelligenten“ Bomben gab, die Piloten aufgrund ihrer Höhe, Geschwindigkeit, Windrichtung- und Stärke sowie der Fall-Parabel abschätzen mussten, wo ihre Bomben hinfallen, muss es nicht nur guten Willen, sondern auch viel Geschick gekostet haben, den Dom so stehen zu lassen.

Ich habe verschiedentlich gelesen, dass die Amerikaner beim Bombardieren rücksichtsvoller als die Engländer waren. Bei der Dresdner Frauenkirche haben die Engländer ja bewiesen, dass sie auch „coventrieren“ können. Aber Köln ist von beiden bombardiert worden, und die Engländer waren sogar die ersten. Trotzdem blieb der Dom erhalten.

Ist eigentlich bekannt, welche Luftwaffenteile Köln bombardiert haben, ob es einen Befehl gab, den Dom zu verschonen, und kennt man die Namen der Piloten, die so geschickt und erfolgreich darum herum gebombt haben?

Grüße
Carsten

Und das, obwohl die Deutschen, als sie noch Lufthoheit in England :hatten

Die Luft_hoheit_ hätte das deutsche Reich nur haben können, wenn England Teil des deutschen Reiches gewesen wäre - das hat aber nichts mit der deutschen Luftwaffe zu tun.
Die Luft überlegenheit hätte die Luftwaffe erreichen können, wenn es nicht eklatante Fehler in der Wahl der Angriffsziele gegeben hätte und man nicht aufgehört hätte die Fliegerhorste der englischen Jagdflieger anzugreifen. Die Luft herrschaft wäre ohne eine erfolgreiche deutsche Landung wohl nie zu erreichen gewesen.

Bitte nicht rechtliche Begriffe mit militärischen zusammenwerfen. :wink:

Ist eigentlich bekannt, welche Luftwaffenteile Köln
bombardiert haben, ob es einen Befehl gab, den Dom zu
verschonen, und kennt man die Namen der Piloten, die so
geschickt und erfolgreich darum herum gebombt haben?

Es war zur damaligen Zeit technisch nicht möglich den Dom gezielt nicht zu treffen, aber um ihn herum alles einzuäschern. Das war purer Zufall.
Ein Vertreter der katholischen Kirche würde von göttlichem Wille reden. :wink:
Abgesehen davon passt ein Verschonen des Doms auch nicht in das Bombenterrorkonzept der Briten. Verwunderlicher ist eher, dass es nicht noch Angriffe auf den dann ja exponiert stehenden Dom gab.

Gruß Andreas

Bei den Briten hiess das „hamburgisieren“
http://de.wikipedia.org/wiki/Hamburgisierung

Es war zur damaligen Zeit technisch nicht möglich den Dom gezielt nicht
zu treffen, aber um ihn herum alles einzuäschern. Das war purer Zufall.

einen so extremen „Zufall“ kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen.

Hallo Carsten,

Du schreibst in Deiner ViKa, Du seist offen für Neues.

einen so extremen „Zufall“ kann ich beim besten Willen nicht
nachvollziehen.

Nichts für ungut, aber das solltest Du vielleicht doch. Der einzige präzise Bomber jener Zeit war die Stuka. Und die war über England nicht einsetzbar (daher die Zerstörung von Coventry, die entgegen Hitlers Propagandagerede eben nicht Ziel war; die Bombardierung galt der Luftfahrtindustrie, die über die ganze Stadt verteilt war).

Gruß,
Andreas

Servus Andreas,

es mag selektive Wahrnehmung gewesen sein, aber von Zeitzeugen habe ich angesichts der relativ vielen ähnlichen Bilder wie Mainz, Ulm, Freiburg i.Br. - vernommen, in der betroffenen Bevölkerung sei diese Struktur der Zerstörungen schon als beabsichtigt erlebt worden - „die haben die Kirchen stehen lassen, damit man sieht, dass sie machen können, was sie wollen“.

Wobei das erst im Endspiel zerstörte Ulm wg. Zielgenauigkeit sicher ein Spezialfall ist.

Schöne Grüße

MM

Moin, moin
Gerade im Krieg gibt es Unmengen von Zufällen, die sich später keiner erklären konnte. Und der Bombenkrieg im II. Weltkrieg war kein präziser Angriff, sondern ein Flächenbombardement von oftmals mehreren hundert Bombern, die mit äußerst ungenauen Zielsuchsystemen ausgerüstet waren. Und ihre Navigationsmöglichkeiten waren kaum besser als die von Charles Lindbergh, als der über den Atlantik flog. Die Amerikaner hatten eine etwas bessere Trefferquote, weil sie am Tage angriffen und so wenigstens das Ziel sehen konnten. Die Briten fanden bei ihren Nachtangriffen, die sie aus Angst vor der deutschen Luftabwehr durchführten, oft nicht mal die Stadt, die sie angreifen wollten, sondern trafen dann nur Getreidefelder oder eine überraschte Kuhherde.

mfg

Servus Andreas

Nichts für ungut, aber das solltest Du vielleicht doch. Der
einzige präzise Bomber jener Zeit war die Stuka. Und die war
über England nicht einsetzbar (daher die Zerstörung von
Coventry, die entgegen Hitlers Propagandagerede eben nicht
Ziel war; die Bombardierung galt der Luftfahrtindustrie, die
über die ganze Stadt verteilt war).

