Eine sehr traurige Freundschaft, oder „das ist nun mal so“
Meine Familie und ich sind gestern aus dem Winterurlaub aus Bayern zurück gekommen. Wir die aus der Stadt kommen und Milch und Fleisch nur aus dem Supermarkt kennen machen Ferien auf dem Bauernhof. Als Kind hat man immer die Vorstellung ein Bauernhof wie schön viele glückliche Tiere die auf den Weiden grasen, nette Menschen, Spaß beim Traktor fahren, spielen im Heu, eben alles was man sich unter Bauernhof vorstellt.
Als wir ankamen und unsere Sachen ausgepackt hatten, machten sich meine 12 Jährige Cousine Noa-Lena und ich direkt auf zum Kuhstall. Auf dem Weg viel uns direkt ein kleines Kälbchen auf das in einer kleinen Metallbox ganz allein im Freien stand, mitten im Schnee bei minus 2 Grad. Wir näherten uns dem scheuen Tier, das direkt versuchte zurück zu weichen, aber in dieser Box konnte sich das kleine Kälbchen noch nicht einmal drehen. Wir gingen weiter in den Kuhstall wo uns die „Milchproduktion“ erwartete, ungefähr 50 Kühe jede in einer engen Box mit einer Kette um den Hals kein Platz um sich mal umzudrehen oder auch nur 2 Schritte zu laufen. Mit dem Blick nach vorne Richtung Futterrinne und Wasserspender, in einem Gestank das es einem die Tränen in die Augen trieb. „Die sind fast alle trächtig „sagte der Bauer stolz. Na gut wir haben Winter dachte ich mir bestimmt dürfen die Kühe im Sommer auf die Weide und fragte nach. Na, so modern simma net, meinte der Bauer. Was auch immer das heißt. Die älteste Kuh ist 14 Jahre alt erklärte er mir und auf meine Frage was dann mit Ihr geschieht wenn sie nicht mehr so gut Milch gibt sagte er na dann werts geschlacht.
Das heißt also 14 Jahre auf einem Fleck morgens um 5 Uhr gemolken und dann nochmal um 17 Uhr und den einzigen Sonnenstrahl sieht Sie dann auf dem Weg zum Transporter der Sie dann zu Schlachthof fährt. Was für ein tolles Leben.
Meine kleine Cousine fragte dann was es mit dem Kälbchen draußen alleine in der Metallbox auf sich hat, na des is en Schlachtochs meinte der Bauer. Die kleinen Kälbchen werden direkt nach Geburt von der Mutter getrennt, die Weiblichen bleiben im Stall in einer engen Box so 15 Jahre und werden dann geschlachtet und die männlichen kommen raus in die Metallboxen und werden nach ca. 8 Wochen abgeholt zum Mästen. Die enge Box soll die Bewegungsfreudigen Kälbchen schon mal daran gewöhnen sich möglichst wenig zu bewegen, da sie bei der Mast in ebenso einer engen Box sonst zu viele Kalorien verbrennen.
Unsere Lust auf Ferien auf dem Bauernhof war uns dann schon vergangen aber wir hatten ja schon gebucht und Bezahlt und somit blieben wir 5 Tage. Jeden morgen wenn ich aufwachte stand meine kleine Cousine schon bei dem kleinen Kälbchen der nach nur 2 Tagen zahm geworden war und die Nähe suchte dieses Bild tat einem in der Seele weh.
So haben wir uns entschlossen das kleine Kälbchen Balu wie Noa- Lena ihn getauft hatte dem Bauern abzukaufen. Aber wohin mit einem Ochsen und wie Transportiren? Wir haben uns an einen Tierschützer und Gnadenhof in Eisenberg bei Deggendorf gewannt sind sogar hingefahren und wurden vertröstet „das kann nur der Chef entscheiden, der ruft sie zurück“ auf diesen Anruf warten wir heute noch! Bei jedem weiteren anruf wurden wir vertröstet. Somit wende ich mich nun an Sie, helfen Sie uns ein Zuhause für den kleinen Balu zu finden damit meine Cousine nicht hilflos zusehen muss wie ihr kleiner Freund erst zum Mäster und dann zu Schlachthof abgeholt wird.
Wie mein Onkel schon zu ihr gesagt hat „das ist nun mal so“ aber es wäre schön wenn es mal anders wäre!
