künstliche Intelligenz

homunculus
Hi Meteor

Es ist hier genau wie bei manchen Fragen, die im Physik-Brett diskutiert wurden (z.B. Antigravitation usw.): Auf der Grundlage der Voraussetzung „wenn man könnte, was man nicht kann, könnte man dann nicht auch…?“ kann man allerlei interessante Denksportaufgaben erfinden (wie eben dort, wenn z.B. manche Naturgesetze nicht gelten würden). Nur - man kommt damit nie zu einer Lösung, weil man bei der Voraussetzung irgendeine (z.B. formallogische oder kausale) Bedingung wegphantasiert hat, und daher in beliebigen und willkürlichen Gedanken schwelgt.

Ebenso beliebig vielfältig sind daher auch die Antwortvorschläge.

Zunächst einmal: Die Forschungen in dem Gebiet KI beschäftigen sich vorwiegend mit den Möglichkeiten der Automatisierung von Bewertungs-, Beurteilungs- und Entscheidungsstrategien (Algorithmen für Schachprogramme sind z.B. ein Ergebnis davon). Auch die Bionik und Robotik (Automatische Steuerung komplexer Bewegungsabläufe) zehrt davon.

Sie beschäftigen sich aber nicht mit Fragen des „Bewußtseins“ und schon gar nicht des „Selbstbewußtseins“.
Das tun vielmehr Forschungen auf dem Gebiet der Neurophysiologie - und das nur vorgeblich, nicht wirklich.

Die Fragen unter dem Thema NCC (Neuronal Correlates of Consciousness - Neuronale Korrelation zum Bewußtsein) machen den Eindruck (vorwiegend aus Gründen der Forschungsfinanzierung), daß sie sich mit dem beschäftigen, wonach du ja fragst, aber wenn man genauer untersucht, was in diesen Gebieten jeweils unter „Bewußtsein“ verstanden wird, dann kommt man zu erstaunlichen Ergebnissen, die mit dem was in Philosophie und Psychologie in dieser Richtung je erfassen wurde, nicht die Bohne zu tun hat.

Es spielt sich gerade mal auf dem Niveau z.B. der Bild(wieder)erkennung ab, auch wenn hier manche spektakuläre Entdeckung aufzuweisen ist:

http://idw-online.de/public/zeige_pm.html?pmid=29496

(in diesem Link sieht man, wie die Propaganda arbeitet: sie nennen das Erforschte „Selbstbewußtsein“, obwohl Selbstbewußtsein mit einer bloßen Selbstbezüglicheit der Objekterkennung gar nichts zu tun hat!)

Wir sind weit davon entfernt, tatsächlich ein so phantasievolles Ziel anzustreben wie eine Maschine, der man so etwas zuordnen könnte, was wir im psychologischen oder philosophischen Sinne „Bewußtsein“ nennen. Nach unseren Nachforschungen liegt das einfach daran, daß die Neurophysiologie, die ja mit naturwissenschaftlichen Methoden und Fragestellungen arbeitet, gar keine Chance hat, sich auf den Stand zu versetzen, was in Psychologie und Philosophie teils seit Jahrhunderten zu diesem Gegenstand „Bewußtsein“ erkannt wurde - schlicht, weil sie meint, das naturwissenschaftlich besser in den Griff kriegen zu können. Nur: „Bewußtsein“ ist gar kein naturwissenschaftlicher Begriff! Die Vorgabe, man versuche den Geheimnissen des Selbstbewußtseins mit Kalkülen und Algorithmen und neuronalen Netzen auf den Grund gehen zu wollen, sind (bis heute!) entweder bewußt kalkulierte Wissenschafts-Märchen oder schlicht Selbsttäuschungen, die man manchen Neurophysiologen durchaus unterstellen darf.

