Kritische Frage zum Thema Wiedergeburt

Moin Marion,

was machst du denn in diesem Brett? :smile:

der OP hatte mich auf diesen Thread hingewiesen - ansonsten verirre ich mich in der Tat eher selten hierher. IMHO ist Buddhismus in diesem Brett tatsächlich eher OT.

Zunächst einmal zu den Skandhas. Die Skandhas würde ich
definieren als Daseinsprozesse, die aus dem Erleben
heraus beschrieben werden. Die formenden Kräfte (sanskara)
sind neben anderen (rupa, vedana, samjna, vijnana) eines
dieser Skandhas. Dabei handelt es sich jedoch nicht um
trennbare Teile eines Ganzen, sondern um Teilprozesse, die
ohne die jeweils anderen nicht denkbar sind.

Da stimme ich Dir durchaus zu. Die samskara speziell mit dem Begriff des Willens in Zusammenhang zu bringen ist vielleicht ein persönlicher Spleen von mir (bin da Schopenhauer-geschädigt), aber immerhin kann man über den Willen (cetana) eine direkte Verbindung zwischen samskara und karma herstellen (die bekannte Formel „cetanaham bhikkave kammam vadami“, A.IV.63). Daher:

Die samskara sind nun karmisch bedingt,

Mit dem Tod eines Menschen lösen sich ja nur die von diesem
Menschen als individuell empfundenden skandhas auf. Für das
Weiterwirken braucht es somit kein „Substrat“, sondern im
Grunde „nur“ andere Daseinsprozesse, auf welche die samskara
weiter wirken.

Das ist ja nun generell Interaktion - Wirken mit Körper, Geist und Sprache, das karmische Erzeugen einer Frucht (phala). Nun kann man punarbhava sicherlich einfach für einen Spezialfall dieses Wirkens halten. Trotzdem stellt sich die Frage, wie denn nun genau ‚Wirken‘ funktioniert. Anders formuliert - wie interagieren dharmas miteinander? Ein zentrales Problem buddhistischer Scholastik - wobei die Prajnaparamita-Sutren lehren, dass dharmas überhaupt nicht miteinander interagieren, dass sie vielmehr absolut isoliert sind (atyantavivikta). Aber das ist nun eine ontologische Frage und führt uns vom Thema weg.

Generell halte ich das skandha-Modell für wenig geeignet, den Prozess von punarbhava zu erläutern. Deswegen hatte ich die zentrale Rolle der samskara auch nicht im Zusammenhang der fünf skandhas dargestellt, sondern samskara an Hand des Shraddhotpada Shastra im Modell der zwölf Glieder (nidana) des Konditionalnexus (pratityasamutpada) dargestellt. Ob der Begriff samskara als eines der skhandhas semantisch völlig deckungsgleich ist mit samskara als zweitem nidana von pratityasamupada wäre eine andere sehr interessante Frage. IMHO sollte man bei diesen Erklärungsmodellen nicht außer Acht lassen, dass ihre Funktion keine philosophische ist, keine ‚Welterklärung‘ liefern soll. Ihre Funktion ist soterologisch-didaktisch; um so mehr erhalten die Begriffe erst in ihrem speziellen Kontext ihre spezifische Bedeutung.

Dies zu diskutieren ist hier das Esoterikbrett allerdings nun wirklich nicht der passende Ort :wink:.

Herzliche Grüße,
Ralf