Kritik am Bohrkern der Antarktis (800 000 Jahre)

Hallo,

ich las schon mehrere Male über diese Eisbohrung, die im Rahmen des Projekts EPICA durchgeführt würde. Auf der Suche nach weiteren Dokumenten fand ich eine andere Darstellung. Da ich wenig Ahnung von seiner Version habe, stelle ich den Link mal zur Diskussion ein.

http://www.eike-klima-energie.eu/wcmsmimefiles/Komme…

Mich würde interessieren, ob er Recht haben könnte?

Dann noch eine Frage: Wir haben nun die höchsten gemessenen CO2-Werte in der Atmosphäre seit 800 000 Jahren, dennoch war vor 800 000 Jahren die Temperatur normal, also nicht zu kalt und nicht zu hoch. Wie geht das?

Danke und Gruß
Michael

Hallo!

Mich würde interessieren, ob er Recht haben könnte?

Ich bin kein Experte auf dem Gebiet, um aus eigener Erfahrung ein Urteil bilden zu können. Ich kann nur das glauben, was andere so schreiben. Allerdings bin ich immer skeptisch, wenn „Amateure“ (nicht abwertend gemeint!) Zweifel an der gängigen Lehrmeinung äußern und diese als ideologisch verfälscht wähnen.

Dieser Vorwurf verwundert mich, und ich frage mich, ob Leute die so etwas schreiben überhaupt schon einmal an einer wissenschaftlichen Debatte teilgenommen haben. Wissenschaftler sind nämlich (fast per definition) keine Ja-Sager, die aus ideologischen Gründen irgend eine Position wider besseren Wissens durchzusetzen versuchen. Vielmehr tun Wissenschaftler nichts lieber, als Fehler, Ungenauigkeiten und Ungereimtheiten in den Arbeiten ihrer Kollegen und Konkurrenten aufzuspüren.

Die Tatsache, dass in der wissenschaftlichen Community Konsens darüber besteht, dass der gegenwärtige erhöhte CO2-Gehalt der Atmosphäre anthropogen ist, und dass dies die Erklärung für die in den letzten 30 Jahren beobachtete Erwärmung ist, diese Tatsache lässt mich vermuten, dass die Lehrmeinung inzwischen empirisch ausreichend begründet ist.

Michael

Hallo,

nun, seit 10 Jahren nimmt die Globaldurchschnittstemperatur ab, aber das CO2 steigt an. Das gibt mir schon zu denken.

Gruß
Michael

nun, seit 10 Jahren nimmt die Globaldurchschnittstemperatur
ab, aber das CO2 steigt an. Das gibt mir schon zu denken.

Wie kommst du denn auf diesen Trichter?

Die letzten Jahre haben einen rasanten Anstieg der Temperatur gezeigt, wie man fast überall auf der Welt messen konnte:

Siehe z.B. hier:
http://www.wmo.ch/pages/mediacentre/press_releases/p…

Zitat daraus:

"BALI/GENEVA, 13 December, 2007 (WMO) – The decade of 1998-2007 is the warmest on 
record, according to data sources obtained by the World Meteorological 
Organization (WMO). The global mean surface temperature for 2007 is currently 
estimated at 0.41°C/0.74°F above the 1961-1990 annual average of 14.00°C/57.20°F."

Man muss sich ja nur manche Dinge durchlesen, dann weiß man, was man von dem Autor und seinen Ausführungen halten kann:

Zitat:
"Vom Vostok Eisbohrkern (der die letzten 450 000 Jahre abbildete) war klar ersichtlich, daß zuerst die Temperaturerhöhung stattfand und ca. 800 Jahre später die CO2-Erhöhung [5], d.h. Wärme erzeugte CO2-Ausgasung. Dies war ein klarer Widerspruch zu CO2 als Treibhausgas.

Der Autor behauptet, dass die Tatsache, dass zuerst die Temperatur-Erhöhung stattfand und dann das CO2 stieg, den Schluss zuließe, dass CO2 kein Treibhausgas sei. Dies ist aber schlicht Unsinn.
Die Zeitdauer der Erwärmungen dauerten typischerweise 5000 Jahre und länger, wohingegen der Unterschied zwischen CO2 und Temperaturanstieg nur 800 Jahre ist. Das einzige was man daher sagen kann ist, dass der Temperaturanstieg nicht initial von CO2 ausgelöst wurde, sondern andere Ursachen haben muss, z.b. die Sonne. Die restlichen 4200 Jahre können jedoch sehr wohl dann durch die Rückkopplung des freigesetzten CO2 verursacht sein. In der Tat könnte das CO2 sogar den größten Teil der Erwärmung verursacht haben, obwohl es nicht die Ursache der initialen Erwärmung war.