Daß das Problem überhaupt nicht in einer Optimierung des Rationalen zufinden, das zeigen dann auch solche genialen Sci-Fi-Literaturen, wie z.B. Stanislav Lems Abenteuer des Piloten Pirx: Dieser hatte z.B. die Aufgabe, mit einer Gruppe von Astronauten eine interstellare Forschungsreise durchzuführen. Der Haken: einige der Astronauten waren „künstliche“ Menschen, andere „natürliche“. Und er sollte herausfinden, ob er Kriterien der Unterscheidung finden könne. Die Geschichte ist insofern spannend, als alle Astronauten dem Pirx in Dialogen zu beweisen versuchten, daß sie „echte“ Menschen seien. Die Entscheidung fiel dann in einer gefährlichen Situation, die mit bloß rationalen Kriterien (die die Kunstmenschen besser beherrschten) zum Scheitern geführt hätte…

Ähnliches zeigt auch die Geschichte der Mythen vom „homunculus“ (des künstlichen Menschen): So bekam der Bildhauer Pygmalion von Aphrodite (die gerührt war von seiner Verehrung) die Gnade, seine elfenbeinerne Galatea so lebensecht zu gestalten, daß man sie nicht von einer lebenden Frau unterscheiden konnte. Galatea hatte nur eine kleine Macke: Sie konnte nicht lieben! (metaphorisch: ihre Lippen waren kalt). Sie konnte es erst, als Aphrodite sich selbst in diese lebensechte Statue hineinversetzte.

Und dies könnte das Geheimnis des menschlichen „Bewußtseins“ sein, das man schon in uralten Zeiten viel besser (intuitiv) begriff, als manche Naturwissenschaftler heute: Die Rationalität, die ratio, den Verstand, kann der Mensch zweifellos in eine technische Reproduktion seiner selbst hineinverpflanzen (da ist jede Zukunftsvision sinnvoll), aber die Erkenntnis dabei wird sein: Der Verstand unddie technische und diekünstlerische Perfektion ist gar nicht das entscheidende Kriterium, das den Menschen von jedem anderen Artefakt oder Lebewesen untersscheidet…: Das Enstscheidende am Menschen kommt immer woanders her, als aus der Natur selbst. So auch der Mythos des israelitischen Schöpfergottes: Er „schafft“ denMenschen aus Erde (= aus der Natur), aber den „Geist“ haucht er ihm direkt ein - dieser kommt also von irgendwie „außen“ in den Menschen, nicht aus seiner perfektionierten Natur.

Was wir also - wenn es auch ein schmerzlicher Prozess werden wird - aus den zukünftigen Techiken (die ja allemal menschliche Künste sind!) lernen werden müssen:
Die neuronale oder die gentechnische Optimierung wird zu Wesen oder Objekten führen, die in irgendeiner Hinsicht den Menschen selbst in die Ecke stellen werden: Sie werden „intelligenter“ sein - aber nicht „weiser“, und sie werden körperlich optimaler sein, schöner (immerhin ja menschliche Kriterien!) - aber sie werden nicht besser lieben können.

Das heißt: der Mensch wird sich selbst in die Zwangslage bringen, einsehen zu müssen, daß Rationalität und Intelligenz, körperliche Perfektion und Schönheit, nicht diejenigen Merkmale sind, die ihn zum Menschen machen - und ihn von jedweglichem anderen unterscheiden.

Gruß
Metapher

Wenn es eine „höhere“ Intelligenz gibt
und sie uns erschaffen hat, ändert das nichts an unserer
Existenz und der Möglichkeit selbst Entscheidungen zu treffen.
Es mag Leute geben, die da vielleicht anders denken.

Nun, man sollte durchaus auch die Variante in Betracht ziehen, daß der Schöpfer, Programmierer oder Erbauer von uns ja will, daß wir eigene Entscheidungen treffen, mit dem Ziel, daß wir eines Tages alles erkennen und begreifen, bloß dauerts halt seine Zeit :smile:

Wie der Mensch mit künstlicher (and for that matter - außerirdischer, tierischer oder welcher auch immer) Intelligenz umgeht?
so wie er es immer getan hat: Draufhauen, totschlagen, sich unterwerfen, ausnutzen.
Oder glaubt ihr etwa, die Evolution macht Sprünge?
Grüße
Eckard

TOP! Gratulation! o.w.T.

wie treffend und sogar für mich verständlich, Du in der

Lage bist, das Wesentliche auszudrücken, und formvollendet
wiederzugeben…
H.-D.

diesen Text sollten sich einige übermotivierte Informatiker mal zu Gemüte führen …

Grüße
LJ

Hallo Metapher,

ich bin beeindruckt. Mein Respekt! Das muß ich zunächst einmal verdauen :wink:.
Danke für Deine erschöpfende Ausführung.

