Wirkliches und gefühltes Sternzeichen
Letztens erzählt eine hochschwangere Freundin, daß sie schon
„überfällig“ ist.
Meine Frage: Hat dies Auswirkungen auf das Sternzeichen? In der
Art, daß das Sternzeichen quasi nicht stimmt, da sie eigentlich
- bei einer natürlichen Geburt - später geboren worden wären?
Hallo Geri,
eigentlich hab ich ja Urlaub, aber wenn sich sonst wieder mal keiner traut…
Vorneweg: Mit Deinen provokanten Fragen kannst Du wohl eine Erstgebärende erschrecken, aber sicher keinen gestandenen Astrologen. Es gibt nämlich für alles eine vernünftige Erklärung - in diesem Fall das „natürliche“ und das „gefühlte“ Tierkreiszeichen. Nur fusskranke Strandspaziergänger werden behaupten, das alles sei an den Haaren herbei gezogen.
Zunächst zwei leicht verständliche Beispiele aus dem erdnahen Raum, dann wird die Sache klarer: Seit einigen Jahren kennen wir aus der Wettervorhersage insbesondere der privaten Radiostationen die „wirkliche“ und die „gefühlte“ Temperatur. Der moderne Meteorologe weiss also nicht nur, wie kalt es ist – der weiss auch, wie kalt mir ist. – Zweites Beispiel: Bei der letzten Bundestagswahl hat die FDP 7,4% der Stimmen errungen. Gefühlt haben die FDP-Wähler aber fast 18%!
Diesen prinzipiellen Sachverhalt kann ich als geschulter Sternendeuter mit eigener Praxis jetzt prima auf Dein Fallbeispiel anwenden. Ausgehend von meinem eigenen Geburtshoroskop ist es mir eigentlich schnurz, ob das Balg ein, zwei Tage früher oder später auf die Welt kommt – Hauptsache, Mutter und Kind sind anschliessend wohlauf! In einem vor der Niederkunft geführten Gespräch wird deshalb das astrologische Vorwissen der Eltern abgefragt, dabei klären sich zumeist auch deren Vorlieben. Ist die häufig eher astronomische Sichtweise des Vaters und damit das wirkliche Sternbild schicksalsbestimmend für den neuen Erdenbürger? Oder setzt sich, wie so häufig, die Mutter durch und definiert das gefühlte (Wunsch-)Sternzeichen des Sprösslings?
Abhängig von den erhaltenen Informationen bediene ich mich danach aus dem grossen Füllhorn der astrologischen Weltanschauungen (traditionell tropisch, siderisch, chinesich oder holländisch), bastel noch einen schönen Häuserkreis dazu, und präsentiere den glücklichen Eltern ganz nach Geschmack das natürliche oder gefühlte Tierkreiszeichen für den Nachwuchs. Das ist dann der Beginn einer lebenslangen, fruchtbaren Beziehung zwischen Eltern, Kind und mir.
Du siehst, manche Zusammenhänge sind gar nicht so schwer zu verstehen. Alle Fragen beantwortet?
Grüsse aus dem sonnigen Süden,
Andreas