Persönlichkeit und Biographie
Hi To-i,
Auch langjährige Partnerschaften führen zu Angleichungen, Assimilationen, oder auch zu Einprägungen unwillkürlicher Gegenreaktionen.
So ist es.
Ich zum Beispiel habe nicht wenige Partnerschaften gehabt, und jede prägt anders, egal wie stark oder schwach man selbst als Persönlichkeit ist.
So ist es.
Die Gefahr besteht, durch diese wiederholten Umprägungen zu vergessen, wie man selbst ist. Früher habe ich es belächelt, wenn ich z.B. im TV hörte, dass jemand „sich selbst finden müsse“, heute aber kann ich mir was darunter vorstellen.
Dieses „wie man selbst ist“ ist möglicherweise eine Illusion, die unserer Kultur eigentümlich ist. Fast alle Komödien von Shakespeare haben diesen Hintergrund: Wir tragen immer Masken, und wenn die Maske entlarvt ist, dann steht dahinter eine weitere Maske. Ein „wie man wirklich ist“ würde heißen, Person ohne jegliche Wechselwirkung, ohne jeglichen Außenbezug, ohne jeglichen Austausch. Auch in der Vergangenheit. Das aber wäre die fatalste „Persönlichkeitsstörung“, die nur denkbar ist.
Wir sind immer der Spiegel unserer Wechselbeziehungen, auch des Wechsels unserer Beziehungen. Eine interaktionsfreie Persönlichkeit gibt es nicht.
Euripides: „Jeder gleicht der Gesellschaft, mit der er sich umgibt“
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Diese unwillkürlichen Gegenreaktionen sind insofern problematisch, weil nicht jedes Gegenüber damit etwas anfangen kann, sich zusammenreimen, wieso z.B. ich mich so oder so verhalte.
Deshalb ist es in Beziehungen bzw. Lebensgemeinschaften so bedeutsam, daß man wechselweise auch möglichzst viel aus seinem bisherigen Leben und Erleben austauscht.
Ein Grund auch, warum die hier erwähnte Computeranalogie für den Müll ist. Ein Computer, der etwa gebraucht gekauft ist, ist nicht durch die Emails, Chatprotokolle, Texte „geprägt“, die der Vorgänger gespeichert hatte. „format C:“ macht tabula rasa. Das gibt es bei einem Menschen nicht.
Ich bin der Auffassung, dass die Ursachen unserer meisten Verhaltensweisen ab dem bewusst erlebten Kindesalter gesetzt werden.
Dem hast du ja oben gerade selbst widersprochen. Alle vorhergehenden Erlebnisse färben die aktuelle Persönlichkeit.
Metapher, ich bin Techniker. Ich möchte daher genau wissen, wie solche Prägungen technisch funktionieren. Wie wirken sie in welchen Gehirnregionen?
Wie funktionieren frühkindliche, oder gar pränatale Prägungen technisch?
Mit „technisch“ meinst du „hirnühysiologisch“.
Die Computeranalogie gilt in den Neurowissenschaften ebenso wie in der Gedächtnisforschung und in der Lernpsychologie als überholt. Sie hat bestenfalls einen ganz groben, bloß anschaulich sein sollenden metaphorischen Erklärungswert, etwa wie die Kugelmodelle der Atome in der Chemie.
Allerdings haben die letzten 10-15 Jahre erhebliche Fortschritte in den o.g. Wissenschaften gebracht. Insbesondere ist die Erforschung der Bedeutung von Spiegelneuronen hochaktuell
http://de.wikipedia.org/wiki/Spiegelneuronen
Wir lasen in einem anderen Artikel, dass jemand an Verlustangst leiden kann, wenn ein Zwillingsgeschwister bei der Geburt stirbt. Es kann sich doch niemand daran erinnern?
In der Gedächtnisforschung unterscheidet man zwischen einem „extrinsischen“ Gedächtnis (filmartige, „äußere“ Erinnerung an Szenen, in denen man u.a. auch selbst eine Rolle spielt) und einem „intrinsischen“ Gedächtnis, das vor allem Gefühle speichert, das sich selten in Bildern zeigt, aber manchmal sehr wohl in den o.g. „Triggersituationen“ in Form von Reaktionen auswirken kann, deren Gründe uns nicht unmittelbar bewußt sind.
Dieses Letztere „enthält“ auch Erinnerungen an frühkindliche, ebenso wie spätere verdrängte Erlebensformen. Sie werden wirksam - wieder eine bloße Analogie - wie submarine Meeresströmungen, die an der Wasseroberfläche nicht erkennbar sind.
Nicht komisch. Es paßt zu dem, was ich unter den Folgen von b1, b2 und b3 beschrieb 
Moment mal. B2 und B3 bin ich nicht! Das lass ich mir nicht bieten. Diesen Vorwurf weise ich auf das Schärfste zurück!
)
Keine Sorge, du Ärmster, es waren ja nur die Folgen dier dreie gemeint: „Aussitzen, Leiden, Dulden, Sich-Zurücknehmen, In-sich-Hineinfressen“ 
Gruß
Metapher