Gruß,
Meteor.

Hallo Metapher,

wieder einmal Atemlosigkeit bein Lesen Deiner Ausführung. ich verneige mich.

Trotzdem - oder gerade deswegen - möchte ich den Gedanken weiterspinnen. Oder zurückverfolgen. Wie auch immer.

Denn als ich Deine Ausführungen über den Homunculus las, kam mir - warum auch immer - der Golem in den Sinn.

Das ist eine alte Geschichte aus Prag. Ich erzähle sie mal, obwohl Du, Metapher, sie sicher kennst. :smile:
Rabbi Löw war ein jüdischer Universalgelehrter, Theologe und Kabbalist, er wirkte im Mittelalter (1525-1609) unter anderem am rudolfinischen Hof.
Die Sage erzählt, daß er eines Tages den Golem erschuf: Er formte ein menschliches Bild aus Lehm und hauchte ihm Leben ein, indem er Gottes Namen auf einen Zettel schrieb und ihm dem Lehmwesen in den Mund schob.
Warum tat er das? Nun, der Golem gehorchte ihm und erfüllte Aufgaben für ihn, vom Putzen bis zum Wasserholen. Aber er baute auch vieles für den Rabbi, denn er hatte unglaubliche Kräfte.
Am jedem Freitag, bevor der Schabbat begann, mußte Rabbi Löw jedoch den Gottesnamen aus dem Mund der Kreatur entfernen, damit der Golem Ruhe gab, denn aus eigener Kraft konnte die Lehmfigur nicht aufhören zu arbeiten. Am Schabbat hatte der Rabbi keine Macht über sein Werk.
Doch an einem Freitag vergaß der Rabbi, das Papier zu entfernen. Und der Golem begann, als er nichts mehr zu bauen hatte, zu zerstören, er vernichtete alles wieder, was er zuvor erbaut hatte, wütete und zerstörte, bis er schließlich selbst zu Staub zerfiel.

Soweit die Geschichte. Die Sage soll allerdings etliches jünger sein als ihre Plazierung: Zu Lebzeiten RabbiLöws sprach wohl noch niemand vom Golem.

Auch diese Geschichte ist ein Beispiel. Der Mensch erschafft etwas, um sich das Leben zu erleichtern, um es sich zu Diensten zu machen. Doch immer, in fast allen Geschichten und Sagen, wendet sich die erschaffene Kreatur irgendwann gegen ihren Schöpfer. Auch Mary Shelley’s Frankenstein (der, genau wie die Golems-Sage, aus dem 19. Jahrhundert stammt) tat das.

Meteor’s Frage, die Beschäftigung damit, ist also nicht neu, nicht erst mit dem Gedanken der modernen KI entstanden. Und auffallend ist: Wo immer sie auftaucht, wendet sie sich gegen den Schöpfer. Und zwar in dem Moment, wo sie sich ihrer bewußt wird, wo sie leidensfähig wird… oder wo, im Fall des Golems, der Schutzzauber versagt.

Ein weiterer Philosoph auf dem Gebiete der künstlichen intelligenz ist m.E. nach Isaac Asimov, der viele Gedankenspiele in dieser Richtung in seinen Schriften und Erzählungen formuliert hat. Ja, er hat Science-Fiction geschrieben - aber bewegen wir uns nicht auf genau diesem Gebiet? Er definierte die sog. „Asimovschen Gesetze“:

  1. Ein Roboter darf keinen Menschen verletzen oder durch Untätigkeit zu Schaden kommen lassen.
  2. Ein Roboter muß den Befehlen der Menschen gehorchen - es sei denn, solche Befehle stehen im Widerspruch zum Ersten Gesetz.
  3. Ein Roboter muß seine eigene Existenz schützen, solange dieses sein Handeln nicht dem Ersten oder Zweiten Gesetz widerspricht.

