Hallo!
Wie würdet Ihr folgenden erfundenen Fall beurteilen:
Nehmen wir an, eine junge Frau arbeitet in einer Bank (2. Ausbildungsjahr). Sie ist in einer kleinen Filiale eingesetzt, Chef ist der Filialleiter. Die Filiale ist einer Region zugeordntet. Es geht um den Regionalleiter der angrenzenden Region.
Dieser ist seit 17 Jahren für die Bank tätig und führt 70 Mitarbeiter + Azubis.
Die junge Frau hatte mit ihm nie großen Kontakt, da andere Region.
Durch eine Verwechslung landete ein Weihnachtsgruß bei ihm (per mail).
Er gab vor, die junge Frau zu kennen (durch ein Einstellungsgespräch, das jemand anderes geführt hat) und fragte nach Bildern.
Das wunderte die junge Frau. Sie lehnte ab, Bilder zu verschicken. Hatte aber auch Angst, den Mailkontakt entschieden abzulehnen, da es sich um jemanden in einer hohen Position handelte. Die junge Frau konnte die Situation schlecht einschätzen und sagte zu von ihrer Ausbildung zu erzählen und über die Bank zu reden. Man schrieb Kurznachrichten über ein nicht näher beschriebenes Portal. (In diesem Portal waren beide mit Bild registriert)
Die junge Frau erzählte über ihre frühere berufliche Tätigkeit und wie sie sich ihre Zukunft in der Bank vorstellt.
Der Herr (Regionalleiter) fragte viel, erzählte von seinen Anfängen,
kam aber immer wieder vom Thema ab. Fragte die junge Frau nach ihrem Kleidungsstil in der Bank. Die erste Zeit wenig und irgendwann immer deutlicher. Fragen zur Wäsche und der höhe ihrer Schuhe kamen hinzu und der Hinweis, dass sie sich ruhig frech kleiden soll. Die junge Frau bekam Angst und versuchte diesen Fragen aus dem Weg zu gehen. Das machte den Herrn aggressiv. Die junge Frau traute sich nicht deutlich zu werden und den Kontakt sofort abzubrechen.
Also antwortete sie weiter auf Fragen, die Arbeit betreffend. Die anderen Fragen und die Bitte um eine Treffen versuchte sie immer wieder freundlich abzulehnen.
Der Herr fragte mehrmals, ob jemand was weiß und drohte ihr mit Schwierigkeiten, sollte sie die „klappe nicht halten“. Er erzählte ihr wie gut er mit allen vernetzt ist, und das er ihren Chef kennt (der Region).
Der Herr hatte die Handynummer der jungen Frau und schickte ihr Sms Nachrichten. Zusammen mit E-Mails etwa 500 in 3 Monaten.
Die Inhalte hatte mit der Arbeit nichts mehr zu tun. Er duzte sie irgendwann und redete sie mit „Süße“ an. Er fragte ständig nach ihrer Kleidung und sagte ihr dass er die Zuneigung einer jungen Frau will. Dafür würde er sie weiterbringen, für eine Gegenleistung.
Die junge Frau lehnte ab und teilte ihm mit, dass es nur möglich ist über Arbeitsrelevante Themen zu sprechen, nicht mehr.
Das hielt ihn nicht ab. Er bat mehrfach um ein Treffen und beschrieb wie sie sich dann kleiden sollte. Die junge Frau gab auf und antwortete überhaupt nicht mehr.
Auf einer Veranstaltung der Bank ging sie ihm aus dem Weg.
Er schrieb sie danach an. Er beschrieb ihr sexuelle Dinge die er sich mit ihr ausmalt.
Das war für die junge Frau zuviel und sie holte sich Hilfe.
Sie sprach mit ihrem Leiter und einer Betriebsrätin. Zunächst wollte die junge Frau allgemeine Informationen zur Vorgehensweise und erwähnte seinen Namen nicht. Leiter und BR hörten sich alles an und nannten dann direkt die Region uns seinen Namen. Die junge Frau war etwas fassungslos und bejahte es. Sie wussten den Namen, weil er schon aufgefallen ist aber nie etwas nachweisbar war und niemand aussagen wollte.
Die junge Frau stimmte zu Emails und Handy herzugeben. Sie sichteten die Unterlagen (einen Auszug den die Frau zur Verfügung stellte, sie konnte sich nicht überwinden alles offen zu legen) stellten fest, dass die Sms von seinem Diensthandy geschrieben wurden.
Der Personaldirektor wurde informiert. Es wurde ein Gesprächstermin vereinabart. Er fragte die junge Frau etwa 4 Stunden über jedes Detail aus und notierte dies. Bei diesem Gespräch waren der Personaldirektor, die Ausbildungsleiterin und 2 Betriebsräte anwesend.
Die junge Frau erzählte alles und zeigte einiges vor, hatte jedoch Angst namentlich erwähnt zu werden (vor ihm). Damit wäre offensichtlich, dass sie geredet hat. Ausserdem schämte sie sich über die Dinge, die er über sie geschrieben hat.
Der Personaldirektor teilte ihr zum Schluß mit, dass er handeln muss und das nur 8 Tage möglich ist nachdem er von sowas Kenntniss genommen hat. Ein Gespräch mit dem Herrn sollte am folgenden Tag stattfinden. (nehmen wir an ein mittwoch im märz) Sie sollte bis zum nächsten Tag überdenken ob sie die Unterlagen zur Verfügung stellt und bereit ist namentlich genannt zu werden. Man sagte ihr, dass es möglich wäre, dass er gegen eine kündigung klagt. Man wollte ihm nahelegen selbst zu kündigen. Das wurde gemacht, nehmen wir an er streitet es nicht ab und soll bis Montag mitteilen ob er kündigt.
Was wäre, wenn er abwartet bis er gekündigt wird und aus Wiedereinstellung klagt. Die junge Frau aber nicht bereit ist, vor Gericht auszusagen? Nicht namentlich genannt werden will? Wie sieht es aus mit den Betriebsräten die das Gespräch mitangehört haben? Können die als Zeugen aussagen?
Wie könnte so ein Fall ausgehen? Würde so jemand bei der Bank bleiben?
Hat die junge Frau keine Möglichkeit sich zu schützen?
Viele Grüße