Dass es einen Treibhauseffekt durch CO2, Methan, Wasserdampf usw gibt, ist außerdem erwiesen. Wäre dem nicht so, dann wäre es auf der Erde ziemlich kalt. Der „Treibhauseffekt“ ermöglicht uns das Leben auf der Erde überhaupt.
Wenn diese Gase also offensichtlich einen Treibhauseffekt bewirken, dann ist es auch relativ klar, dass eine Erhöhung der Gase zu einer stärkeren Erwärmung führt.
Sehen kann man das z.B. im Parade-Beispiel auf der Venus. Dort besteht die Atmosphäre fast ausschließlich aus CO2 und die Temperatur beträgt über 400°C mehr, als sie ohne das CO2 wäre.

Auch die anderen seiner „Argumente“ sind IMO schlicht an den Haaren herbeigezogen.

Hallo deconstruct,

wenn ich mir diese Grafik ansehe:

http://www.flickr.com/photos/7722256@N05/2653011749/

so meine ich eine Seitwärtsbewegung in der Grafik zu erkennen, also eher ein konstanter Temperaturverlauf seit ca. 2003.

Gruß
Michael

Hallo deconstruct,

erst einmal danke für Deine Mühe!
Mich interessiert in folgendem Abschnitt besonders der Vorgang des Klathrat sowie das mit den 172 ppm und dem Massensterben der Pflanzen vor 668 000 Jahren. Kannst Du dazu etwas sagen?

Gruß
Michael

Seit Jahren werden dieselben Artefakte in Eisbohrkernen als Messungen der über dem Eis ehemals bestehenden Luft deklariert. Tatsächlich wurde der CO2-Gehalt in sekundären Gasblasen bestimmt, die erst nach der Bergung des Eisbohrkerns, der Dekompression und dem Auseinandersägen entstanden sind. In einer Tiefe von 3000 m liegt Luft im Eis nicht mehr in Form von Gasblasen vor, sondern die einzelnen Luftkomponenten werden durch den hohen Druck kristallartig in ein sogenanntes Klathrat gepresst. Reduziert sich der Druck bei der Bergung und Stückelung des Bohrkerns an der Oberfläche, bilden sich aus den einzelnen O2, N2 und CO2-Molekülen wieder Luftblasen. Darin wird der CO2-Gehalt gemessen, der sich in Tausenden von Jahren durch Bakterienstoffwechsel, Diffusion und Verluste derart verändert hat, daß nur stark veränderte ursprüngliche Konzentrationen bestimmt werden können. Man muß deshalb von einer Rekonstruktion sprechen und darf die Werte nicht als Beschreibung prähistorischer antarktischer Luft verstehen. Die ermittelten CO2- Werte sind deutlich niedriger als die ehemalige CO2-Konzentration in der Luft. Dies kritisiert der polnische Experte Prof. Z. Jaworowski seit Jahren [2]. Mit 172 ppm wurden dann auch vor ca. 668 000 Jahren die niedrigsten CO2-Werte in Eisbohrkernen bisher ermittelt.
Hätten damals solche Werte weltweit vorgeherrscht, hätte ein Massensterben aller Pflanzenarten festgestellt werden müssen, denn dies liegt an der unteren Grenze, bei der Pflanzen überhaupt überleben können. Pflanzen sind jedoch an weit höhere CO2-Werte bis 1000 ppm angepasst. Ein solches Massensterben ist aus der Paläobotanik jedoch nicht bekannt.

Moin,

http://www.flickr.com/photos/7722256@N05/2653011749/

so meine ich eine Seitwärtsbewegung in der Grafik zu erkennen,
also eher ein konstanter Temperaturverlauf seit ca. 2003.

Man bedenke wie gut in dem Zusammenhang die Datenbasis der gezeigten Kurven erläutert wird…

Gruß,
Ingo

wenn ich mir diese Grafik ansehe:
http://www.flickr.com/photos/7722256@N05/2653011749/
so meine ich eine Seitwärtsbewegung in der Grafik zu erkennen,
also eher ein konstanter Temperaturverlauf seit ca. 2003.