Diese Grundsätz wurden, für die heutige Diskussion um KI, umformuliert (leider konnte ich nicht mehr nachvollziehen, von wem genau):

  1. Eine künstliche Intelligenz darf durch ihr Handeln oder ihr Nichthandeln natürlichem intelligentem Leben keinen Schaden zufügen.
  2. Eine künstliche Intelligenz darf durch ihr Handeln oder ihr Nichthandeln einer natürlichen intelligen Lebensform keinen Schaden zufügen, es sei denn das nullte Gesetz würde dadurch verletzt.
  3. Eine künstliche Intelligenz muss den Befehlen einer natürlichen lebenden Intelligenz gehorchen, es sei denn das nullte oder das erste Gesetz würde dadurch verletzt werden.
  4. Eine künstliche Intelligenz muss ihre eigene Existenz schützen, es sei denn das nullte, das erste oder das zweite Gesetz würde dadurch verletzt werden.

So weit, so gut. Was geschähe aber, wenn die KI den Befehlen einer „natürlichen lebenden Intelligenz“ nicht folgen wolle? Wenn, wie in dem Beispiel des Roboters, der sich gegen sie Menschen wandte, weil er nicht glauben konnte, daß eine so unperfekte Spezies ein so perfektes Wesen schaffen konnte, eine KI diese Befehle nicht mehr einsehen will?

Was, wenn sie sich gegen ihre Schöpfer wendet?

Nach wie vor reizt mich dieses „Was wäre wenn“ Gedankenspiel mehr als die ethische Diskussion an sich. Fernab von dieser bleibt die Frage: Wie würden wir damit umgehen, eine solche Intelligenz vor uns zu haben?

Ein ganz anderer, interessanter Denkansatz zur Umgehensweise mit KI stammt (lacht nicht!) aus Star Trek. Der Androide Data klagt dort in einer Folge seine „Menschenrechte“ ein. Daraufhin formuliert die Föderation „Androidenrechte“, die folgendermaßen lauten:

„Die Frage nach Data’s rechtlichem Status, und noch spezieller nach seinen Rechten als Bürger der Föderation der Vereinigten Planeten, war geprägt von einer langen Reihe von rechtlichen Entscheidungen. Die erste in diesem Fall wurde 2341 durch das Aufnahmekommitee der Sternenflottenakademie verabschiedet, das Data erlaubte, in die Akademie einzutreten und als Angehöriger der Sternenflotte zu dienen.Einige Jahre später wurde die Frage endgültig und als Präzedenzfall gelöst, als Judge Advocate General Phillipa Louvois darauf erkannte, daß Data in der Tat als Intelligente Lebensform gilt und damit auch alle Bürgerrechte innehat, inklusive dem Recht aus der Sternenflotte auszutreten, wenn er das möchte.“

So… nur ein paar Denkanstöße, zusammengeklaubt aus allen möglichen und unmöglichen Quellen. *k*

Liebe Grüße, Nike

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Hallo Metapher,

um bei allem Überschwang für Deine Ausführungen
auch ein paar kritische Töne und damit etwas Würze
in die Diskussion zu bringen, mal ein paar
naturwissenschaftlich bzw. technisch angehauchte
Kommentare von meiner Seite.