Ich ziehe meine Schlüsse daraus und werde nur noch Milch aus ausgewählten Läden kaufen und auf Fleisch verzichten wir sowieso schon lange. Da ich weiß das es auch, wenn auch nur wenige, andere Bauernhöfe gibt, werden wir uns das nächste mal besser informieren.
Hallo Balu23!
Leider kann ich dir nicht helfen, aber mich würde interessieren, was du sonst für Antworten bekommen hast?
War jemand hilfsbereites dabei?
Gruß
Melanie
Hallo MelaR
Wir haben tatsächlich ein zu Hause für unseren Balu gefunden auf dem Gut Aiderbichl aber nicht über diese Webseite!!! Hier bist Du die erste die mir Antwortet. Kannst Dir den Aiderbichler Bericht gerne Ansehen unter http://www.gut-aiderbichl.com/page.home.php?start=
Gruß balu23
Hallo Balu23,
ich hab den ergreifenden Urlaubsbericht von Dir gelesen und finde es toll wie Ihr Euch für das Kälbchen eingesetzt habt.
Ich habe selbst auch eine Landwirtschaft im Nebenerwerb und kenne leider aber auch die andere Seite der Medailie.
Habt Ihr nach diesem Erlebnis nochmals Urlaub auf einem Bauernhof gemacht?
Als was bist Du beruflich tätig?
Ich würde Euch gerne mal in das wirkliche Leben eines Bauern einweisen um etwas Verständnis für diesen Bauern zu erhalten was natürlich sein Verhalten den Tieren gegenüber nicht entschuldigen kann.
Gruß
Armin
Hallo Fröhlich Armin,
ich bin krankenschwester in der Notaufnahme und Mutter 2er Kinder. Wir würden uns sehr interessieren warum es so schwierig ist die Tiere etwas artgerechter zu halten. Als ich klein war hatten wir ein Ferienhaus auf dem Land im Taunus da habe ich morgens regelmäsig milch mit der Kanne bei einer Bäuerin geholt, die auch ca. 50 Kühe hatte welche aber täglich auf die Weide konnten Sie hatte einen Melkwagen auf der Weide und die Kühe kamen sogar freiwillig zum Melken. Ich habe den Daminger Bauern ja gefragt warum die Kühe sich nicht vom Fleck bewegen dürfen er meinte das währe zu viel arbeit?!
Also bin gespannt was Sie zu Berichten haben. Danke schon mal Gruß
Cosima
Hallo Cosima,
dadurch, daß Du früher schon mal was anderes gesehen hast war es für Dich selbstverständlich etwas sehr unmenschliches.
Jetzt kann ich Dir aber schreiben, daß die Bauern heutzutage auf sehr viele dinge achten müssen die früher nicht so ausschlaggebend waren. Der Bauer muß auf die Reinlichkeit der melkanlage peinlichst achten. Die Keimzahlen und die Zellzahlen der Milch dürfen einen gewissen Wert nicht überschreiten. So wenn diese Auflagen die von der Molkerei kommen eingehalten werden, kommen noch Auflagen von der EU hinzu die wie etwa die Fläche die mindestens pro Tier zur Verfügung gestellt werden muß. Dadurch, daß meißtens dann aber die Fläche entweder zu klein ist also Futter zugekauft werden muß versumpft der Platz an dem die Tiere gefüttert werden. Oder aber der Bauer hat genügend Fläche dann muß er die Tiere immerwieder umtreiben von einer Wiese zur anderen und dort müssen Pfosten eingeschlagen werden und immerwieder überprüft werden. Was natürlich eine Leistungsstarke Milcherzeugung auf dem derzeitigen Milchpreis nicht ermöglicht.
Die Tierhaltung die Du beschrieben hast ist leider nur auf keinem profitorientiertem Hof möglich, da diese Melkroboter die die Tiere von der Weide aus bei Bedarf Melken sehr Teuer sind und die Milchpreise naja das hab ich schon geschrieben. Die Deutschen Bauern müssen mit ihren Produkten gegen einen Weltmarktpreis bestehen der von Supermarktketten in den Keller gedrückt wird. Dann kann man in der Tageszeitung lesen, daß die Lebenshaltungskosten nicht gestiegen sind. Wer den Preis dafür bezahlt hat kann man sich aufgrund meiner Ausführungen ausmahlen.
Gruß
Armin