Wie du in der Grafik siehst, ist die Linie nie konstant steigend, sondern immer etwas schwankend. Solche Stellen gibt es in der Grafik auch 1983, 1993 und 1998. Die Temperatur ist in der Grafik trotzdem um etwa 0.3-0.4°C innerhalb dieser 30 Jahre gestiegen. Auch in den letzten 10 Jahren ist die Temperatur in der Grafik um 0.1°C gestiegen, trotz der Seitwärtsbewegung. Also selbst wenn man diese Grafik nimmt, dann kann man nicht davon sprechen, dass sich das Klima abkühlen würde, sondern dass das Gegenteil der Fall ist.

Zu der Grafik gibt es nirgends eine Beschreibung, was da genau wo und wie gemessen wurde. Die Aussagekraft der Grafik ist also mit dem von dir gegebenen Link ohnehin sehr eingeschränkt. Da in der Grafik aber was von NCDC (National Climatic Data Center) stand, habe ich mich mal bei denen umgesehen. Diese „Seitwärtsbewegung“ die in der Grafik zu sehen ist, resultiert aus der Temperatur der Ozeane.
Wie man in dieser Grafik auf nachfolgender Seite sieht, ist die Erwärmung über Land ungebrochen stark steigend, während die Oberflächentemperatur der Ozeane in 2003-2006 stagnierte oder gar sank. Zusammen ergibt sich dann diese Seitwärtsbewegung.
http://www.ncdc.noaa.gov/oa/climate/research/2007/pe…

Allerdings scheint dies nicht unbedingt die Realität widerzuspiegeln, denn hier findet man, dass diese Temperatursenkung in den 3 Jahren in den Ozeanen wohl auf einem Verarbeitungsfehler basierte:
http://www.jpl.nasa.gov/news/news.cfm?release=2006-112

Ozeane erwärmen sich aber ohnehin ganz anders, d.h. es kann auch z.B. sein, dass kühleres Tiefenwasser an die Oberfläche drang (z.B. durch große Strömungen wie El-Nino oder so) und damit die Temperatur zwar an der Ozean-Oberfläche sank, aber der Ozean insgesamt wärmer wurde. Dann würdest oben eine Temperatur-Senkung messen, die aber eigentlich keine ist.
Gegen eine generelle Temperatursenkung in den Ozeanen spricht z.B. der Anstieg des Meeresspiegels, der in der gleichen Zeit stattfand. Kälteres Wasser braucht weniger Platz und hätte zu einem Absinken des Meeresspiegels führen müssen.

Flickr ist prinzipiell keine gute Quelle für wissenschaftliche Daten, da du dort schlicht nicht weißt, ob die Grafik nicht vom hochladenden Benutzer manipuliert wurde. Besser die Daten direkt auf den Seiten der Institute nachschauen.

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Hallo deconstruct,

vielen Dank für Deine kompetente Antwort, die drucke ich mir aus:smile:
Es gibt auch andere Quellen, getragen von Prof. Mojib Latif. Hier mal ein Link:

http://www.wetter24.de/de/home/wetter/wetter_news/ne…

Auch hier wird eine Seitwärtsbewegung der Temperatur bestätigt.
Vielleicht hast Du noch an diesem Bericht Interesse.

Grüße
Michael

Hallo Ingo,

es gibt andere Grafiken, keine Frage, aber ich denke nicht, daß die Datengrundlage besonders schlecht ist. Dazu habe ich mir auch andere Grafiken angesehen.

Gruß
Michael

Hallo Ingo,

es gibt andere Grafiken, keine Frage, aber ich denke nicht,
daß die Datengrundlage besonders schlecht ist. Dazu habe ich
mir auch andere Grafiken angesehen.

Man erkennt aber auf der Grafik nirgends, wer der Urheber der Grafik ist, welche Daten ihr zu Grunde liegen, welche Methoden verwendet werden usw usf. Die Grafik könnte z.B. eine plumpe Fälschung sein, längst überholt sein oder falsche Daten/Methoden verwendet haben.

Natürlich kann die Grafik auch komplett richtig sein.

Aber da von uns aber normal keiner hellsehen kann noch über ne Glaskugel verfügt, ist die Grafik daher ohne weitere Informationen über Autor, verwendete Daten und Methoden ziemlich nutzlos. Ein Verweis auf eine Original-Seite eines Instituts, welche die Daten erhoben hat mit weiterführenden Informationen wäre also wesentlich besser, als ein Verweis auf Flickr wo nur das Bild ohne Infos zu sehen ist.

Das ist es wohl, was dir Ingo sagen wollte.

Hallo deconstruct,

hier noch einen Grafik, zum Vergleich:

http://www.wetter24.de/de/home/wetter

Vielleicht siehst Du Dir diese noch an.

Gruß
Michael