Wir sind weit davon entfernt, tatsächlich ein so
phantasievolles Ziel anzustreben wie eine Maschine, der man so
etwas zuordnen könnte, was wir im psychologischen oder
philosophischen Sinne „Bewußtsein“ nennen. Nach unseren
Nachforschungen liegt das einfach daran, daß die
Neurophysiologie, die ja mit naturwissenschaftlichen Methoden
und Fragestellungen arbeitet, gar keine Chance hat, sich auf
den Stand zu versetzen, was in Psychologie und Philosophie
teils seit Jahrhunderten zu diesem Gegenstand „Bewußtsein“
erkannt wurde - schlicht, weil sie meint, das
naturwissenschaftlich besser in den Griff kriegen zu können.
Nur: „Bewußtsein“ ist gar kein naturwissenschaftlicher
Begriff! Die Vorgabe, man versuche den Geheimnissen des
Selbstbewußtseins mit Kalkülen und Algorithmen und neuronalen
Netzen auf den Grund gehen zu wollen, sind (bis heute!)
entweder bewußt kalkulierte Wissenschafts-Märchen oder
schlicht Selbsttäuschungen, die man manchen Neurophysiologen
durchaus unterstellen darf.

Daß das Problem überhaupt nicht in einer Optimierung des
Rationalen zufinden, das zeigen dann auch solche genialen
Sci-Fi-Literaturen, wie z.B. Stanislav Lems Abenteuer des
Piloten Pirx: Dieser hatte z.B. die Aufgabe, mit einer Gruppe
von Astronauten eine interstellare Forschungsreise
durchzuführen. Der Haken: einige der Astronauten waren
„künstliche“ Menschen, andere „natürliche“. Und er sollte
herausfinden, ob er Kriterien der Unterscheidung finden könne.
Die Geschichte ist insofern spannend, als alle Astronauten dem
Pirx in Dialogen zu beweisen versuchten, daß sie „echte“
Menschen seien. Die Entscheidung fiel dann in einer
gefährlichen Situation, die mit bloß rationalen Kriterien (die
die Kunstmenschen besser beherrschten) zum Scheitern geführt
hätte…

Leider kenne ich die Geschichte nicht, aber ich vermute
sie zielt auf den Widerspruch zwischen dem rationalen
Entscheiden einer Einzelperson und dem vordergründig
altruistischen Entscheiden für das „Gemeinwohl“ der Gruppe.

Es lässt sich aber auch analytisch schön zeigen, dass
individuell rationales Handeln, oft fern von dem
kollektiv Sinnvollen ist. Ein klassisches Beispiel in der
Spieltheorie ist das Gefangenendilemma, dass unter anderem
erklärt, warum die Bereitstellung öffentlicher Güter, wie
z.B. eines Parks, aufgrund des (indiviuell vernünftigen)
Trittbrettfahrerverhaltens der Parkbenutzer nicht über
klassisches Angebot und Nachfrage zustande kommen kann,
obwohl alle mit Park besser leben würden
(siehe z.B. http://www.cl-ki.uni-osnabrueck.de/~nntthele/ipd/pd…).

Ähnliches zeigt auch die Geschichte der Mythen vom
„homunculus“ (des künstlichen Menschen): So bekam der
Bildhauer Pygmalion von Aphrodite (die gerührt war von seiner
Verehrung) die Gnade, seine elfenbeinerne Galatea so
lebensecht zu gestalten, daß man sie nicht von einer lebenden
Frau unterscheiden konnte. Galatea hatte nur eine kleine
Macke: Sie konnte nicht lieben! (metaphorisch: ihre Lippen
waren kalt). Sie konnte es erst, als Aphrodite sich selbst in
diese lebensechte Statue hineinversetzte.

Und dies könnte das Geheimnis des menschlichen „Bewußtseins“
sein, das man schon in uralten Zeiten viel besser (intuitiv)
begriff, als manche Naturwissenschaftler heute: Die
Rationalität, die ratio, den Verstand, kann der Mensch
zweifellos in eine technische Reproduktion seiner selbst
hineinverpflanzen (da ist jede Zukunftsvision sinnvoll), aber
die Erkenntnis dabei wird sein: Der Verstand unddie technische
und diekünstlerische Perfektion ist gar nicht das
entscheidende Kriterium, das den Menschen von jedem anderen
Artefakt oder Lebewesen untersscheidet…: Das Enstscheidende
am Menschen kommt immer woanders her, als aus der Natur
selbst. So auch der Mythos des israelitischen Schöpfergottes:
Er „schafft“ denMenschen aus Erde (= aus der Natur), aber den
„Geist“ haucht er ihm direkt ein - dieser kommt also von
irgendwie „außen“ in den Menschen, nicht aus seiner
perfektionierten Natur.