Ich stimme dir eigentlich im Großen und Ganzen zu. Allerdings möchte ich einwenden, dass die ‚Stuka‘ (ich nehme an du meinst die Ju 87) nicht der einzige Sturzkampfbomber (wie der Name schon sagt) dieser Zeit war. So gut wie jede größere Luftwaffe hatte einen und die wurden oft gegen Schiffe, Brücken und Bodentruppen eingesetzt: Aichi D3A, Petlyakov Pe-2, SB2C Helldiver, B-24 Skua

Zudem wurde die Stuka durchaus über dem englischen Festland eingesetzt aber eher mit mäßigem Erfolg und furchtbaren Verlusten.

Wie wichtig die Sturzflugeigenschaft für die Zielgenauigkeit beim Bombenangriff zeigt ja, dass bei vielen deutschen Bomberentwürfen absurderweise immer die Sturzflugfähigkeit verlangt wurde. Dadurch wurden viele Muster verzögert oder gar nicht erst gebaut weil sich die Konstruktion einfach nicht praktikabel war. Den allierten war die Zielgenauigkeit eher wurscht und sie setzten lieber auf Masse.

Gruß,
Andreas

Mfg
Christoph

  1. die großen angriffe waren Nachtangriffe, Nachdem die Stadt verdunkelt war, konnten die gar nicht am Dom bewusst vorbeibomben. Offizielle Angriffsziele waren unter anderem die Nahegelegene Rheinbrücke und der Hauptbahnhof.

  2. tatsächlich wurde der Dom stark beschädigt, das Dach blieb nur deswegen drauf, weil der Dachstuhl aus Stahl besteht.

  3. die Großen Dome sind, ausser durch Sprengbombenvolltreffer, schwer anzukratzen, da sie im wesentlichen aus Stein bestehen und meist recht frei stehen. Somit sind die durch Brandbomben ausgelösten Brände für derartige Bauwerke nicht ganz so gefährlich. Meist durchschlugen die Brandbomben den Dachstuhl und brannten innerhalb der Kirche dann recht harmlos aus.

„die haben die Kirchen stehen lassen, damit man sieht, dass sie machen :können, was sie wollen“.

Ja, die Stimme des Volkes. :wink: Es gibt für Historiker nichts schlimmeres als Zeitzeugen.
Kirchen stehen normalerweise in einiger Entfernung zu den sie umgebenden Gebäuden, zudem haben sie massive Steinmauern und je nach Größe der Kirche ist das Dach regelmäßig weit höher, als die Dächer der sie umgebenden Gebäude. All das sind Gründe dafür, dass Kirchen auch bei Flächenbombardements im Feuersturm kaum einen Kratzer abbekommen haben - es sei denn sie wurden direkt getroffen.

Gruß Andreas

Ich habe gelesen, dass die Bomber den Dom nicht als Ziel sondern als Orientierung nahmen. Klingt für mich plausibel!

Guten Tag.

Hätte man einen reinen Sprengbombenangriff geflogen, wäre wohl auch der Dom nicht relativ unbeschädigt geblieben. Die Bombertaktik bedeutete: Zunächst Zielmarkierung, dann die dicken Luftminen („Wohnblockknacker“), um die Dächer abzudecken, und danach Brandbomben bis zum Abwinken.

Um ein Bauwerk wie den Dom umzuschmeißen, hätte man entweder eins der dicken Dinger direkt hineinschmeißen müssen, und so genau konnte man mit einem solchen Oschi - der durchaus auch taumelte/trudelte - nicht zielen, oder aber das Gesamtverhältnis Spreng-/Brandsätze hätte wesentlich geändert werden müssen, um eine gewisse Sicherheit zu bekommen, dicke Kirchen damit umzulegen.

Außerdem hatten die großen Sprengbomben meist Aufschlagzünder und waren relativ dünn ummantelt, so dass sie kaum durch dicke Steinlagen dringen konnten, ohne auszulösen. Ausnahme waren Luftminen mit Zeitzünder am Fallschirm, die man aber erst recht nicht exakt plazieren konnte.

Dome und derlei waren im Übrigen in Deutschland auch keine lohnenden Ziele, weil sich die Bevölkerung in den Luftschutzräumen aufhielt - und dort war sie per Brandbombeneinsatz bedeutend härter zu treffen.

Auf den Fotos von Kassel, das ähnlich in Klump gehauen wurde wie Köln, sieht man interessanterweise auch noch diverse Kirchen - die natürlich längst nicht das Kaliber des Kölner Doms haben - dumm aus dem Schutt herausgucken.

GEK

kriegszerstörtes Köln und Dom – noch’ Punkt

jeder hat vermutlich schon mal Fotos vom kriegszerstörten Köln
gesehen. Die ganze Innenstadt total ausgebombt - nur der Dom
steht wie 'ne Eins fast unzerstört zwischen all den Ruinen.

Nun diskutieren hier die Leute heftig, aber nur mal so am Rande http://www.youtube.com/watch?v=Jt5bJQOkI1g&feature=r…, hier sieht man das Areal um den Dom. Das Commerzbankgebaude steht da, genauso wie es auch heute noch ist. Auf anderen Bildern sieht man das Hotel nordwestlich vom Dom, wo heute ein McD untergebracht ist, auch intakt. Daher war der Dom keine Ausnahme, sondern andere Gebaude um ihn herum schafften es auch stehen zu bleiben.