Solange wir noch so wenig über die ganze Biologie bzw.
„Funktionsweise“ des Menschen verstehen, ist es natürlich nicht
widerlegbar, dass die vielen Rätsel um den „Human Touch“, wie
das Zustandekommen von Gefühlen - Liebe, Hass, Freude und
Eifersucht - fern jeder Ratio einem von aussen
(Gott?-)gegebenen, nur dem Menschen eigenen Geist oder einer
Seele zuzuschreiben sind.

Was mich erst mal intutiv an dieser „bequemen“ Lösung stört,
warum sollte die Natur ihre eigenen Gesetze, wie z.B. die
Energieerhaltung, nur des Menschen wegen ausser Kraft setzen?
Wieso soll unser Körper plötzlich extern von „Geist
beseelt“ sein und der von anderen Lebewesen nicht?

Natürlich ist der Energieerhaltungssatz ein menschlich
geschaffenes Modell, dass aber bisher hartnäckig der
Falsifizierung standhielt.

Bevor wir wegen einer Theorie - wie das Injizieren eines Geistes
von aussen in die befruchtete Eizelle - bislang gut
funktionierende Modelle der Naturmechanismen für ungültig
erklären, halte ich es für vielversprechender und konstrukitiver
sich weiter mit Neuro-Wissenschaften auseinandersetzen, auf die
„Gefahr“ hin das der Mensch auch ohne Metaphysik erklärbar wird.

Eine meiner Meinung nach vor allem für unsere Umwelt gefährliche
Folgerung ist, die anthropozentrische Denkweise, der Mensch sei
durch Hinzugabe eines „göttlichen Funkens“, einer Seele oder
eines Bewusstseins zu etwas Einzigartigen und Besonderen
geworden. Psychologisch ist es natürlich sehr schmeichelhaft
sich als auserwählt und Krönung der Schöpfung zu sehen, es gibt
dem ganzen menschlichen Dasein einen kollektiven Sinn. Darwins
Evolutionstheorie stellt nicht umsonst eine der grossen
Kränkungen des menschlichen Selbstwertgefühls dar.

Auf der anderen Seite macht dieses hartnäckige
sich-in-den-Mittelpunkt-stellen den Menschen oft sehr
anmassend, was die Behandlung von Flora und Fauna angeht.

Letztlich sind wir auch nur ein in Erdzeiten gemessen
unbedeutendes und wohl nicht letztes Glied einer langen
Evolutionskette dieses Planeten. Der nächste grosse
Komenteneinschlag oder eine langfristige Klimaveränderung
kann unserem Dasein genauso schnell ein Ende bereiten
wie anno dazumal den den Säugern überlegenen Dinosaurieren
(dies es ja ein paar Millionen Jahre länger gab als uns),
göttlicher Funke und damit verbundene Anthropozentrik hin
oder her.

Die Ansicht wir wären auserwählte und besondere Lebensformen,
relativiert sich damit stark, wenn man eine globale oder gar
„galaxiöse“ Sichtweise vertritt.

Was wir also - wenn es auch ein schmerzlicher Prozess werden
wird - aus den zukünftigen Techiken (die ja allemal
menschliche Künste sind!) lernen werden müssen:
Die neuronale oder die gentechnische Optimierung wird zu Wesen
oder Objekten führen, die in irgendeiner Hinsicht den Menschen
selbst in die Ecke stellen werden: Sie werden „intelligenter“
sein - aber nicht „weiser“, und sie werden körperlich
optimaler sein, schöner (immerhin ja menschliche
Kriterien!) - aber sie werden nicht besser lieben können.

Etwas pointiert betrachtet, warum sollte eine „gentechnische
Optimierung“ der altruistischen Ader des Menschen (sofern er
eine hat) nicht möglich sein, wenn man erst mal die
verantwortlichen Gene lokalisiert hat? Wenn alles was den
Menschen ausmacht ohne Metaphysik auskommt, bestimmen lediglich
Chemismen und Gene all unser Wesen …

Vielleicht ist diese Ansichtsweise, dass der Mensch tatsächlich
ein Produkt seiner materiellen Bauteile und damit komplett
der gentechnischen Manipulation offen ist, ein viel
schmerzlicherer Erkenntnisprozess als die Nichtmöglichkeit.
Das wäre wohl die nächste grosse Kränkung des menschlichen
Selbstwertgefühls.

Das heißt: der Mensch wird sich selbst in die Zwangslage
bringen, einsehen zu müssen, daß Rationalität und Intelligenz,
körperliche Perfektion und Schönheit, nicht diejenigen
Merkmale sind, die ihn zum Menschen machen - und ihn von
jedweglichem anderen unterscheiden.

Sehr anthropozentrisch :wink:

Gruss,
-Andreas.

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Hallo,
vor einiger Zeit gab es schon mal eine Diskusuion
zum thema KI und Entwicklung der Menschheit.

Da hatte ich folgenden Text geschrieben:
mit Überschrift (im Archiv:

„Menschheit aus künstlichen Wesen“

Wir (die Menschheit) sind mit Gentechnologie, künstlicher
Intelligenz, Nanotechnologie voll dabei Gott zu spielen
und den Schöpfungsakt auf neuem Niveau zu realisieren.

Es gibt Philosophen und Zukunftsforscher, die davon
ausgehen, daß sich die Menschheit als biologische, nur
durch Evolution entstandene Lebensform selbst abschaffen könnte.
Das soll aber nicht heißen, das unsere Kultur und Technologie
verschwindet. Im Gegenteil, wenn das anfällige biologische
System Mensch nicht mehr denn Anforderungen genügt, wird es
einfach aussterben und durch Maschinen mit KI ersetzt werden.
Erste Tendenzen in diese Richtung gibt es ja schon.
-> sinkende Geburtenrate, zunehmende Zahl von Meschen, die
nicht gebraucht werden, permaneter Drang Menschen durch
Technologie zu ersetzen.

Ich habe zumindest keinen Zweifel daran, daß in nicht zu
ferner Zukunft die Ki soweit entwickelt ist, daß diese dem
menschlichen schöpferischen Geist einfach überflügelt.
Dann ist es auch gar nicht als große Katastrophe anzusehen,
wenn das biologische Menschlein nicht mehr da ist.
Wir (unser Geist,KI,Schöpfertum) würden in der Gesellschaft
unserer künstlichen Nachkommen weiterexistieren.
Natürlich ist dann Reproduktion nicht zwangsläufig aus dem
einzelnen Induvidum zu erwarten, vielmehr wird die Reproduktion und Weiterentwicklung sich wahrscheinlich als spezialisierte gesellschaftliche Aufgabe darstellen (Bienenvolk).
Ich denke, daß das mit dem Begriff Evolution (Entwicklung
vom niederen zum höheren durchaus) vereinbar ist, auch wenn
es keine biologische Entw. mehr ist. ---- Ende des Textes —

Bei allem philosophieren über Homukulus, muß berücksichtigt
werden, daß in der Vergangenheit es immer nur Fiktion war,
wenn über künstliche Menschen fabuliert wurde. Der Inhalt
der Geschichten kommt eher Fabeln gleich und sollte nur
den Menschen in seinen gegewärtigen Kontext widerspiegeln.
Mit dem rellen entwickeln von KI werden mit Sicherheit neue
Erkenntnisse entstehen und die Menschheit wird nicht so bleiben
wie sie jetzt ist.
Dann ist es sicher nicht so, daß ganz plötzlich der Roboter
ein Bewustsein hat. Der Prozess wird sich über einige
Generationen entwickeln und sicher Wege gehen, die heute
nicht vorhersehbar sind.
Wie sich die Menschheit mit KI entwickeln wird, kann heute
niemand vorausagen. Sicher ist nur, daß die KI kommen wird.
Gruß Uwi